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- so hatten die Belagerer bis jetzt noch kein Geschüß in Batterien. Der ersten Parallele einzige Bestimmung war, um gegen die ersten Ausfälle zu sichern; daher fie als eine, vor die Angriffsseite gelegte, 300 Klafter vom Hauptwall entfernte, Kontravallazionślinie anzusehen war. Die zweite hingegen wurde zur Aufnahme der Batterien bestimmt, die am besten auf 150 Klafs tern Entfernung angelegt werden.

In der Nacht auf den 27. schritten die Arbeiten der Sappen gegen die Bastionsspigen fort, und eine dritte auf der Kapitallinie des Ravelins wurde anges fangen. Die Verbindung rechts der ersten Parallele mit der zweiten wurde beendigt, und die erstere noch weiter rechts verlängert. Den Waffenplätzen wurde eine folche Einrichtung gegeben, daß man daraus ein wohle gezieltes Feuer unterhalten konnte. Der Bau der fünf Batterien wurde vollendet; sie waren auf die Verlän gerungen der Facen der Werke angelegt, um sie mit geringen Ladungen zu bestreichen. Dieses hatte einen fo guten Erfolg, daß, nachdem sie einmal im Gange waren, die Bertheidiger sich auf den Werken nicht mehr halten konnten; welches ihr mattes Feuer bewies; so daß man ohne Gefahr in die, und aus den Laufgraben gehen konnte. Nicht ohne Mühe brachte Vauban die Artilleristen dazu, mit geringen Ladungen zu schie ßen, weil diese Wirkung nicht in die Augen fiel. Nachdem sie aber genöthiget waren, sich diese Art zu schie. Ben, eigen zu machen, wurde Vaubans Absicht bald erreicht, und man hatte noch niemals vorher die Kanonen, mit so wenig lärmen, so guten Nugen leisten sehen. Diese Batterien gewähren noch überdies den Vortheil, daß, da sie mit hoher Richtung feuern, sie

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über die fortgesetten Angriffsarbeiten wegstreichen, ohne sie zu beunruhigen. Da es durch einige Tage anhaltend regnete, so war die Geschüßbedienung beschwerlich; nachdem aber besseres Wetter eingetreten war, hatten sich die Artilleristen bald eingeübt. Diese ungewohnte Art zu schießen, beunruhigte anfänglich selbst die Artillerie- Offiziere, und war auch nicht nach dem Geschmack der andern, sogar höheren Offiziere, die an das geräuschvolle Wirken der Kanonen gewöhnt waren. — Die eigentliche Wirkung dieser Batterien lernte man erst nach der Eroberung des Plates kennen; der größte Theil der Verwundeten hatte auf den Werken Arme und Beine verloren; die Räder und Wände der Laffe= ten waren zerschmettert worden, und nirgends war man daselbst vor ihrer Wirkung sicher. Es ließen sich darum auch die Belagerten von den Werken, gegen welche diese Batterien einmal in Thätigkeit waren, beinahe nicht mehr hören, und schossen nur noch aus einigen Eleinen Kanonen, deren Aufstellung sie nach einigen Schüssen wieder veränderten.

der antworteten.

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Am 27. Mai wirkten die 3o in den Batterien aufgestellten Kanonen gegen die Werke mit so gutem Erfolge, daß die Vertheidiger nur noch hin und wie. Auf dem hintern Theile der zweiten Parallele wurden Körbe, Faschinen und Pflöcke in großer Menge gesammelt. Ein jedes Bataillon, das diesen Abend ablöste, hatte den Befehl erhalten, 1000 Faschinen, und eine Anzahl drei Fuß langer Pflöcke mitzutragen.

In der Nacht auf den 28. rückten die drei Saps pen bis ohngefähr auf 25 Klafter Entfernung von den Vorsprüngen des bedeckten Weges vor. Auf dem rechten

Flügel baute man an einer Rikoschett Batterie F auf 6 Geschüße gegen die rechte Face der Bastion de Limbourg; auch wurde auf jedem Flügel an einer Mörserbatterie, A und B, jede für 12 Mörser, gearbeitet, aus denen 250 Pfund schwere Bomben geworfen werden sollten. Auf den linken Flügel der Batterie A Eamen 3 große Mörser, welche 500 Pfund schwere Bomben warfen, zu stehen, um durch sie die Hauptschleuße H, welche die überschwemmung gespannt hielt, zu zerstören. Auf der linken Seite der Überschwemmung wurde die Transchee für die Anlage einer Rikoschetts batterie gegen den links gelegenen Ravelin gerichtet.

