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ist ganz geeignet, innerhalb des Schlotes Wärme und Feuchtigkeit aufzunehmen, indem sich das Wasser in der Röhre in fehr fein zers theiltem Zustande befindet, viele Berührungspunkte und eine große Oberfläche darbietet, und eine höhere Temperatur, als die atmosphårische Luft befizt. Da überdieß die kalte trokene Luft beständig erneuert, und dem Dampfe so schnell als er sich entwikelt, durch den latenten Wärmestoff ein Zufluß an Wärme geliefert wird, so wird auf diese Weise ein Theil des herabfallenden Regens oder Wassers verdampft, und durch diese Verdampfung wird nicht bloß dem Wass ser, welches durch den umwikelten Zeug mit den Windungen des Schlangenrohres in Berührung erhalten wird, sondern auch den heis ßen, durch das Schlangenrohr strömenden Dåmpfen Wårmestoff ents zogen. Dieser Verdampfungsproceß befizt mithin eine kühlende Kraft, welche in dem unteren Theile des Schlotes oder der Röhre K nur schwach ist, weil die Temperatur des Wassers und des Schlangenrohres an diesem Theile niedriger ist, welche jedoch um so mehr zunimmt, je nåher man dem Seiher oder dem Siebe kommt, an welchem sie den höchsten Grad erreicht hat. Der Luftstrom ist hienach an jedem zwischen der unteren Mündung des Schlotes und dem Seiher oder Siebe gelegenen Punkte immer etwas kühler, als die Atmosphäre der Region, durch welche er geht; und seine Temperatur wird, indem er durch diese wårmere Region geht, nicht nur in's Gleichgewicht gebracht, sondern er nimmt zugleich auch eine neue Menge Wasserdampf auf, wodurch die neue Temperatur, die er erlangt, mit seiner Sättigungscapacitat ausgeglichen wird. Die durch die Verdunstung bedingte Abkühlung wirkt von der unteren Mündung des Schlotes bis zur unteren Seite des Seihers oder des. Siebes ununterbrochen und progressiv; und dieser Kühlproceß wirkt nicht bloß als Verdünstungsmittel, sondern er kühlt auch ab, indem der Luftstrom dadurch, daß er den durch das Schlangenrohr strds menden Flüssigkeiten oder Dämpfen Wårmestoff entzieht, erwärmt wird. Es findet mithin auch die Abkühlung vom unteren Theile der Röhre oder des Schlotes bis zum Siebe oder Seiher ununterbrochen und in progressivem Maaße Statt.

Am Schlusse dieser etwas unpraktisch klingenden Einleitung sagt der Patenttråger, daß die Geschwindigkeit oder die Kraft des durch die Röhre oder den Schlot K ziehenden Luftstromes durch künstliche Mittel beschleunigt werden kann; sey es, daß man die aus der obes ren Mündung austretende Luft oder den Dampf in den Rauchfang oder Feuerzug eines Ofens leite, oder daß man einen sich umdrehenden Windfang oder Ventilator, oder irgend eine andere Vorrichtung, durch welche der Luftzug verstärkt werden kann, anbringt. Ich

brauche mich jedoch, fährt er fort, hierüber nicht weiter einzulassen, indem ich hier bloß die Principien meines Apparates in ganz eins fachem Zustande erläutern will; bemerken muß ich jedoch, daß der Flächenraum der unteren Mündung, durch welche die Luft in den Schlot K eindringt, und der Flächenråum der oberen Mündung, bei der dieselbe wieder austritt, je nach der Wirkung, die man erzielen will, im Verhältnisse zu einander stehen müssen.

Es ist ferner zu bemerken, daß wenn dieser Apparat die beste Wirkung außern soll, die Geschwindigkeit des Luftstromes selbst sich auf dem Marimum befinden muß. Da die Geschwindigkeit des Luftstromes von dem Ueberschusse der Temperatur, des herabfallens, den Wassers und der Windungen des Schlangenrohres über die Tem peratur der äußeren atmosphärischen Luft bedingt ist, so folgt hier. aus, daß sich das herabfallende Wasser auf dem Marimum der Temperatur befinden muß. Das Maximum dieses Ueberschusses der Temperatur ist jedoch nur vorhanden, wenn das Wasser, welches den Regen unterhålt, dieselbe Temperatur hat, wie die Dämpfe, welche verdichtet werden sollen; wåre seine Wärme geringer, so würde es weniger Luft herbeiziehen, und wäre sie größer, so würde dadurch die Temperatur der Dämpfe, welche verdichtet werden sollen, erhöht werden. Der in der Röhre K angebrachte Wafferregen außert dems nach das Marimum seiner Wirkung als Kühlmittel, wenn er eben so warm ist, als die zu verdichtenden Dämpfe; ich kann demnach die Behauptung aufstellen:,,daß wenn man Waffer als Kühlmittel ans wendet, eine geringere Quantitåt davon nöthig ist, wenn man es warm anstatt kalt anwendet; und daß die geringste Quantitåt Wafser verdünftet wird, wenn dasselbe eben so warm ist, als die wässes rigen oder geistigen Dämpfe, auf die es einzuwirken hat." Diese Behauptung ist, so sonderbar sie auch klingen mag, ganz den Ges sezen der Natur gemäß; sie kommt uns nur deßwegen fremdartig vor, weil bisher noch nie warmes Wasser mit Luftströmen zum Abkühlen verwendet wurde.

