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Chinin gereicht und sie vor neuen Stichen mit besonderer Sorgfalt (durch Dienstablösung) für die nächste Zeit bewahrt. Infolge dieser Maßregeln sind diese 104 Personen mit Ausnahme von drei, die die Vorschriften misachteten, vollständig gesund geblieben, während die Nachbarn sammt und sonders erkrankten. So sind die 25 Bewohner des dem Versuchsfeld zunächst gelegenen Bahnwärterhauses ohne Ausnahme erkrankt; von den 211 Insassen der benachbarten Bauernhöfe, die zudem nicht im Thal, sondern auf den gesünderen Hügeln erbaut sind, blieben nur vier ältere Personen von der Malaria verschont.

So ist das erste Experiment vom schönsten Erfolg Diese erfreulichen Ergebnisse haben gekrönt worden. B. Grassi und seinen Mitarbeiter E. Blessich mit der frohen Hoffnung erfüllt, endlich das Mittel gegen die schreckliche Krankheit gefunden zu haben, der in Italien alljährlich 16 000 Menschen nach langem und wahrhaft trostlosem Siechthum erliegen. Die Ausrottung der Malaria ist aber nicht bloß eine medicinische, sondern

auch eine socialöfonomische Frage von höchster Bedeutung: bisjekt waren die wasserreichsten und fruchtbarsten Gefilde in der Provinz Rom, in Toscana, in der Basilicata und Puglia, in Calabrien, auf Sicilien und Sardinien des dort einheimischen Fiebers halber gemieden und werthlos. Jektträgt die medicinische Wissenschaft dem Landarbeiter die Fackel voran, der mit seinem Spaten die schon vor Jahrtausenden ob ihrer Fruchtbarkeit berühmten Landstriche der Cultur zurückerobert.

Dr. Franz Lipp.

Das Schumann-
Denkmal
für Zwickau.

Die

ie Stadt Zwickau in Sachsen beabsichtigt ihrem großen Sohne Robert Schumann ein Denk mal zu setzen, das man, in Erz ausgeführt, zum 91. Geburtstag des berühmten Meisters im Juni n. I. enthüllen zu können hofft. Mit der Ausführung des Werkes ist ein leipziger Künstler, Johannes Hartmann, beauftragt, der die Arbeit binnen Jahresfrist so gefördert hat, daß das gußfertige Modell jetzt seine Werkstatt verlassen konnte, um von einer dresdener Firma in Erz ausgeführt zu werden. Die Arbeit wird dem jungen Künstler große Ehre machen. Der künst lerische Aufbau sowol wie die ihm zu Grunde liegende Idee, soweit sie sich in einer Porträtstatue personificiren läßt, dürfen als ein sehr glücklicher Griff bezeichnet werden: in beiden wird der Künstler seiner Aufgabe gerecht, ja mehr

Der Meister, dem die Stadt Zwickau ihr SchumannDenkmal zu verdanken haben wird, ist ein Landsmann von Max Klinger, Karl Seffner, Hermann Brell und

Leipzig

Arthur Volkmann. Er wurde im December 1869 zu
geboren und besuchte von seinem 16. Jahre ab die Kunst-
akademie zu Dresden, wo er in den Jahren 1887 bis 1889
sich vornehmlich an den bekannten Bildhauer Ernst Hähnel
anschloß. Später hat er selbständig gearbeitet und nicht
zu seinem Schaden sich bemüht, seine Kunst in modernere
Bahnen zu lenken. Schon seit einer Reihe von Jahren
hat er sich in Leipzig wieder niedergelassen, wo er sich
trok seiner verhältnißmäßig jungen Jahre eines geachteten
Ansehens als Künstler erfreut. Von Arbeiten, die einer
öffentlichen Besichtigung zugänglich sind, nennen wir: eine
Nixe mit Seehund in Geislingen (1893), zwei mächtige

Ernst Eckstein.

Hus dem Kreis der deutschen Erzähler ist am 18. No

vember mit Ernst Edstein ein Dichter geschieden, der vermöge seiner reichen Phantasie, seiner umfassenden Bildung und seiner gewandten und glänzenden Darstellung einen der ersten Pläge unter den Schriftstellern der Gegenwart einnahm und sich daher eines großen Leserkreises erfreute.

Mit seinen Kunstanschauungen stand Ernst Edstein auf der breiten Basis, die Tieck, Guglow, Freytag, Scheffel, Heyse und Spielhagen geschaffen haben. Von der Ströfern. Alles, was seiner fleißigen Feder entquoll, entstand mung des sogen. jüngsten Deutschlands" hielt er sich in erster Linie aus der Lust, zu fabuliren, und der Freude an der Fülle der Erscheinungen, mit der sich ein feiner

Das Robert-Schumann-Denkmal für Zwickau. Modellirt von Johannes Hartmann.

als das, er wird in seiner Statue den zahlreichen Freun-
das
den des großen Tonkünstlers ein Werk darbieten,
für sie geradezu das Ideal seiner Person und seiner
Kunst verwirklicht. Seine Kunst wenigstens nach der einen
Seite hin, die sein Wesen ausmachte. Schumann selbst
hatte für seine künstlerische Individualität einen doppelten
Ausdruck: er nannte sich den Eusebius, worunter man
die träumerische Innigkeit und Weichheit seiner Musik
verstehen mag, und dann wieder den Florestan, womit auf
die leidenschaftliche Energie seiner Tonschöpfungen angespielt
wird. Die erstere Seite seines Wesens verkörpert uns die
Hartmann'sche Statue: die träumerische Art, die uns vor-
wiegend den Liederdichter, den Lyriker ahnen läßt, so wie

Karyatiden am Haupteingang des Universitätsgebäudes in Leipzig (1894), ein Relief mit der Kreuzigung Christi am Portal der Friedhofskapelle in Loschwitz (1895), das große Bronzerelief mit dem Bildniß des Königs Johann im Hofe der Universität in Leipzig (1896). Reisen nach Paris haben ihn mit dem dortigen Kunstleben in engere Fühlung gebracht, doch hat er ebenso wenig versäumt, auf Reisen in Deutschland sich weiter zu bilden. Bei der ernsten Auffassung der Bedeutung seines Berufs darf man hoffen, daß sein Streben ihn zur Erfüllung von Wünschen führe, die jeder talentvolle Künstler im Leben hegt, die aber zur That werden zu lassen oft nur ein glückliches Geschick zu fügen weiß. Unsere Zeit ist aller er nach dem Bendemann'schen bekannten Bilde dem deut dings der Ausführung monumentaler Aufträge besonders

schen Volke lieb geworden ist, und wie er wol immer fortleben wird, solange noch ein Lied wie das „Du bist wie eine Blume" zu den Ohren der Menschen tönen wird.

günstig. Denkmäler werden an allen Orten errichtet.
Und doch ist es für den Einzelnen ein Glück, in einem
solchen Falle seine Kräfte bethätigen zu können.

künstlerischer Sinn ver

band. Niemals schrieb er einen Roman eines Problems wegen. Wenn er eine bestimmte Grundansicht vertrat, so ergab sich das ganz von selbst. Nichts lag ihm ferner als doctrinär zu sein.

