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ften Regen ausgesezt läßt. Die Noth scheint die Londoner Ziegels fabrikanten hiezu zu zwingen; denn würden fie ihre Ziegel eben fo dem Regen ausgesezt lassen, wie man dieß zu Manchester zu thun pflegt, so würden diese sogenannten Ziegel wahrscheinlich bald gånzlich weggeschwemmt seyn. Ich halte übrigens dieses Verfahren für sehr gut und zwelmäßig, wenn man hinlänglichen Raum hat, und zwar aus folgenden Gründen: 1) werden die Ziegel auf diese Weise selten oder gar nie vom Regen beschädigt, und 2) müssen die Ziegels schläger, indem die Ziegel nachdem fie geformt auf Schubkarren fortgeschafft werden, einen etwas festeren Thon nehmen, als sie sonft nehmen würden. Die Ziegelschläger, welche die gewöhnlichen Ziegel verfertigen, find im Allgemeinen bessere Arbeiter, als jene zu Manchester oder Liverpool, oder manchen anderen Orten; und dens noch machen sie gar keine feinen Ziegel. Dieß hindert jedoch nicht, daß sich die Arbeiter Londons, und namentlich die Werkführer, in ihrem unausstehlichen Eigendünkel für die besten auf der Welt halten!

Die beliebteste Farbe der Ziegel in London ist die gelbe, und je nåher sie der Farbe des Schwefels kommen, um so lieber hat man fie, und für um so besser werden sie gehalten. Ich untersuchte eis nige Ziegel der Ueberreste des alten White Conduite House, welches schon vor einigen Jahrhunderten erbaut worden, und fand, daß fie dieselbe gelbe Farbe haben, wie die besten unserer gegenwärtigen gelben Ziegel. Der Thon, aus welchem sie bereitet wurden, mußte also nothwendig eine größere Menge Kalk enthalten haben, als man ihn gegenwärtig in der Nähe von London trifft; denn es läßt sich nicht denken, daß die Entdekung, welche Lee machte, håtte verloren gehen können, wenn sie ein Mal bekannt gewesen wäre. *)

30) Das Mechanics' Magazine macht hier folgende Bemerkungen: „Wir müssen mit Bedauern gestehen, daß Alles, was Hr. Bakewell hier sagte, vollkommen wahr ist. Und doch scheint er den armen Ziegelschlågern zu nahe zu tre ten, wenn er diesen allein alle Schuld der Schlechtigkeit der Ziegel beimißt, und ganz vergißt, daß unsere Gesez- und Verordnungen - Fabrikanten oder unsere Schreiber gleichfalls einen großen Antheil daran haben. Wir empfehlen ihm da= her Montgomery Martin's Taxation of the British Empire nachzu lesen, worin er folgende Stelle finden wird.,,,,Wir kommen nun zur Untersu chung der Wirkung des Accisegesezes auf die Ziegelfabrikation, wobei wir auch hier, so wie in allen anderen Fållen, das Gift der Schlange finden. Nach einer Verordnung George III müssen die in England zum Verkaufe gebrachten Ziegel 8 3oll lang, 21⁄2 Zoll dik und 4 Zoll breit seyn. Die Maschen der Siebe, durch welche man die Steinkohlenasche siebt, welche unter den Thon gemengt wird, dürfen nicht über 1⁄4 Zoll weit seyn. Wie lastig die übrigen Verordnungen in dieser Hinsicht sind, ergibt sich aus folgendem Paragraphe eines im Spectator erschienenen Auffazes. Der Anfang der Fabrikation, heißt es daselbst, muß jedes Mal angezeigt werden, unter einer Strafe von 100 Pfd. Sterl.; die einzelnen Artikel werden, so wie sie aus dem Model kommen, mit der Auflage belegt, wo

Ich fand in verschiedenen Gegenden Englands sehr guten Thon, namentlich bei Leicester, Derby, Manchester und Liverpool, obschon man denselben in den beiden lezten Orten sehr schlecht knetet. Den .besten Thon für rothe Ziegel, welchen ich während meines ganzen Lebens fand, traf ich jedoch in der Nachbarschaft von Colebrookdale, wo derselbe auf ähnliche Weise wie die Steinkohlen aus einer bedeu tenden Tiefe zu Tage gefördert wird. Wenn aus diesem Thone ges preßte Ziegel auf eine wohlfeile Weise nach Liverpool geschafft, und von hier als Ballast nach New-York verschifft werden könnten, so bin ich überzeugt, daß man sie daselbst sehr leicht für 5%, bis 6 Guineen das Lausend absezen könnte, indem man zu New-York fåmmtliche Fronteziegel aus Baltimore, Philadelphia 2c. bezieht.

