Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[graphic][subsumed][subsumed][subsumed]

erhalten. Als vor mehr als fünf Jahren die in weitem Umkreise bekannte Vergnügungsstätte Johannisberg baufällig wurde und das dazu gehörige Gelände parcellirt werden sollte, stellte ein Theil der Bürgerschaft der Stadtverwaltung einen ansehnlichen Betrag zum Ankauf des Grundstücks zur Verfügung. Auf dem von der Stadt erworbenen Boden ist nun mit einem Gesammtkostenaufwand von weit über 2 Mill. A die Stadthalle erstanden, ein vornehmer Bau im Stil der italienischen Renaissance.

Die

Die stattliche Freitreppe führt zunächst in eine geräumige Wandelhalle, wo die Kleiderablage untergebracht ist, deren Anordnung ein seltener Fall bei diesem Aschenbrödel der meisten Versammlungshäuser allgemeines Lob erfahren hat. Nach Durchquerung der Halle wird in wenigen Schritten der Hauptsaal erreicht, der auf jeden Besucher einen nachhaltigen künstlerischen Eindruck ausübt. von der düsseldorfer Firma Hemming u. Witte ausgeführte feinsinnige Bemalung der in drei Felder ein getheilten Decke weist auf die Bedeutung der Künste für das moderne Culturleben hin In den Füllungen der zierlichen Rundbogen an der Süd- und Ostseite des Saals über der Galerie ist auch dem launischen Spiel des Humors künstlerisch sein Recht geworden; die zarte Farbengebung der Decken- und Wandmalereien steht zu der blendenden Pracht der Umgebung und der Häufung plastischen Schmucks in anmuthendem Gegensatz. Bei den Größenverhältnissen des Festsaals erscheint die mächtige, den Hintergrund abschließende Orgel fast klein; sie hat 30 000 M gekostet und ist ein Werk des königl. Hof-Orgelbaumeisters Sauer zu Frankfurt a. D. Das Instrument umfaßt 56 flingende Stimmen, die auf vier Manuale vertheilt sind; alle auf dem Gebiet der Orgelbaukunst errungenen Fortschritte der Technik sind dabei berücksichtigt worden. Hauptsaal und Galerie weisen einen Flächeninhalt von über 1500 Quadratmtr. auf, sodaß die Raumverhältnisse bekannter Concertsäle erreicht, wenn nicht übertroffen sind.

Der kleinere, aber immerhin noch 350 Quadratmtr. haltende, für Kammermusik, Künstlerconcerte und wissenschaftliche Vorlesungen bestimmte Concertsaal ist von zwei Gesellschaftszimmern flankirt, die die von der berliner Kunstausstellung her bekannten, von elberfelder Bürgern gestifteten und je eine volle Wandfläche bedeckenden Porzellangemälde Prof. Kips' beherbergen, die Perlen der künst lerischen Ausstattung des ganzen Gebäudes. Wandfelder des Concertsaals bedeckende schwere gelbe Brocatseide hat ein elberfelder Fabrikbesizer zum Selbstkostenpreis geliefert.

Die die

Die Pforten der Stadthalle öffneten sich dem Publikum zum ersten mal am 6. Juli, dem ersten Tage des dreitägigen Bergischen Musikfestes, das neben einem Orchester von 117 Mitwirkenden über 600 Sänger und Sängerinnen aus Elberfeld, Barmen, Düsseldorf, Remscheid, Solingen und Lennep unter der Leitung des Hofkapellmeisters Richard Strauß aus Berlin und des Musikdirectors Dr. Hans Haym aus Elberfeld in dem prächtigen Neubau zusammenführte. Die Akustik des Prunksaals erwies sich bei dieser Gelegen heit als vorzüglich, sodaß Elberfeld nunmehr in seiner Stadthalle Johannisberg eins der hervorragendsten Versammlungshäuser Deutschlands besigen dürfte, das seinen Erbauern, Stadtbaurath Mäurer und Stadtbauinspector Brünig, das ehrende Zeugniß feinsten Stilgefühls und selbst auf die geringste Kleinarbeit verwendeter Sorgfalt ausstellt. Adolf Keller.

