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oberhalb und liefert das Getreide, welches durch die drehende Bewes gung des Mühlsteines fortgerissen, zermalmt und sogar gemahlen wird.

Die Cylindermaschine wird wegen der geringen Kraft, die zu deren Betrieb erforderlich ist, und wegen der geringen Unterhaltungskosten, die sie erheischt, immer die am meisten verführerische seyn. Dieses System ist jedoch nicht neu, und wurde schon längst sowohl zum Zerquetschen, als zum Mahlen benuzt, indem man die Cylinder in ersterem Falle glatt ließ, während man sie in lezterem mit Riefen oder Cannelirungen versah. Schon im Jahre 1823 ließ sich John Collier in Paris ohne Erfolg ein Patent auf eine tragbare, mit Menschenarmen zu betreibende Mahlmühle geben, welche aus zwei gerieften Walzen bestand, die sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten nach entgegengesezten Richtungen drehten. Spåter eigneten sich auch noch andere Mechaniker diese Erfindung an, so daß dieselbe in vers schiedenen anderen Ländern zum Vorscheine kam. ") Im Jahre 1827 ließ die russische Regierung zu Warschau eine in großem Maßstabe ausgeführte Cylindermühle erbauen. ") Bald darauf machte man einigen in Triest ansässigen Capitalisten verschiedene geheimnißvolle Eröffnungen über diesen Gegenstand, wobei man glauben zu machen suchte, daß troken gemahlenes Mehl einzig und allein lange aufbes wahrt werden könne und zur Verproviantirung von Schiffen tauge. Eben solche Mittheilungen machte man auch einigen Capitalisten in Zürich, und es wurde auch wirklich in Frauenfeld eine Mühle nach diesem Systeme erbaut. Alle diese Anstalten wurden mit großen Kosten erbaut, und mißlangen dennoch, weil die Verfertigung von gehörig gehärteten, vollkommen cylindrischen, gerieften oder cannelirs ten Cylindern mit sehr vielen Schwierigkeiten verbunden ist. Uebrigens kommen diese Cylinder eben so theuer als die Mühlsteine zu stehen, und sind dabei noch weniger dauerhaft. Wir glaubten dieß in Erinnerung bringen zu müssen, damit sich nicht allenfalls einer oder der andere unserer Capitalisten gleich so vielen anderen von den scheinbaren Vortheilen dieses Systemes trügen lasse.

Ein neues System mit Mühlsteinen zu mahlen wurde kürzlich in England eingeführt. Die Maschine besteht nåmlich aus zwei ho rizontalen Mühlsteinen, von denen der untere 5, der obere aber nur 2 Fuß 4 Zoll im Durchmesser hat. Der untere Mühlstein ist beweglich; er besizt die gewöhnliche Geschwindigkeit und ist an einer senkrechten Welle befestigt; der obere ist gegen den unteren excens trisch, und zwar so, daß der Umfang beider sich in einer und dersels

44) Polyt. Journal Bd. XL. S. 326.

45) Man vergleiche hierüber das Polyt, Journal Bd, XXII. S. 174,

ben senkrechten Linie befindet. Dieser obere Mühlstein ist in seinem Mittelpunkte an einer Schraube aufgehångt, welche zum Reguliren desselben dient, und welche zugleich auch dessen Drehungszapfen bildet. Da sich der untere Mühlstein dreht, so gelangt hiedurch nothwendig auch der obere in Bewegung, und die Folge hievon ist, daß dieser leztere auf ersterem excentrische Kreisbewegungen macht, durch welche die Getreidekörner in Mehl verwandelt werden. Wir haben jedoch bisher weder über den Kraftaufwand, noch über den Nuzeffect dieser Mahlmethode irgend welche positive und sichere Daten.

Nach allem dem ist gewiß, daß es bisher noch nicht gelungen ist, die Mühlsteine durch irgend eine andere Vorrichtung vollkommen zu ersezen; und daß die gußeisernen Cylinder nur zum Zerquetschen des Getreides vor dem Beginne des Mahlens dienen können. Es ist daher den Müllern nur noch einzuprågen, daß jene Mühlsteine, die sie sich zu dem niedrigsten Preise aneignen, gerade die theuersten sind; und daß sie gerade bei den kostspieligeren am besten fahren werden: besonders wenn sie sich bemühen, sie auf die mdglich beste Weise zu schårfen und zu behauen, und wenn sie sich in Folge übel verstandener Sparsamkeit nicht scheuen, dieselben jedes Mal, so oft es nöthig ist, neuerdings wieder zu schärfen. Außerdem sind aber noch die Beutelapparate in unseren alten Mühlen zu empfehlen; denn auch diese Maschine ist ihrer Einfachheit und Wohlfeilheit ungeachtet noch sehr wenig verbreitet, so zwar, daß man in den meisten Mühlen unter den Mühlsteinen noch die kleinen Beutel angebracht sieht. Es ist eine bekannte Thatsache, daß sich das Mehl beim Mahlen erhizt, und daß das Mehl, so lange es warm ist, fester an der Kleie hångt. Hr. Dramard schafft daher auch das Product aller seiner Mühlsteine in einen einzigen Behålter, aus welchem es durch einen Laufriemen mit Schöpfeimern wieder in das oberste Stokwerk emporge= hoben wird, um dann von hier aus in die Beutelvorrichtungen vertheilt zu werden.

