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so lange im Wege stehen, bis dieselbe durch zahlreichere Versuche bewährt, und bis es gelungen ist, gewissen Unfällen vorzubeugen, und einigen Schwierigkeiten bei der Verfertigung derselben abzuhelfen. Uebrigens kommen der Flinte mit Schlagfeuer mehrere derselben Nachtheile zu, welche die Flinten mit Steinfeuer so unbequem machen. Der Soldat ist auch hier entwaffnet, wenn er den Ladstok verloren, verwechselt oder zerbrochen hat; er kann als Plånkler sein Gewehr nur dann laden, wenn er sich in einer etwas geschüzten Stellung befindet; und endlich können beide Arten von Flinten selbst in der Ruhe losgehen; abgesehen davon, daß sich die Patrone selbst beim Laden entzünden und dadurch großen Schaden bringen kann.

Die Flinten, welche von der Kammer aus geladen werden, ges währen dafür folgende Vortheile. Die Ladung kann nicht nur viel schneller geschehen, sondern es ist auch kein Ladstok dazu ndthig. Die Unglüksfälle, welche durch die Entzündung der Patrone im Augenblike der Einführung derselben in den Pulversak erfolgen können, find höchst unbedeutend, indem die entzündeten Theile durch die Kugel vorne herausgetrieben werden, so daß, wenn sich die Patrone auch entzünden sollte, die Kugel sich doch nicht von der Stelle bes wegen würde. Der Soldat könnte sich also höchstens den Daumen verbrennen, und selbst diese Verbrennung würde nicht so bedeutend seyn, daß sie den Soldaten dienstuntauglich machte.

Der Soldat kann, wenn er in einem Verhaue sizt, oder wenn er als verlorner Posten auf dem Bauche liegt, leicht laden, ohne daß er seine Stellung zu verändern braucht, was bei den Flinten mit Steins oder Schlagfeuer nur höchst schwer möglich oder ganz unthunlich ist.

Es gibt zweierlei Arten von Flinten, welche von der Kammer aus geladen werden. An den einen ist der Lauf am Pulversake ges brochen, so daß sich der Lauf und der Kolben in keiner geraden Linie befinden; unter diesen Umständen ist der Soldat entwaffnet, denn er kann sich der Bajonette nicht bedienen. An den anderen bleiben der Lauf und der Kolben immer mit einander verbunden; der Pulversal hingegen ist gebrochen, und wird, um die Ladung einführen zu fönnen, erhoben. Mit einer derlei Flinte ist der Soldat, wenn er als Plånkler ausgesendet wird, immer vollkommen bewaffnet; er wählt den zur Ladung günstigsten Augenblik, und kann sich während derselben sehr gut mit dem Bajonette gegen den Angriff eines Cas valleristen vertheidigen. Die Flinte des Hrn. Robert ist nach diesem Principe, welches das einzige auf Flinten zum Kriegsdienste anwendbare ist, eingerichtet.

Es gibt zweierlei Methoden, die Ladung zu entzünden, d. h. die Entzündung geschieht entweder durch ein Zündkraut, welches auBen angebracht wird, und nicht mit der Patrone in Verbindung steht; oder durch ein innen angebrachtes und an der Patrone befe stigtes Zündkraut. An allen gewöhnlichen, mit Ladstöken ladbaren Flinten mit Schlagfeuer ist die erstere dieser beiden Methoden angez nommen, obschon sie den Nachtheil hat, daß man sowohl mit Pa= tronen, als mit einzelnen Zündkapseln versehen seyn muß; ist das Zündkraut hingegen an die Patrone gebunden, so muß der Soldat die Kapsel auf das Zündrdhrchen sezen, und dann diese Kapsel von der Patrone befreien: eine Operation, welche bei der Nacht nicht so gar leicht ist, und welche um so unangenehmer ist, als die kleinen Kapseln leicht zwischen den Fingern rollen und verloren gehen, wodurch dann die ganze Patrone unbrauchbar wird.

Hr. Robert wendet ein Zündkraut an, welches an die Patrone befestigt ist, und welches beim Laden nicht von derselben gez trennt zu werden braucht; der Soldat hat nichts weiter zu thun, als die Patrone in den Pulversak zu steken, und die Kammer zu schließen. Sein Zündkraut besteht aus einem kleinen Cylinder von beiläufig 2 Millimeter im Durchmesser und 10 bis 15 Millimeter Långe, welcher mit Knallpulver gefüllt ist. Dieser Cylinder ist in die Patrone geftekt, und so darin befestigt, daß er nicht los werden kann. Ein im Innern angebrachter Hammer schlägt diesen Cylinder auf einen Amboß, so daß die Ladung durch einen inneren und nicht durch einen äußeren Mechanismus entzündet wird.

Dieses Verfahren gewährt große Vortheile, und hätte man auch gewöhnliche Patronen, so wäre es doch leichter die Cylinderzündhütchen, als die Zündkapseln zu handhaben. Die Cylinder erfordern nicht so große Gewandtheit, als die Kapseln; man könnte sie überdieß auch långer machen, wo sie dann leichter in die Patronen gestekt werden könnten. Ich bestehe daher auf dieser Art von Zündkraut, und bin überzeugt, daß sich dieselbe sowohl auf der Jagd, als auf dem Schlachtfelde sehr vortheilhaft bewähren wird.

