Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

*

Idst sich nun in Alkohol, Aether und Terpenthindhl in allen Verhältnissen auf.

Nach dieser Veränderung hat der Firniß jedoch noch dieselbe Zusammensezung wie vorher; er enthält in 100 Theilen 71,4 Kohlenstoff, 10,4 Wasserstoff und 18,2 Sauerstoff.

Die Auflösung desselben in Alkohol würde gewiß mannigfaltige Anwendungen gestatten, wenn der Firniß von Pasto im Handel vorkáme.

LXIV.

Allgemeine Theorie der Fårbekunst; von Hrn. Chevreul, Professor der Chemie und Director der Gobelins-Manufactur in Paris. 68)

Xus dem Dictionaire technologique, Bd. XXI. S. 365.

Die Fårbekunst hat bekanntlich zum Gegenstande auf Hanf, Linnen, Baumwolle, Seide, Wolle und anderen Substanzen organis schen Ursprungs gefärbte Körper anzubringen, welche sich darauf durch die chemische Verwandtschaft und nicht mechanisch, wie z. B. die auf Holz aufgestrichenen Delfarben befestigen.

Wir werden mit der Benennung Stoffe, wie Berthollet, den Hanf, Flachs, die Baumwolle, Seide, (thierische) Wolle zc. bes zeichnen, mit welchen man die Fårbeoperationen vornimmt, diese Substanzen mögen nun in dem Zustande, wie man sie zum Verspins nen anwendet, oder bereits gesponnen oder als Gewebe vorkommen. Unter der allgemeinen Benennung Pflanzenfaser (vegetabilischer Faserstoff) werden wir den Hanf, Flachs und die Baumwolle begreifen.

Nach der Definition, welche wir so eben von der Färbekunst ges geben haben, find die Verfahrungsarten, wodurch man in neuester Zeit in die Zwischenräume der Fasern leinener und baumwollener Ges webe und sogar in die der Fasern des Wollengarns außerordentlich fein zertheilte gefärbte Pulver einführte, bloß mechanische und im Allgemeinen von den Verfahrungsarten, welche im Ganzen die Får: bekunst ausmachen, verschieden; ich sage im Allgemeinen, denn es

68) Wir glauben, daß diese Abhandlung des Hrn. Chevreul, welche wir mit einigen Abkürzungen aus dem Dict. technol. mittheilen, die wissenschaftlich= gebildeten Fårber und Cottonfabrikanten um so mehr interessiren wird, weil in derselben nicht nur die wenigen Versuche, welche bisher angestellt wurden, um die Theorie der Fårbekunst im Allgemeinen aufzuklären, zusammengestellt sind, sondern der Verfasser dieselben auch noch durch seine eigenen bereichert hat. pr. Chevreul theilt gelegentlich Beobachtungen mit, welche für die praktische Wollenfårberei wichtig sind, in der er als Director der Gobelins-Manufactur sch&z= bare Erfahrungen zu machen Gelegenheit hatte. 2. d. R.

könnte wohl der Fall seyn, daß manches gefärbte Pulver, welches mechanisch zwischen die Fasern eines Stoffes gebracht worden ist, sich darauf zum Theil wenigstens in Folge der chemischen Verwandts schaft dieses Pulvers zur Substanz des Stoffes befestigte.

Die Beziehungen der Färbekunft zu den Grundlehren der Che mie machen die Theorie der eigentlich so genannten Kunst aus, und diese Theorie beruht auf der Kenntniß

1) der verschiedenen Körper, welche bei den Fårbeoperationen mit einander in Berührung kommen;

2) der Umstände, unter welchen diese Körper wirken;

3) der Erscheinungen, welche sich während der Wirkung eins stellen können;

4) der Eigenschaften der gefärbten Verbindungen, welche er zeugt worden sind.

Die Kenntnisse, welche wir so eben aufgezählt haben, sind zwar die Grundlagen der Theorie aller Fårbeoperationen; sie machen aber noch nicht das Ganze der theoretischen Kenntnisse aus, welche auf diese Kunst in ihrer größten Allgemeinheit Bezug haben. Es gibt in der That Erscheinungen, welche sich nur durch die Grundsäze der Optik erklären lassen, die man aber als erwiesene Thatsachen, welche auf einem physischen Geseze beruhen, doch kennen muß: dahin gehdren z. B. die Veränderungen, welche verschiedenartige Farben wechselseitig zu erleiden scheinen, wenn wir sie gleichzeitig sehen. Man muß nicht nur diese Modificationen kennen, sondern auch das Gesez selbst, durch welches man voraussehen kann, welche Art von Verans derung zwei gegebene Farben durch ihre Nebeneinanderlegung erlei den werden: denn ohne diese Kenntniß wäre es unmöglich, über Stoffe, welche man in Hinsicht auf die Schönheit ihrer Farben mit einander vergleicht, ein richtiges Urtheil zu fållen, weil eine und dies selbe Farbe nach der ihr zunächst liegenden, welche gleichzeitlich ge= sehen wird, mehr oder weniger variirt. Hienach besteht die Theorie oder die Wissenschaft der Fårbekunst aus einem chemischen und einem physischen Theile.