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vom

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Auf diese farbenpräch tigen Epen ließ Eckstein zur allgemeinen Ueberraschung eine ganze Anzahlübermüthiger Schulhumoresten folgen,,,Der Besuch im Carcer“, „In Secunda und Prima", Die Mädchen des Penfionats",,,Das hohe Lied deutschen Professor" u. a., in denen sich die tollen Streiche, wie sie in Secunda und Prima so oft ausgeführt werden, in der ganzen Ausgelassenheit der Jugend vor dem geistigen Auge des Lesers abspie len. Einen wahren Jubel rief der Besuch im Carcer" hervor, in dem in höchst drastischer Weise erzählt wird, wie der nichtsnukige Wälhalm Rompf" seinen eigenen Director, den trefflichen Samuel Heinzerling, ins Carcer steckt. Dabei lag aber dem Verfasser nichts ferner als die tendenziöse Absicht, Institutio nen der Schule lächerlich zu machen. Gleichwol wurde er von pedantischen Pädagogen an= gegriffen, worauf er denn erklärte, er habe den,,Besuch im Carcer" nur geschrieben, weil ihm der Heine humoristische Conflict selbst Vergnügen gemacht habe, aber keineswegs aus diesem

oder jenem abseits gelegenen,,Motiv".

Mittlerweile hatte Italien, besonders Rom mit seinen vielen historischen Erinnerungen, einen tiefen Eindruc auf den Dichter gemacht, und es drängte ihn nun, die Fülle von Bildern, die er aufgenommen, die Flut von Gedanken, die in ihm geweckt worden war, künstlerisch So entstanden die großen historischen auszugestalten. Romane,,Die Claudier", Prusias", „Nero", „Der Mönch vom Aventin", denen dann später noch zwei weitere aus dem altgriechischen Leben, Aphrodite" und "KyparisJos" folgten. Mit diesen großartigen, weit ausgebauten Schöpfungen erreichte Edstein den Culminationspunkt seiner dichterischen Höhe. Besonders in den Claudiern" zeigt er sich als ein Meister geistreicher Charakterschilde rung. Der Kaiser Domitian, der reiche Römer Quintus Claudius, der Sklave Eurymachus sind Gestalten, die flar und lebenswahr vor unsere Seele treten. Nicht minder.

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packend sind die prächtigen Culturbilder, das Gesellschaftsund Straßenleben in Rom, das Treiben in den Tempeln, die Scenen in der Arena des Amphitheaters. In dem Roman,,Prusias" entfaltet er das bunte Bild des großen Sklavenaufstandes, den Spartacus im Jahre 73 vor Christi Geburt hervorrief, und durch den das römische Staatsgefüge beinahe zertrümmert worden wäre. Mit großer dramatischer Lebendigkeit entwickelt der Dichter hier die Katastrophe und läßt dann, wie es in der Natur des Stoffes liegt, den Roman elegisch ausklingen. Daß der Dichter auch altgriechisches Leben vorzüglich zu schildern verstand, bewies er mit dem Roman Kyparissos", der auf die Inseln des Aegäischen Meeres führt und zum Hintergrund seiner Handlung die politischen Verhältnisse hat, die sich auf Andros dadurch entwickelten, daß sich Kepheus, nachdem er die alte Freiheit vernichtet hatte, zum Tyrannen machte.

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Im letzten Jahrzehnt bewegte sich Eckstein in seinen Romanen und Novellen mit Vorliebe im Leben der Gegenwart, dabei behandelte er auch sociale Schäden, aber er ging doch nie zum socialen Tendenzroman über, sondern hielt sich immer im Rahmen des Culturbildes. Das zeigte sich besonders in dem trefflichen Roman Familie Hartwig", wo er den schweren Stand des Handwerks gegenüber dem modernen Großbetrieb in erschütternder Weise schildert. Weniger sympathisch berührt der Roman,,Dombrowsky", in dem er den Künstlerneigungen allzu viel Concessionen macht. Erzählungen wie „Roderich Löhr“, „ ,,Ro

land", ,,Nora" u. s. w. schrieb der Dichter wol nur, um den Wünschen verschiedener Unterhaltungsjournale zu ent[prechen.

Das äußere Leben Ernst Eckstein's verlief, wie dies ja meist bei den deutschen Schriftstellern der Fall ist, ohne besonders hervorragende Momente. Er wurde am 6. Februar 1845 zu Gießen als der Sohn des großherzogl. hessischen Stiftungsanwalts Dr. Franz Eckstein geboren, verlebte eine frohe Kinderzeit, absolvirte das Gymnasium bereits mit 17 Jahren und studirte dann in Gießen, Bonn und Marburg Philosophie und Geschichte, erwarb sich neben dem Doctorhut auch die venia legendi und widmete sich dann sogleich dem Schriftstellerberuf. Zunächst ging er als Correspondent für deutsche Blätter nach Paris, und als er dort 1870 ausgewiesen wurde, wandte er sich nach Italien und Spanien. Sodann trat er 1872 auf einige Zeit in die Redaction der „Neuen Freien Presse" in Wien ein, ging darauf nochmals nach Italien und ließ sich dann in Leipzig nieder, um von 1874 bis 1882 die,,Deutsche Dichterhalle" und ferner von 1879 bis 1882 das humoristische Blatt,,Der Schalt" zu redigiren. Im Jahre 1885 siedelte er dann nach Dresden über, wo er in wohligen Verhältnissen lebte und, solange es seine Gesundheit er= Ludwig Salomon.

Arthur Sullivan, † am 22. November. Nach einer Photographie von J. C. Schaarwächter in Berlin.

Academy of Music und bezog dann später das Conser vatorium zu Leipzig, dem er drei Jahre lang als Schüler angehörte. Hier bereits wurde Sullivan mit der deutschen Sprache, mit deutscher Bildung und deutscher Kunst eng vertraut, und wenn er auch den größten Theil seines Lebens in England zubrachte, so hat er doch seine außer ordentlichen Sympathien für deutsches Wesen nie ver leugnet. In seiner Heimat wurde man bald auf Sullivan's ungewöhnliche Begabung aufmerksam; 1859 berief man ihn als Nachfolger Bennet's an die Academy of Music, und 1876 übernahm der Künstler den Directorposten an der Nationalen Musikschule in London. An weiteren hervorragenden Ehrungen sollte es Sullivan auch nicht fehlen. Er wurde zum Vorstandsmitglied des Royal College of Music erwählt, zum Ehrendoctor der Universitäten Oxford, und Cambridge ernannt und von der Königin Victoria in den Ritterstand erhoben. Neben seiner Lehrthätigkeit fand Sullivan auch stets Zeit und Muße, sich eifrig compositorischen Arbeiten zu widmen. entstanden nacheinander Symphonien, Duverturen, Dratorien, Cantaten (unter anderem die auch in Deutschland wohlbekannte „The Golden Legend"), ferner Bühnenmusiken zu Shakespeare's Sturm" und anderen Stücken, ein Ballet,,,l'Ile enchantée" betitelt, Kammermusikwerke, Lieder u. a. m.

