Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

war beinahe % 3oll tief mit der erwähnten weißen, krystallinischen Substanz bedekt. Das Blei selbst war beiläufig in 1⁄2 seiner Långe von dem unteren Ende her mit glänzenden blåtterigen Krystallen, welche 0 Zoll über das Blei herausragten, überzogen. Wenn man diese Krystalle von dem Bleie abbrach und gegen das Licht betrach= tete, so war ihre Farbe grünlichgrau, so daß sie manchen Glimmers varietåten ähnlich waren; unter dem Mikroskope erschienen fie gelblich.

7) Um zu ermitteln, ob auch eine derlei Wirkung Statt fand, wenn der Zutritt der Luft gänzlich verhindert würde, füllte ich eine kleine Retorte mit destillirtem Wasser, welches ich eine Zeit lang auskochte, und in welches ich hierauf einige frisch abgeschnittene Bleistreifen brachte. Der Schnabel der Retorte, welcher ganz mit Wasser gefüllt war, wurde unter Queksilber getaucht. Als ich diese Vorrichtung nach drei Wochen untersuchte, zeigte sich nicht das kleinste Bläschen Gas; das Blei war noch glänzend, und nur an einigen Stellen weißlich; das Wasser wurde durch Zusaz von Schwe= felwasserstoff sehr blaßbräunlich. Die Retorte blieb hierauf halb ge= füllt und offen über Nacht stehen, worauf sich schon den Tag darauf eine merkliche Quantität der weißen Substanz gebildet hatte, und das Wasser bei der Probe mit Schwefelwasserstoff dunkelbraun wurde. Aus diesem Versuche ergab sich also offenbar, daß das Blei seinen Sauerstoff nicht aus dem Wasser, sondern aus der in ihm enthalte= nen Luft entnimmt, obschon es gleich wie das Eisen ein zartes Reagens für den im Wasser aufgelösten Sauerstoff ist.

8) Um mir das Product der Einwirkung von Luft und Wasser auf das Blei in größeren Quantitåten zu verschaffen, füllte ich eine Quartflasche auf / mit deftillirtem Wasser, welches ich lebhaft mit Luft abschüttelte, und in welches ich eine Quantitåt reiner Bleispåne gab. Schon nach einigen Minuten waren weiße Nebel in dem Was= ser sichtbar, und nach 4tågigem ruhigem Stehen zeigten sich die glån= zenden grauen Krystalle. Nach einem Monate war die Oberfläche des Wassers mit einer Schichte einer schwach zusammenhängenden krystallinischen Substanz überzogen, und zugleich hatte sich auch ein ähn= licher Bodensaz gebildet. Das Blei selbst war mit glänzenden grauen Krystallen bedekt. Eine Quantität dieser lezteren, welche von dem Bleie abgebrochen worden, löste ssich ruhig in Essigsäure auf. 900 Gran davon wurden in einem Stufe einer Glasrdhre, welches an dem einen Ende verschlossen war, über einer Weingeistlampe zum Rothglühen erhizt; hiebei verdichtete sich in dem kalten Theile der Röhre eine kleine Quantität Wasser, welche dem entstandenen Ges wichtsverluste gemäß .. Gran betrug. Die Substanz selbst war durch das Glühen gelb geworden, ohne übrigens eine sichtbare Vers

ånderung der Structur erlitten zu haben.

Bei einem anderen Vers

suche dieser Art wurde kein Wasser ausgetrieben, wonach es schiene, daß diese blåtterigen Krystalle aus wasserfreiem Bleiprotornde bes finde. Ich fand jedoch, daß sich außer diesen blåtterigen Krystals len auch noch viele andere viel kleinere Krystalle an dem Bleie gee bildet hatten, welche sich unter dem Mikroskope farblos und halb durchsichtig, mit sehr glänzenden Flächen zeigten. Mehrere dieser Krystalle waren vollkommene Rhomboidal Dodelaëder; an anderen war diese Grundform dadurch modificirt, daß statt der spizigen Wins kel tangentale Flächen zum Vorscheine gekommen waren. Der Durchs messer dieser Krystalle wechselte von 200 bis zu 1000 30ll. Durch Erhizen wurden dieselben undurchsichtig und orangegelb, ohne jedoch ihre Gestalt und ihren Glanz dadurch zu verlieren. Houton Labil lardière erhielt, wie es heißt, dodekaedrische Krystalle von wasserfreiem Protoryd als Bodensaz aus einer Auflösung von Bleioryd in Aezuatron; und Becquerel erhielt Würfel, indem er das Dryd mit reinem Kali erhizte. 1)

9) Das im Handel vorkommende Blei enthält bekanntlich im, mer etwas Kupfer und Eisen; ich fand durch Versuche, daß auch das Blei, welches ich zu meinen Versuchen genommen hatte, gleichfalls etwas von diesen Metallen, aber kein Silber enthielt; ich konnte selbst in den grauen Krystallen des Oxydes Spuren von Kupfer ents deken, nachdem dieselben vor dem Ldthrohre in der reducirenden Flamme mit Borar geschmolzen worden. Um zu erfahren, ob die Einwirkung des Wassers und der fuft allenfalls von dem Vorhan= denseyn dieser Legirungen abhinge, suchte ich mir einige Stufe ganz reines Metall zu verschaffen, womit ich meine Versuche wiederholte.