Unsere Leser werden überzeugt werden, daß die chemische Theorie der Fårbekunst nur ein Zweig der Chemie ist, wenn sie uns bei der Auseinandersezung der wichtigsten Thatsachen folgen wollen, die die Kunst, Farbstoffe auf den Zeugen zu befestigen, ausmachen. Wir werden uns keiner Hypothese hingeben, sondern bloß die allgemeinen Thatsachen aufführen, aber in derjenigen Ordnung, welche ihren gegenseitigen Zusammenhang auf die einleuchtendste Weise darlegt. Folgende Tabelle enthält die Titel der Abtheilungen, unter denen diese Thatsachen nach einander abgehandelt werden.

Labelle, enthaltend die Classification der chemischen und physischen Geseze, welche die Wissenschaft der Fårbekunst ausmachen.

1. Abtheilung. Vorbereitung der Stoffe.

Baumwolle.

1ste Unterabtheilung. Vorbereitung des vegetabilischen Faserstoffes. Hanf.

[blocks in formation]

Flachs.

II. Abtheilung. Gegenseitige Wirkung der (zu fårbenden) Stoffe und der einfachen Körper.

III. Abtheilung. Gegenseitige Wirkung der Stoffe und der Säuren. IV. Abtheilung. Gegenseitige Wirkung der Stoffe und der Salzbasen.

V. Abtheilung. Gegenseitige Wirkung der Stoffe und der Salze. VI. Abtheilung. Gegenseitige Wirkung der Stoffe und der neutralen, nicht salzartigen Verbindungen.

Gegenseitige Wirkung der Stoffe, der neutralen, nicht salzar

tigen Verbindungen und der

saurer,

basischer,

falzartiger

sauren, basiz schen u. salzartigen Verb.

und der organischen

Farbstoffe.

VII. Abtheilung. Gegenseitige Wirz kung der Stoffe, einer oder mehrerer bestimmten Verbindungen. VIII. Abtheilung. Die gefärbten Stoffe, hinsichtlich der Halt= barkeit ihrer Farbe bei der Einwirkung der Wärme, des Lichtes, des Wassers, des Sauerstoffes, der Luft, der Seife und der Reas gentien betrachtet.

IX. Abtheilung. Die Fårbekunst in ihrer Beziehung zur Chemie. X. Abtheilung. Die Fårbekunst in ihrer Beziehung zur Optik, der Lehre von der Wärme 2c.

I. Abtheilung. Vorbereitung der Stoffe.

Die Operationen, welche man mit den Stoffen vornimmt, ehe man sie fårbt, haben hauptsächlich zum Zwek: 1) fremdartige Subflanzen von denselben zu beseitigen; 2) sie geeigneter zu machen, sich mit den Körpern zu vereinigen, welche die farbigen Stoffe bilden, die der Färber auf ihnen befestigen will.

Die fremdartigen Substanzen, welche man von den Stoffen abfondert, find entweder Körper, die sie ursprünglich enthalten, oder fremdartige Körper, die man ihnen zugesezt hat, um sie spinnen oder weben zu können; oder endlich Körper, womit sie zufällig verunreinigt wurden.

1) Den vegetabilischen Gespinnsten oder Geweben entzieht man eine farbige Verbindung von stikstoffhaltiger Substanz, gelben orga=

nischen Farbstoff und eisenhaltige oder kalkhaltige Stoffe, Chlorophyl und Pektiksåure (Gallertsåure), welche sie alle ursprünglich enthal: ten; man entzieht ihnen auch Eisenoxyd, das sich darauf zufällig befestigte; und bei den Geweben kommt zu diesen verschiedenen Substanzen noch die Schlichte, womit das zur Kette bestimmte Garn imprägnirt wurde.

Die farbigen Bestandtheile der organischen Faser, bestehend ent weder aus der gelben Substanz, welche man Extractivstoff genannt hat, oder aus reinem oder mehr oder weniger verändertem Chlor: ophyll, können erst dann durch eine alkalische Lauge leicht beseitigt werden, nachdem sie dem Einfluß des Sauerstoffs der feuchten Luft oder einer Chlor- oder Chloralkaliauflösung ausgesezt waren. Endlich kann man die Stoffe vom Eisenoxyd, so wie von einer schwarzen Verbindung desselben mit einer adftringirenden Substanz durch Sâus ren reinigen.