Nachdem die Parallelen gut eingerichtet und besekt waren, so daß man von Ausfällen der Belagerten nichts mehr zu fürchten hatte, bemerkte Vauban gegen den Marschall Catinat, daß man die Kavallerie auf den Flügeln nicht mehr bedürfe. Die Belagerer sehten das Feuer gegen die Vertheidiger fort, welche am Tage beinahe nicht mehr, weder aus Kanonen, noch aus kleinem Gewehr, schoßen; nur in der Nacht ließen sie sich manchmal noch hören, so daß erstere mit dem geringen Verluste von einem getödteten und drei verwundeten Soldaten die Annäherungen bis auf 10 oder 12 Klaf= ter von den Spiten der ausspringenden Winkel führten.

In der Nacht auf den 28. Mai kam man mit der linken und der mittlern Sappe den Pallisaden schon sehr nahe. Um äußersten rechten Flügel der ersten Parallele wurde eine Rikoschettbatterie G gegen den rech ten Collateral Ravelin, und auf dem linken Flügel in der zweiten Parallele eine Batterie K zu bauen angefangen (diese lehte ist wahrscheinlich statt Nro. 1 errichtet worden, um daraus in größerer Nähe richti

ger zu schießen). Die Rikoschettbatterie C gegen den linken Collateral-Ravelin war schon im Baue begriffen. An der Spiße der Sappe vor dem Mittel- Ravelin wurde, zur Vertreibung der Feinde aus dem ausspringenden Winkel durch Senkschüffe, ein Transchee - Cas valier errichtet. *) Die Belagerungsarbeiten wurden auf gutem Boden überhaupt so ordnungsvoll ausgeführt, wie auf einem Übungsplaße.

Die Mörserbatterie A zur Linken fing am 28., jene B zur Rechten aber erst am 30. zu feuern an. Die einzige Bestimmung derselben war, mit zur Vernichtung der Vertheidigung beizutragen. Sie warfen daher ihre Bomben nur in die Werke, und besonders in die Collateral - Ravelins, von denen die Belagerer am meis sten beunruhiget wurden, weil die Rikoschettbatterien gegen jene Ravelins noch nicht spielten. In der Mör

*) Ein unverschanzter bedeckter Weg wird gewöhnlich, von der dritten Parallele aus, mit Sturm auf einmal genommen, und durch die fliegende Sappe gekrönt (sich darauf verschanzt). Liegen aber in dem bedeckten Weg Werke, aus denen man einen tapferen Widerstand zu erwarten hat, so muß man sich ihm durch den langsamen Gang der Sappe nähern. Hierbei leisten die Laufgrabenkagen (Cavaliers de tranchée), welche als ers höhte Schießstände, auf 12 bis 15 Klafter Entfernung von den Spißen der ausspringenden Winkeln des bedeckten Wegs, zu beiden Seiten der Kapitallinie, bei; nahe parallel mit den Zweigen desselben, aus übereins ander gefeßten Schanzkörben und Erde errichtet wers den, den Nuhen: daß sie durch Senkschüsse diese Vorsprünge von den Vertheidigern rein halten, damit die Sappeure unter weniger Gefahr gegen diese Spişen arbeiten können.

serbatterie zur Linken waren 9 der gewöhnlichen und die 3 großen Mörser. Die Besorgung der Leßteren wure de einem erfahrenen Bombardier - Offizier, in dessen Geschicklichkeit man viel Vertrauen seßte, übertragen; weil besonders viel daran gelegen war, die Schleuße zu öffnen. Die Spannung der Überschwemmung betrug zehn Fuß über die gewöhnliche Wasserhöhe, und man mußte besorgen, daß dieser Wasservorrath zu der Zeit in die Graben strömen gelassen würde, wenn die Belagerer mit dem Übergangsdamme bald fertig wären; wodurch dieser zerstört worden, und durch den starken Ablauf der Überschwemmung zugleich ihre Verbindungsbrücken unterhalb der Festung in Gefahr gekommen

wären.

Die Franzosen hatten ihre Annäherungen stets mit der vollen Sappe gemacht, und beständig ihr Augenmerk auf die Spitze derselben gerichtet, um den feindlichen Unternehmungen darauf allsogleich begegenen zu können. Vauban wollte Anfangs, in einem Abstande von 10 Klafter von den Spißen des bedeckten Wegs, die Annäherungen durch eine dritte Parallele zusammenhängen; da man aber mit der zweiten etwas näher, wie gewöhnlich, vorgerückt war, so unterblieb dieses.

In der Nacht auf den 3o. Mai sollte die Krönung der Spigen an den drei ausspringenden Winkeln des bedeckten Wegs gemacht werden. Da diese Arbeit die größte Aufmerksamkeit erforderte, so blieb Vauban ge= genwärtig. Auch der Marschall Catinat fand sich in der Transchee ein. Als Vauban denselben zu den TranscheeCavaliers vor der Ravelins - Spiße begleitete, erhielt er durch einen Prellschuß eine starke Kontussion an der linken Schulter, welche jedoch seine Thätigkeit keines

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