Die barmer Ruhmeshalle.

Die nach dem preisgekrönten Entwurf des Directors der

mit Säulen ausgestellten Triumphbogen, dasjenige Kaiser
Friedrich's III. gleichfalls in einem Triumphbogen zur
rechten Seite des ersteren. Wie die Vorhalle, so ist auch
die Ruhmeshalle mit Marmorfußboden belegt und reichem
bildnerischen Schmuck versehen. Außerdem befinden sich
im Erdgeschoß, links vom Eingang, die Sammlungen des
Bergischen Geschichtsvereins, zu der noch eine Emil-Ritters-
haus-Sammlung hinzutritt, und das in reicher Holztäfelung
ausgestattete Vorstandszimmer des Kunstvereins, während
rechts ein Ausstellungsraum für kleinere Sculpturen, das
Lesezimmer und die Bücherausgabe der städtischen Biblio-
thek untergebracht sind und die eigentliche Bücherei den
westlichen Bautheil einnimmt. Im Obergeschoß sind sieben
Oberlichtsäle von je 90 bis 100 Quadratmtr. Grundfläche
für die Gemäldegalerie und ständige Kunstausstellung vor-
handen. Die Einweihung des eigenartigen Monumental-
baus soll am 13. October in Gegenwart des Kaiserpaars
Adolf Keller.
erfolgen.

Die Kaiserstandbilder in der Ruhmeshalle
zu Barmen.

3

ugleich mit der Ruhmeshalle in Barmen werden am 13. October in Gegenwart des Kaiserpaars die Denkmäler der beiden ersten Träger der neu errungenen deutschen Kaiserkrone feierlich geweiht. Ursprünglich war geplant, diese Standbilder durch eine allegorische Figur zu vereinigen, und so lautete auch das Programm des Wettbewerbs, in dessen Folge die Bildhauer Johannes Boese und Emil Cauer zu Berlin mit der Herstellung der beiden Denkmäler betraut wurden. Die Allegorie jedoch blieb dann auf Wunsch des Kaisers fort.

Die in Marmor ausgeführten Standbilder haben ihren Platz in der von der Kuppel überragten Ruhmeshalle des stattlichen Renaissancebauwerks erhalten. Dem Eingang gegenüber, in hoher Prunknische, erhebt sich die doppelt= lebensgroße Figur Kaiser Wilhelm's I. von Johannes Boese auf einem breiten, verzierten Marmorpostament. Es galt, den greisen Herrscher als den Repräsentanten der durch Kampf geeinten Nation darzustellen. So erscheint er in würdevoller Haltung als die Verkörperung jener Machtvollkommenheit, die in der Hand des Deutschen Kaisers. ruht. Das Antlig ernst und zielbewußt, steht er unbedeckten Hauptes auf den Stufen des Throns, angethan mit der großen Generalsuniform, über welcher der adler- und kronengeschmückte Hermelin herabwallt. Darüber legt sich die hette des Schwarzen Adlerordens. Die linke Hand hält die Urkunde der Gründung des Reichs; die rechte stükt sich kraftvoll auf das alte Reichsschwert, an dem in Kupfer getriebene, vergoldete Lorberzweige wie ein Kranz befestigt find. Das Reichsschwert ist genau dem Original nach= gebildet, das als ein Geschenk des Papstes an einen brandenburgischen Kurfürsten im Kronschatz aufbewahrt wird; es ist eine prächtige Renaissance-Arbeit aus Nürnberg, die goldene Scheide zeigt in Flachreliefs eine Reihe alttejtamentlicher Motive. Der Thron, vor dem sich das Denkmal erhebt, ist in romanischem Charakter gehalten. Die Wand hat als Gipfelpunkt die Kaiserkrone, darunter erscheint das Initial W, von einer aufgehenden Sonne umstrahlt. An den Ecken des Throns sind zwei gekrönte preußische Adler, an den Seiten Löwenköpfe, Eichen- und Lorberzweige angebracht.