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Auf dem Gebiet der Großen Oper versuchte sich der Componist mit seinem 1891 im berliner Opernhause zur Aufführung gelangten Ivanhoe", wenn auch nur mit vorübergehendem Erfolg. Den großen Treffer seines Lebens aber machte Sullivan mit der japanischen Operette „Der Mikado", die im Jahre 1885 ihren Siegeszug durch ganz Europa und Amerika, ja selbst bis nach Australien antrat und es schnell zu einer Popularität brachte, wie sie außer der „Fledermaus“ von Strauß keinem anderen Werk dieser leichtbeschwingten musikalischen Gattung wieder zutheil geworden ist. Zwei andere, später entstandene Operetten Sullivan's, ,,Patience" und "The Gondoliero", haben nicht annähernd den Erfolg des Mikado" gehabt. In der That verdiente das melodienreiche, graziöse Werk diesen immensen Erfolg vollauf; es gehört unbedingt zu dem Besten, was in dem Genre der Operette geschrieben worden ist, und sichert dem Namen Arthur Sullivan's auf lange hinaus ein gutes Andenken in der Musikgeschichte. C. Droste.

Berliner Bilder.

Im Zeichen des Verkehrs.

Eine Skizze aus dem berliner Verkehrsleben von A. Oskar Klaußmann.

laubte, einen angeregten gesellschaftlichen Verkehr pflegte. Die Hauptverkehrsstraße Verlins ist nicht, wie man außzer

De

Arthur Sullivan.

er weltbekannte Componist des „Mikado", Arthur Sullivan, ist am 22. November in London ganz plöglich und unerwartet vom Herzschlag getroffen worden, gerade in dem Moment, da er sich anschickte, eine Reise zu längerem Aufenthalt nach Berlin anzutreten. Der Verstorbene hat ein Alter von 58 Jahren erreicht. Am 13. Mai 1842 zu London geboren, empfing er seine musikalische Ausbildung zunächst an der dortigen Royal

halb der Reichshauptstadt zu glauben pflegt, die Straße Unter den Linden. Das ist nur die Fremden- und die Paradestraße von Berlin. Die beiden Hauptverkehrswege Berlins sind die Leipziger- und die Friedrichstraße, und erstere bietet uns auf der Strecke vom Potsdamer Plat bis zur Friedrichstraße ein Verkehrsbild, das nachgewiesener maßen sich mit dem Verkehrsbild der londoner City vollständig deckt.

Das Verkehrscentrum Berlins ist in den letzten zwanzig Jahren, dem Zuge der Leipzigerstraße folgend, beständig von Osten nach Westen gewandert. Erst lag es am Spittelmarkt, dann ging es zum Dönhofsplat, dann war es die Ecke der Leipziger- und der Friedrichstraße. Durch das

So

rapide Anwachsen der westlichen Vororte, die Entwicklung des berliner Nordwestens (Moabit), die Vergrößerung und Einwohnervermehrung des Weststadttheils ist das berliner Verkehrscentrum aber nunmehr bis zum Potsdamer Platz vorgerückt. In unserem heutigen Bild hat Prof. Georg Koch ein lebenswahres und naturgetreues Conterfei eines ,,Verkehrsaugenblicks" am Potsdamer Thor gegeben. Dieses Bild aber bedarf eines textlichen Commentars, denn es schildert sowol den Glanzpunkt des berliner Verkehrs wie dessen wundesten Punkt.

Es ist ein fesselndes Verkehrsbild, von dem man so leicht nicht loskommt, das der Potsdamer Platz zu allen Tageszeiten bietet. In den Morgen-, Mittag- und Abendstunden hat dieser Verkehr seine Hochfluten, aber selbst zu gewöhnlicher Zeit ist das Leben und Treiben, das Durch einander von Gefährten großartig. Die Scharen der Fußgänger, die sich kreuzenden und durcheinanderschiebenden, dicht aufeinanderfolgenden Gruppen und Züge von Wagen, Thieren und Menschen bilden zeitweise ein Chaos, dessen Auflösung und Entwicklung man kaum für möglich hält. Welch verschiedenartige Typen von Gefährten lernt man dort kennen!

Elektrische Straßenbahn- und Pferdebahnwagen, Omni busse, Droschken, Privatequipagen, Hotelomnibusse, Hofequipagen, Automobile, Fahrräder, Lastwagen, Geschäftswagen, Reclamewagen, Rollwagen, Postwagen, Handkarren, Eselwagen, Hundewagen, Brauerwagen, Milchwagen, Möbelwagen! Dazu die elektrischen Gefährte modernster Art, die aber, soweit sie nicht auf Schienenbahnen laufen, noch in der Entwicklung begriffen sind und sich, wie der elektrische Omnibus, der elektrische Postwagen u. s. w., noch nicht im Verkehr bewährt haben. Berlin hat im Straßenbahnverkehr noch Pferdebetrieb neben dem elektrischen, weil man sich hier erst sehr spät zum elektrischen Betrieb entschloß und die Streitfrage: Accumulator oder Oberleitung? noch nicht vollständig entschieden ist. Die Omnibusse, die durch die Pferdebahn fast ganz verdrängt waren, vermehrten sich in den letzten Jahren wieder beträchtlich, seit billigere Tarife eingeführt worden sind und die berliner Polizei bei der Ertheilung von Concessionen für neue Linien nicht mehr von solch veralteten Grundsäßen ausgeht wie noch vor zehn Jahren. Es gibt jest gegen 600 Omnibusse in Berlin, von denen ein großer Theil über den Potsdamer Plak fährt; auch von den mehr als 8000 Droschten gehen viele über diesen Platz, schon wegen der Nähe des Potsdamer und des Anhalter Bahnhofs.

Nach privaten Zählungen sollen den Platz in der Mittagstunde allein 600 Fahrräder (die Zweiräder geführt von den abgesessenen Fahrern) kreuzen. Dazu kommen die Tausende von Fußgängern, die bis vor kurzem den Plak nur unter Lebensgefahr passiren konnten, und für die man wenigstens jetzt durch die Anlage von Inselperrons einigermaßen Sicherheit geschaffen hat. Diese Inselperrons sollen aber wieder den Wagenverkehr behindern. Bei allen Kutschern, seien es nun die Führer von Privatequipagen oder Droschken oder Rollwagen u. s. w., ist der Potsdamer Plak aber sehr gefürchtet, denn es ist fast ein Wunder, wenn ihn der Wagenlenker ohne Unfall und ohne von der Polizei für ein Strafmandat notirt zu werden, passirt. Gern gingen die Kutscher diesem mit Verkehr überlasteten Plaze aus dem Weg, aber-nun kommt der wunde Punkt - dieser Platz ist die einzige große Ausfallspforte nach dem Westen, die dem riesigen berliner Straßenverkehr zur Verfügung steht.