Versuche. Hr. Robert schoß in unserer Gegenwart hinter einander 60 Schüsse aus seiner Flinte, wodurch deren Lauf so heiß wurde, daß man die Hand nicht mehr darauf erleiden konnte. Hr. Robert machte dessen ungeachtet, und obschon zulezt einige Funken in dem Pulversake zurükblieben, noch einige Schüsse, ohne daß die Patrone beim Einführen Feuer gefangen håtte. Wir machten in dieser Hinsicht einen Versuch, aus welchem offenbar hervorging, daß der Soldat selbst dann, wann sich die Patrone entzünden würde, nur eine Verlezung des Daumens zu befürchten hätte, und daß diese

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Verlegung überdieß nur unbedeutend seyn würde, indem er höchst wahrscheinlich die Hand sogleich zurükziehen würde, wenn er die Pas trone in Brand gerathen fåhe. Wenn er die Flinte so hålt, daß

der Pulversak nur 8 Zoll von seinem Körper entfernt ist, so hat er nichts zu befürchten; denn die Patrone wirkt hier gleich einer Ras fete, welche, indem sie sich entzündet, die Kugel nach Vorne auszutreiben sucht, während sie nach Rükwärts und in der Richtung des Laufes Feuer ausspeit. Da übrigens das Pulver keine Vorladung hat, so ist der hiedurch entstehende Feuerstrom sehr kurz, und da der Pulversak erhoben ist, so geschieht es, daß die Patrone wie in einem kleinen, oben und unten offenen Behälter abbrennt.

Es wurde bei offenem Pulversake Erde in die Batterie gewor= fen, dann auf den Kolben geschlagen, und der Schuß nach der Ladung nicht im Geringsten gestört. Die Flinte wurde, um den Lauf abzukühlen, in Wasser getaucht, und konnte unmittel bar darauf wieder geladen und abgefeuert werden. Wir überzeugten uns, daß ein einiger Maßen geübter Mann mit dieser Flinte in jes der Minute 12 bis 15 Schüffe machen kann.

Man hatte die Einwendung gemacht, daß die Patrone nothwendig in einer bestimmten Stellung in diese Flinte gebracht werden müßte; und daß, wenn man sie in der Bohrung drehen würde, das Zündrdhrchen nicht mehr auf den Amboß kåme. Wir haben daher die Patronen nach allen Richtungen gedreht, so daß sich das Zünd. kraut am ersten oder zweiten Drittel des Umfanges befand, und dessen ungeachtet gelangte dasselbe beim Senken des Pulversakes im mer wieder in die gewünschte Stellung. Nur wenn es sich im Augenblike des Senkens des Pulversakes nach Oben gerichtet befand, wurde es gebogen; in diesem Falle müßte das Zündkraut långer ges macht werden, weil es hier nicht in die gewünschte Stellung zurükgeführt, sondern auf den Amboß gebogen wird, so daß es geschehen könnte, daß der Hammer leer aufschlüge.

Da wir die zur Bestimmung der Schießweite der Robert': schen Flinte nöthigen Instrumente nicht zur Hand hatten, so kön nen wir uns in dieser Hinsicht nur auf jene Versuche beziehen, welche Hr. Baron Ségnier mit einer nach demselben Principe gebauten Jagdflinte mit einem Laufe von 28 Zoll anstellte.

Erster Versuch. Die Flinte wurde aus einer Entfernung von 50 Schritten mit Blei Nr. 4 geladen auf zwei Buch graues Papier, sogenanntes Kerzenpapier, welche auf einer Platte Gußeisen ruhten, abgefeuert. Das Blei drang durch 41 Blåtter.

Zweiter Versuch. Zwei Buch desselben Papieres mit einer Hölzernen Unterlage; das Blei drang durch 50 Blätter.

Dritter Versuch. Bei gleicher Entfernung und unter ganz aleichen Umständen war das Blei durch 47 Blåtter gegangen.

Vierter und fünfter Versuch. Das Blei ging durch eine geringere Anzahl von Blåttern. (Der Unterschied rührte offenbar davon her, daß, indem die Blätter Papier gezählt wurden, dieselben nicht mehr so innig an einander lagen.)

Dieselben Versuche wurden mit einer Flinte mit Percussions, feuer, welche mit dem Ladstoke geladen wurde, wiederholt, wobei jedoch das Blei nur durch 37 Blåtter Papier drang. Aus einer eins fachen Flinte mit einem spanischen Laufe von großem Caliber und mit einer Ladung von 85 Gran Pulver abgefeuert, drang das Blei nur durch 30 Blätter; der Rükstoß war bedeutend.