Wenn man das Princip, daß das Mehl vor dem Beuteln ab= kühlen muß, ein Mal richtig erfaßt hat, so wird man dasselbe ge= wiß leicht in Ausführung zu bringen wissen. Es ist zwar wahr, daß die Gebäude, in denen sich unsere Mühlen befinden, gewöhnlich so schlecht gebaut sind, daß über dem Orte, an welchem die Mühlsteine angebracht sind, nur mit Mühe ein Plaz ausfindig gemacht werden kann, an welchem das gemahlene Mehl gelüftet und die Beutelapparate untergebracht werden könnten; dafür haben wir aber in der Berechnung der Kosten, welche die Verbesserung der gewöhn= lichen Mühlen mit sich bringen würde, auch die Erhöhung des Das ches in Anschlag gebracht, ohne welche die Errichtung der Beutels

apparate und die Beleuchtung und Lüftung des Gemaches, in welchem sich die Mühlsteine befinden, kaum möglich wäre. Wann es Hr. Dramard für nöthig erachtete zum Abkühlen der Mühlsteine eigene Ventilatoren anzubringen, so müssen wir doch wenigstens so viel thun, als wir können, um den Zutritt von Luft und Licht in unsere Mühlen zu erleichtern. Welcher Müller wüßte nicht, daß bei feuch, tem, dunstigem, nebeligem Wetter weit schwerer zu mahlen ist, als bei trokenem und kühlem Wetter; und wer wird hienach zweifeln, daß es sehr gut seyn muß, wenn sowohl die Temperatur als der hygrometrische Zustand der Luft in den Mühlen regulirt werden kann?

Zum Schluß erlauben wir uns nur noch, den Besizern alter Mühlen folgende provisorische Verbesserungen an's Herz zu legen:

1) Austausch der vielen Wasserråder gegen ein einziges, gut gebautes und gut aufgestelltes, welches sämmtliche Mühlsteine und die übrigen zur Mühle gehörigen Apparate durch einen zwekmåßigen Mechanismus in Bewegung sezt.

2) Lüftung und Erhellung der Mühlen; Erhöhung der Stokwerke; Errichtung von Puzmühlen oder anderen zur Reinigung des Getreides nöthigen Maschinen; wie z. B. die Errichtung von Beutelapparaten in den oberen Stokwerken.

3) Benuzung von gußeisernen Cylindern zum Zermalmen des Getreides, weil diese Walzen unbestreitbar mit geringem Kraftdufwande sehr viel leisten.

4) Anschaffung von guten Mühlsteinen; Erforschung der besten Schärfungsmethode, und solche Anwendung derselben, daß die Kleien vollkommen ausgerieben werden.

5) Es werde so troken als möglich gemahlen, und man suche, indem man die Kleien vollkommen ausreibt, alles Mehl durch einen einzigen Durchgang des Getreides zwischen den Mühlsteinen zu ges winnen.

6) Unterdrüfung der kleinen Beutel unter den Mühlsteinen; gute Lüftung und Abkühlung des gemahlenen Mehles, bevor dasselbe in den nach dem einen oder dem anderen Systeme gebauten Beutels apparat gelangt.

Um alle diese Rathschläge in Ausführung zu bringen, dürfte es am besten seyn, wenn sich die Müller von einem tüchtigen Ingenieur einen allgemeinen Plan anfertigen, und die Zimmerleute lediglich nach diesem Plane arbeiten lassen, ausgenommen sie wenden sich gleich an irgend einen guten Mühlenbauer. Wollen sie übrigens selbst die neueren Vorrichtungen studiren, so empfehlen wir ihnen hauptsächlich Hrn. Benoit's Guide du meunier, worin man sehr schåzbare und sehr nüzliche theoretische und praktische Notizen fins

det, ohne daß man einen förmlichen mechanischen Lehreurs durchzin machen braucht; sie werden auf diese Weise manchen Verlust an Zeit und Geld ersparen.

Obschon wir nun durch unseren Bericht diesen Gegenstand nichts weniger als erschöpft zu haben glauben, so glauben wir doch den Antrag stellen zu müssen, daß die Gesellschaft Hrn. Titot ihren Dank für seine interessante Mittheilung zu erkennen gebe; daß sie diesen Bericht allen Müllern des Departements zustellen lasse, und daß sie jenen Müllern, welche zuerst das neue System gegen das alte vertauschen, einen Preis zuerkennen soll.