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Ein einziger Blick auf einen Plan von Berlin zeigt, wie überlastet der Potsdamer Platz sein muß. Alle nach Westen führenden Straßen Berlins, südlich von der Leipzigerstraße bis zum Halle'schen Thor, gehen nur bis zur Königgräkerstraße, die der Spur der alten Stadtmauer und Umwallung folgt. Der ganze Verkehr dieser riesigen Stadtviertel muß durch die Königgrätzerstraße und also über den Potsdamer Plaz nach Westen. Fast genau so geht es mit den nördlichen, nach Westen führenden Straßen oberhalb der Leipzigerstraße. Auch hier muß der Verkehr durch den nördlichen Theil der Königgrägerstraße wieder über den Potsdamer Play. Dazu kommt die ungeheuere Verkehrswelle, die aus allen Himmelsrichtungen sich in der Leipzigerstraße angesammelt hat und nach Westen hinaus will. Für diesen Verkehr ist es noch besonders schlimm, daß jenseit des Potsdamer Plates keine gerade Straße weiterführt, sondern zwei sich gabelnde Straßen nach Nord und Süd laufen: die Bellevue- und die Potsdamerstraße mit der Linkstraße. Daß sich infolge dieses ungünstigen Umstandes der ganze Verkehr auf dem Potsdamer Platz anstaut, ist begreiflich; dadurch aber entsteht eine Erschwerung und Gefährdung des Verkehrs, die immer ärger wird, weil täglich nicht nur die Einwohnerzahl Berlins, sondern auch seine Industrieund Handelsbedeutung und infolgedessen auch der Verkehr wachsen. Um einigermaßen Luft zu schaffen, hat man die Potsdamerstraße hinter dem Platz jüngst bedeutend verbreitert. Das ist aber nur ein Nothbehelf. Dauernde Abhülfe schaffen kann nur ein zweites Verkehrsgeschoß", da in dem vorhandenen Terrain, zu ebener Erde, eine Vermehrung des Verkehrs nicht mehr möglich ist. Da aber eine Hochbahn wol kaum durch die Potsdamerstraße geführt werden könnte, bleibt nichts übrig als das zweite Verkehrsgeschoß unter die Erde zu legen. Es muß über kurz oder lang eine unterirdische Bahn gebaut werden, die, ohne sich um die oberirdischen Straßenzüge zu kümmern, direct nach dem Auguste-Victoria-Play (an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnißkirche) und darüber hinausführt. Der Bau dieser Untergrundbahn wird sehr schwierig und sehr kostspielig werden, denn die Wasser- und Sandverhältnisse im berliner Untergrund sind recht ungünstige; aber der Bau ist durchführbar, das beweist der Treptower Tunnel unter der Spree, und der Bau ist nothwendig, sonst ist in wenigen Jahren der Potsdamer Platz das größte Verkehrshinderniß der Reichshauptstadt.

Culturgeschichtliche Nachrichten.

Kirche und Schule.

Nach Mittheilungen des Landes consistoriums in Dresden aus der sächsischen Landeskirche im Jahre 1899 wurden an Stiftungen und Widmungen zu kirchlichen Zwecken 865 772 M dargebracht (1898: 1012149 M). Die acht allgemeinen Collecten ergaben 166 664 M (1898: 164 086 M). Neu entstanden sind sieben Parochien und 20 neue geistliche Stellen. Neuerbaute Kirchen sind sechs vollendet und geweiht, umgebaute 22 von neuem geweiht worden. Zu fünf neuen Kirchen wurde der Grundstein gelegt; ferner wurden vier neue Pfarrhäuser gebaut. Geistliche Stellen kamen im ganzen 130 zur Erledigung. Was den Confessionswechsel anlangt, so sind in Sachsen im Jahre 1899 310 Katholiken und 37 Juden zur evangelischen Kirche, 54 Evangelische zum Katholicismus und 1 Evangelischer zum Judenthum übergetreten.

In Mürzzuschlag (Obersteiermark) wurde am 18. November die feierliche Einweihung der mit Rosegger's Beihülfe zu Stande gebrachten protestantischen Kirche in der würdigsten Weise vollzogen. Abends fanden in der Kirche zwei Hochzeiten, zwei Kindtaufen und zwölf Uebertritte vom katholischen zum protestantischen Glauben statt.

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Am 10.,

dem Geburtstage Luther's, wurde in Innsbruck die erste Reformationsfeier in Tirol bei sehr starker Betheiligung abgehalten. Die von dem Pfarrer Antonius aus Wien gesprochene Gedächtnißrede auf Luther und die erste Reformation in Tirol und Desterreich übte eine starke Wirfung aus. In Wien traten in diesem Jahre bis Ende October fast tausend Personen zur protestantischen Kirche über. In Aachen wurde am 19. November die Hauptversammlung des Deutschen Vereins vom heiligen Lande unter dem Vorsitz des kölner Erzbischofs Dr. Simar abgehalten. Der von dem zweiten Vorsitzenden, Landrath a. D. Janssen, erstattete Vereinsbericht lautete sehr günstig. In Bezug auf die französischen Protectionsansprüche führte der Berichterstatter aus, der Verein habe von solchen Ansprüchen nichts wissen wollen, sondern sich unter deutschen Schutz ge= stellt, welcher Standpunkt sowol in Rom wie in Konstanti nopel als rechtmäßig anerkannt worden sei. Die Palästinafahrt des Deutschen Kaisers, das Wohlwollen, mit dem der Monarch die Vertreter der deutschen Katholiken behandelte, und die Erwerbung der Dormition erhöhten im Orient bedeutend das Maß der den deutschen Katholiken gewidmeten Achtung. Der Redner gedachte hierauf der Erwerbung des großen Plates am Damaskusthor in Jerusalem, auf dem ein großes Hospiz, ein Lehrerseminar und eine Knabenschule errichtet werden sollen. Für den auf dem Platz der Dormition unternommenen Kirchenbau haben die deutschen Katholiken bisjetzt 570 000 M aufgebracht. Justizrath Custodis aus Köln theilte mit, daß kürzlich aus Jerusalem gekommene deutsche Pilger für die Errichtung des neuen Hospizes am Damaskusthor zu Jerusalem und den Bau der Schule bereits 15 000 M gezeichnet haben; in Köln sei eine Sammelstelle eingerichtet. Oberpfarrer Seché aus Barmen sprach über Deutschlands Antheil an der Wiederaufrichtung Palästinas, Pfarrer Dr. Düsterwald aus Köln über die letzten Pilgerfahrten nach Rom und Jerusalem. Erzbischof Dr. Simar äußerte, daß der Papst hohe Worte der Anerkennung für die Thätigkeit des Vereins gesprochen habe, worauf er mit einem Hoch auf den Papst und Kaiser Wilhelm die Versammlung schloß.

Erzbischof v. Stablewski in Posen richtete an den Klerus der Erzdiöcese Gnesen-Posen ein Rundschreiben,

Illustrirte Zeitung.

das sich mit der Reichstagscandidatur des Administrators der Pfarrei Altkloster, Propst Krzesinski (des Candidaten der deutschen Katholiken in Meseritz-Bomst, der trotz des erzbischöflichen Anathems 576 Stimmen erhielt), beschäftigt. Es wird darin gesagt, daß dieser Priester, ohne vorher die kirchliche Behörde zu benachrichtigen, sich um ein Reichstags= mandat beworben und sich sogar im Interesse einer wirkfameren Agitation mit der Autorität der geistlichen Behörde gedeckt habe. Der Erzbischof richtet an alle Priester die Warnung und das Verbot, jemals bei der Wahlagitation für einen Candidaten, welcher Partei, Religion oder Nationalität dieser auch angehören möge, sich auf die geistliche Behörde zu berufen und sie zur Agitation zu misbrauchen.

Eine in Wien abgehaltene Bischofsconferenz Die beschloß eine scharfe Kundgebung gegen das Duell. Bischöfe erinnern daran, daß sie schon vor zehn Jahren an den Papst ein Schreiben gerichtet haben, worin sie gegen das allzu häufige Vorkommen von Zweikämpfen Verwahrung einlegten. Darauf habe der Papst am 12. September 1891 ein Schreiben Pastoralis officii erlassen, und die Bischöfe hätten unter dem 14. November 1891 eine Vorstellung an das Gesammtministerium gerichtet, die nunmehr in aller Form erneuert werde.

