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gen zuerst die natürliche Farbe der anzuwendenden Farbstoffe zurüfzus führen suchen, dann die Farbe derselben, wie sie durch Eauren, Alkas lien, Calze 2c. verändert wird. Endlich muß er wissen, daß wenn er mehrere verschiedenartige Farbstoffe auf einem Stoffe befestigt, wie 3. B. Gelb und Blau, derselbe in der gemischten Farbe, also in diesem Falle grün, deßwegen erscheint, weil das Auge die Punkte des Stoffes, welche das Gelb reflectiren, von denjenigen, welche das Blau reflectiren, nicht unterscheiden kann, und daß folglich nur dann eine ge= mischte Farbe entsteht, wenn diese Unterscheidung unmöglich ist.

Wenn man gewisse graue Körper, z. B. Haare, Federn c. mit dem Mikroskope oder einem Vergrößerungsglase untersucht, so sieht man, daß die graue Farbe durch schwarze Theile hervorgebracht wird, welche auf einer farblosen oder schwach gefärbten Fläche zerstreut find.

2. Von dem gleichzeitigen Contraste der Farben.

Der Fårber muß das Gesez des gleichzeitigen Contrastes der Farben kennen, sonst kann er den Unterschied, welcher zwischen zwei Stoffen Statt findet, die er in Bezug auf ihre Farbe mit ein: auder vergleicht, nicht richtig beurtheilen; er kann sich sonst den außerordentlichen Unterschied nicht erklären, den er bei einer Farbenscala bemerkt, deren äußerste Tone, gleichzeitig gesehen, verschiedenen Scalen anzugehören scheinen; er kann die wahre Farbe gewisser auf gefärbte Böden gedrukten Muster, die er nachahmen will 2c., nicht beurtheilen. Das Gesez des gleichzeitigen Contrastes der Farben läßt fich folgender Maßen ausdrüfen:

Wenn das Auge zwei neben einander befindliche Farben sieht, so sieht es dieselben möglichst verschieden hinsichtlich ihrer optischen Zusammensezung und der Höhe ihres Zones, wenn beide nicht gleich hell oder gleich dunkel sind.

Nun sieht man sie aber hinsichtlich ihrer optischen Zusammensezung möglichst verschieden, wenn die Complementfarbe von einer derselben zur anderen Farbe hinzukommt. Man bringe z. B. eine grüne Zone neben eine orangefarbige; die rothe Farbe, das Comple= ment des Grün, wird, indem sie zum Orange hinzukommt, lezteres dann mehr roth erscheinen machen; deßgleichen wird das Blau, die Complementfarbe des Orange, indem sie zum Grún hinzukommt, dasselbe blauer aussehend machen. Um diese Unterschiede abzuschäzen, nehme man zwei grüne und zwei orangefarbige Zonen; bringe eine der grünen Zonen neben eine der orangefarbigen Zonen und dann von den beiden anderen die grüne Zone in einige Entfernung von der ersten grünen Zone und auf dieselbe Seite, die orangefarbige

Zone aber in einige Entfernung von der ersten orangefarbigen Zone und auf dieselbe Seite.

Um sich von dem Contraste in der Hdhe des Tons zu überzeugen, nehme man die Ldne Nr. 1, Nr. 2, Nr. 15 und Nr. 16 von einer rothen Farbenscala, z. B.; wenn man Nr. 2 und Nr. 15 ne ben einander legt, Nr. 1 in Entfernung von Nr. 2 und auf dieselbe Seite bringt, und Nr. 16 in Entfernung von Nr. 15 und auf dieselbe Seite, so wird man, vorausgesezt daß die Scala gehörig degradirt ist, Nr. 2 gleich Nr. 1 und Nr. 15 gleich Nr. 16 sehen; hieraus folgt, daß die Nr. 2 durch die Nähe von Nr. 15 von ihrer Farbe verloren zu haben scheint, so wie Nr. 15 im Gegentheil daran zugenommen zu haben scheint.

Ich bemerke nur noch, daß wenn man schwarze oder graue Muster auf farbige Böden drukt, diese Muster in der Complementfarbe des Bodens erscheinen. Um ihre Farbe zu beurtheilen, muß man also in einem grauen oder weißen Papiere einen solchen Auss schnitt machen, daß das Auge nur das Muster sehen kann; und wenn man Muster von einer und derselben Farbe, die auf Bdden von verschiedenen Farben gedrukt sind, vergleichen will, so muß man, um erstere gehörig beurtheilen zu können, sie auf dieselbe Art von dem Boden, der sie modificirt, isoliren.