Hieraus ergibt sich also, daß unter übrigens gleichen Umstånden und bei einer Pulverladung, welche bekanntlich das Maximum der Wirkung hervorbringt: mit der Flinte des Hrn. Robert 49, 50 und 47, mit einer englischen Flinte 33, mit einer Flinte mit beweglicher und angeschraubter Kammer 37, und mit einem einfachen spanischen Laufe nur 30 Blåtter Papier durchschoffen wurden, wos nach also erstere vor allen übrigen einen bedeutenden Vorzug voraus hat.

Die Versuche, welche mit der Robert'schen Flinte im Vers gleiche mit jener des Hrn. Lefaucheur angestellt wurden, gaben folgende Resultate:

Erster Versuch. In drei Viertelstunden wurden aus der Robert'schen Flinte, welche nur auf einer Seite geladen wurde, indem eine große Feder gebrochen war, 292 Schüsse gethan, worunter 3 versagten. Mit der Flinte des Hrn. Lefaucheur hingegen, welche auf beiden Laufen geladen wurde, versagten unter 168 Schüssen 9.

Zweiter Versuch. Die Flinte Lefaucheur's wurde von einem jungen, flinken, und an deren Gebrauch gewohnten Manne 154 Mal abgefeuert; darunter versagte das Gewehr 12 Mal, und es erfolgten mehrere Doppelschüsse. Dagegen schoß ein 60jähriger, an die Robert'sche Flinte durchaus nicht gewohnter Mann diese leztere innerhalb derselben Zeit 160 Mal los, wobei sie nur 2 oder 3 Mal versagte, und wobei auch nur höchst wenige Doppelschüsse vorkamen.

Man hat der Flinte des Hrn. Robert vorgeworfen, daß sie, wie man zu sagen pflegt, stark auswirft, und daß sie stark auslåßt. Die Büchsenmacher sind der Meinung, daß eine Flinte, welche von der Schwanzschraube oder von der Kammer her geladen wird, um s besser ist, je weniger sie ausläßt, und daß jene Flinte, welche gar

nicht ausließe, die beste seyn würde. Wir wollen daher die Wirs kung dieses Auslassens auf die Schüsse einer Flinte etwas näher bes trachten.

Die Entzündung des Schießpulvers erfolgt nicht in einem und demselben Augenblike. In dem Augenblike, in welchem die Ladung entzündet wird, bildet sich eine gewisse Quantitåt Gas, welche auf die Kugel wirkt, und dieselbe in Bewegung zu sezen trachtet, und die Kugel geråth auch wirklich in Bewegung, sobald die Expansio= kraft des Gases groß genug geworden, um den Widerstand des Ge= scosses zu überwinden. Würde augenbliklich eine sehr große Menge Gas, und folglich eine außerordentliche Kraft erzeugt werden, fo würde die Kugel nicht durch den Lauf ausgetrieben, sondern der Lauf an dem Pulversake zersprengt werden. Denn die auf das Geschoß wirkende Kraft muß so viel Zeit haben, daß sie ihre Wirkung auf die verschiedenen Molecule, aus denen das Geschoß von dem dem Einwirkungspunkte der Kraft zunächst gelegenen, bis zu dem am weitesten davon entfernten Punkte besteht, fortzupflanzen vermag.

Die ersten Quantitäten Gas müssen sich daher zwar innerhalb einer sehr kurzen Zeit, aber nicht angenbliklich entwikeln, und daher sollte jene Quantitåt Pulver, welche zuerst entzündet wird, ein soge= nanntes langsam aufbrennendes Pulver seyn. So wie das Geschoß aber ein Mal in Bewegung gebracht ist, so befindet sich dasselbe unter Umstånden, welche der Aufnahme eines jeden neuen Impulses, wie groß derselbe auch seyn mag, am günstigsten ist, wobei jedoch jederzeit der Widerstand der Luft und die Reibung in dem Laufe zu berüksichtigen sind: zwei Umstånde, welche es durchaus nicht gez statten, auf das in Bewegung befindliche Geschoß eine gewisse Gränzen übersteigende beschleunigende Kraft wirken zu lossen.

Die Ladung sollte also hienach aus zwei verschiedenen Arten von Pulver bestehen; jener Theil, welcher zuerst und unmittelbar entzundet wird, sollte langsam aufbrennen; der übrige Theil hingegen lebhaft. Um diesen Zwek zu erreichen, wäre noch eine große Reihe von Versuchen erforderlich; auch wäre es im Kriege viel zu unbequem und zeitraubend, wenn man die Patronen aus zweierlei Arten von Pulver bereiten wollte. Wenn nun auch die Ladung, wenn sie nur aus einer einzigen Art von Pulver besteht, nicht zu langsam aufbrennen darf, so darf dieß doch auch nicht zu rasch geschehen, ausgenommen man macht es durch eine eigenthümliche Einrichtung mög lich, daß das lebhaft aufbrennende Pulver im Augenblike der Ent= zündung der Ladung nur als ein langsam aufbrennendes wirkt. Dieß geschieht nun gerade dadurch, daß man einen Theil des Gases ents weichen läßt; und hieraus erhellt, daß das Auslassen gut und núz

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