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Die Krippe.*)

Con der Nische einer der dunkeln Galerien der Katatomben, die die Basilica San Sebastiano an der Via Appia umgeben, ist eine Holzbank gemalt, und auf ihr liegt das göttliche Kind in Windeln, umgeben von zwei Thieren des Feldes. Welchen weiten Weg durchlief die Kunst von dieser Darstellung eines einfachen Wandmalers des vierten Jahrhunderts bis zu der „Nacht" Correggio's, wie hatte sie sich zu mühen und an ihrer Ausbildung zu arbeiten!

Aus den Evangelien des Lukas und des Matthäus leiten sich die ersten Darstellungen der Geburt Christi her. In diesem wird von Jesu Geburt zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes und der Weisen erzählt, die, als sie seinen Stern im Morgenlande gesehen, hingingen, ihn anzubeten. In jenem wird. die Geburt Jesu beschrieben, wie Maria ihn in Windeln wickelt und in eine Krippe legt, die Hirten bei der Heerde wachen, als der Engel des Herrn, von Licht umgeben, ihnen erscheint, die frohe Botschaft verkündet und inmitten der himmlischen Heerscharen, die alle Gott preisen, wieder gen Himmel schwebt.

*) Vorstehendem Artikel liegt der gleichnamige Abschnitt aus dem jüngst erschienenen und in Nr. 2995 der „Illustr. 3tg." ausführlich besprochenen Prachtwerk zu Grunde: „Die Madonna. Das Bild der Maria in seiner kunstgeschichtlichen Entwicklung bis zum Ausgang der Renaissance in Italien". Nach dem italienischen Werke von Adolf Venturi bearbeitet von Theodor Schreiber. Druck und Verlag von J. J. Weber in Leipzig.

Das Evangelium des Lukas spricht nicht von den Weisen aus dem Morgenlande; aber sehr bald flossen die beiden heiligen Texte im Geiste der Frommen in eins zusammen. Doch übertrug man sie in die Reliefs der Sarkophage oder in die Wandbilder der Katakomben

nicht vor dem vierten Jahrhundert. Den ersten Christen widerstrebte es, concrete Thatsachen darzustellen, besonders diejenigen, die die erhabene Gestalt des Erlösers entschleierten und ihn in menschlichem Leiden zeigten, in der ärmlichen Krippe, an dem schändlichen Holze des Calvarienberges. Ihre Kunst, die so einfach, abstract, ganz dem Idealen zugewendet, die Erbin der tiefen Symbolik der semitischen Rasse war, suchte kein Ergötzen der Augen, sondern unbestimmte Vorstellungen, die vom Leben und der Wirklichkeit weit ablagen und die Visionen einer nach dem Himmel verlangenden Seele wiedergaben. In der Darstellung der Geburt Christi verbanden die ersten Christen die Erzählung der Evangelien mit den biblischen Prophezeiungen. In ihrem vom Glauben

Kirche San Francesco zu Assisi. Von Giotto und seiner Schule.

entflammten Geiste stieg die Vision Jesaias' wieder auf, der vorausgesagt, es würde ein Kindlein kommen, der Friedensfürst inmitten des Volkes, das in Finsterniß sein Leben hinschleppte und lag im Dunkel des Todes. Und sie erinnerten sich zugleich der Worte des Propheten, der Himmel und Erde den Zorn Gottes verkündet und über Jerusalem cifernd ausrief: „Der Ochse erkennt seinen Herrn und der Esel die Krippe des Hirten, aber Israel hat mich nicht erkannt und mein Volk mich nicht verstanden." Wegen dieser Stelle des Propheten wurden die beiden Thiere des Feldes in die Darstellung der Geburt des Heilandes einbezogen, und es war ja auch nichts, was ihre Gegenwart unwahrscheinlich gemacht hätte. Und doch, wie jede Kunstform ein Symbol, ein herkömmliches Gedankenzeichen, ein ideogra phisches Modell sein muß, so haben auch die Kirchenväter in der Gestalt des Ochsen und des Esels sinnbildlich das Juden- und Heidenthum angedeutet. Der heil. Ambrosius selbst erkannte im Esel die Gestalt der Heiden und der heil. Gregorius von Nyssa im Ochsen den vom Gesetz gefesselten Juden, im Esel denjenigen, der die Last der Abgötterei trug. Ein solcher firchlicher Symbolismus konnte nicht den Künstlern eigenthümlich sein; denn die Kirchenväter entfernten sich von der Wirklichkeit und dem Leben, während diese dahin strebten. Jene suchten die geschichtlichen Züge mit einem mystischen Schleier zu bedecken, diese Legenden für das Volk darzustellen. Und so wurden Ochse und Esel, als sie allmählich die fast satirische Anzüglichkeit verloren hatten, ein natürlicher und nothwendiger Bestandtheil