Inventarium einer zu Mülhausen bestehenden Mühle mit drei Gdns gen, welche mit 22 Pferdekräften arbeitet, und für die Båler der Stadt mahlt.

Nach dem alten Système.

Werth der unbeweglichen Güter 70,000 Franken, wovon wir die In

teressen jährlich zu 6 Proc. annehmen wollen

Steuern und große Reparaturen

Mühlknechte und Dienstboten

Pferde: Interessen, Abnůzung und Nahrung

4200 Fr.

600

1500

800

Bespannung u. Geschirr der Pferde u. Wagen: Interessen u. Unterhaltung 300
Betriebscapital von 20,000 Fr. zu 6 Proc.

1200

Jährliche Ausgabe 8600 Fr.

Mit diesem Geldaufwande kann der Müller täglich höchstens 40 Såke
ober jährlich 12,000 Såke oder Hectoliter Mehl mahlen, deren
mittlerer Preis mit Einschluß der Kleie auf . .
angeschlagen werden kann, so daß folglich zu Gunsten des Müllers
übrig bleiben

.. 12,000

5400

Nach dem neuen Systeme.

Interessen der unbeweglichen Güter wie oben

4200

Interessen und Abnůzung einer Summe von 20,000 Fr. zu 10 Proc.,
welche Summe der Müller aufwenden muß, um seine Mühle zu
verbessern, und einen vierten Gang an derselben anzubringen
Die übrigen Ausgaben bleiben diefelben wie oben, also:

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2000

4400

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Bei diesem Geld- und Kraftaufwande kann der Müller jedoch jährlich 19,000 Såle mahlen, welche einen Werth von

19,000

repråfentiren. Da nun, wie gezeigt, jährlich nur

10,600

in Ausgabe kommen, so bleibt ein jährlicher reiner Gewinn von

8400

L.

Einiges über die Kattundrukerei in England.

Aus dem Mechanics' Magazine, No. 578 und 579, S. 398.

Die vom Hause der Gemeinen im Jahre 1833 erwählte Com mission, welche über Manufacturen, Handel und Schifffahrt zu bes richten hatte, und aus deren Berichte wir unseren Lesern bereits Mehreres, das allgemeine Intereffe lebhaft Ansprechende mittheils ten, hat auch viele der ausgezeichnetsten englischen Kattundruker vor ihre Schranken geladen, um ihre Ansichten über den gegenwärtigen Zustand dieses Industriezweiges in England zu vernehmen. Da uns unter den verschiedenen Aussagen dieser Fabrikanten jene des Hrn. James Thomson, Calicodrukers in Primrose bei Clithero, besondere Aufmerksamkeit zu verdienen scheint, so nehmen wir keinen Anstand, dieselbe hiemit dem Publikum vorzulegen, und zwar in der ursprünglichen Form, in Fragen und Antworten getheilt.

Fr. Was halten Sie von dem gegenwärtigen Zustande der Calicodrukerei in England? - A. Nach meiner Ansicht ist dieser Industriezweig gegenwärtig in einem weit blühenderen Zustande, als er während irgend einer anderen, in den lezten 6 Jahren verflossenen Zeit war; die Nachfrage ist mehr ståtig und nachhaltig, und die Preise sind mehr lohnend, woher denn auch alle in demselben ber schäftigten Personen ihren Vortheil finden.

Fr. Brachte die Abschaffung der Auflage der Calicobrukerei einen bedeutenden Vortheil? A. Ich glaube allerdings, daß der Vortheil, welcher hieraus entsprang, ein bedeutender war und ist.

Fr. Glauben Sie, daß dieser Vortheil lediglich nach dem Bes trage der abgeschafften Auflage zu berechnen ist, oder entsprangen außerdem noch andere Nebenvortheile aus deren Abschaffung? A. Der Consument erhält die Waare 1) um 30 bis 40 Proc. wohlfeis ler, als er sich dieselbe früher zu verschaffen im Stande war; man bekommt z. B. gegenwärtig ein sehr gutes und anständiges Kleid für ein armes Weib um eine halbe Krone, während man dasselbe vor der Aufhebung der Auflage für 4 Schill. (2 fl. 24 kr.) bezahs len mußte. Ich glaube übrigens, daß sich der Vortheil des Consus menten nicht bloß auf den Betrag des Zolles beschränkt; sondern daß er sich noch weit hdher beläuft, indem der Fabrikant auch noch in anderer Hinsicht bedeutend gemann. Es fällt nämlich nunmehr die Concurrenz zwischen dem redlichen und dem betrügenden Fabriz kanten, welche ersterem großen Nachtheil brachte, und welche, wie es scheint, weit größer war, als man es anfangs vermuthete, bin

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