"

10) Ich ließ zu diesem Behufe salpetersaures Blei so oft kry= ftallisiren, bis die Mutterlauge bei Zusaz von kohlensaurem Ammoniak teine Spur von Kupfer mehr zeigte; das Dryd, welches ich durch Calcination dieses gereinigten salpetersauren Salzes erhielt, wurde in einem hessischen Tiegel mit schwarzem Flusse reducirt, und hierauf in einem Tiegel aus Wedgwood bei einer schwachen Rothglühbize eine Zeit lang in Fluß erhalten, um allen etwa darin enthaltenen Kohlenstoff zu beseitigen. Das Blei, welches ich mir auf diese Weise verschaffte, enthielt zwar kein Kupfer, wohl aber eine Spur von Eisen, welches wahrscheinlich von der Einwirkung des Flußmittels auf den hessischen Tiegel herrührte. Ein glänzender Streifen dieses Bleies wurde wie zuvor mit destillirtem Wasser behandelt, und zwar mit gleichem Erfolge; zuerst bildete sich die weiße

4) Annales de Chimie, Tom. LI. S. 104.

krystallinische Substanz, und nach beiläufig einem Monate zeigten sich auch die glänzenden grauen Krystalle von wasserfreiem Protoryde, welche dieß Mal hdchstens einen schwächeren Stich in's Grüne hats ten, als früher.

11) In einer Auflösung von Bleioryd in Kalkwasser, welche ein Jahr über in einer mit einem Korkstöpsel verschlossenen Flasche ges standen, hatten sich einige krystallinische, sehr dünne, biegsame und elastische Blättchen von beiläufig % Zoll im Querdurchmesser, welche mit ihren oberen Rändern von der Oberfläche der Flüssigkeit herabhingen, gebildet. Bei reflectirtem Lichte betrachtet, war ihre Farbe und ihr Glanz dem blau angelaufenen Stahle ähnlich; sie lösten sich in Essig= fåure ruhig auf, wurden durch Erhizen gelb, und schienen mit den oben (8) beschriebenen krystallinischen Blättchen von wasserfreiem Prots oryde identisch.

12) Ich trieb einen blanken eisernen Nagel in einen reinen Bleis streifen, und brachte beide, mit einander in Verbindung, in die mit bestillirtem Wasser gefüllte Flasche. Schon den nächsten Tag darauf hatte sich auf dem Bleie die weiße krystallinische Substanz und auf dem Kopfe des Nagels etwas Rost gebildet, während jener Theil des Nagels, der mit dem Bleie in Berührung stand, mehrere Tage hindurch blank blieb. Ein anderer eiserner Nagel, den ich des Verfuches halber in eine ähnliche Flasche mit destillirtem Wasser brachte, überzog sich nach drei Tagen mit braunem Eisenoxydhydrat. Als ich die erste Vorrichtung nach 7monatlichem ruhigem Stehen untersuchte, war der Nagel in der Nähe des Bleies noch immer zum Theil blank; der Kopf war mit Roft überzogen, und sowohl auf der Oberfläche des Bleies, als auf jener des Eisens waren graue blåtterige Krystalle von Bleioxyd und kleine dodekaëdrische Krystalle angesammelt. Das Wasser selbst gab mit Schwefelwasserstoff eine dunkelbraune Fårbung.

13) Ein Streifen Blei, welcher die matte und dunkle Farbe hatte, die dieses Metall gewöhnlich hat, wenn es eine Zeit lang der Luft ausgesezt gewesen, wurde in eine Flasche deftillirten Wassers, welches mit Luft geschüttelt worden, gebracht; das Wasser wurde nach Ablauf einer Woche mit Schwefelwasserstoff geprüft, beigte aber keine Spur eines Bleigehaltes.

Ueber die weißen flotigen Krystalle.

14) Bevor ich in eine Betrachtung der Natur dieser Substanz eins gehe, muß ich bemerken, daß ich, als ich meine ersten Versuche über dies sen Gegenstand anstellte, mit Dr. Chriftison's Forschungen hier

über *) noch nicht bekannt war, daß ich jedoch meinen eigenen Beobachtungen gemäß nicht zweifelte, daß Guyton Morveau die frags liche Substanz ganz richtig für ein Hydrat hielt. Dr. Christison hingegen behauptet, daß sowohl die weißen Krystalle, deren Aeußeres er eben so beschreibt, wie ich es oben gethan, als das in dem destils lirten Wasser aufgeldst enthaltene Blei, Carbonate oder kohlensaure Verbindungen seyen. Die meisten der nun folgenden Versuche wurs den demnach angestellt, um zu ermitteln, ob die Wahrheit auf Guy: ton Morveau's und meiner oder auf Christison's Seite gelegen sey.