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Elfenbeinrelief vom Bischofsstuhl Maximian's zu Ravenna.

der Darstellung. Zuerst wurden Symbol und Wirklichkeit nicht scharf getrennt; ja, man unterließ, um das Symbol als solches deutlich zu machen, nicht, vor der Jungfrau den Propheten Jesaias abzubilden, wie er auf den mystischen Stern hinweist. Dann gerieth das Symbol nach und nach in Vergessenheit, und nur das materielle Bild, die Hülle, blieb erhalten. Und so wird im sechsten Jahrhundert im Evangelium des Pseudo-Matthäus, das auch aus griechischen Quellen schöpft, geradezu erzählt, daß das Christkind in der Krippe von dem Ochsen und dem Esel angebetet wird.

Die Scene der Geburt Christi entnahm aus der heidnischen Kunst die Figuren der Hirten, sie, die aus der Liebe zum Landleben hervorgegangen, das so viele Dichter in ihren Hirtengesängen ge= feiert hatten. Schon im Dunkel der Katakomben hatten die ersten Christen die Figur des guten Hirten in der schlichten, bäuerlichen Gestalt eines einfachen, schmucken Landmannes gezeichnet. Es genügte also, ihm das Lamm von den Schultern zu nehmen und ihn mit anderen Gefährten um den Stall zu scharen, in dem aus der Krippe das Christkind hervorleuchtete. Sie trugen den kurzen, exomisartigen Rock und den Krummstab wie die Satyrn und Centauren der pompejanischen Wandbilder. Zwischen Bäumen erscheinen sie wie jene ländlichen Halbgötter, aber sie sind treuherzig, ehrbar und von schlichtem Wesen.

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sondern mit gefalteten Händen versinkt er in tiefste Andacht. Dem Fra Beato Angelico mußte es natürlich scheinen, daß um das leuchtende Kind alle auf die Sinice fielen. Die Lichtstrahlen, die nicht mehr in Gestalt einer Aureole nur das Haupt des Kindes, sondern jetzt den ganzen Körper umgeben, sind ein neuer bemerkenswerther Einzelzug dieses Gemäldes und anderer Bilder derselben Zeit. Schon Jacopo Avanzi (s. Abbild.) hatte das Blenden des von der Wiege ausgehenden Glanzes dadurch auszudrücken versucht, daß er den heil. Joseph die rechte Hand vor die Augenbrauen halten ließ. Aber Fra Angelico bringt den Gedanken, den Urheber des Lichtes darzustellen, besser zum Ausdruck, und fast möchte man glauben, daß er die Strophen des heil. Fortunatus wiedergeben will, der die Geburt des Lichtes bei der Geburt Jesu besang. Dieser Bildgedanke geht nicht verloren, er wird immer vollkommener, bis endlich Correggio in seinem Gemälde der Heiligen Nacht" alle und alles mit den Strahlen des göttlichen Kindes umgibt.