Hochschulwesen.

Der Physiolog Prof. Dr. Albrecht Rossel in Marburg nahm einen Ruf an die Universität Heidelberg an. - Der Privatdocent Dr. Bruno Meyer in Halle ist an Stelle des zum Professor in Breslau ernannten Dr. Brockelmann an das Seminar für orientalische Sprachen in Berlin berufen worden. Ingenieur Hermann von der Centralstelle für wissenschaftliche Untersuchungen in Neubabelsberg wurde unter Ernennung zum Professor als Lehrer der Elektrotechnik an die Technische Hochschule in Stuttgart berufen.

Nach einer Bekanntmachung des preußischen Cultusministeriums ist auf Grund der Vorschriften, betreffend die Prüfung der Nahrungsmitteltechniker, den staatlichen An= stalten zur technischen Untersuchung von Nahrungs- und Genußmitteln, an denen die praktische Ausbildung erworben werden kann, das Landwirthschaftliche Institut der Universität Halle gleichgestellt worden.

Die Karl-Zeiß-Stiftung in Jena, die bereits früher eine halbe Million für ein neues Universitätsgebäude zur Verfügung gestellt hat, schenkte kürzlich dem Hygienischen Institut der Universität ein neues Heim.

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Das Präsidium bei dem diesjährigen Palästrafest an der Universität Königsberg führten, wie die Akademische Turnzeitung" mittheilt, der V. W. V. (Verband der Wissenschaftlichen Vereine) und die wissenschaftliche Verbindung Cimbria als Vertreterin der in keinem Verband befindlichen Corporationen. Als zum ersten Präsidium der D. C. gewählt wurde, erklärte der V. W. V., das Fest nicht mitmachen zu wollen, wenn er nicht das Präsidium erhielte. D. C. und V. C. verzichteten daher auf jegliches Präsidium, um nicht die Bemühungen des Comités und des Professors Dr. Bezzenberger, der sich um die Palästra große Verdienste erworben hat, theilweise wenigstens illusorisch zu machen.

Die frühere freie Verbindung Hansea an der Universität Leipzig hat sich in eine Turnerschaft um= gewandelt.

Die philosophische Facultät der Universität Bern ernannte den Oberforstinspector Coaz in Bern und den Genremaler Albert Anker in Ins (Canton Bern) zu Ehrendoctoren. Die Goldene Haller-Medaille wurde dem Dr. König in Bern verliehen.

am Eid= Dem Fonds für Excursionen genössischen Polytechnikum in Zürich sind aus der Hinterlassen= schaft des verstorbenen Großkaufmanns Huber 50000 Frs. zugeflossen.

In Graz legte der Rector der Universität, Professor der Theologie Dr. Weiß, sein Amt nieder wegen der Forderung der klerikalen Verbindungen, bei der RectorInauguration in Farben und mit Schlägern aufzutreten, was die anderen Verbindungen nicht zulassen wollten. Der Senat beschloß, von der Feierlichkeit ganz Abstand zu nehmen.

In Graz wurden 36 italienische Studenten wegen Hochverraths in Untersuchung gezogen, weil sie in einem Wirthshause ein gegen Desterreich gerichtetes Lied gesungen hatten. Einer von ihnen wurde verhaftet.

Gerichtswesen.

Die Kosten, die der Meineidsproceß gegen Masloff und Genossen in Konig verursacht hat, sollen sich auf 30 000 belaufen. Es waren im ganzen 169 Zeugen geladen gewesen, von denen 131 vernommen wurden.

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Am 19. November begann in Berlin vor dem Landgericht I der neue Proceß in Sachen des Clubs der Harmlosen, der infolge der Revision beim Reichsgericht zu verhandeln ist. Diesmal sind es vier Personen, gegen die sich die auf gewerbsmäßiges Glücksspiel lautende Anklage richtet: 1. der frühere Regierungsreferendar und ehemalige Leutnant der Reserve im 2. Garde-Ulanenregiment Bruno v. Kayser, 2. der Leutnant der Reserve im 2. Garde-Feld= artillerieregiment Hans Bernhard v. Kröcher, 3. der Kaufmann Alexander Paul v. Schachtmeyer, Unteroffizier der Reserve im Feldartillerie-Regiment Nr. 3, 4. der in Spielerkreisen sehr bekannte und nicht nur wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels, sondern auch wegen Diebstahls und Betrugs vorbestrafte Rentner Hermann Wolff. Die Angeklagten v. Kayser und v. Kröcher hatten seinerzeit über acht Monate in Untersuchungshaft zugebracht. Der jest mit angeklagte Hermann Wolff war, als der erste Harmlosen-Proceß am 2. October 1899 seinen Anfang nahm, nicht auffindbar ge= wesen und hatte sich der Staatsanwaltschaft erst zur Verfügung gestellt, nachdem der Gerichtshof die Angeklagten freigesprochen hatte, weil er die Thatbestandsmerkmale des gewerbsmäßigen Glücksspiels nicht für erfüllt ansah. In der am 19. begonnenen Verhandlung waren v. Kayser, v. Schachtmeyer und Wolff erschienen; v. Kröcher hatte ein ärztliches Zeugniß aus Wien eingesandt, das bescheinigte, ein Herzleiden verbiete ihm die Theilnahme an der aufregenden Verhandlung. Der Vertheidiger v. Kröcher's stellte einen Vertagungsantrag, den der Gerichtshof ablehnte. Dem Antrage des Staatsanwalts entsprechend, wurde beschlossen, gegen v. Kröcher, dessen Entschuldigung ungenügend sei, einen Haftbefehl zu erlassen. Als dieser in Wien einging, war v. Kröcher bereits abgereist.

