Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[graphic]
[graphic]

Kältemaschine für Herstellung von Eis und Conservirung des Frischproviants in einem besonderen Kühlraum. Wenngleich die Ventilation auf großen und modernen Passagierdampfern schon an sich sehr vollkommen genannt werden muß, so sind außerdem noch 30 kleine elektrisch betriebene Zimmerventilatoren beschafft worden, die überall aufgestellt werden können, wo man ihrer im Augenblick bedarf. Es würde zu weit führen, auf alle Einzelheiten dieses ersten, nach den modernsten Anschauungen über maritime Krankenpflege ein= gerichteten Lazarethschiffs einzugehen. Selbstverständlich ist, daß hier alles, was die Wissenschaft und die praktische Krankenpflege zur Linderung der Leiden und Heilung unserer erkrankten Marinemannschaften erdenken konnten, in vollkommenster Form zur Ausführung gekommen ist. Hierzu treten noch die wirklich großartige Proviantausrüstung des Schiffs und die rühmenswerthe Verpflegung, die der Lloyd seinen Passagieren zutheil werden läßt.

Die Organisation an Bord ist ähnlich wie die in unseren groBen Hospitälern. Es besteht eine äußere, eine innere und eine gemischte Station, die von den Marinestabsärzten Dr. Nenninger, Dr. Wiemann, Oberassistenzärzten Dr. Fontane und Dr. Heinemann versorgt werden. Dem Chefarzt Dr. Arendt sind außer Sanitätsunteroffizieren und -Mannschaften der Marine 42 freiwillige Krankenpfleger der Rothe-Kreuzgesellschaft zur Hülfeleistung überwiesen. Der Führer des Schiffs ist der Lloydkapitän v. Borell.

Jeden Deutschen muß es mit großer Beruhigung erfüllen, daß unsere Marineverwaltung diese umfassenden Maßregeln für die Krankenpflege unserer Marine- und Landtruppen in Ostasien getroffen hat (ein Marinefeldlazareth befindet sich ebenfalls unterwegs), und daß mitten unter unserer ostasta. tischen Flotte sich ein solches Musterhospitalschiff befindet, dessen sanitäre Leitung, nautische Führung, Seetüchtigkeit und Beweglichkeit für die Erfüllung seiner Mission jede Gewähr leistet, und von dem wir annehmen können, daß es die Bewunderung aller verbündeten Nationen im fernen Osten finden wird. Wilhelmshaven. Bernhard Denninghoff.

Abmarsch der ostasiatischen Truppen aus dem
Lager von Döberiz.

[ocr errors]
[ocr errors][merged small][merged small]

Für die 13. Generalversammlung des Evange= lischen Bundes, die zu Halberstadt vom 1. bis 4. October stattfindet, sind folgende Vorträge angesagt: „Die evangelische Landeskirche und die neuen evangelischen Gemeinden in Desterreich" (Superintendent Dr. Meyer ans Zwidau); „Die religiöse Bewegung in den österreichischen Alpenländern" (Peter Rosegger aus Graz); ,,Verlust und Gewinn des Protestantismus um die Jahrhundertwende" (Prof. Dr. Sell aus Bonn).