In dem schon angeführten Bildchen der Akademie der schönen Künste zu Florenz offenbarte Fra Angelico seine fromme Seele in der Andacht, die Maria und Joseph beherrscht, die Hirten, die wie schüchterne Mönchlein von weitem herankommen, und die Engel, die auf den Wolken um das himmlische Licht wie um eine Monstranz vertheilt sind. In diesem Bildchen und in der ganzen toscanischen Kunst zeigt sich die Darstellung vereinfacht, gereinigt von jeder Spur des mittelalterlichen Realismus; nicht mehr Hirten, Esel und Ochsen, Krippen, Betten, Kissen, Zelomi und Salome; oder wenigstens läßt man die Hirten in der Ferne; der Esel und der Ochse hauchen nicht mehr ihren Athem auf das Kind, die Krippen bleiben, wie veraltetes Material, in einer Ecke im Hintergrund. Pier della Francesca, der in dem jetzt der Nationalgalerie zu London gehörenden Bilde (J. Abbild.) einige von den überlieferten Zügen beibehielt, gebrauchte sie in ganz neuer Weise. Er behielt die Hirten, gab ihnen aber eine dramatische Haltung, indem er darstellte, wie sie den Grund

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Palazzo Governativo dei Trinci in Foligno. Von Ottaviano Nelli.

ihrer Ankunft dem heil. Joseph auseinandersetzen und dieser, die Hände über dem quergelegten Bein gefaltet, rittlings auf einem Sattel sigend, ihnen zuhört. Sie zeigen nach dem Stern, und auch der Esel sieht schreiend nach dem Stern in die Höhe. Die Jungfrau, wie eine Edelfrau des 15. Jahrhunderts gekleidet, betet das Christkind an, das beide Arme nach ihr ausstreckt, während fünf Engel, wie Höflinge in Reihe und Glied stehend, zwei als Sänger und drei mit der Laute und Viola, ein Loblied auf den Herrn anstimmen.

Die Engel, die nicht nur im Himmel schweben, sondern sich an der Geburtsscene betheiligen, in die Hütte treten und sich dem göttlichen Kinde nähern, werden von der toscanischen Kunst des Quattrocento als prächtige Gestalten gebildet. Man erinnere sich des Benozzo Gozzoli (j. Abbild.), der im Palazzo Riccardi zu Florenz einen phantastischen Garten mit blühenden Beeten und Rosenheden, hohen Tannenbäumen, Cypressen und Palmen malte. Aus der Höhe schwingen sich Engel durch die Wolken herab. Im Vordergrund schreiten im Garten von rechts und links her die himmlischen Heerscharen mit pfau äugigen Flügeln, im Chor singend, heran. Zwei andere Scharen beten knieend, geneigten Hauptes und demüthig das Christkind an, und im Garten bringen beflügelte Mädchen in weißen Kleidern Blumen im Schose oder brechen sie von den duftenden Zäunen. Das ist der Weihnachtstraum der florentiner Renaissancekunst.

Die alten Umbrier waren aber viel lebendiger, um nach dem Bilde des Ottaviano Nelli im Palazzo Governativo dei Trinci zu Foligno (s. Abbild.) zu urtheilen, in dem die Madonna auf den Knieen in einer plöklichen Bewegung und wie aus der Ordnung gekommen die Hände nach dem strahlenden Kinde ausstreckt.

Im nördlichen Italien, insbesondere in Ferrara, wurde die Darstellung der Geburt Christi zu Anfang des 16. Jahrhunderts feiner durchgearbeitet. Die nebensächlichen Züge werden von Ortolano beiseitegedrängt, die Reflexe des Lichtes werden naturwahr und erhellen die Gesichter der Personen im Krippenbilde Mazzolino's. Die zarteste Annuth schmückt die Figürchen des Bildes von Ercole Grandi, und endlich zieht der Maler der Grazien seinen Nutzen aus der langen Arbeit der Jahrhunderte, er, der in der Seele das Murmeln der Gesänge der Kirchenväter, der heiligen Lieder, der Chöre der religiösen Mysterienspiele hört, der wie in einem Augenblick mit seinen inneren Augen die Visionen der Propheten, den Gegensatz des Symbols zur Wirklichkeit, die christlichen Ideale verkörpert schaut. Und er schafft eine erste Geburt Christi", in der die anbetende Madonna die Rechte mit dem Mantel bedeckt, wie um die Kälte der Winternacht anzudeuten, der hinter den antiken Ruinen aufgehende Mond silbernes Licht über die am blauen Nachthimmel dahinziehenden Wolken wirft und die Bäume mit ihren vom Wind gebeugten Zweigen den Eindruck der Kälte vermehren. Ein Engel in den Lüften zeigt den Hirten das auf einem weißen Tuch schlafende Kind, während