Vor den Geschworenen in Bukarest nahm am 13. November der Proceß wegen der Ermordung Fitowski's und des Professors Mihaileanu sowie wegen der Verschwörung gegen das Leben des Königs von Rumänien unter großem Andrang des Publikums seinen Anfang. Zunächst wurden die Angeklagten vernommen. Der Bulgar Boiciu Iliew, der Mörder Fitowski's, gestand das Verbrechen ein und wollte den Mord im Auftrage Sarafow's begangen haben. Nikolaus Mitew behauptete, die Ermordung des als türEischer Spion geltenden Fitowski sei zuerst vom Volt in Sofia in öffentlicher Versammlung und dann vom Makedonischen Geheimcomité beschlossen worden. Stoitschew und Karambulow gestanden ihre Mitschuld ein; letzterer gab auch Erklärungen über das Complot gegen den König, den Bogdanow habe ermorden sollen. Der Angeklagte Mitew las selbst einen Brief vor, in dem er seinen Mithelfer Trifanow des Verraths anklagt, ferner einen Brief des Secretärs des Makedonischen Comités, in dem die Ermordung Trifanow's befohlen wurde. Der wegen Mitschuld an der Ermordung Fitowski's angeklagte Student Trifanow theilte mit, daß die Ermordung des Königs mittels einer Bombe habe erfolgen sollen; auch machte er Enthüllungen über die revolutionären Umtriebe des Makedonischen Geheimcomités, namentlich über dessen Leiter Sarafow. Auch gegen den Minister Jonesco sei ein Mordanschlag geplant gewesen. Dimitrow, der Mörder Mihaileanu's, leugnete, im Gegensatz zu seinen früheren Aussagen, von irgendeinem Mitglied des Geheimcomités zu dem Verbrechen angestiftet worden zu sein. Sodann folgten die Zeugenverhöre. Am 19. fanden die Unflagereden des ersten Procurators Miclesco und des Generalprocurators Ciocardia statt. Ersterer hielt die Klage gegen Iliew und Genossen aufrecht; cr bezeichnete Sarafow als den moralischen Urheber beider Morde und der Verschwörung gegen den König, auch gab er eine Geschichte des bulgarischen Geheimcomités. Der Generalprocurator vertrat die Anklage gegen Dimitrow wegen der Ermordung Mihaileanu's und der Theilnahme am Complot gegen den König. Er hob hervor, die Studenten Trifanow und Petew seien keine Verbrechernaturen, sondern von Sarafow auf den Weg des Verbrechens gedrängt worden, während die übrigen Angeklagten gemeine Mörder seien. Das Bestehen eines Complots sei auch durch den Brief Mitew's an den nicht erschienenen Angeklagten Ikonomow erwiesen, in dem angekündigt wurde, daß Bogdanow alles gestanden habe. Am 22. erfolgte der Urtheilsspruch. Wegen der Ermordung Fitowski's wurden Iliew zu lebenslänglicher und seine Mitschuldigen Mitew und Stoitschew zu 20jähriger, Karambulow zu siebenjähriger Zwangsarbeit verurtheilt; Trifanow soll als Minderjähriger auf zwei Jahre in einem Arbeitshause untergebracht werden. Wegen der Ermordung Mihaileanu's wurden verurtheilt Dimitrow zu lebenslänglicher, Alexew zu 20jähriger Zwangsarbeit und Petew zu fünfjähriger Einschließung. Wegen der Verschwörung gegen den König von Rumänien erhielt Bogdanow zehn Jahre Gefängniß, Alexew, Petew und Dimitrow wurden solidarisch zur Zahlung von 10000 Frs. verurtheilt. Die nicht in den Händen der rumänischen Justiz befindlichen Mitschuldigen Sarafow, Kovacew, Davidow, Petrow, Stojanow, Boisnakow, Trolew, Ikonomow u. s. w. wurden in contumaciam theils zu lebenslänglicher, theils zu 20jähriger Zwangsarbeit verurtheilt. Außerdem haben Sarafow und die an der Ermordung Mihaileanu's Mitschuldigen 10 000 Frs. an die nebenklägerische Partei zu zahlen, die 100000 Frs. verlangt hatte.

Gesundheitspflege.

Der Geschäftsausschuß des Deutschen Aerztevereinsbundes hat in einer jüngst zu Berlin abgehaltenen Sitzung beschlossen, den nächstjährigen Aerztetag auf Ende Juni nach Hildesheim einzuberufen. Als Verhandlungsgegenstände sind außer dem Krankenversicherungsgesetz in Aussicht genommen die Frage der Reconvalescentenhäuser und die Frage der Stellung des Arztes als Gutachter.

Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Rob. Koch hielt am 15. November in der Deutschen Colonialgesellschaft zu Berlin einen Vortrag über Malaria und deren Bekämpfung. Er bezeichnete als einzigen Träger des Malariaparasiten den Menschen, während die Ueberträgerin eine Mückenart sei. Die Bekämpfung müsse durch die Vernichtung des Parasiten im Menschen erfolgen. Prof. Koch empfahl, Aerzte, die in der Anwendung des Mikroskops vorgebildet seien, in die Colonien zu schicken, um die Untersuchungen fortzusetzen. Dem Vortrage wohnten auch der Staatssecretär des Auswärtigen Amts Frhr. v. Richthofen, Dr. v. Mühlberg sowie sonstige Vertreter der Reichsbehörden und der medicinischen Wissenschaften bei. Aus dem in der Deutschen Medicinischen Wochenschrift“ veröffentlichten amtlichen Bericht des Professors Koch geht hervor, daß die von ihm besuchten Hauptinseln der Carolinen- und Marianengruppe von Malaria und anderen Tropenkrankheiten völlig frei sind. Die zahl= reichen vorgenommenen Untersuchungen ergaben keinen einzigen Malariafall, der Gesundheitszustand daselbst wird als sehr befriedigend bezeichnet.

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In der am 12. November zu Berlin abgehaltenen Sitzung des Centralcomités der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz erstattete der Vorsitzende, Kammerherr v. d. Knesebeck, Bericht über die nunmehr abgeschlossene Thätigkeit der vom deutschen Rothen Kreuz nach dem Kriegs schauplatz in Transvaal abgesandten verschiedenen Ab ordnungen von Aerzten und Pflegekräften. Sämmtliche dort in Thätigkeit gewesenen Personen haben wohlbehalten in die Heimat zurückkehren können. Lazarethe waren unter an derem errichtet in Jacobsdal, Springfontein, Bloemfontein, Smaldeel, Heilbronn, Pretoria, Bethlehem, Klerksdorp und Fouriesburg. Der officielle Bericht des Centralcomités wird im December erscheinen. Ferner wurden die infolge der vom kaiserl. Commissar und Militärinspecteur der freiwilligen Krankenpflege getroffenen Anordnungen für die Pflege der deutschen Truppen in China von dem Centralcomité und dessen Organen veranlaßten Maßnahmen sowie die bisher hierfür in Anspruch genommenen Geldmittel, zu denen das Hülfs comité für Ostasien einen Betrag von 400 000 überwiesen hat, zur Kenntniß der Versammlung gebracht.

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In der französischen Armee hat die Desertion seit Anfang dieses Jahres einen bedeutenden Umfang angenommen; es sind beinahe 7000 Mann fahnenflüchtig geworden. Der größte Theil der Deserteure entfällt auf die Colonialtruppen und die militärischen Strafanstalten; in der regulären Armee kamen am meisten Desertionen bei den leichten algerischen Truppen und bei der Artillerie vor.

Frankreich hat für die Gebiete, die im Becken des Schari zwischen dem Tschadsee und dem Ubangi liegen, Die dort aufeinen Militärbezirk des Tschad errichtet. zustellenden Truppen werden aus einem Bataillon Tirailleurs von 4 Compagnien zu je 150 Mann, einer Escadron zu 150 Mann und einer Batterie bestehen. Die Mannschaften werden Eingeborene, die Vorgeseßten zur Hälfte solche und zur Hälfte Europäer sein.

In Frankreich waren behufs Ableistung einer einjährigen Dienstpflicht zum Herbst d. J. 74 960 Conscribirte der Altersklasse 1899 einberufen worden; durch den Tod, durch eingetretene Dienstunbrauchbarkeit und durch Nichtgestellung hat sich diese Zahl auf 73500 vermindert.

Der Charakter als Geh. Justizrath oder als Justizrath wird an richterliche Justizbeamte der deutschen Marine nicht mehr verliehen. Von den gegenwärtigen Inhabern sind diese Titel neben der Amtsbezeichnung Marineoberkriegsgerichtsrath und Marinekriegsgerichtsrath nicht mehr zu führen.

