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XV.

Verbesserungen an den Maschinen zum Vertiefen und Ausgraben von Flußbetten, zum Wegschaffen von Sandbånken und anderen die Schifffahrt beeinträchtigenden Dingen, worauf sich Thomas Affleck, Kaufmann in Dumfries in Schottland, am 11. December 1833 ein Patent ertheilen ließ. 16)

Xus dem London Journal of Arts. Julius 1834, S. 273.
Mit Abbildungen auf Lab. II.

Gegenwärtige und unter obigem Patente begriffene Verbesserungen an den Methoden und Maschinen, deren man sich zum Verties fen und Ausgraben von Flußbetten, so wie auch zum Wegschaffen von Sandbånken und anderen die Schifffahrt beeinträchtigenden Gegenstånden bedient, bestehen darin, daß die natürliche Strömung des Baffers auf gewisse Stellen oder Theile der Untiefen geleitet wird. Dieß geschieht mittelst gewiffer Apparate und Maschinen, welche Hemmungen in der Strömung des Wassers erzeugen, und dadurch an den gewünschten Theilen einen solchen Druk und eine solche Bewegung des Wassers bewirken, daß der angehäufte Sand, Schlamm und die sonstigen Unreinigkeiten weggeschwemmt werden.

Ich bezwete dieß, sagt der Patenttråger, durch verschiedene, sowohl fixirte, als bewegliche Apparate, die ich hier beschreiben will, so wie ich auch die Umstånde angeben will, für welche sie sich eig= nen. Da es jedoch unmöglich wäre, mich in eine Auseinandersezung aller jener Ortsverhältnisse, unter welchen sich meine Operationsweisen als nůzlich bewähren werden, einzulassen, so beschränke ich mich hier auf die Beschreibung einiger bestimmten Localverhältnisse und auf die Angabe des unter diesen Umständen anwendbaren Verfahrens.

Ich nehme also an, es handle sich um die Mündung eines Flusses mit Ebbe und Fluth, wo die Strdmung hauptsächlich an der

16) Das London Journal begleitet dieses Patent, von welchem wir schon im Polyt. Journale Bd. XLVIII. S. 154 Nachricht gaben, wider seine sonstige Sitte, mit einer sehr empfehlenden Einleitung. Es sieht in demselben die passendsten Mittel, wodurch viele versandete Flüsse, mancher versandete Hafen wieder ohne alles Hinderniß und ohne alle Gefahr schiffbar gemacht werden könnte. Die Berfuche, welche der Patentträger in Schottland im Kleinen mit seiner Methode anstellte, sollen sehr günstig ausgefallen seyn; im Großen wurde dasselbe bisher nur in einem englischen Hafen, nåmlich zu Yarmouth benuzt, und daselbst, wie es heißt, mit so glüklichem Erfolge, daß dessen Anwendung bald allgemeiner wers den dürfte. Bir wünschen sehr, daß man bei uns in Deutschland, wo die meis ften unserer Flüsse zu den versandeten gehören, nicht mit Versuchen hierüber zaubern möchte, und sehen der Ausführung dieser Versuche bei dem Interesse, wels ches in lezterer Zeit für Erleichterung der Communicationswege wenigstens in ciniz gen Gegenden rege wurde, auch mit Zuversicht entgegen. 2. d. R.

einen Seite Statt findet, während sich an der entgegengesezten Seite, wie dieß gewöhnlich der Fall ist, an der inneren oder kleineren Curve der Krümmung eine Sandbank befindet, so daß die Untiefe einen bedeutenden Theil der Breite des Flusses einnimmt. Wenn sich diese Bank nun unter dem Niveau der halben Fluth befindet, so wird ein Theil des Wassers über den niedrigen Theil der Bank und die Linie des Wassercanales bei niederem Wasserstande strömen; und bevor die halbe Fluth eintritt und nach der halben Ebbe wird also die Sandbank der Leiter der Strömung nach einer falschen Richtung, indem die Ebene dieses Conductors, seine Directionslinie und die abfallende Fläche der Bank bewirken, daß das Wasser vorwärts strömt, und mit Gewalt auf den nächsten besten Gegenstand, auf welchen es trifft, wirkt.

Aus diesem Grunde geschieht es denn auch gewöhnlich, daß der Schlamm und die sonstigen Substanzen, welche durch die Gewalt des Wassers aufgerührt werden, an dem äußeren Theile der Curve gelegen sind, und daß die Curve, indem sie dem Wasser in seinem kreisrunden Bogen folgt, an dem niedrigen Theile der Bank und an der dem Wassercanale gegenüberliegenden Seite einen Niederschlag er= zeugt. Auf solche Weise wird folglich die Bank immer größer, und damit nimmt auch ihr Einfluß auf die Ablenkung des Wassers von seinem eigentlichen Laufe immer mehr und mehr zu. Um nun' ein solches Hinderniß gegen die wahre Strömung des Wassers zu beseitigen, wende ich zuerst einen stationåren Apparat an, welchen ich so in der Sandbank oder in dem Flußberte befestige, daß er der Schiff= fahrt kein Hinderniß in den Weg legt.