[ocr errors]

2) Der rohen Seide entzieht man durch kochendes Seifenwasser eine Materie, die uneigentlich Gummi oder Firniß genannt wurde und die hauptsächlich aus einer stikstoffhaltigen Substanz besteht, welche beim Erkalten des Wassers, das damit in der Wärme gesättigt wurde, fich als Gallerte absondert. Diese Substanz, welche ungefähr den vierten Theil vom Gewichte der rohen Seide beträgt, ist nur durch Spuren von Farbstoff gefärbt. Wenn die Seide gebleicht werden muß, sey es, um daraus weiße Zeuge zu verfertigen, oder um ihr lebhafte und möglichst reine helle Farben ertheilen zu können, so sezt man sie der feuchten schwefeligen Sáure aus.

3) Die Wolle wird zuerst mit Wasser gewaschen, um den größe ten Theil ihrer Unreinigkeiten zu beseitigen und dann mit Wasser entschweißt, welches schon Schweiß und außerdem ammoniakalischen Urin oder grüne Seife oder auch Soda (einfachkohlensaures Natron) enthält.

Die gewöhnliche Wolle verliert 20 bis 50 Proc. Schweiß und die Merinoswolle 50 bis 72 Proc.

Die Wolle wird, wie die Seide und aus demselben Grunde mit schwefeliger Säure gebleicht. Sie zeigt merkwürdige Unterschiede, hinsichtlich ihrer Tauglichkeit, sich mit gefärbten Körpern zu verbin= den; daher nimmt man auch mit ihr, ehe man sie beizt oder fårbt, besonders wenn sie gemengt ist, oft eine Operation vor, welche zum Zwek hat, ihre natürliche Neigung, sich mit den Beizen und Farbstoffen zu vereinigen, noch zu erhöhen. Man glaubt allgemein in den Fårbereien, daß wegen einer fetten Substanz, die beim Ent: schweißen nicht vollständig beseitigt wurde, gewisse Wollensorten schwieriger zu fårben sind, als andere, welche man für vollkommen ents

schweißt hält. Wir können diese Meinung nicht theilen, denn Wolle, der wir durch Alkohol und Aether so viel Fett entzogen, als sie abgeben konnte, färbte sich nicht merklich besser als solche, die noch dasselbe Fett enthielt und bloß mit Wasser entschweißt worden war.

Die Operationen, denen man das Wollengarn unterziehen kann, find das Quellen und das Passiren in einer alkalischen Flüssigkeit. Die gewebte Wolle, welche man als Tuch oder stükweise fårbt, kann in einer alkalischen Flüssigkeit passirt werden.

Das Quellen, welches darin besteht, daß man auf Ståben bes findliches Wollengarn entweder in Päden, wenn es wenig gedreht ist, oder nicht in Påden, wenn es mehr oder weniger gedreht ist und sich daher nicht leicht filzen kann, eine oder zwei Stunden lang in Waffer taucht, das ungefähr den vierten Theil vom Gewichte der Wolle an Kleie enthält, kann nicht unnůz seyn, wenn die Wolle nicht gemengt ist; im entgegengesezten Falle aber und wenn sie mit Cochenille carmesinroth, oder wenn sie sächsischgrün oder in gewissen anderen Farben gefärbt werden soll, welche wie leztere durch zwei vers schiedene Farbstoffe erzielt werden, ist das Quellen durchaus nicht hinreichend, um ganz gleichförmige Farben zu erhalten. Beim Carmefinroth z. B. werden manche Fåden fast weiß oder schwach rosen= roth seyn, und andere dunkelroth; beim Sächsischgrün wird man blaue oder grünlichblaue und gelbe Fåden erhalten.

Der Uebelstand, welchen ein Gemenge von verschiedenen Wollenforten darbietet und der sich zeigt, wenn man gleichförmige Farben erzielen will, verschwindet, wenn man an Statt des kochenden Seiz fenbades ein alkalisches Bad anwendet. Gewöhnlich benuzt man dazu das einfach kohlensaure Natron, indem man in 40 Theilen Wasser Theil krystallisirte Soda auflöst und die Flüssigkeit auf 50 bis 85° C. (40 bis 68° R.) erhizt: in dieselbe taucht man einen Theil Wolle 20 bis 30 Minuten lang. Die aus diesem Bade kommende Wolle ist gelb gefärbt, welche Farbe ihr dadurch schnell benommen werden kann, daß man sie 10 Minuten lang in verdünnte Salzsäure von 5° taucht, die auf 40 bis 50° C. (32 bis 40° R.) erwärmt ist; sie verschwindet auch nach und nach an der Luft. Wahrscheinlich entsteht diese gelbe Farbe durch die Einwirkung des Schwefels und des Eisens, welche die Wolle enthält.

Die verschiedenartigen alkalischen Flüssigkeiten haben zwar die Eigenschaft die ungleichartige Wolle zu disponiren, daß sie sich gleichförmig färbt, erzeugen jedoch nicht alle durchaus dieselbe Wirkung: es ist dieses das Ergebniß von Versuchen, die mich seit mehreren Jahren beschäftigen und wovon die wichtigsten in einer dem Institut übergebenen versiegelten Abhandlung beschrieben (find.

« ZurückWeiter »