tönigl. Baugewerkschule Barmen-Elberfeld, Erdmann Hartig, unter dessen Leitung entstandene barmer Ruhmeshalle, deren Grundsteinlegung am Tage der 100. Wiedertehr des Geburtstages Kaiser Wilhelm's I. erfolgte, ist in jeder Hinsicht ihres Namens würdig. Der monumentalen Bedeutung entsprechend, ist das Bauwerk, das Erinnerungszeichen einer ruhmvollen Vergangenheit und namentlich der siebziger Kriegsjahre, in edler, gediegener Einc fachheit, in den Hauptformen an die italienische Renaissanesich anlehnend, ausgeführt, doch ist auch dem berechtigten Verlangen nach festlichem Schmuck in geeigneter Weise Rechnung getragen. Als wirkungsvolle Zierde des Haupteingangs und der ganzen Front erhebt sich ein Porticus mit vier frei behandelten ionischen Säulen, zu denen eine 20 Mtr. breite Freitreppenanlage hinaufführt. Die beiden Ecken des Mittelbaus, der die eigentliche Ruhmeshalle und deren Vorhalle enthält, tragen das reichgeschmückte deutsche und preußische Wappen, über denen zwei Adler mächtig emporstreben. Die Ruhmeshalle selbst mit den Marmorstandbildern der beiden ersten Kaiser ist durch die bis zu einer Höhe von 37 Mtr. sich erhebende, das Ganze mächtig beherrschende Kuppel mit der Kaiserkrone ganz besonders ausgezeichnet und als Haupttheil des Gebäudes von dem Erbauer in glücklichster Weise hervorgehoben. Einen interessanten und originellen Schmuck bilden die phantasievollen Verzierungen an den Ecken des Bauwerks. Hartig hat hier durch charakteristische Köpfe mit entsprechenden reichen Gehängen auf die wichtigsten Berufsarten der Rheinproving hingewiesen. Ueberhaupt erblickt man wie im ganzen Aeußeren, so auch im Inneren des Baus eine wohlüberlegte, glücklich vertheilte Anordnung alles orna mentalen und figürlichen Schmucks, sodaß niemals dasselbe Ornament oder derselbe Figurenschmuck wiederkehrt. Während das Giebelfeld des Porticus durch eine prachtvolle Figurengruppe die Germania als Beschützerin von Industrie und Kunst des talentvollen düsseldorfer Künstlers J. Hammerschmidt geziert ist, befinden sich an den beiden Seiten der Hauptfront zwei je 13 mtr. lange und über 2 Mtr. hohe Figurenfriese des Bildhauers und Lehrers an der Kunstgewerbeschule W. Giesecke in Barmen, worin in schön empfundener Form die Verdienste der Hohenzollern um unser Vaterland geschildert sind.

[ocr errors]

Von der Vorhalle aus, die reiche Bildhauerarbeiten an den Wänden, Treppen und Gewölben aufweist, übersieht und erreicht man die dahinter liegende Ruhmeshalle durch eine große Bogenöffnung, welcher Innenraum sich durch anschließende Tonnengewölbe mit Oberlicht nach allen Seiten hin erweitert. Das Standbild Kaiser Wilhelm's I. steht in der Hauptachse des Eingangs vor einem

[blocks in formation]
[graphic]

Stationen

7

4w+13b+14b+14b+16b

Valentia
Brest
Paris

15b+16h -12w|

8w

Helder

Brüssel.

Neapel.

14 w-16h -13w+14h -21 h

Florenz

Athen

+22h

Triest

Wien

Budapest
Hermannstadt
Odessa.
Archangelst
St. Petersburg
Haparanda
Stockholm

Christiansund
Dxo.