15) Ich verschaffte mir die zu untersuchenden Körper auf die bei 8 angegebene Weise. Die gesammelte weiße Substanz wurde im luftleeren Raume mit Schwefelsäure getroknet, und brauste, wenn fie mit verdünnter Schwefelsäure behandelt wurde, höchst schwach auf. 2,67 Grane wurden in eine gebogene, an dem einen Ende geschlossene Röhre aus grünem Glase gebracht, das offene Ende der: selben ward in eine andere Röhre eingepaßt; beide Röhren waren mit Korkstdpseln versehen und wurden vorher gegen einander abges wogen. Hierauf wurde die weiße Substanz in der retortenartigen Röhre zum Rothglühen erhizt, wobei sich in der Recipientenröhre etwas Wasser verdichtete; nachdem die Röhren dann verschlossen, wurden sie kalt gewogen, wobei fich fand, daß die Retortenröhre 0,28 Gran verloren hatte, während das Wasser in dem Recipienten nur 0,06 Gran wog.

16) Bei einem zweiten Versuche wurde eine offene Probirrdhre, in welcher sich eine Aufldsung von Aezkali befand, mit dem Bleie und dem Wasser in die Flasche gebracht. Die fragliche weiße Substanz, die sich bildete, wurde wie früher im luftleeren Raume getroks net. 1,688 Gran davon wurden in eine 3%, 30ll lange gläserne Röhre a, Fig. 13, gebracht, in welche hierauf eine kleine, an beiden Enden offene, mit Calciumchlorid gefüllte Röhre b eingerieben ward; das Ende der Röhre c, welches mit Hülfe eines Halsringes aus Kautschuk an der Röhre a befestigt worden, ward unter Queksilber geleitet. Als nun die Röhre a erhizt wurde, entwichen 0,42 Kubikjoll Gas, wovon 0,16 Kubikzoll von Aezkali aufgesaugt wurden. Die Röhre b hatte 0,05 an Gewicht gewonnen; die Röhre a hinge gen hatte nach dem Erkalten 0,158 Gran verloren; der Rüfstand bestand aus gelbem Bleioryde.

17) Bei einem zweiten, mit demselben Apparate vorgenommes nen Versuche gaben 1,314 Gran eine Portion Gas von sich, welche

5) Siehe dessen Treatise on Poisons, 2. edit. S. 458.

von Kali absorbirt wurde, die aber zufällig nicht bestimmt ward. Das Calciumchlorid hatte 0,36 Gran an Gewicht zugenommen, und die Röhre a hatte 0,154 Gran verloren.

1

18) Wenn man den ganzen Verlust weniger der Quantität des gesammelten Wassers als Koblensåure' annimmt, so geben die beiden lezteren Versuche folgende Resultate:

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

19) Diese Versuche sind hinreichend mit einander in Einklang; auch waren die Quantitåten, mit denen fie angestellt wurden, nicht groß genug, um bestimmen zu können: ob die auf die fragliche Weise erhaltene Substanz eine bestimmte Verbindung oder ein Gemenge ist; wenn jedoch 223,4 zwei Aequivalente Bleioryd, 22,1 Kohlensäure und 9 Wasser repråsentirt, so würde eine Substanz, welche aus 2 Pb +Ĉ + Aq besteht, in 100 Theilen enthalten:

Bleioxyd
Kohlensäure

[merged small][ocr errors]
[ocr errors][merged small][merged small][merged small]

so daß sie durch die Formel (Pb + C) + (Pb + Aq) bezeichnet

werden könnte.

20) Wenn eine Portion dieser Substanz mit deftillirtem Wasser in ein verschlossenes Fläschchen gebracht, und wenn das Wasser nach einigen Tagen mit Schwefelwasserstoff geprüft wurde, so erhielt es eine kaum merkliche bräunliche Färbung. Wurde etwas von der Substanz schwach befeuchtet 23 Stunden lang der freien Luft aus: gesezt, so löste sie sich dann wie gewöhnliches kohlensaures Blei unter lebhaftem Aufbraufen in Såuren auf.

Von der Auflösung des Bleies in destillirtem Wasser.

21) Um die alkalische Wirkung der wässerigen Aufldsung des Bleiorydes zu zeigen, braucht man bloß einen frisch abgeschnittenen Bleispan in ein Fläschchen mit destillirtem Wasser, welches mit Luft geschüttelt worden, zu bringen, und zugleich mit demselben ein Stük,

« ZurückWeiter »