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die heil. Elisabeth es dem kleinen Johannes zeigt, der in kindlicher Neugier den Kopf vorstrect und hinschaut. Auf diese erste Form der Geburt Christi" ließ Correggio eine zweite, durchaus einfache folgen, das Bild mit der Jungfrau, die das Kind glückselig anbetet und es zugleich zu Küssen und Liebkosungen einladet (s. Abbild.). Endlich erreicht die Composition Correggio's in der bekannten,,Heiligen Nacht" die reifste Entfaltung. Das Licht, das von dem Kinde ausgeht, verbreitet sich allüberall, erhellt das Gesicht der Mutter, strahlt zurück von den Hirten und ergießt sich über die Engel in der Glorie. Das wunderbare, jezt in Dresden befindliche Bild kann man den Inbegriff aller Darstellungen der Geburt Christi nennen, und wie Lionardo im Abendmahl", Tizian in der ,,Darstellung der Jungfrau im Tempel" und in der Himmelfahrt", so hat Correggio in der Heiligen Nacht" das Endziel eines langen, von der Kunst beschrittenen Weges erreicht und das Werk gekrönt, das im Dunkel der Katakomben begonnen und in den Basiliken der triumphirenden Religion sowie später in den Kathedralen der italienischen Gemeinden fortgesetzt wurde, ein Werk, das die Liebe und der Glaube des Volkes ins Leben gerufen haben.

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Galleria degli Uffizi in Florenz. Von Correggio.

Modernes Kunstgewerbe.

Einige deutsche und österreichische
Zimmereinrichtungen.

Einige moderne Zimmereinrichtungen,

auf der pariser Weltausstellung zu sehen waren, haben auch jest, nachdem sie wieder der deutschen Heimat zugeführt sind oder vielleicht auch einen Liebhaber im fremden Lande gefunden haben, nicht ihr Interesse verloren. Nach Entwürfen von reichsdeutschen und einem Künstler unseres Nachbarlandes Desterreich sind die in Abbildung dargestellten Räume ausgeführt.

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Ein auf schlichte Behaglichkeit ge= richteter Sinn sprach unzweideutig aus den von reichsdeutschen Künstlern entworfenen Wohnräumen. Die Bestimmung der Zimmer war entweder vorwiegend praktischer Art sie waren zum Studium oder zur Arbeit gedacht oder die Künstler hatten Räume zum Vorwurf genommen, die in erster Linie für ein zwangloses Zusammensein einer fröhlichen Gesellschaft be= stimmt schienen. Formen und Farben, die ganze Art der Ausstattung überhaupt trug diesen gut bürgerlichen Charakter. Ohne plump zu sein, waren die Möbel solid, man fühlte sich wohl unter ihnen. Wände und Decken waren mit klar gegliederten, unauffällig gemusterten Bekleidungen versehen, kräftige Töne waren verwendet, aber alles war in einer warmen Stimmung gehalten. Einen ganz anderen Eindruck machten die österreichischen Wohnzimmereinrichtungen; sie waren wol geeignet, einem gesellschaftlich officiellen Verkehr zu dienen, aber für einen geselligen häuslichen Verkehr, besonders im Sinne der Niederdeutschen, schienen sie kaum gedacht zu sein. Und zweifellos ist ja, daß der Bedarf für die legtgenannten Zwecke im Süden geringer ist als in den nördlicher gelegenen deutschen Landen. Die nächstliegende Aufgabe für die österreichischen Künstler war der Salon, der zumeist eine etwas aristokratische Steifheit zur Schau trug. Es scheint, als ob die Künstler selbst die bezeichnende Eigenart durch ein bisweilen überreiches Aufgebot von Farben hatten mildern wollen; allein durch die etwas schweren, kalt zusammengestimmten Farben wurde das nicht immer glücklich erreicht. Eine wirklich vornehme Eleganz erreichten die österreichischen Künstler nicht; die geschmeidige Ausdrucksfähigkeit der Bewegung, die natürliche Ungezwungenheit mancher französischen Künstler blieb ihnen versagt.