Würdig reiht sich diesem Werk die ritterliche Gestalt
Kaiser Friedrich's an. Emil Cauer hat sie mit jenem
Zauber ausgestattet, der das Bild des edeln, auch im Leiden
so tapferen Herrschers umschwebt. Die Figur steht an der
Seitenwand rechts vom Standbild Kaiser Wilhelm's. In
der schmucken Kürassieruniform mit dem malerisch zurück-
geschlagenen Mantel des Schwarzen Adlerordens hebt sich
die stattliche Gestalt des Kaisers wirkungsvoll heraus. Die
Linke umfaßt den Griff des Pallasches, die Rechte hält
den Marschallstab. Der Kopf mit dem in der Mitte ge-
scheitelten Haar, dem prächtigen Vollbart, den schönen,
seelenvollen, geistig belebten Zügen muthet an wie ein
Spiegelbild der idealen Gedanken dieses Herrschers, und
das ganze Denkmal verkörpert meisterlich die männliche
Kraft und Schönheit, die uns einst in der Siegfrieds-
gestalt Kaiser Friedrich's so herzgewinnend entgegentrat.
Der Schöpfer dieses Bildwerks, Emil Cauer, ist ein Sproß
der rühmlich bekannten Künstlerfamilie und hat sich selbst
schon durch eine Zahl von Arbeiten hervorgethan. Ein
Kaiser-Friedrich-Denkmal von ihm besitzt auch die Stadt
Hagen. Sein künstlerischer Haupterfolg war wol der erste
Preis, den er beim allgemeinen Wettbewerb um das große
Bismarck-Denkmal in Berlin errang.
A. R.

Wetterbericht.

Kopenhagen
Memel.
Kiel.
Hamburg
Keitum (Sylt)
Wilhelmshaven
Hannover.
Leipzig
Berlin
Breslau

[ocr errors]

22w+22 h -21 h 19 h +18 h +21b +17 h +16 h +16b +24 h

+17 r -18 w +19 h +21h

15h+16w 12 h +12 h +13w+16b+14 b 15 b 17 h 18 h

7h+11n+11h -10w+12h

-14h

-12n

13 b

-14h

[blocks in formation]

+++

4 h +13b+8h+13w+9r 9 r 7h7h+8b+ 4w+2w 3b

+12 r 10w+10w+10 r 5h9r+ 8b

6st+4b+10 w 7 W

8 h -13 b 9w 8h

+14b+12n+14 r+ 9w+12w+11w+15b

13b+13 r+12n 14w-13 w

-14w+14b

13w+15 b

12b+14b

[subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors]

-11 r15b

-12w+15 b 14w+15 b

Mülhausen i. E.
Karlsruhe
Friedrichshafen.
München
Brocken
Säntis (2500 Mtr.)
Bäder und klima-
tische Curorte
Malaga
Biarriz
Nizza
Lesina
Helgoland
Aachen.

In Löbau (Sachsen) entlud sich am 30. September nachmittags, nachdem eine wahrhaft sommerliche Wärme geherrscht hatte, ein Herbstgewitter mit ergiebigem Regen und Hagelschlag, der jedoch keinen nennenswerthen Schaden anrichtete. Auch in anderen Gegenden Sachsens traten Gewitter auf, so am 1. October zu Obermittweida bei

Bad Reinerz (Schl.)
Kissingen

Wildbad (Schwzw.)
Ilmenau

[ocr errors]

Baden bei Zürich
Heiden (Schweiz)

8

7

6

5

4

a

-13 b

-14 h +15 w +16b+9h 15w+14h+13b
13 h +15 b+16b+ 9h 11b+14h
16w+14 b -15 b+10 h + 6b -14 h -12 b
14 h +15 h -16b+11 w -15w+12w+ 8h
14 r15w+16w+ Sw+15w+12w9h
15w+13 h +16b+11h+13 r 10h+12n
-15w+14 h +15 w +10 h 14w+13h+11h
9n9w10w+On+ 6n+ 6n+ 7n
4w 6h 5b 1h+ 3n

[ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][merged small][merged small][merged small][subsumed][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][subsumed][merged small][merged small]
[graphic]
[ocr errors]

f g h Vorstehende elegante Aufgabe wurde im Turnier der „Leisure Hour" mit dem 2. Preis ausgezeichnet, dürfte aber, da der erste Preisdreizüger nebenlösig war, nachträglich noch avancirt sein.