Der deutsche kleine Kreuzer Amazone ist der Marinestation der Ostsee zugetheilt worden.

Der Deutsche Kaiser hat kürzlich aus dem seiner Bestimmung unterliegenden Vermögen des Hauptverbandes deutscher Flottenvereine im Ausland die Summe von 15000 M der Gesellschaft Seemannshaus für Unteroffiziere und Mannschaften der kaiserl. Marine zur Verfügung gestellt. Ferner hat der Kaiser genehmigt, daß die fraglichen Fonds nach Sicherung einer festen Reserve von 200000 M. zur Beschaffung von Flußkanonenbooten verwendet werden. Das zuerst fertiggestellte Flußkanonenboot soll in den chinesischen Gewässern Verwendung finden.

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Ausstellungswesen.

Das Ausstellungscomité der 3. Fahrradmesse und der Allgemeinen Motorwagen-Ausstellung in Leipzig richtete ein Dankschreiben an den Rath der Stadt, in dem zugleich mitgetheilt wurde, daß auch für das nächste Jahr die Veranstaltung einer Ausstellung in Aussicht genommen ist.

Die 4. Sächsisch-thüringische Militärbrieftauben-Ausstellung wurde am 17. November im Großen Saal der Thieme'schen Brauerei zu Leipzig durch den Divisions= commandeur Generalleutnant Graf Vitthum v. Eckstädt mit einer Ansprache eröffnet, in der der Brieftaubensport als ein wichtiger Factor im Nachrichtendienst für den Kriegsfall be= zeichnet wurde; daher sei die Zucht und Pflege von Militärbrieftauben eine bedeutsame Aufgabe der BrieftaubenzüchterVereine. Ungefähr 500 Tauben waren ausgestellt, und etwa 100 werthvolle Preise wurden vertheilt. Die Ausstellung währte zwei Tage. Gleichzeitig fand im Tivoli eine von jieben hervorragenden Kaninchenzüchter-Clubs veranstaltete große Kaninchen-Ausstellung_statt, die zahlreiche Besucher anzog.

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Die 1. Deutsche Eselausstellung wurde vom 18. bis 21. November in Berlin abgehalten. Das Ausstellungslokal war die Neue Welt in der Hasenheide. Veranstaltet wurde die Ausstellung von dem dortigen Thierschutzverein, der auch vier in Berlin gezogene Eselfüllen ausstellte. Die Ausstellung umfaßte 85 Esel, darunter seltene Gattungsarten, hauptsächlich ungarische und schottische Grauthiere, aber auch russische, spanische und ägyptische Esel. Gleichzeitig fand in der Neuen Welt die 1. Brandenburgische Provinzialausstellung für Geflügelzucht statt, die außer von zahlreichen Züchtern von 43 brandenburgischen Vereinen und Behörden beschickt war. Die Ausstellungssäle beherbergten 2556 Nummern lebenden Geflügels, die von 367 Züchtern zur Schau gestellt waren.

- Der Vorstand des Gartenbauvereins in Mainz beschloß, im September 1901 daselbst eine internationale Gartenbau-Ausstellung abzuhalten.

Geh. Oberregierungsrath Dr. Richter, deutscher Reichscommissar für die Weltausstellung in Paris, machte im Deutschen Reichsanzeiger" vom 16. November die Bestimmungen bekannt, die französischerseits über die Aushändigung der Diplome und Medaillen an diejenigen Aussteller, die auf der pariser Ausstellung Auszeichnungen erhalten haben, erlassen worden sind. Es sei hier nur erwähnt, daß die Aushändigung der Diplome und Medaillen an den Reichscommissar erfolgen wird. Wegen der bedeutenden Schwierigkeiten, die mit dem Druck der Diplome und der Prägung der Medaillen verknüpft sind, wird mit der Aushändigung französischerseits nicht vor Anfang des Jahres 1901 begonnen werden können.

Die pariser Weltausstellung zählte am letzten Sonntag vor ihrem Schluß (11. November) fast 600 000 Besucher, am Schlußtag selbst 389 500. Im ganzen ist die Ausstellung von 50 859 935 Personen besucht worden, worunter über 15 Mill. Freigänger. Von den 65 Mill. ausgegebenen Einlaßkarten wurden 47076 808 verbraucht, sodaß über 17 Mill. Karten unbenußt blieben.

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Kunst und Kunstgewerbe.

Im Städel'schen Institut zu Frankfurt a. M. sind die Neuerwerbungen der Gemäldegalerie zur Ausstellung gelangt. Sie bestehen aus Liebermann's „Hof des Waisenhauses zu Amsterdam", Trübner's „Lefendem Mohr“, einem „Studienkopf" von F. A. Kaulbach, einem kleinen Bildchen von Spitzweg, einer „Landschaft" von Keller-Reutlingen und einer „Seinelandschaft“ von Sisley. Die drei lettgenannten Bilder sind Geschenke der Herren Flersheim, Sennemann und Mössinger.

In Frankfurt a. M. ist die 2. Jahresausstellung frankfurter Künstler im Kunstverein eröffnet worden. Neben Thoma, Steinhausen, Trübner, Süs, Wucherer u. a. führt sie eine ansehnliche Reihe vielversprechender jüngerer Kräfte vor.

Die 2. große Aquarellausstellung im Kunstgewerbe Museum zu Düsseldorf ist am 25. November mit etwa 300 Nummern eröffnet worden, in denen neben den Kunststädten Deutschlands auch. Holland und Belgien bemerkenswerth vertreten sind.

In den Räumen des Leipziger Kunstvereins haben kürzlich zwei Sonderausstellungen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die eine umfaßte eine stattliche Anzahl von Delgemälden von Eugen Urban, einem geborenen Leipziger, in Weimar, jetzt in Berlin thätig, die ausgezeichnetes technisches Können und ehrliches modernes Empfinden verriethen. Der Realistik des Genrebildes „Im Coupé vierter Klasse" und der Phantastik des. mehrtheiligen Gemäldes ,,Aschermittwoch" gesellte Urban überdies eine Reihe vielversprechender Porträts. Nicola Perscheid in Leipzig hatte eine Anzahl künstlerischer Photographien ausgestellt, Porträts und Landschaftsaufnahmen in vollendeter Wiedergabe malerischer Qualitäten.

Im Louvre zu Paris wird gegenwärtig in fünf Sälen des ersten Stockwerks, die bisher Handzeichnungen enthielten, eine neue Museumsabtheilung hergerichtet, die zur Aufnahme der jet wenig beachteten Sammlung des GardeMeuble bestimmt ist und deren kostbaren Besitz vornehm= lich von Einrichtungsstücken in den Stilformen des 18. Jahrhunderts sowol in angemessener Weise vorführen wie auch als Museumsbesitz fortan der bisher üblichen gelegentlichen Verwendung für die Ausstattung öffentlicher Gebäude entziehen soll.

Zur Gewinnung von Entwürfen neuer Postmarken veranstaltet das eidgenössische Postdepartement einen Wettbewerb für alle schweizerischen Künstler des In- und Auslands. In der Wahl der Motive ist freister Spielraum gelassen. Vorzulegen sind die Entwürfe in achtzehnfach vergrößerter Zeichnung und einer photographischen Reduction auf natürliche Größe; die Einsendung hat bis 16. Februar 1901 zu erfolgen. Zur Prämiirung der drei bis vier besten Arbeiten sind 3000 Frs. ausgeworfen.