m Döberizer Lager sah es aus wie Krieg. Wer in den jüngst vergangenen Tagen dort Gelegenheit hatte, das Leben und Treiben zu beobachten, dem drängte sich unvermeidlich das Gefühl auf, er habe hier eine Truppe vor sich, die sich anschide, zur Front abzurücken. So war es in der That, nur daß die „Front“ ein wenig abseits lag. Das 1. Bataillon des 1. ostasiatischen Infanterieregiments rūstete sich zum Abmarsch nach China. 120000 Freiwillige haben sich gemeldet, als der Kaiser rief, das sagt deutlich, wie der alte kriegerische Geist, das alte Erbtheil unseres Volkes, noch heute so lebendig ist wie dereinst. Dem Deutschen aber, der Gelegenheit hatte, jene Truppen zu sehen und zu beobachten, dem mußte das Herz im Leibe lachen. Prächtige kraftvolle Gestalten, zum Theil hünenhafte Figuren, im Offiziercorps wie unter der Mannschaft, dazu die malerische, vom Gewöhnlichen abweichende Ausrüstung, vor allem an Stelle der Pickelhaube der breitrandige, an der rechten Seite aufgeschlagene Strohhut. Dann der Drellanzug in gelblich-grüner Farbe, das Ganze von echt kriegerischem Ansehen. Wie dieses, so war aber auch der Geist, der die Truppe erfüllte, wahre Begeisterung, schneidige Siegeszuversicht, ein ausgeprägtes Kraftgefühl und der brennende Wunsch, noch an den Feind zu kommen, ehe es „da unten alle würde". Zwei der wichtigsten Factoren für einen Feldzug, das Vertrauen der Mannschaft zu ihren Führern und zu ihrer Waffe, traten in dem Gespräch der Mannschaften in einer ganz besonders energischen Weise in den Vordergrund. Das Vertrauen zu ihren Offizieren ist den deutschen Truppen eigenthümlich und nur zu erklärlich. Von der neuen Waffe dagegen, mit der die Chinatruppen ausgerüstet sind, Modell 98, sprechen die Mannschaften geradezu begeistert, die Schießresultate während der vorhergegangenen Uebungswoche waren in der That überraschend ausgefallen. Aber auch die übrige Ausrüstung ist durchweg praktisch und mit richtigem Blick für die fremden Verhältnisse gewählt.

"

An die Eisenacher Kirchenconferenz hatte der Vorstand des Evangelischen Bundes die Bitte gerichtet, die Be= stellung einer wirksamen Gesammtorganisation des amtlichen deutschevangelischen Kirchenwesens herbeizuführen. Nach einem Referat des Consistorialpräsidenten Dr. Chalybäus aus Kiel trat die Con= ferenz der von ihm vorgeschlagenen Resolution in folgender Fassung bei: „Die Deutsche Evangelische Kirchenconferenz erachtet es den ihren Berathungen durch die Geschäftsordnung gestellten Aufgaben nicht als entsprechend, der fraglichen Anregung von sich aus eine weitere Folge zu geben. Wie die Deutsche Evangelische Kirchenconferenz schon nach ihrer ganzen Bestimmung und seitherigen Thätigkeit in besonderer Weise die Pflege einer engeren Gemeinschaft der deutschen evangelischen Landeskirchen bei voller Wahrung des Bekenntnißstandes und ihrer verfassungsmäßigen Selbständigfeit sich hat angelegen sein lassen, so erwartet sie eine Förderung dieser Bestrebungen, insbesondere auch von den in Ausführung früherer Einleitungen bei ihrer gegenwärtigen Tagung gefaßten Beschlüssen. In voller Würdigung der hohen Bedeutung einer engeren Verbindung der deutschen evangelischen Landeskirchen beschließt jedoch die Deutsche Evangelische Kirchenconferenz, die an sie gelangte Anregung den hohen Kirchenregierungen mit der Anheimgabe weiterer Entschließungen zur Kenntniß zu bringen."

Die Consecration des Bischofs Dr. Schneider von Paderborn wird am 15. August stattfinden. Erzbischof Dr. Simar von Köln wird die Bischofsweihe vornehmen; Bischof Dr. Korum von Trier und Bischof Dr. Dingelstedt von Münster werden als Mitweihende thätig sein.

Die Gesellschaft deutscher Studirender in Zürich feierte vom 4. bis 6. August ihr 35. Stiftungsfest. Während des Festes gelangte eine vom Alten Herrn und Begründer Dr. Paul Wislicenus verfaßte Festschrift zur Ausgabe, die die Gründung der Gesellschaft behandelt und zahlreiche interessante Abbildungen aus der Gründungszeit enthält. Die Schrift wird gegen Nachnahme von 3 A von dem Ingenieur A. Nachtweh, Zürich IV, Weinbergstraße 112, versandt.