Auf Wunsch einiger Löser theilen wir im Anschluß an die Notiz zur Aufgabe Nr. 2787 noch die 2. und die 3. Preisaufgabe aus dem Schwedischen Nationalturnier in Typen mit:

2. Preis. Von J. A. Ros in Avesta.
Weiß: . f 8. D. c 2. T. b 6. L. d 5, g 7. S. f 6. B. d 6.
Schwarz: K. d 4. D. a6. T. 12. S. a8, f2. B. a 5, e3, f7, g 5, g 6.
Weiß setzt in drei Zügen matt.

[blocks in formation]

Schwarzenberg. Hierbei schlug der Blitz in den Gasthof zum Dalpia auf Upolu (Samoa), etwa siebzig an der Zahl,

grünen Thal und tödtete einen im Gastzimmer befindlichen
Mann.

In Bamberg zogen am 30. September vor=
mittags unter fast unausgesetzten elektrischen Entladungen
mehrere Gewitter über Stadt und Umgebung hin. Dabei
herrschte eine solche Dunkelheit, daß in Wirthschaften und
Bureaus Licht gebrannt werden mußte.

Während sonst überall noch das schönste Som= merwetter herrschte, hatte man im nördlichen Schottland schon einen Winteranfall. Im Lochaber-District wechselten starke Schneefälle mit Hagel- und Regenschauern ab. Der 4400 engl. Fuß hohe Ben Nevis war bereits mit einem ganz frischen schimmernden Schneegewand bedeckt, stellenweise hatte der Schnee eine Höhe von drei Zoll. In einzelnen Theilen Nordschottlands konnte man schon eine Kälte von 2 bis 6° verzeichnen. Im Carrour-District war die Temperatur wieder gestiegen, und die Flüsse waren infolge des Schmelzens des in erheblichen Mengen niedergegangenen Schnees und des darauffolgenden Regens angeschwollen.

ie Schüler und Schülerinnen der deutschen Schule in sind ein munteres und lebhaftes, dabei aufmerksames und recht begabtes Völkchen. Die Mehrzahl derselben ist deutscher Nationalität. Ziemlich die Hälfte der Zöglinge besteht der Rasse nach aus halfcast (Mischblut), ein Viertel sind reine Weiße und ein anderes Viertel Quadronen (Dreiviertelsweiße). Nur zwei Samoaner unvermischter Rasse sind unter den Kindern; der eine derselben, der jüngste der ganzen Schar, Georg Maisake, lehnt auf unserem Bilde sein dunkles Haupt an den Globus. Mehrere Kinder halten Samoafächer und feine Korallenzweige in den Händen; ein Mädchen Lizzie Gabriel, in der Mitte des rechten Flügels, hält ein Canoe-Modell, der Knabe links vom Lehrer trägt eine der schweren Samoateulen auf der Schulter, und ein kleiner Bube links vom Tisch arbeitet als flinker Rechner im Zahlengebiet von 1 bis 6 mit,,Tillich's Rechenkasten". Links liegt eine Planke von dem 1889 im Hafen von Apia gestrandeten Kriegsschiff Adler und vor dem Globus einige Granatsplitter aus dem legten Krieg.

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

Gegründet 1888, ist die Schule seit Jahresfrist nach den in Preußen für einklassige Schulen gültigen Bestim= mungen eingerichtet. Sie besteht aus vier Klassen, richti ger Abtheilungen, und dem Kindergarten, in dem als Kindergärtnerin die Tochter eines eingeborenen Missionars wirkt. Zum Unterricht in den unteren Abtheilungen haben sich unter Anleitung und Aufsicht des Lehrers verschiedene Schüler der ersten Klasse gut bewährt, insbesondere die vier Schülerinnen im Mittelgrund unserer Illustration. Der bedrohlich aussehende Stock in der Hand des Lehrers ist der Griff eines Fliegenwedels, der vor zeiten als Ab-• zeichen santoanischer Häuptlinge galt. Obgleich nur die wenigsten Kinder bei der Aufnahme in die Anstalt deutsch sprechen können, so lernen sie es verhältnißmäßig rasch. Nicht wenig trägt dazu bei die streng durchgeführte Bestimmung, daß die Kinder auch bei ihrem Spiel deutsch sprechen müssen; ausgenommen davon sind bestimmte Tage, an denen englisch oder samoanisch zu sprechen erlaubt ist. Jeden Mittag werden zur Durchführung dieser Anordnung aus jeder Abtheilung ein Knabe und ein Mädchen als Aufsichtsbeamte für die nächsten vierundzwanzig Stunden ernannt.