Das Wasser in dem Seiher oder in dem Siebe muß demnach diesen Principien gemäß bis auf die Temperatur der abzukühlenden Dämpfe erhizt werden; und um dieß zu bewirken, lasse ich das lauwarme, aus dem Behälter E empor gepumpte Wasser in der Kammer C circuliren. Es beginnt bei dieser Circulation zugleich auch als Kühlmittel zu wirken; denn es nimmt einen Theil der Wärme der durch die Röhre B strömenden Dämpfe auf, und wirkt dann ferner in dem Schlote oder in dem Cylinder auf die beschriebene Weise als Verdichter. Jener Theil des Waffers, welcher sich noch in flüssigem Zustande befindet, nachdem er von einer Windung

des Schlangenrohres zur anderen herabgefallen, gelangt lauwarm auf die schiefe Fläche L, die ihu wieder in den Behälter E zurükführt, aus welchem es dann neuerdings wieder in die Kammer C emporgepumpt wird.

Die Röhre oder der Schlot K kann eine größere oder geringere Höhe haben; je höher er ist, um so stärker wird der Luftstrom das durch werden. Die Stärke oder Geschwindigkeit des Luftstromes kann übrigens durch den Flächenraum der Eintritts- und der Austrittsmündung bemessen werden. Wenn der Schlot bloß bis zur Höhe des Siebes oder des Seihers emporsteigt, so ist seine Wirkung viel geringer, als sie ist, wenn er über denselben hinaussteigt. Ich bemerke hier nur noch, daß wenn der Schlot oder der Cylinder ents fernt wird, auch dadurch ein geringerer Grad von Wirkung hervor= gebracht werden kann, daß in dem cylindrischen, von den Schlangenwindungen gebildeten Raume auf die angegebene Weise ein Luftzug erzeugt wird; übrigens kann man auch an einem irgend anders geformten Apparate durch die Mitte desselben einen ähnlichen Luft= zug hervorbringen; ich habe das Schlangenrohr bloß zur Erläutes rung der Principien dieser Verdichtungs- und Abkühlungsmethode gewählt.

Die geringe Quantität Wasser, welche bei diesem Verdichtungsprocesse verloren geht, d. h. jene Quantitåt, welche an der oberen Mündung des Schlotes in Dampfform entweicht, kann durch einen kleinen Strom kalten Wassers, welcher in den Behälter E oder zwis schen den Röhren B und C in die Kammer geleitet wird, ersezt werden. Arbeitet man mit Wasserdampfen, so beträgt der Verbrauch an Wasser dem Gewichte nach jederzeit weniger, als das Gewicht der in tropfbare Flüssigkeit verwandelten Dåmpfe.

Soll der Apparat zum Destilliren verwendet werden, so muß fich das Schlangenrohr in ein Gefäß M endigen, welches zur Aufnahme des Productes der Destillation bestimmt ist. Es wird von selbst erhellen, daß das verbesserte Verfahren zu verschiedenen Zwe ken, bei welchen Verdichtung und Abkühlung erfordert wird, benuzt werden kann, wie z. B. zum Eindiken und Versieden von Zuker, zum Verdichten und Abkühlen von destillirten Dåmpfen, Salzlaugen 2c. im luftleeren Raume oder nach gewöhnlichem Verfahren, zum Abkühlen der Würzen der Brauer und zum Abkühlen anderer Flüssigkeiten.

X.

Versuche, welche Dr. Andrew Ure, M. D. F. R. S., Professor der Chemie, in Auftrag der Lords des geheimen Rathes für Handel und Colonien über die Zukerraffination anstellte.

Aus dem London Journal of Arts. März 1834, S. 90, April S. 138, Mai S. 198, Junius S. 259 und Julius S. 312.

Mit Abbildungen auf Lab. I.

Die Versuche, deren Resultate ich hier vorlege, wurden auf Verlangen der Lords des geheimen Rathes für Handel und Colonien angestellt, um zu ermitteln, wie viel Hut, Lumpens, Bastardzuker und Syrup im Durchschnitte ein Centner Rohzuker gibt, wenn er nach dem gewöhnlichen Verfahren mit Sorgfalt raffinirt wird. In einer Sizung, welche die Lordschaften im October 1831 in Ge= genwart der Deputirten der westindischen Gesellschaft und der Zukerraffineurs hielten, kam man darin überein, daß ich bei diesen Versu chen die gewöhnliche Methode die Hüte oder Brode mit Thon, an: statt mit feinem Syrup zu entfärben, anwenden sollte, indem lezteres Verfahren größten Theils auf die Patentzukersiedereien, in de nen die Vacuumpfanne angewendet wird, beschränkt ist. Zum Klå ren des Rohzukers sollte ich thierische Kohle anwenden.