Dieser Apparat besteht aus einer Reihe von Pfählen, welche ich tief und so in den Sand oder in den Schlamm eintreibe, daß fie quer durch den hervorragenden (juttingout part) Theil der Bank eine Linie bilden. Diese Pfähle können, wie man aus Fig. 25 sieht, an ihrem oberen Ende mittelst Bohlen mit einander verbunden werWenn nun die Strömung und die Wogen, indem sie auf dies ses Hinderniß treffen, eine Direction erhalten, so werden sie durch ihren Druk und ihre Gewalt an dem verbauten Theile einen tiefen Canal in die Sandbank wühlen, und dieser Canal wird dann das Bett für den Hauptwasserzug werden. Wenn bei sandigem Boden die Strömung, sowohl der Quantität als der Geschwindigkeit nach, bedeutend ist, so müssen die Bohlen zuerst so an den oberen Enden der Pfähle befestigt werden, daß sich die oberen Theile derselben nur wenig über der Oberfläche der Sandbank befinden, indem bei einem zu großen Widerstande zu befürchten wäre, daß plözlich eine Aushöhlung entstünde, in deren Folge die Strömung schnell den ganzen

Bau untergraben würde. Der Scheitel der Bohlen soll daher ans fangs niedrig seyn, und in dem Maaße als die Aushdhlung tiefer und der Canal durch die Sandbank mehr ausgeschwemmt wird, můßten die Pfähle tiefer eingetrieben und auf deren oberes Ende eine größere Anzahl von Bohlen gebolzt werden.

Es bilden sich jedoch nicht selten Sandbänke, an denen nicht füglich stationäre Pfåhle und Bohlen angebracht werden können; für solche Fälle eignet sich ein Apparat, der an der Spize derselben vor Anker gelegt werden kann. Fig. 26 ist ein Durchschnitt quer durch einen Fluß, an welchem sich der tiefe Wassercanal an der eis nen Seite befindet, während die andere Seite mit einer Bank aus Sand oder Schlamm angefüllt ist. In diesem Falle muß das Wasser bis auf eine bedeutende Höhe oder Tiefe von dem Flußbette in seiner Strömung unterbrochen werden. Die einfachste Vorrichtung, durch welche dieß zu bewerkstelligen wåre, dürfte wohl darin bestehen, daß man den Rumpf eines Schiffes tief in das Wasser untersenkt, nach. dem man an den Seiten desselben unter rechten Winkeln mit dem Kiele durch Bolzen ein Gebålke befestigt, welches durch gehörigeBindemittel zusammengehalten wird. Dieser Apparat wird, wenn er zum Theil in das Wasser untergesenkt worden, der Strömung ein bedeutendes Hinderniß darbieten, und die Folge hievon wird seyn, daß eine heftige Einwirkung auf die unterhalb befindliche Sands bank entsteht, und daß rings um die Stelle, über welcher der Appas rat steht, der Sand und Schlamm weggeschafft und von der Strd= mung fortgetrieben wird.

Damit Schiffe, welche eine freie Wasserbahn erfordern, unges hindert vorüber fahren können, und damit die Maschine auch gegen die Strömung gezogen werden kann, verbinde ich die Flügel des Ge= bålkes durch Angelgewinde mit dem Rumpfe des Schiffes, so daß fie entweder gegen den Vorder- oder gegen den Hintertheil hin an die Seiten des Schiffes angelegt werden können. Diese Flügel kön: nen entweder mittelst Lauen oder mittelst Ketten oder mittelst Ei senstangen unter rechten Winkeln mit dem Kiele ausgespannt erhalten werden; und am oberen Ende eines jeden der beiden Gebälle kann ein Zahnstangensegment angebracht seyn, damit man die Flügel mit Hülfe eines Getriebes oder einer Schraube ohne Ende, welche an Bord des Schiffes aufgezogen seyn müßte, ausspannen oder an die Seiten des Schiffes anlegen kann. Dieser zum Ausspannen und Einziehen der Flügel dienende Apparat muß dem Gewichte und der Stärke des Gebältes, so wie der Quantität und der Geschwindigkeit der Strömung angemessen seyn.

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Da die Kraft der Strömung die Bank, gegen welche sie geleitet wird, rasch wegschwemmen wird, so regulire ich das Festhalten des Ankers in dem Boden auf solche Weise, daß das Schiff mit seinen Flügeln langsam mit dem Strome treibt, damit die reinigende Gewalt nach und nach auf eine ausgedehnte Strefe der Sandbank einwirke. Dieß läßt sich bewirken, indem man auf dem Verdeke des Schiffes einen kräftigen Krahn anbringt, womit man den Anker heben oder senken kann, je nachdem derselbe festhalten oder nachge= ben soll. Der Anker kann hiebei auch so gebaut seyn, daß er bei seinem Fortschreiten den Kies und die Steine aus den Untiefen in die tieferen Theile des Flußbettes zieht. Man kann dieser Methode ein Flußbett zu vertiefen und zu erweitern eine beliebige Kraft ge= ben, selbst eine so große, daß die ganze Fluth und Ebbe eines Flus ses in die Hälfte seines regelmäßigen Raumes geengt wird; und bei einer solchen Gewalt wird sich der Schlamm, der Sand, und selbst der Kies mit einer Geschwindigkeit fortbewegen, die beinahe der Ge= schwindigkeit des Wassers gleichkommt. Man kann auch mehrere solcher einfachen Maschinen in einer Reihe quer über den Fluß an= bringen, und sie auf die angegebene Weise in dem Maaße mit dem Strome treiben lassen, in welchem die Sandbank kleiner und kleis ner wird.