Ein feinfühliges Können sprach aus dem Kaminraum, der nach dem Entwurf des Bildhauers Karl Groß in Dresden ausgeführt war. Der in schwarzen, mild glänzenden Kacheln hergestellte, mit zwei für Gasheizung gedachten Deffnungen versehene Kamin beherrschte die breite Wand. Maßhalten im Schmuck zeichnete den Kamin vortheilhaft aus, ebenso wie die oberen, in Mahagoniholz ausgeführten, baldachinartig vortretenden Ziertheile und die Möbel. In jeder Beziehung gehörte dieser Raum mit zu dem Anziehendsten, was deutscher Gewerbfleiß zur Ausstellung fandte.

Als etwas besonders Erfreuliches ist das von Volk u. Wittmer in Straßburg i. E. ausgestellte Badezimmer zu erwähnen. Ueber dem weißmarmornen Wasserbecken wölbt sich eine aus künstlichem, gelblich getöntem Marmor hergestellte Nische. Die Wände sind mit bräunlichen, oben blaugrünen Fliesen verkleidet. Die gewölbte Decke ist in, wie es scheint, freihändig modellirtem weißen Stud ausgeführt. In an sprechender Composition heben sich die leicht reliefirten Pflanzenranken und figürlichen Darstellungen vom lichten Grunde ab. Die Möbel fügen sich dem Ganzen trefflich an.

Nicht ganz als unser, d. h. reichsdeutsches künstlerisches Eigenthum anzusehen ist das von der jungen darmStädter Künstlercolonie ausgestellte Zimmer, das in der Hauptsache der erst kürzlich vom Großherzog von Hessen berufene Wiener J. M. Olbrich_entworfen hat. Der flachrund überwölbte Nischentheil mit dem ausgezeichneten,

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ist es nicht die beste Leistung Olbrich's; das bleibt wol zweifellos der mit viel größerem Aufwand hergestellte Salon in der österreichischen Abtheilung.

Ein näheres Eingehen auf die anderen österreichischen Künstler würde nichts Neues bringen. Nirgends wol fällt der thatsächliche Mangel an plastischen Ornamenten mehr auf als bei ihnen, weil sie durch manche, uns als gesucht erscheinende Einzelheiten darüber hinwegzutäuschen bestrebt sind. Allein: de gustibus non est disputandum. L.

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Der vom Glazer Gebirgs= verein geplante Bau eines Aussichtsthurms auf der Hohen Mense dürfte 8000 bis 10000 kosten. Von der Errichtung eines hölzernen oder eisernen Thurms soll mit Rücksicht auf die bedeutenden Unterhal tungskosten abgesehen werden, da der Bau eines massiven Thurms vortheilhafter erscheint.

- Der Plan, das Riesengebirge durch eine fahrbare Verbindungsstraße zu durchqueren, dürfte seiner Verwirklichung entgegengehen. Die Vornahme der Traçirung der Verbindungsstraße von Spindelmühle über die Einsattelung des Riesengebirges und die Spindlerbaude in die von Preußisch-Schlesien aus zu erbauende Straße im Bezirk Hohenelbe ist angeordnet worden. Im böhmischen Gebirgsbezirk kommt nur eine Linie in Betracht, die von Spindelmühle über den Mädelesteg im Weißwassergrund aufwärts und von diesem in sich stark rückwärts wendender Curve über die Leierbauden nach dem Mädelekamm führt, den sie bei der Spindlerbaude erreicht. Für die Fortsetzung der Riesengebirgsstraße nach Schlesien kommen zwei Projecte in Betracht, nach Agnetendorf oder nach Hain; für jedes von ihnen bildet die tiefste Einfattelung des Kamms bei der Spindler baude den natürlichen Ausgangspunkt.

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Der Centralausschuß des Deutsch. u. Desterr. A.-V. in München gab bekannt, daß seine Kanzlei am 15. De cember 1900 geschlossen und jene des Cen tralausschusses in Innsbruck am 1. Ja nuar 1901 eröffnet wird. Derselbe bittet, in der Zwischenzeit vom 15. bis 31. De cember 1900 alle Zusendungen zur Vermeidung von Verlusten und Störungen zu unterlassen.