Der preußische Unterrichtsminister hat eine neue Ordnung der Oberlehrerinnenprüfung erlassen, die mit dem 1. April 1901 in Kraft treten soll. In der Verfügung, die der Minister bei dieser Gelegenheit den Provinzialschulcollegen hat zugehen lassen, heißt es: Ich habe mich nicht davon zu überzeugen vermocht, daß es mehr im Interesse unserer Schulen liege, den Zugang zu den Oberlehrerinnenstellen solchen jungen Mädchen zu eröffnen, die in der Lage gewesen sind, gymnasiale und akademische Studien zu treiben, als eine Auswahl begabter und bereits im Unterricht erprobter Lehrerinnen, die sich befähigt haben, in den von ihnen frei gewählten Fächern einen auf wissenschaftlichen Grundlagen ruhenden Unterricht zu ertheilen; denn es ist zu wünschen, daß die besten Lehrerinnen Oberlehrerinnen werden. Die Ansicht, daß im allgemeinen ein Unterricht, der von einer Oberlehrerin ertheilt wird, die zunächst durch das Seminar und die Praxis gegangen ist und erst später gründliche wissenschaftliche Studien getrieben hat, dem Unterricht eines akademisch gebildeten Lehrers auf die Oberstufe der höheren Mädchenschule nicht gleichwerthig sei, ist unzutreffend und wird durch die Thatsachen bisher nicht bestätigt.

Um 1⁄24 Uhr nachmittags am 26. Juli war der Abmarsch befohlen, aber schon lange, ehe die Hörner nach China" riefen, war die gesammte Mannschaft auf den Beinen. Vor den Wellblechbaracken (dieselben, die nach China geschafft werden, um den Truppen dort als Unterkunft zu dienen) traten die Compagnien an, der Aufruf der Mannschaften fand statt, die Seitengewehre wurden nochmals revidirt, dann formirte sich das Bataillon, und, geleitet vom Lagercommandanten und dem Musikcorps der Artillerie, trat die ostasiatische Truppe den Marsch zum Bahnhof an. Zu beiden Seiten vom Eingang zum Lager hatten Mannschaften der Garderegimenter Stellung genommen, den abziehenden Kameraden Ehre erweisend. Der Abschied von den Angehörigen hatte schon am vergangenen Sonntag stattgefunden, und ohne Aufenthalt ging es zum nahegelegenen Bahnhof, wo ein endloser Zug der Ankommenden harrte. Hier fand noch manche hübsche Abschiedsscene zwischen den Offizieren und den zurückbleibenden Mannschaften statt, die recht deutlich das schöne Verhältniß zeigte, wie es nur in der deutschen Armee zwischen Vorgesetzten und Untergebenen besteht. Ein Hornsignal: Alles einsteigen! Schnell füllten sich die Wagen, eine Reihe Gepäckwagen mit den Kleidersäden der Mannschaften und der „Batavia" (Name des Dampfers) gezeichneten Colli gefüllt, wurde angeschoben

ein Pfiff der Locomotive, und unter den Klängen des Liedes „Deutschland, Deutschland über alles" wie unter Hurrahrufen und Tücherschwenken rollten die Ostasiaten dem fernen Kriegsschauplak zu.

Hochschulwesen.

Gerichtswesen.

Der preußische Minister des Inneren hat mit Rüdsicht auf die Zunahme schwerer Verbrechen gegen Eigenthum und Leben sowie die Schwierigkeiten, denen die Feststellung der Thäterschaft bei derartigen Verbrechen immer begegnet, die Regierungspräsidenten ermächtigt, fünftig in solchen Fällen selbstständig für die Ermittlung des Verbrechers Belohnungen bis zum Betrag von 3000 M auszusehen.

In Würzburg ist der ordentliche Professor in der rechts- und staatswissenschaftlichen Facultät der dortigen Universität Geh. Justizrath Dr. Friedrich Schollmeyer in den Ruhestand getreten. Der außerordentliche Professor an der Universität Erlangen Dr. Ernst Jäger ist zum ordentlichen Professor des Civilproceßrechts und des bürgerlichen Rechts an der Universität Würzburg ernannt worden. Dem Honorarprofessor der Technischen Hochschule in München Dr. Karl v. Linde, der sich um die Verbesserung der Kältemaschinen hervorragende Verdienste erworben hat, wurde Titel und Rang eines ordentlichen Professors verliehen. Zum Rector der Universität Leipzig wurde für das Studienjahr vom 31. October 1900 bis 31. October 1901 Geh. Medicinalrath Prof. Dr. med. Zweifel, zum Rector der Universität Berlin der Kirchenhistoriler Prof. Dr. theol. Adolf Harnack gewählt.