LXXVI.

Ansichten verschiedener französischer Fabrikanten über den gegenwärtigen Zustand ihres Industriezweiges in Frankreich, und über die Folgen der Aufhebung des Prohibitivsystemes für ihre Fabriken.

Im Auszuge aus dem Temps und Moniteur universel.
(Fortsezung und Beschluß von Heft 5, S. 479.)

III. Fabrikation von plattirten Waaren.

1. Aussagen des Hrn. Parquin, Fabrikanten plattirter Waaren.

Frankreich erzeugt gegenwärtig weit mehr plattirte Waaren als früher. Als ich vor zehn Jahren meine Fabrik errichtete, bestanden nur 4 oder 5 Fabrikanten, während sich gegenwärtig deren Zahl auf 20 beläuft; ich machte früher jährlich für 40,000, gegenwärtig aber für 700,000 Fr. Geschäfte. Meine Fa= brik erzeugt unter allen übrigen am meisten; denn ich bin beinahe der einzige, der eine namhafte Menge Fabrikat zur Ausfuhr liefert. Ich erlangte diese hohe Stufe hauptsächlich aber nur dadurch, daß ich in den Gefängnissen, wo der Arbeitslohn viel wohlfeiler ist, Werkstätten errichtete. Die Engländer haben einen großen Vortheil vor uns voraus,

indem ihnen ihr ausgewalztes Kupfer weit wohlfeiler zu stehen kommt, als uns. Wir müssen uns an die Strekwerke zu Jmpby und Romilly wenden; das ausgewalzte Kupfer kostet uns die erste Qualität 44 und die zweite 34 Sous das Pfund, während die englischen Plattirer mit Kupfer arbeiten, welches ihnen nur 26 Sous das Pfund kostet. Wir führen nur Rohkupfer aus England und Rußland ein, und dieses zahlt 2 Fr. per Kilogr. Zoll; es muß aber gereinigt und ausgewalzt werden, was in den Fabriken von Imphy und Nomilly geschieht, und was den Preis bedeutend erhöht. Das Kupfer, welches in England 26 Sous kostet, kommt unserem Kupfer zu 34 Sous gleich, während es jenem Kupfer, welches bei uns zu 44 Sous notirt wird, an Güte nachsteht. Wir brauchen bei unseren Arbeiten Kupfer von erster Qualität, weil wir mit der Drehebank arbeiten: ein Verfahren, welches vor dem in England gebräuchlichen Ausschlagen den Vorzug verdient. In England kostet das Auswalzen des Kupfers 1 bis 2 Sous per Pfund; in Frankreich hingegen kommt es uns auf 12 Sous. Die Werkstätten, welche ich in den Gefängnissen errichtete, und in denen man mir zu 20 Sous des Tags arbeitet, glichen bisher diesen Uebelstand aus; allein dieß ist gewiß kein natürlicher Zustand.

Fr. Wie viel beträgt Ihre Ausfuhr, und wohin findet sie Statt?

A. Ich fabricire für 700,000 Fr. Waaren, und davon führe ich für 400,000 Fr. aus; die ausgeführten Artikel gehen hauptsächlich nach Süd-America, BuenosAyres, Chili, nach der Havannah, und nur sehr wenig in die Vereinigten Staaten.

Fr. Würde es den französischen Fabriken Gefahr bringen, wenn das Einfuhrverbot, womit die englischen plattirten Waaren belegt sind, aufgehoben würde?

A. Es würde uns vielmehr zum Vortheile gereichen, vorausgesezt, daß in England auch die französischen Waaren dieser Art zugelassen würden. In Frankreich werden nämlich jährlich nur für 11⁄2 Mil. Fr. derlei Waaren verbraucht, während der jährliche Verbrauch in England gegen 30 Mill. beträgt; es ist daher sehr wahrscheinlich, daß ich in England weit mehr Abfaz finden würde, als die Engländer in Frankreich finden könnten. Die englische Fabrikationsmethode ist alt und kostspielig; wäre die Einfuhr in beiden Ländern fret und ohne alle Einschränkung, so könnten die französischen Artikel wahrscheinlich nicht nur wegen der größeren Mannigfaltigkeit ihrer Formen, sondern auch wegen ihrer Wohlfeilheit den Vorzug erringen.

Fr. Beträgt der Zoll in England wirklich 20 Procent?