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Der Bewirthschafter des Glocknerhauses auf der Pasterze, Peter Hariter, ließ den Auf- und Abstieg von Hof zur Möll und durch den Winkel hinauf zum Niederen Sattel in einer Länge von 3000 mtr. neu herstellen.

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eine Wegevariante ver-
mehrt.

-Der Internatio= nale Alpen-Stiverein hielt am 5. December in Wien seine gründende Ver= jammlung ab. Der Verein pflegt in den österreichischen Alpenländern den Stisport nach den Regeln der lilienfelder Stilaustechnik. Er wird die Vereinsangehörigen und Bergführer im Stilauf ausbilden, an passen= den Plähen Stilausübun= gen vornehmen, WanderSchaulaufen veranstal

ten, Stiausflüge pflegen,
durch Wort und Schrift

für die Verbreitung des Stisports eintreten, Sportfeste abhalten und Fahrstellen errichten.

Das von der Section München des Deutsch. und Desterr. A.-V. erbaute, im October unter Dach gebrachte Wiesbachhornhaus am Fochezkopf (vergl. Nr. 2997) ist, obwol es solid gefügt und mit außergewöhnlicher Vorsicht mittels zehn starker schmiedeeiserner Anker auf dem Felsen, auf dem es stand, verankert war, kürzlich durch einen heftigen Föhnsturm von seinem Untergrund emporgehoben, durch die Luft 20 mtr. weiter getragen und als Ganzes in eine Bodensenkung niedergestellt worden. Es war ein Glück, daß der Föhn von Südwesten und nicht von Südosten kam, sonst hätte er das Haus in die Tiefe geschleudert und vollständig zertrümmert. Der Betonblock und die unterste Balkenlage stehen noch. Das Haus wurde am 24. November, als man den Aufstieg wagen konnte, zerlegt und für den Winter geborgen. Im nächsten Jahre wird es wieder aufgestellt werden. Hierbei wird gesorgt werden, daß auch jenen Kräften, mit denen bisher nicht gerechnet wurde, entsprechend begegnet werde. Ein größerer Schaden entsteht nicht, da die Construction nicht erheblich beschä= digt ist.

Das Neureuthhaus (1265 Mtr.) bleibt heuer den ganzen Winter über geöffnet und bewirthschaftet. Das Schuhhaus der Section KremsStein des Desterreichischen Touristenclubs am Hochkar ist während der Wintermonate geschlossen; der Schlüssel zur äußeren Thür wurde bei Hrn. A. Loidl, Postmeister und Kaufmann in Liesing, hinterlegt, während die innere Thür mit dem Normalschloß versehen ist.

Das an Stelle des abge= brannten Hundsteinhauses neuerbaute und im September eröffnete Staher Schughaus auf dem Großen Hundstein bei Zell am See befindet sich ganz am Gipfel des Berges und besteht aus vier Räumen im Erdgeschoß (einschließlich der Küche), denen eine Veranda vorgebaut ist, sowie aus drei Schlafräumen im ersten Stockwerk. Die Rundschau, die der von Zell am See aus über Thumersbach leicht in vier Stunden auf bequemem Pfad zu ersteigende Hundstein (2116 Mtr.) bietet, stellt die Aussicht von der vielbesuchten Schmittenhöhe völlig in Schatten. Mehr als 20 Schuhhäuser sind deutlich sichtbar, unter anderem gegen Norden das Birnhorn (Leoganger Steinberge) und die Passauer Hütte, im Süden die Adlersruhe mit der Erzherzog-Johann-Hütte. Schön ist auch der Blick auf den Hochtönig mit dem Kaiser-Jubiläums-Schuhhause. Die Bewirthschaftung des neuen Schughauses hat Hotelier Franz Schwaiger von Zell am See übernommen, der auf Wunsch auch Bergwagen und im Winter den Hüttenschlüssel zur Verfügung stellt.