Nach dem wöchentlichen Lectionsplan wird täglich von 9 bis 12 Uhr vormittags und von 2 bis 4 Uhr nachmittags Unterricht gehalten; außer dem Sonntag ist nur der Sonnabend völlig schulfrei. Sämmtlichen Abtheilungen einschließlich des Kindergartens sind gemeinsam fünf Stunden Deutsch, je zwei Stunden Rechnen, Anschauungsunterricht, Gesang und Turnen sowie eine Stunde Zeichnen; zwei Stunden Englisch den vier Abtheilungen. Die beiden Oberklassen haben wöchentlich je eine Stunde Geschichte, Geographie und Naturkunde.

[ocr errors]

Auf der Fahrt nach Neuguinea.

Von Ernst v. Hesse-Wartegg.

ill der Deutsche den fernen Colonien in der Südsee, Neuguinea, Bismarckarchipel und Mikronesien, einen Besuch abstatten, so braucht er für die Hinfahrt allein sechs bis sieben Wochen Zeit. Dazu stehen ihm aber die herrlichen Prachtdampfer des Norddeutschen Lloyds zur Verfügung, und die Länder, die er dabei berührt, die vielen Städte, Häfen, Inseln und deren buntgemischte Bevölkerung sind so interessant, daß er die angenehmsten Eindrücke von dieser Reise mit nach Hause nimmt. Er kann vielleicht, wenn sich überall die nöthigen Anschlüsse fänden, Neuguinea auch auf dem Wege über Amerika in der gleichen Zeit erreichen, er müßte dann aber den amerikanischen und den australischen Continent auf der Eisenbahn durchjagen, den Atlantischen und den Stillen Ocean auf Dampfern kreuzen und von Nordaustralien in einem kleinen Schiff durch das gefährliche Korallenmeer Neuguinea oder vielmehr den Bismarckarchipel zu erreichen suchen.

[ocr errors]

Fährt er indeß von Europa in östlicher Richtung, so hat er auf der ganzen, viele tausend Kilometer weiten Reise nur einmal umzusteigen. Er wohnt in einem schwim menden Hotel ersten Ranges, das ihn bis Singapur bringt, und dort liegt bereits ein zweites, ähnlich vorzügliches Hotel anders kann man die modernen Ocean riesen des Norddeutschen Lloyds gar nicht bezeichnen und dieses zweite schwimmende Hotel bewohnt der Reisende, bis er in Herbertshöhe, der Hauptstadt des Archipels, eintrifft. Die ganze Fahrt gleicht also einer Vergnügungsreise, wie sie schöner auf dem ganzen Erdball nicht gedacht werden kann. Von Strapazen und Gefahren ist dabei keine Rede. Diese beginnen erst, wenn er Neudeutschland in der Südsee selbst bereisen will. Er

braucht das aber gar nicht zu thun, um ein Bild von diesen fernen Colonien zu bekommen, denn der Dampfer berührt alle Häfen und Ansiedelungen an der Küste.