Den ersten Ziegelbrenuern in Manchester muß ich das Zeugniß geben, daß ich nirgendwo auf der Welt Leute fand, die in diesem Geschäfte den Vorzug vor ihnen verdient hätten. Der einzige, der ihnen in dieser Hinsicht gleichkam, war Hr. Hopkins von Newton Solney bei Burton-upon-Trent, welcher der beste Ziegelfabrikant in England war, bis die neu erfundenen Ziegelpreffen daselbst einges führt wurden. Dieser Mann wußte seinen Thon besser abzuarbeiten, als irgend ein Ziegelfabrikant zu Manchester; er konnte seinem Faz brikate auch mehr Zeit schenken, indem er das Tausend Fronteziegeln nie unter 3 Pfd. 10 Schill. verkaufte.

bei ein Nachlaß von 10 Procent für Verlust gestattet ist. Dieß ist jedoch nicht genug, und dem Gange der Dinge nach geschicht es nicht selten, daß für ein und dasselbe rohe Material mehrere Male die Auflage bezahlt werden muß. Da nåmlich alle Operationen in freier Luft vorgenommen werden, so kann der gemodelte Artikel leicht durch die Kälte, die Hize oder durch den Regen Schaden leiden, abgesehen von der Gefahr, die er zulezt noch beim Brennen läuft. So können die Ziegel in einer einzigen Nacht durch Frost bedeutenden Schaden leiden; und werden sie dann neuerdings wieder verarbeitet, so muß abermals die Auflage bezahlt werden. Diese bereits doppelt gezahlten Ziegel können noch ein Mal durch Regen 2c. verunglüken, und müssen bei wiederholter Umarbeitung dennoch wieder die Auflage bezahlen, abgesehen davon, daß sie am Ende verdorben aus dem Ofen kommen können! Für die gewöhnlichen Gefahren, welche bei einer Fabrikation Statt finden, müssen die Abnehmer oder Verschleißer natürlich zahlen; allein in gegenwärtigem Falle wird der Preis der Versicherung durch die Lare bedeutend erhöht, während die Gefahren selbst gerade durch die bestehenden Reglements gleichfalls vermehrt werden. Wenn die Ziegel z. B. ein Mal aufgeschichtet sind, so müssen sie in diesem Zustande bleiben, bis der Zollbeamte dieselben verzout hat; d. h. sie dürfen nicht eher entfernt werden, als bis der Beamte die Erlaubniß dazu ertheilt hat, wenn sie auch über dieser Zögerung zu Grunde gehen follten. Jeder Plaz, an welchen die Ziegel während der Fabrikation gebracht werden, muß dem Beamten zugänglich seyn, und kommen einige aus Versehen an einen Ort, von welchem dieß nicht der Fall ist, so verfällt der Fabrikant in eine Strafe von 50 Pfd. Sterl. Bei alle dem beläuft sich der Ertrag der Auflage nur auf 365,000 Pfd. Sterl., wovon noch überdieß die Erhebungskosten abgezogen werden müssen. Daß diese Kosten nicht klein seyn können, mag man schon daraus abnehmen, weil die Ziegelfabriken im ganzen Lande zerstreut, und nicht selten nur für den augenbliklichen Bedarf errichtet sind.""""

Ich habe im Laufe einer kurzen Zeitperiode die Hauptziegelståtten in beiläufig 20 Grafschaften Englands, und jene in 18 Grafschaften der Vereinigten Staaten besichtigt: ich sah daselbst mehr als ein Duzend verschiedener Maschinen und Methoden, den Thon zu kneten und zu bearbeiten. Ich glaube hienach das Urtheil fållen zu können, daß nach meiner Meinung die beste Thonmühle, welche ich je sah, von einem Englånder, dem Vorstande der ausgedehnten Ziegelstätten des seligen Benjamin Morgan Esq., Kaufmannes zu New Orleans erbaut wurde. ")