Der Ottakringer Verschönerungsverein in Wien, der seit seiner vor 25 Jahren erfolgten Gründung etwa 60000 kronen baar aufgebracht hat, die nach und nach zur Verschöne rung des Vereinsgebietes verwendet wurden, eröffnete am 2. December das von ihm bei der Kaiser-Jubiläumswarte auf dem Galyzynberg erbaute Schuthaus und vereinigte mit der Eröffnungsfeier

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auch das Fest seines 25jährigen Bestehens. Das neue Schuzhaus ist ein im ländlichen Stil gehaltener ebenerdiger Bau und hat Wohn- und Unterkunftsräume, in welch letzteren kalte Speisen und Getränke verabreicht werden. Seit der am 6. Juli 1899 erfolgten Eröffnung der Warte haben bereits mehr als 60000 Personen den Thurm bestiegen.

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Die Geraer Hütte im Alpeiner Thal (west= liche Zillerthaler Alpen) wurde heuer von 527 Personen (gegen 369 im Vorjahr) besucht. Der Besuch der von Mitte Juli bis Mitte September bewirthschaftet gewesenen Hildesheimer Hütte hat gegen die Vorjahre erheblich zugenommen, da das Fremdenbuch etwa 240 Personen aufweist. Das Untersberghaus besuchten in diesem Jahre bis Ende October 1886 Personen (im vorigen Jahre betrug die Besuchsziffer 1488). Im Zittelhause auf dem Hohen Sonnblick fanden sich 522 (gegen 681 in 1899), in der Kürsinger Hütte 463 (gegen 570 in 1899) Touristen ein. Im Gipfelbuch auf dem Großvenediger sind in der Zeit vom 42. August 1899 bis 29. September 1900 644 Personen, einschließlich der Führer, eingetragen worden. Das Watzmannhaus

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war, soweit die Einschreibungen reichen, von 1932 Touristen besucht, die Höllenthalhütte von1300, die Angerhütte von 1000, die Knorr-Hütte von 1800, das Münchener Haus von 2400. Auf dem Herzogstand betrug die Frequenz 7000 eingeschriebene Touristen. Auf dem Guffert stieg der Besuch auf 124 Touristen.

Die letzte Bartie bestieg heuer mit dem Hüttenwart Fröhlich den Diperer (3480 Mtr.) im Tuxer Kamm (Zillerthaler Alpen) am 11. October, allerdings bei heftigem Schneesturm, bei welcher Gelegenheit dem Führer beide Hände erfroren. Der von der Geraer Hütte aus jekt gut erreichbare Gipfel, der durch Anbringung von Eisenklammern seine Hauptschwierigkeit verloren hat, bildete heuer einen Hauptanziehungspunkt und für Hochtouristen wurde sehr oft (an einem Tage sogar von vier Partien) bestiegen. In den nächsten Jahren foll auch der südlich vom Olperer aufragende schwierige Schrammacher (3416 Mtr.) von der Section Gera des Deutsch. Desterr. A.-V. in ähn= licher Weise wie der Ölperer zugänglich gemacht werden.

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Seit 1. October ist der während der Betriebssaison eingestellt gewesene Tunnelbau bei der Jungfraubahn wiederaufgenommen worden, und er schreitet rüstig vorwärts. Der Bau wird während der Betriebssaison 1901 wahrscheinlich nicht wieder eingestellt werden, indem die Materialförderung durch den neuen Stollen erfolgen kann, somit eine Collision mit den Personenzügen und eventuell eine Katastrophe ausgeschlossen ist. Die nächste Station Eigerwand (2867, 6 Mtr.) dürfte im December 1901 erreicht werden. Auf die Station Eigerwand wird die Station Eismeer (3600 Mtr., bei Kilomtr. 5800) folgen. Die zwischen beiden Stationen zu überwindende Tunnelstrecke beträgt 1400 mtr. Station Eismeer wird die höchstgelegene und wol interessanteste Eisenbahnstation von ganz Europa bilden.

Die Section Bernina des Schweizer Alpenclubs hat den Oberforstinspector J. Coaz anläßlich der 50. Wiederkehr des Jahrestages der von demselben ausgeführten ersten Ersteigung des Piz Bernina (13. September 1850) zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. (Vergl. Notiz unter ,,Alpines" in Nr. 2987.)

Salon in der österreichischen Abtheilung von J. M. Olbrich.

Desterreichische Zimmereinrichtungen von der pariser Weltausstellung.

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