Die Strecke zwischen Europa durch den Suezkanal und das Rothe Meer, über Ceylon und Penang nach der großen Handelsmetropole der östlichen Meere, Singapur, ist bekannt. Man darf aber nicht glauben, daß damit die Sehenswürdigkeiten der Reise erschöpft sind. Im Gegentheil, sie fangen dort erst recht an, denn zwischen Singapur und der größten Insel der Erde, Neuguinea, breitet sich der ungeheuere Archipel der Sunda- und Molukkensee aus, mit Tausenden und Abertausenden von Inseln, deren größte das Deutsche Reich an Ausdehnung übertrifft, und die zusammengenommen den Umfang Westeuropas erreichen, vom Kattegat bis Gibraltar, von der Weichsel bis zum Cap Finisterre. Dieser ganze Archipel, unter dem Scepter der jungen Königin der Niederlande stehend, liegt innerhalb der Tropen, zu beiden Seiten des Aequators, und wird an malerischem landschaftlichen Reiz, an Seltsam= keit der Pflanzen- und Thierwelt, an bunter Mannigfaltigkeit seiner zahlreichen Völker und ihrer Fürsten auf diesem Planeten wol nirgends übertroffen.

Die Dampfer der Neuguinealinie fahren nun mitten durch diese merkwürdige Inselwelt und bleiben in den wichtigsten Häfen lange genug liegen, um dem Reisenden ihren Besuch zu gestatten, ja auch Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen.

Schon wenige Stunden, nachdem der Dampfer Singapur verlassen hat, erreicht er in den Inseln des Sultanats Riau niederländisches Gebiet, und während der nun folgenden dreiwöchigen Fahrt bleibt er fast ohne Unterbrechung im Angesicht des Landes, häufig so nahe, daß diese Inseln und ihre landschaftlichen Schönheiten, ihre Ansiedelungen, ja ihre Einwohner mit ihrem fremdartigen Leben und Treiben wie in einem Panorama an ihm vorübergleiten. Auf die Inseln von Riau folgt der Lingga-Archipel, und den Aequator kreuzend, fährt der Dampfer in die schmale Bankastraße ein, die berühmte Zinninsel Banka auf der einen, Sumatra auf der anderen Seite, häufig mit schwimmenden Inseln, die von den großen Strömen Südfumatras ins Meer geschwemmt werden, rings umgeben.

Einen Tag später sieht der Reisende die mächtigen Vulkane Javas, den Gedeh, Pangerango und Salak, über dem Horizont auftauchen. Dann steigen die lieblichen Palmeneilande der sogen. Tausend Inseln, Haarlem, Enkhuizen, Alkmaar, Leiden und wie sie alle heißen mögen, aus den blauen Fluten, und endlich fährt der Dampfer in die Docks von Tandschong Priok, dem Hafen von Batavia, der Hauptstadt nicht nur Javas, sondern des ganzen niederländischen Colonialreiches, das so viele Einwohner zählt wie Frankreich.

Während der Dampfer Waaren ausladet, Waaren und Kohlen einnimmt, besuchen wir Batavia. Nach einviertelstündiger Eisenbahnfahrt durch den üppigsten Tropendschungel und durch Palmenwälder von nie gesehener Pracht und Höhe landen wir im Herzen der alten Stadt (Abbild. 1), einer sonderbaren Verquickung von Altholland und China, in der das eingeborene malaiische und javanische Element nur im Straßenleben zum Durchbruch kommt. Vor dem alten Stadhuis, das ebenso gut in Haarlem wie hier stehen könnte, halten malaiische Polizisten in Uniform, aber barfuß und nur das javanische Kopftuch um die Stirn geschlungen, Wache (Abbild. 2). Als Waffen führen sie Lanzen, dazu Säbel aus der Zeit der Freiheitskriege. Die Kanäle mit ihren verzwickten alten Steinhäuschen sind ganz wie die Graachten in Holland, doch ist der Verkehr auf ihnen viel lebhafter und malerischer, denn nur Chinesen, Malaien, Javaner und Sundanesen sind hier thätig. In den bunten Bazars (Tokos) und auf den Märkten (Bessar)

kommt das weibliche Element mehr zum Vorschein, und man sieht zuweilen auch Javanerinnen der besseren Stände mit dem unfehlbaren Sarong (Lendentuch), über den bei den niedrigen Ständen unbedeckten Oberkörper ein Jäckchen (Abbild. 4). Ganz anders, viel vornehmer, ruhiger zeigt sich das Wohnviertel der Europäer, Weltevreden mit seinen geräumigen, von schattigen Alleen umgebenen Pleins (Pläzen) und stillen Straßen (Abbild. 3), um die sich die stattlichen Regierungsgebäude und hübschen Bungalows (Villen) erheben.