Das Princip dieser Mühle ist gegenwärtig zu New-Orleans allgemein angenommen, und beiläufig 50 derselben sind daselbst bestån dig in Thätigkeit; auch die Maschine, welche ich in England patentiren ließ, ist nach diesem Principe erbaut, nur habe ich mannigfache Verbesserungen daran angebracht. Ich kann trokenen Thon für 16,000 Ziegel aus dem Thonlager nehmen, ihn die Nacht über in der Mühle einweichen, und ihn den nächstfolgenden Morgen mit Beihülfe von zwei Pferden und einem Knaben innerhalb drei Stun= den vollkommen und viel besser abkneten, als dieß auf irgend eine andere Weise möglich ist. Man wird in dem in meiner Maschine behandelten Thon nicht ein Klümpchen von der Größe einer Erbse finden; er ist so glatt, zåh und formbar, als man es nur wünschen kann, und ich zweifle keinen Augenblik, daß die Ziegelfabrikanten in und um London durch die Annahme meines Verfahrens an den ges wöhnlichen Ziegeln 2 Schill. beim Laufend, und an den mit Kalt vermengten Ziegeln selbst noch mehr gewinnen würden. Dieser Vorzüge ungeachtet, und obschon die Ziegel selbst durch die bessere Behandlung des Thones bedeutend an Güte gewinnen würden, glaube ich bei den feindseligen Gesinnungen der Vorstånde und ihrer Werkführer gegen mich doch kaum erwarten zu dürfen, daß auch sie nach meis nem Verfahren `arbeiten werden.

Die Ziegelpressen, von denen ich oben Erwähnung machte, und mit denen man Ziegel von unglaublicher Schönheit zu verfertigen im Stande ist, find jene, auf welche ich ein Patent erhielt. Meine Ziegel sind so scharfkantig und glatt, als ein Model, und so hart wie Marmor; und zwar aus dem Grunde, weil jeder Ziegel, wenn er halb getroknet ist, einem Druke von mehr dann zwei Tonnen ausgesezt wird. Die Maschinen, in welchen dieser Druk vollbracht wird, sind so einfach, fest und dauerhaft, daß sie selbst von ihren größten Feinden nicht leicht in Unordnung gebracht werden können;

31) Es ist hochft sonderbar und scheinbar egoistisch, daß Hr. Bakewell den Namen des Erfinders nirgendwo nannte. V. d. R.

ein Lehrling, der in seinem Leben keinen Ziegel gemacht hat, kann in 15 Minuten mit der Behandlung derselben vertraut gemacht werden. Was ihre Dauer betrifft, so mdchte dieselbe wohl so groß feyn, daß sie in 20 bis 25 Jahren kaum weitere Ausbesserungen, als eine neue Fütterung der Model bedürfen.

Meine Ziegel haben übrigens auch noch einen anderen Vorzug vor den gewöhnlichen; ihre Fläche ist nåmlich in einer Entfernung von einem Zolle von den Råndern mit einer beiläufig % 3oll tiefen Verzahnung oder Aushdhlung versehen. Durch diese Einrichtung ist es den Arbeitern möglich, die Fugen so klein als möglich zu machen, während der überschüssige, in die Ausschnitte eindringende Mörtel eine Art von Schlüssel bildet. Gebäude, welche aus solchen Ziegeln erbaut sind, haben keine eisernen Bindestangen, womit die Wände zusammengehalten werden, von Nöthen; auch können Hausdiebe nicht leicht Löcher in die Wände machen, was an den gewöhn= lichen Mauern sehr leicht möglich ist. Es geschah nåmlich in den lezten Zeiten zu Manchester und an anderen Orten nicht selten, daß die Diebe zuerst den Mörtel, der sich zwischen den Steinen befindet, heraußkrazten, die losen Ziegel dann aushoben, und bei dem auf solche Weise erzeugten Loche endlich einstiegen. Bei meinen Ziegeln ist dieß unmöglich; man müßte, um ein Loch in die Mauer machen zu können, die Ziegel zerbrechen, und dieß würde gewiß einen solchen Lårm verursachen, daß die Diebe ihren Zwek nicht erreichen konnten.

Wenn die auf diese Weise geformten Ziegel gehörig gebrannt sind, so müssen die aus denselben erbauten Häuser nothwendig sehr schön werden; und was deren Dauerhaftigkeit betrifft, so läßt sich die selbe zwar nicht genau berechnen, allein es unterliegt auch keinem Zweifel, daß sie sich länger in ihrer vollkommeuen Schönheit erhal ten werden, als dieß bei den gewöhnlichen Gebäuden aus Stein der Fall ist. Ich schließe dieß daraus, weil Ziegel, welche in den lezten Jahren von den Ruinen Babylon's nach New-York gebracht wurden, und welche also gegen 3000 Jahre alt find, so unversehrt find, als wåren sie erst frisch gebrannt worden.

Merkwürdig ist an diesen alten Ziegeln, daß sich auf jedem derselben einige Hieroglyphen befinden, welche nothwendig vor dem Brennen eingedrukt worden waren. Auch römische Ziegel von eis nem Janustempel, welche ich zu Leicester sah, und welche gegen 2000 Jahre alt sind, haben noch vollkommen ihre rothe Farbe und ein Aussehen, als wåren sie erst frisch gebrannt worden. Gibt es irgend einen Stein, den man so lange der Einwirkung der Zeit

und der Witterung ausfezen könnte, ohne daß er irgend eine Verånderung erlitte, und ohne daß sich mehr oder weniger merkliche Aushöhlungen in denselben bildeten ?