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In Dresden ist durch den Oberbürgermeister Dr. Beutler eine Wiedervereinigung der getrennten Künstlergruppen, der Kunstgenossenschaft und der Secession, vermittelt worden.

Theater und Musik.

Im Belle-Alliancetheater zu Berlin brachten die Tegernsee'r einen neuen Bauernschwank „Dem Ahn'l sei Geist" von C. v. Carro und R. Kuschar zur Aufführung, der das Publikum sehr erheiterte.

Hermann Sudermann's neues Drama „Johannisfeuer“ erzielte im Alten Theater zu Leipzig bei der ersten Aufführung entschiedenen Erfolg. Namentlich im zweiten und dritten Act wurde durch ergreifende Scenen und die Verschärfung der seelischen Conflicte nachhaltige Wirkung heroorgebracht. Weniger konnte der Schlußact befriedigen. Zulett ernteten die Darsteller der Hauptrollen Hervorrufe.

Im Residenztheater zu München erzielte das neue Lustspiel „Der wilde Reutlingen" von G. v. Moser und Trotha nicht viel Beifall.

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August Böttcher, ein in wissenschaftlichen Kreisen geschätzter Physiker, † in Berlin am 20. November, 75 Jahre alt.

Dr. Heinrich Dreyer, Reichsgerichtsrath a. D., bis 1871 im badischen Staatsdienst, dann Appellationsrath in Kolmar, seit 1873 mit Wahrnehmung der Verrichtungen der Staatsanwaltschaft am Reichsoberhandelsgericht in Leipzig betraut, seit 1877 Rath an diesem Gerichtshof, dann von 1879 bis 1896 Reichsgerichtsrath, am 7. December 1830 zu Freiburg i. Br. geboren, † in Baden-Baden am 18. November.

Dr. Ernst Edstein, ein fruchtbarer und begabter Schriftsteller von großem formalen Talent, der sich einst mit einigen kleineren Epen und poetischen Erzählungen („Murillo“, „Schach der Königin" u. s. w.) und seinen kecken Schulhumoresken recht glücklich einführte und später durch seine culturhistorischen Romane aus der Zeit Roms („Die Claudier" u. a.) bedeutenden Erfolg errang, auch ein gewandter Lyriker, am 6. Februar 1845 zu Gießen geboren, † in Dresden am 18. November. (Nekrolog und Porträt s. S. 826 und 827.) Eugen Hané, als lyrischer Dichter in weiteren Kreisen bekannt, am 28. Mai 1845 zu Neuruppin geboren, † in Frankfurt a. M. am 19. November.

Dr. med. Karl Johann Gustav Hartlaub, ein namhafter Ornitholog, in weiten Kreisen bekannt geworden durch seine Bearbeitung der zoologischen Sammlungen Emin Paschas, mit dem er befreundet war, auch als Goethe-Forscher thätig, am 8. November 1814 zu Bremen geboren, † daselbst am 20. November.

Dr. Otto Kersten, bekannter wissenschaftlicher Reisender der Begleiter des Afrikareisenden v. d. Decken auf dessen 1862 angetretener Reise in die Dschaggaländer, der eine Erförschung der Comoren-Inselgruppe und der benachbarten afrikanischen Küste folgte, 1870 bis 1874 Verweser des deutschen Consulats in Jerusalem, 1878 Mitbegründer des Centralvereins für Handelsgeographie, 1886/87 Begründer des Vereins zur Förderung deutscher Interessen in Südafrika und der Deutschen Pondolandgesellschaft, neuerdings auch für die deutschen Interessen in Palästina thätig, am 23. December 1839 zu Altenburg geboren, † daselbst am 22. November.

Paul Müller, Geh. Oberjustizrath, Senatspräsident am Oberlandesgericht in Posen, geschäßter Jurist, von 1879 bis 1882 Vertreter des Wahlbezirks Frankfurt-Lebus im preußischen Abgeordnetenhause, Mitglied der Nationalliberalen Partei, † in Posen am 17. November, 71 Jahre alt.

Heinrich Borges, königl. Musikdirector und Musikschriftsteller in München, einer der Vorkämpfer der Kunst Richard Wagner's, in dessen Bann er auch als Schriftsteller und Tageskritiker stand, ebenso ein eifriger Parteigänger Franz Liszt's und Verehrer von Hector Berlioz, für welche Tondichter er in dem von ihm begründeten und geleiteten Porges'schen Gesangverein werkthätige Propaganda machte, 1863 zum Mitredacteur an der Schumann'schen „Neuen Zeitschrift für Musik“ ernannt und 1867 gleichzeitig mit Wagner nach München berufen, in dessen Musikleben er eine bedeutende Rolle spielte, am 25. November 1837 zu Prag ge= boren, † in München am 17. November.

Johann Sedlmayr, Commerzienrath, Mitbesizer der Spatenbrauerei in München, in den achtziger Jahren nationalliberaler Vertreter Münchens im Reichstage, am 9. April 1846 zu München geboren, † daselbst am 24. November.

Anton Seik, Professor und Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in München, ein Genremaler, der als einer der bedeutendsten Kleinmeister gilt und in den von ihm geschaffenen Cabinetsbildern an Meissonier heranreicht, am 23. Januar 1829 zu Roth am Sand bei Nürnberg ge= boren, in München am 22. November.

Dr. Soldau, Mitglied des schweizerischen Bundesgerichts, † in Lausanne am 16. November.

A. Stengel, Hofrath, ordentlicher Professor für Landwirthschaft an der naturwissenschaftlich-mathematischen Facultät der Universität Heidelberg, früher an der Akademie zu Poppelsdorf bei Bonn, 1881 Mitglied des Reichstags als Vertreter des 4. erfurter Wahlkreises, am 12. Juni 1828 zu Darkehmen (Ostpreußen) geboren, † in Heidelberg am 22. No= vember.

Andreas Streicher, der Sohn und geniale Mitarbeiter des wiener Klavierfabrikanten Johann Baptist Streicher und ein Enkel des Tondichters und Klaviermachers Johann An= dreas Streicher, der ein treuer Freund Schiller's war und dem Dichter 1782 zur Flucht aus Stuttgart verhalf, † in Wien vor kurzem, 75 Jahre alt.

Sir Arthur Sullivan, hervorragender englischer Musiker, ein Schüler des königl. Conservatoriums der Musik zu Leipzig, 1876 zum Director der National Training School for Music in London ernannt, später Vorstandsmitglied des Royal College of Music, Componist von Ouverturen, Synphonien, Oratorien, Cantaten, Klaviercompositionen u. s. w., namentlich aber von einer Anzahl erfolgreicher Operetten, von denen „Der Mikado" wol die Runde durch die Welt gemacht hat, am 13. Mai 1842 zu London geboren, † daselbst am 22. November. (Nekrolog und Porträt s. S. 827.) W. Urbas, Professor in Graz, durch seine Forschungen auf dem Gebiet der kroatischen Landeskunde verdient, † da= selbst vor kurzem im 70. Lebensjahre.

Valfrey, der bekannte Mitarbeiter des pariser „Figaro", der unter dem Namen Whist Artikel über auswärtige Politik schrieb, † in Paris am 23. November.

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