[ocr errors]

Der diesjährige Deutsche Juristentag wird am 11., 12. und 13. September in Bamberg abgehalten werden. Er wird sich mit folgenden Fragen befassen: Bedarf es gesetzlicher Vorschriften darüber, unter welcher Voraussetzung ein Geistesfranter vor der Entmündigung in eine Anstalt gebracht und ein entmündigter Geistestranker dort gegen seinen Willen festgehalten werden darf? Inwieweit sind an die Veröffentlichung von Briefen ohne Zustimmung des Verfassers oder seiner Erben Nachtheile zu knüpfen? Empfiehlt es sich, die strafrechtliche Verfolgung des Urheberrechts nach dem Vorbild des österreichischen Gesetzes vom 26. December 1895 (§ 51) auf wissenschaftlichen Eingriff einzuschränken? Empfiehlt es sich, das Universitätsstudium und den Vorbereitungsdienst der Juristen für das Deutsche Reich zu

Die Neuordnung der juristischen Promotion
an der Universität Leipzig, insbesondere die Vorschrift über die
Drucklegung der Dissertation, kann vor dem 1. Januar 1901
nicht in Kraft treten.

Hinsichtlich der Ordnung der medicinischen
Doctorpromotion für das Deutsche Reich wurde eine Einigung
bei allen deutschen Einzelstaaten erzielt; die Veröffentlichung der
Promotionsordnung wird wahrscheinlich demnächst erfolgen.

In Heidelberg promovirte Frl. Elisabeth

v. Richthofen in der Volkswirthschaft mit dem Prädicat summa
cum laude; die Dame wird alsbald als Assistentin bei der badischen
Gewerbe-Inspection eintreten.

Das Corps Suevia zu Freiburg i. Br. feierte
in den Tagen vom 20. bis 23. Juli 1900 sein 85jähriges
Stiftungsfest in Gemeinschaft mit über 130 Alten Herren, Ver-
tretern der befreundeten Corps sowie des Freiburger S. C.

ordnen?

Das demnächst in Dresden ins Leben tretende Oberverwaltungsgericht zur Entscheidung von Streitigkeiten des öffentlichen Rechts wird einschließlich des Präsidenten aus zehn Mitgliedern in zwei Senaten bestehen, von denen der eine sich vorwiegend mit der Erledigung von Reclamationen gegen die Einschätzung zur Einkommensteuer zu befassen haben wird. Dem Vernehmen nach werden in das neue Gericht aus dem Ministerium des Inneren, der Justiz und der Finanzen je drei höhere Beamte und aus dem Cultusministerium ein Rath berufen werden. Präsident des Oberverwaltungsgerichts wird der Ministerialdirector Geh. Rath Frhr. v. Bernewiß im Ministerium des Inneren.

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors]

Gesundheitspflege.

In Konstantinopel wurde die Quarantäne für die Herkünfte aus Beirut aufgehoben, die für die Herkünfte aus den ägyptischen Küstenstädten, mit Ausnahme von Alexandrien, auf fünf Tage herabsetzt.

Die Berichte von Prof. Dr. Robert Koch, in denen er die Theorie der Verbreitung der Malaria durch Mosquitos in schlagender Weise vertheidigte, finden neuerdings Unterstügung in amtlichen Berichten des Oberstabsarztes Dr. Lübbert im „Colonialblatt" über eine Reise im Nordgebiet von Deutsch-Südwestafrika. Auch Dr. Lübbert kommt zu dem Schluß, daß nur die Mosquitos die Träger des Krankheitsstoffes seien. Nach seinen Beobachtungen tritt 9 bis 12 Tage nach dem Mosquitostich die Malaria auf, und zwar nur in solchen Gegenden, wo Sumpfbildung das Fortkommen von Mosquitos begünstigt. Einige Farmen mußten wegen der Mosquitos aufgegeben werden, konnten aber, nachdem man die Sümpfe durch Draintrung ausgetrocknet hatte, wieder in Betrieb genommen werden. Damit wäre ein erster praktischer Erfolg der Koch'schen Theorie erbracht.