Der Schiffsraum muß belastet werden, damit das Schiff ges bdrig tief im Wasser gehe; da die Tiefe des Wassers jedoch je nach dem Steigen oder Fallen der Fluth verschieden ist, so muß die Schwimmkraft des Schiffes so regulirt werden, daß die Bodenstrd. mung gleichförmig und mit der größten Kraft, welche Kraft bloß durch die Wirkung bestimmt werden kann, auf die Sandbank einwirke. Die Tiefe oder die Wassertracht des Apparates läßt sich re guliren, wenn man den Schiffsraum in wasserdichte Kammern ab: theilt, und wenn man jede dieser Kammern mit einer Klappe oder einem Hahne, durch welchen Wasser eindringen kann, und mit einer Pumpe, mit welcher dasselbe wieder aufgepumpt werden kann, vera sieht, oder wenn man Pumpen in Anwendung bringt, die das Wass ser bald ein, bald austreiben. Diese Kammern sind nöthig, damit das Wasser nicht pldzlich in die eine oder in die andere Seite oder in das eine oder andere Ende des Schiffes eindringt, damit das Schiff aufrecht erhalten werde, und damit die Schwimmkraft des Echiffes durch Füllen oder Leeren dieser Kammern nach Belichen regulirt werden kann.

Eine Modification des Apparates sieht man in Fig. 27 und 28; derselbe besteht hienach aus einem hölzernen Kreuze, welches mit eis ner starken, gußeisernen Centralplatte beschwert ist. Das Kreuz

kann von verschiedener Größe, von 20 bis zu 50 Yards Weite und 20 bis 30 Zoll Tiefe erbaut werden, und muß mit eisernen Füßen, welche in den Sand eingreifen, versehen seyn; es wird durch einen Anker und ein Kettentau an Ort und Stelle erhalten; das zu tiefe Eindringen der Spizen in den Sand wird durch Schultern oder andere breite Oberflächen, die sich an den Füßen befinden, verhindert. Diese Vorrichtung unterbricht, wenn sie untergetaucht wird, die Strömung des Wassers am Boden, und bewirkt, daß die darunter befindliche Bank ausgewaschen wird; und so wie der Sand oder der Schlamm nachgibt, treibt das Kreuz, je nachdem es die Långe der Kette zuläßt, langsam mit der Strömung des Wassers, und zwar mit der Fluth nach der einen, und mit der Ebbe nach der anderen Richtung. Ich gebe zwar einem Kreuze, so wie es hier abgebildet ist, den Vorzug, allein man kann auch dergleichen Vorrichtungen mit drei, fünf oder mehr Armen anwenden: jedenfalls muß in der Mitte eine Boje angebracht seyn, damit man die Stellung des Ap= parates erkennen kann. Unter gewissen Umständen kann man das Geball auch aus Holzstämmen, die gehörig mit einander verbunden werden, so erbauen, daß das Wasser in der ganzen Tiefe, bis auf welche der Apparat untergetaucht wird, einen Widerstand erleidet. In diesem Falle bringe ich dann in der Mitte des Apparates einen großen Kasten an, damit der Apparat je nach Bedarf beladen oder abgeladen werden kann; eben so baue ich in diesen Kasten auch eine Pleine Kammer, in welcher die Arbeiter Schuz finden können.

Aus dieser Beschreibung der allgemeinen Principien meines Verfahrens geht deutlich hervor, daß meine Erfindung in einer theilweisen Einschränkung und Einengung des Wasserstromes besteht, wos durch das Wasser gezwungen wird, mit außerordentlichem Druke und großer Kraft so auf gewisse Theile der Sandbank einzuwirken, daß der Sand und Schlamm fortgeschafft wird, während dafür ohne alle Arbeit und ohne eigene Kosten für die Reinigung neue und tiefe Wassercandle ausgegraben werden. Da jedoch unter verschiede andere Apparat tauglicher

nen Umstånden bald der eine, bald der befunden werden dürfte, so habe ich es für geeignet erachtet, hier mehrere jener Apparate anzugeben, die ich durch die Erfahrung be währt fand; übrigens beschränke ich mich deßhalb durchaus nicht weder auf den einen, noch auf den anderen.

In Fig. 29 sieht man einen Pfahl, dergleichen mehrere in Reis hen tief in die Sandbank eingetrieben werden. Diese Pfähle, deren Hdhe und deren Entfernung von einander von den Umständen abhången muß, erzeugen durch die dadurch entstehenden Wellen und Strdmungen einen tiefen unveränderlichen Canal.

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