Zuweilen gestattet der Aufenthalt des Dampfers auch noch den Ausflug nach dem auf der Eisenbahn in 50 Min. erreichbaren Buitenzorg, mit der herrlichsten und üppigsten Tropenvegetation des Erdballs, und der vornehmen Residenz des Generalgouverneurs, eines kleinen Königs, der über zahlreiche Fürsten und Sultane herrscht und das Recht hat, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen.

Schon die nächste Etappe bringt uns an die Grenze der civilisirten Welt. Sie ist Makassar (Abbild. 5), die Hauptstadt der großen Insel Celebes (sprich Celehbes). Dort liegt der Handel fast ausschließlich in den Händen von Deutschen, die mitten unter den fremdartigsten Völkern, Makassaren, Chinesen, Buginesen, Alfuren u. dergl., leben. Zwischen den malerischen, man tönnte sagen auf Stelzen stehenden Bambushäuschen der Eingeborenen mit ihren steilen Attapdächern (Abbild. 6) liegt der alte holländische Stadttheil mit weißgestrichenen niedrigen Häusern und weißen Säulenreihen davor; aber im Leben und Verkehr sind die Eingeborenen weitaus vorherrschend. Sie bringen die seltenen Tropenproducte aus dem Inland, bemannen die sonderbar geformten Prauen mit ihrem hohen Stern und bunten Segeln oder stechen von leichten, den kleinen Koralleninseln im Hafen vorgebauten Bambushütten aus nach Fischen (Abbild. 7). Eine halbstündige Fahrt zwischen Palmenhainen und Reisfeldern bringt uns in die Hauptstadt des noch heute unabhängigen Königs von Goa, der, umgeben von seinem fremdartigen Hofstaat, uns bewirthet und reich beschenkt. Sein Palais ist ein gewöhnliches Steinhaus, eingeschlossen von langen Bambushallen, in denen seine 400 Weiber und die nach Tausenden zählenden Garden und Diener wohnen. Das einzige sehenswerthe Gebäude dieser makassarischen Königsresidenz ist die Moschee (Abbild. 8).

Jenseit Celebes fährt der Dampfer die bewaldeten Küsten des unabhängigen Inselreiches Buton entlang in die Bandasee ein und erreicht nach zweitägiger Reise die große Molukkeninsel Ceram mit der ihr vorgelagerten hufeisenförmigen Insel Amboina (Abbild. 10). Jahrhundertelang genossen die Ambonesen oder vielmehr die sie beherrschenden reichen Mijnheers der alten Holländischen Compagnie das Monopol der Gewürznelkencultur, und auch heute noch ist die bergige Insel mit ungeheueren Plantagen dieses kostbaren Gewürzes bedeckt. Kaum liegt der Dampfer auf der wunderbar schönen, von bewaldeten Bergen umschlossenen Rhede von Amboina vor Anker, als auch schon die an venetianische Gondeln erinnernden Fahrzeuge der Eingeborenen mit Waaren zur Verladung herbeikommen. Da ihnen die großen Frachtboote fehlen, so binden sie zwei Gondeln aneinander, legen Dielen darüber und stapeln auf diese ihre Waaren (Abbild. 9), darunter auch Muskatnüsse, Fische und Sago, der auf Amboina massenhaft gewonnen wird. Eingeborene hauen die hohen Sagopalmen um, sägen den Baum der Länge nach durch und nehmen mit einer halbrunden Haue aus Bambus das ganze weiche Innere bis zur Rinde heraus (Abbild. 11). Diese weiche Masse wird mit Wasser vermengt, durchknetet, und das mit dem Wasser ablaufende, am Boden des Gefäßes sich sammelnde Mehl ist der Sago, die Hauptnahrung der Ambonesen.

[graphic][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed]
[graphic]
« ZurückWeiter »