Die Resultate solcher im Kleinen angestellten und auf 10 bis 15 Tonnen Zuker beschränkten Versuche zeigen sich aus mehrfachen Ursachen weniger productiv, als das Verfahren einer in regelmäßigem Gange befindlichen Zukersiederei, welche im Großen und mit erfahrenen und wohl unterrichteten Leuten, die sich beständig in einer Anstalt befinden, arbeitet. Die Stellung meines Siedmeisters war offenbar nicht so anlokend, als daß ich mir schmeicheln konnte, ein gewandter Mann würde sich um dieses Amt, welches von vielen Gliedern dieses Gewerbes mit mißtrauischem Auge betrachtet ward, bewerben; und doch hing das Gelingen meiner Versuche großen Theils von der Geschiklichkeit und Ehrlichkeit dieses Mannes ab.

Nach langem Umhersuchen war ich gezwungen, mich mit einem deutschen Zukersieder von bekannter Unbescholtenheit zu begnügen, obschon dieser Mann ohne alle wissenschaftliche Kenntnisse, und bei dem Befolgen des Schlendrians in einer bedeutenden Zukersiederei der City alt geworden und dann entlassen worden war. Es kostete mich ununterbrochene und ängstliche Aufmerksamkeit, mit der ich diesen Menschen beinahe bei jedem Processe leiten mußte, indem für ihn sowohl das Sieden des Zukers in einer Pfanne, die durch irgend

ein Bad geheizt wird, als das Filtriren durch rdhrenartige Schläuche, und die Anwendung der thierischen Kohle ganz fremde Dinge waren. In der Behandlung des gekalkten brasilischen Zukers war er ganz und gar unerfahren, und da es sich bei unseren ersten Versuchen gerade um einen schadhaft gewordenen Artikel dieser Art handelte, so beging er natürlich viele Mißgriffe: und zwar besonders in Hins ficht auf den Granulationsgrad in der Siedepfanne. Doch müssen wir uns, nach dem zu urtheilen, was ich seither über das Versieden von schlechtem Zuker durch regelmäßig gebildete Zukersieder, und über die hdchst zarte Natur des Zukers überhaupt lernte, Glük wünschen, daß unser erster Versuch eine so große Quantitåt gekörnten Zuker gab. Leider verlor ich diesen Mann, nachdem er mir meinem Verfahren vertraut geworden, plözlich durch den Tod, und ich mußte ihn gleichfalls wieder durch einen Deutschen, der unter denselben Verhältnissen war, ersezen.

Die Zukersiederei in Ellenstreet, Whitechapel, welche zum Bes hufe der Versuche gemiethet wurde, war klein, aber licht und von einem geräumigen Hofraume umgeben. Sie bestand aus einem Grundgeschoß, welches 3 bis 4 Fuß unter das Niveau der Straße eingesenkt, 33 Fuß lang und 30 Fuß breit war, und über welchem fich 3 Stokwerke befanden. Das Grundgeschoß, welches das Laboratorium vorstellte, sieht man aus dem Grundrisse Fig. 28. Den Eingang sieht man zur rechten Hand. B ist die Schmelzpfanne, welche beim Klärungsprocesse volle 1%, Tonnen Zuker faßte. Uns mittelbar über dieser Schmelz oder Klärungspfanne war fest an der Wand und in gleicher Höhe mit dem ersten Stokwerke ein bedekter kupferner Behälter angebracht, der zur Aufnahme des Inhaltes der unter ihm liegenden Pfanne diente, und der, um ihn gegen die kalte Luft zu schůzen, mit schrågen Brettern umgeben war. Die Quantitåt rohen Materiales, mit der ich gewöhnlich arbeitete, be= trug 33 bis 34 Centner Zuker, die ich in beiläufig dem dritten Theile ihres Gewichtes Kalkwasser aufldste. Auf diese Quantität Zuker wurden beiläufig 8 Gallons Ochsenblut und 1, Centner Knochenkohle genommen. Beim Klåren verfuhr ich gewöhnlich folgender Maßen: ich brachte zuerst das Wasser in den Kessel, vermischte dieses unter lebhaftem Umrühren mit Ochsenblut, und trug hierauf den Zuker ein. Nachdem das Feuer angemacht war, wurde die Masse forgfältig und ununterbrochen fort umgerührt. Beiläufig 1, Stun den nach dem Beginner des Heizens kam die Flüssigkeit zum Sie den, wobei die Hize jedoch so gemäßigt wurde, daß kein zu lebhaftes Aufsieden Statt finden konnte. Wurde das Feuer hierauf ge= dämpft, so schwamm der Schaum sehr eben auf der Oberfläche, so

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