Die an der königl. Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin angekündigten Vorlesungen und Uebungen wurden im laufenden Sommersemester von 479 Studirenden besucht, von denen 147 zur landwirthschaftlichen, 246 zur geodätisch-culturtechnischen und 86 zur landwirthschaftlich-technischen Abtheilung gehörten. Unter den Hörern der landwirthschaftlichen Abtheilung befanden sich Studirende der Universität 13, der Bergakademie 7, der Technischen Hochschule 1.

Ein exotisches Heilmittel gegen Lepra ist vom berliner Institut für Infectionskrankheiten bei zwei schwerkranken Frauen mit auffallendem Erfolg angewandt worden. Es handelt sich um das sogen. Chaulmoograöl, das aus dem Samen von Gynocardia odorata gewonnen wird. Geh. Medicinalrath Dönik stellte in der letzten Sitzung der Gesellschaft der Charité-Aerzte zwei lepröse Frauen vor, denen das Del innerlich verabsolgt worden war. Beide zeigten nach zwei-, bezw. dreimonatiger Behandlung eine bemerkenswerthe Besserung in ihrem Aussehen. Auch andere Forscher rühmen das Mittel, das vielleicht dazu bestimmt ist, den Bann dieser bisher für unheilbar gehaltenen Seuche zu brechen.

[ocr errors]

Die Zahl der Curgäste bezifferte sich in Karlsbad am 3. August auf 37781, in Marienbad am 2. auf 15500, in Teplit-Schönau am 31. Juli 3610 und in Gießhübl-Sauerbrunn am 27. v. M. auf 318 Personen. Zu Pistyan (ungarisches Comitat Neutra) waren bis zum 27. Juli 3897 Curgäste eingetroffen.

Naturkunde und Reisen.

[ocr errors]

Ueber Hill's jüngste Forschungsreise in Westaustralien gingen der Frants. 3tg." aus Sydney ausführliche Berichte zu. Der von dem Border Exploration Syndicate ausgesandte Hill war mit drei Begleitern am 30. März in Oodnadatta eingetroffen, nachdem er seit dem Abmarsch von Coolgardie mit entsetzlichen Entbehrungen zu kämpfen gehabt hatte. In der westaustralischen Einöde war seit zwei Jahren kein Tropfen Wasser gefallen. Die Worburton-Kette war vollständig ausgetrocknet, und am Mount Squires in der Barrow-Kette war der Wasservorrath ganz gering. In möglichster Eile zog die Reisegesellschaft nach der Rawlinson-Kette, wo dank lokaler Regengüsse Wasser vorgefunden wurde. Hier wurde Hill von dem als Kameltreiber mitgenommenen Afghanen aufs schwerste bedroht, sodaß Hill's Begleiter Merton den wuthschnaubenden Afghanen niederschießen mußte, um den Expeditionsführer zu retten. Die Reisegesellschaft trat den Rückmarsch nach Coolgardie an, mußte aber des Wassermangels wegen wieder nach der Rawlinson-Kette umtehren. Hier nahmen die Eingeborenen bald eine sehr feindselige Haltung an, tödteten fünf Kamele mit Speerwürfen, auch wurde das Expes ditionsmitglied Morton, der sich von seinen Begleitern entfernt hatte, anscheinend, um Wasser zu suchen, durch einen Speerwurf getödtet. Darauf brach die Expedition nach Oodnadatta auf und war auf dem Weg dahin insofern vom Glück begünstigt, als bald reichliche Regengüsse niedergingen.

Aus Gletsch wird ein unerhört starkes Ab schmelzen des Rhonegletschers gemeldet. Die Rhone tritt über ihre Ufer. Eisblöcke werden bis in die Nähe des Seiler'schen Hotels getrieben. Seit Jahren wurde ein solches Ereigniß nicht mehr beobachtet.

Die Schweizerische Naturforschende Gesell. schaft, die sich Anfang September in Thufis versammelt, schreibt

[ocr errors]
[blocks in formation]

- Für das deutscherseits aufgestellte ostasiatische Expeditionscorps tritt am Tage des Verlassens der einheimischen Gewässer die Militärstrafgerichtsordnung vom 1. December 1898 in Kraft. Das genannte Corps ist zu derselben Zeit als mobiler Truppenverband anzusehen. Bezüglich der Strafrechtspflege sind dem Commandeur des Expeditionscorps die dem Oberbefehlshaber einer Armee zustehenden Rechte, den betreffenden Brigadecommandeuren die Gerichtsbarkeit eines Divisionscommandeurs übertragen worden.