A. Ja; und dessen ungeachtet würde ich in London eine Niederlage meiner Artikel errichten, wenn ich nicht schon bei uns hinreichend beschäftigt wäre. Die Engländer sind übrigens nicht so wie wir gebunden, ihre plattirten Artikel mit einer Marke zu versehen; das Gesez, welches uns hiezu zwingt, wurde von Leuten fabricirt, die von unserem Geschäfte gar keinen Begriff hatten.

Fr. Fordert die Verwaltung denn etwas Anderes, als daß Sie Bücher halten und Declarationen machen?

A. Sie zwingt uns zum Markiren.

Fr. Und wenn Sie dieß nicht thun, kommt man dann in die Magazine, um es zu bewerkstelligen?

A. Wir befinden uns immer unter den Streichen des Gesezes. Ueberdieß ist das Gesez nur illusorisch; denn die Feingehalte, welche auf jedem einzelnen Stúfe angegeben werden, können nicht genau seyn. An jenen Artikeln, welche jediglich aus plattirtem Kupfer bestehen, läßt sich die Quantität des darin enthaltenen Silbers allerdings angeben; allein an den andern Artikeln läßt sich

das Verhältniß unmöglich bestimmen. Man sollte sich mit der Marke des Fabrikanten begnügen. Das Gesez, welches uns zwingt, jedes Mal den Feingehalt anzugeben, wollte wohl allenfallsige Betrügereien verhüten; allein es bewirkt gerade das Gegentheil, und zwingt uns solche zu begehen. Vor zehn Jahren martirte man zu ‰, seither wurde die Marke immer erhöht, so daß Gegenstände, die oft nur mit 100 fabricirt find, mit 1⁄4。 markirt werden, indem man sie, wenn dieß nicht geschähe, nicht kaufen würde. Und wenn dieß so fortgeht, so sehe ich nicht ein, warum man im nächsten Jahre nicht bloß Gegenstände, die mit 1% markirt sind, kaufen wollte. Die Engländer haben keine solchen Marken, und kennen bloß schlecht und gut plattirtes Gut, während wir eine unendliche Anzahl von Sorten haben. Der englische Fabrikant ist bloß gezwungen, seine Artikel mit seinem eigenen Zeichen zu versehen, und verkauft je nach dem Zutrauen, welches er einflößt, mehr oder weniger.

Fr. Welcher Ansicht sind Sie in Betreff der Zölle ?

A. Als Fabrikant plattirter und kupferner Waaren muß ich wünschen, daß das ausgewalzte Kupfer frei gegeben werde; meine Fabrik könnte eine weit größere Ausdehnung erlangen, wenn mich das Kupfer nicht so hoch zu stehen káme. Ich erzeuge gegenwärtig wöchentlich 7 bis 800 Paare kupferuer Leuchter; in England sah ich eine Fabrik, welche deren wöchentlich 4000 Paare fabri= cirte. Ich kann das Duzend Handleuchter nur zu 10 Fr. verkaufen, während man es in England zu 6 Fr. haben kann. So lange das ausgewalzte Kupfer so hoch im Preise bleibt, als es gegenwärtig ist, werden wir uns gegen England immer im Nachtheile befinden. Wir haben nur sehr wenige Kupferwalzwerke, und dieß trägt wesentlich zu der Kostspieligkeit des Materials bet.

Fr. Glauben Sie, daß unsere Kupferwalzwerke in Folge der Verminderung des Zolles, welcher auf ihren Fabrikaten ruht, nicht leiden müssen?

A. Wahrscheinlich würden die Besizer dieser Werke ihre Preise erniedrigen, ihr Capital löschen, oder statt ihrer großen Fabriken in unserer Mitte deren kleinere errichten.

Fr. Welchen Zoll halten Sie für die englischen plattirten Arbeiten am geeignetsten?

A. Ich für meinen Theil wünsche gar keinen, unter der Bedingung der Reciprocitát jedoch; denn wenn bei uns auf das englische Fabrikat ein Zoll gelegt wird, so wird man in England auch auf das unsrige einen legen, und ich wünschte, wie gesagt, gar keinen.

Fr. Sie wissen wohl, daß wir zwar bei uns den Zoll herabsezen oder aufheben können, daß sich aber nicht voraussehen läßt, was man in anderen Låndern thun wird?

A. Ich würde nur in demselben Verhältnisse Zugeständnisse machen, in welchem man uns welche macht.

Fr. Glauben Sie nicht, daß sich ungefähr eine Gleichheit der Umstände ergeben würde, wenn gegenseitig ein Zoll von 20 % festgesezt würde?