XLII.

MiszeIIen.

Ueber die Anwendung des zu einer Flüssigkeit comprimirten_kohlens sauren Gases als Triebkraft und über einige Eigenschaften der flüssigen Kohlensäure.

Ueber diesen Gegenstand hat Hr. Thilorier an die französische Akademie der Wissenschaften einen Brief gerichtet, welchen wir aus dem Messager, No. 179 unseren Lesetn mittheilen wollen. Er lautet wörtlich:

"

Ich habe die Ehre der Ukademie einen Apparat vorzulegen, vermittelst desfen ich auf chemischem Wege und in wenigen Augenbliken einen Liter flüssig ge= machter Kohlensäure erhalte. um ihn hinsichtlich seiner Capacität und seines Widerstandes am zwekmäßigsten einrichten zu können, mußte ich zuvor die Haupteigenschaften eines Körpers kennen zu lernen suchen, welcher bisher nicht studirt worden war; obgleich dieses zur Flüssigkeit comprimirte Gas eine chemische Untersuchung unmöglich zu machen scheint, weil es nur in luftdicht verschloffenen Gefäßen, welche einen hohen Druk auszuhalten vermögen, bestehen kann, so gelang es mir doch, eben so genau als es bei dem Aether und Alkohol geschehen konnte, das specifische Gewicht dieser Flüssigkeit, ihre thermometrische Ausdehnung, den Druk und die Dichtigkeit ihres Dampfes zu bestimmen, wenn man anders ein Gas, welches sich zu einer wahren Flüssigkeit verdichtet, und sich durch die Verdampfung derselben Flüssigkeit wieder erzeugt, Dampf nennen kann.

Ich habe bei meinen Versuchen gefunden, daß die Gasarten bei den Grånzen, wo sie flüssig werden, nicht mehr dem Mariottischen Geseze gehorchen und daß der Druk bei den verschiedenen Temperaturgraden der Dichtigkeit bei weitem nicht entspricht: so ist bei dem dritten Centesimalgrade über Null, der wirkliche Druk, wie ihn das Manometer anzeigt, 79 Atmosphåren, während der theoretische Druk, wie er sich aus der Anzahl der Volume, nåmlich der Dichtigkeit, ergibt, 130 Atmosphåren wåre. Gegen den fünften Grad über Null stimmt der Druk, welchen das Manometer angibt, mit dem berechneten vollkommen über= ein; unter diesem Grade_aber (ich habe meine Versuche bis zum 20sten Grad unter Null fortgesezt) wechseln die Rollen, und die Anzahl der nach der Dichtig= keit des Gases berechneten Atmosphåren ist geringer, als sie das Manometer anzeigt."

"

So sonderbar diese Thatsache scheinen mag, so scheint sie mir doch in eis nem analogen Falle ihre Rechtfertigung zu finden. Bekanntlich nehmen die Flüssigkeiten in dem Augenblike, wo sie fest werden, an Volumen zuz könnte dasselbe nicht auch bei den Gasarten der Fall seyn, wenn sie sich der Gränze nåhern, bei welcher sie in den flüssigen Zustand übergehen?"

"

Eine andere Eigenthümlichkeit der flüssig gemachten Kohlensäure ist, daß fie unter allen bekannten Körpern, die Gasarten selbst nicht ausgenommen, sich durch Temperaturveränderungen am meisten ausdehnt und zusammenzieht. Obgleich die geringfte Wärme hinreicht, um diese Flüssigkeit zum Sieden zu bringen, fo findet dieses Sieden doch, man mag die Temperatur beliebig erhöhen, keineswegs Statt, wenn man in dem Maße, als man sie erwärmt, den Druk in eis nem entsprechenden Verhältnisse verstärkt. Mittelst dieses Verfahrens konnte ich ihre Ausdehnung von 20 Grad der Centesimalscale unter Null bis zu 30 Grad über Null ausmitteln, ich brauche nur zu bemerken, daß von Null bis 30 Gradüber Null der Verlängerungsüberschuß, welchen ein Abschnitt der Flüssigkeit erleidet, gleich der Hälfte dieses Ubschnittes ist, und daß also eine Flüssigkeitssäule, welche bei Null einen Raum von 40 Millimeter einnimmt, bei 30 Grad 60 Millimeter einnimmt.”

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