A. Wir haben gegenwärtig schon die Befugniß, unser Fabrikat gegen einen Zoll von 20% nach England einführen zu dürfen; ich sehe also nicht ein, welchen Nuzen wir bei dieser Maßregel haben sollten, sondern glaube vielmehr, daß sie uns von Nachtheil seyn würde.

Fr. Wenn die englische Regierung jedoch den Einfuhrzoll um die Hälfte herabsezen sollte?

A. Nicht der Zoll von 20 % ist es, der unsere Ausfuhr nach England hin

dert; wenn wir unsere Fabrikate nicht dahin verkauften, so geschah dieß bloß, weil wir nicht wollten; ich wenigstens würde, wenn es mir bei uns an Arbeit und Absaz fehlte, gleich für England fabriciren.

Fr. Selbst bei dem Unterschiede im Preise der Rohstoffe?

A. Ja; denn der Preis der Rohstoffe ist bei den gemeineren, wohlfellen Artikeln allerdings von großer Wichtigkeit; allein bel den schönen und bessern Artikeln ist der Gehalt an Silber immer derselbe, und dagegen der Unterschied im Preise des Kupfers von geringerer Wichtigkeit. Dieser Unterschied beträgt 3. B. auf eine Mark Silber von 10 Fr. nur 14 Sous, und aus diesem Grunde behaupte ich, daß ich des höheren Preises des Kupfers ungeachtet dennoch meine plattirten Waaren in England mit Vortheil verkaufen kann. Ich würde z. B. zierlich geformte Leuchter nach England senden, und bin gewiß, daß ich sie wohlfeller verkaufen kann, als die Engländer die ihrigen. Es ist nämlich wohl zu merken, daß die Engländer alle ihre Artikel ausschlagen, und daß die Matrizen ihnen sehr theuer zu stehen kommen. Es gibt in Birmingham Fabriken, in welchen man an 3 Millionen Matrizen vorräthig hat. Wir hingegen fabriciren Alles mit Formhölzern, wobei ein Arbeiter in einem halben Tage ein Paar Leuchter fertig bringt. Da der Preis der Matrizen, von denen jede auf 4 — 500 Fr. zu stehen kommt, bei dem Gestehungspreise der Fabrikate in Anschlag kommen muß, so zweifle ich nicht, daß wir, die wir mit der Drehebank arbeiten, unsere Artikel wohlfeiler zu liefern im Stande sind. Die Matrizen, deren sich die Engländer bedienen, häufen sich überdieß in den Magazinen an, und verhindern einen größeren und fortwährenden Wechsel in den Formen; deßhalb findet man unter den englischen Fabrikaten immer auch wieder alte Formen, während wir alle Jahre mit unseren Formen wechseln, und daher immer das Neueste und Eleganteste haben.

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Fr. Sie sind demnach bei Lurusartikeln im Vortheile, well Sie mit mehr Geschmat und schneller arbeiten?

A. Ja; aber unglüklicher Weise haben wir den Zwang der Marke und den hohen Preis der Rohstoffe gegen uns.

Fr. Wenn aber der Zoll auf das ausgewalzte Kupfer erniedrigt werden würde?

A. Der Zoll auf dasselbe sollte nicht höher stehen, als jener auf das Rohkupfer; und wäre dieß der Fall, so bin ich gewiß, daß ungefähr 50,000 Personen mehr mit der Behandlung des Kupfers beschäftigt seyn würden. Ich zweifle keinen Augenblik, daß die Fabrikation von plattirten Arbeiten durch die Herabsezung des Zolles außerordentlichen Aufschwung erhalten würde, obschon sie bei uns kaum je jene Ausdehnung erlangen dürfte, deren sie sich in England erfreut.

Fr. Woher glauben Sie wohl, daß dieß kommen dürfte?

A. In England zahlt das Silber 30 Fr. Controlauflage; in Frankreich hingegen nur 2 Fr. Man kann daher in England eine Mark gearbeitetes und controlirtes Silber nicht unter 110 Fr. bekommen; und da die nicht controlirten Gegenstände dem Verkäufer keine Sicherheit gewähren, so gibt man den plattirten Waaren den Vorzug. In Frankreich hingegen, wo man eine Mark gearbeitetes Silber zu 60 Fr. bekommt, gibt man nicht gern 30—40 Fr. für die Mark plattirter Arbeiten. Aus diesem Grunde fabricirt man in England so viele und so gute Arbeiten dieser Art; man erzeugt deren welche, die aus % Kupfer und % Silber testehen, und bei denen man den Gebrauch des Silbers

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