Nach Inkrafttreten der neuen deutschen Militärfirafgerichtsordnung kann das Gericht die Oeffentlichkeit der Hauptverhandlung wegen Gefährdung der Disciplin ausschließen. Es soll dies unter Beobachtung des Grundsages geschehen, daß die Disciplin verlange, auch im gerichtlichen Verfahren müsse das Ansehen der Commandogewalt, der militärischen Einrichtungen, Verordnungen und Gebräuche erhalten, der Sinn für die unbedingte Unterordnung des Untergebenen unter den Vorgesetzten gewahrt und dem berechtigten Ehrgefühl aller Betheiligten Rechnung ge tragen werden.

Die Senatspräsidenten beim neuen deutschen Reichsmilitärgericht und der Obermilitäranwalt erhalten den Stellenrang der Räthe erster Klasse, die Reichsmilitärgerichte und Militäranwälte den Stellenrang der Räthe dritter Klasse, diese jedoch mit der Maßgabe, daß von ihnen je die erste Hälfte zur Verleihung des Stellenranges der Räthe zweiter Klasse in Vorschlag gebracht werden darf. Für die Uniformirung der Beamten des Reichsmilitärgerichts sowie der Beamten der preußischen Militärjustizverwaltung vom 1. October ab sind am 30. Juni die betreffenden Bestimmungen erlassen worden.

Die 4. preußische Cavalerie-Inspection ist von Saarbrüden nach Potsdam verlegt worden.

- Auf der Werft des Stabilimento Tecnico Triestino zu San Marco bei Triest wird am 9. September die Taufe und Stapellaffung des neuen österreichisch- ungarischen Schlachtschiffes Habsburg stattfinden. Bei seinem Bau wurde die schwere Aufgabe vorzüglich gelöst, mit einem verhältnißmäßig kleinen Tonnengehalt dennoch bedeutende militärische Stärke zu verbinden.

- Die japanische Flotte, besteht nach einer kürzlich vom japanischen Marineminister herausgegebenen Classification aus 4 Schlachtschiffen erster und 2 solchen zweiter Klasse, 4 Kreuzern erster, 9 zweiter und 5 dritter Klasse, 10 Küstenvertheidigungsfahrzeugen, 17 Kanonenbooten, 4 Depeschenschiffen, 1 Torpedodepotschiff, 8 Torpedobootvernichtern und einer großen Anzahl Torpedobooten.

- Das schnellste Schiff der Erde ist der neue englische Torpedobootzerstörer Viper, der nicht durch gewöhnliche Schiffsmaschinen, sondern durch Dampfturbinen nach Parson'schem Muster ausgestattet ist. Die Versuchsfahrten des „Viper“ haben bei sechs Hin und Rüdfahrten von der Dauer je einer Stunde eine mittlere Geschwindigkeit von 36, 58 Knoten ergeben. Die Zurüdlegung von fast 69 Kilomtr. in der Stunde ist der Durchschnittsgeschwindigkeit der besten Schnellzüge beinahe zu vergleichen.

Handel und Gewerbe.

Alle Sendungen aus dem Deutschen Reich nach der Türkei, ausgenommen Postsendungen, müssen von amtlich beglaubigten Ursprungszeugnissen begleitet sein. Diese Zeugnisse müssen von dem betreffenden türkischen Consulat beglaubigt werden, wofür die Gebühr auf 4 M herabgeseht worden ist.

-Der Deutsche Handelstag veranstaltet bei seinen Mitgliedern gegenwärtig eine Umfrage über die Errichtung einer uslunftsstelle für den auswärtigen Handel in Deutschland.

-Im Königreich Preußen sind Handwerkskammern bisjekt in 33 Städten errichtet worden, nämlich in Königsberg i. P., Inflerburg, Danzig, Berlin, Frankfurt a. D., Stettin, Stralsund, Pofen, Bromberg, Breslau, Liegnitz, Oppeln, Magdeburg, Halle a. S., Erfurt, Altona, Flensburg, Hannover, Hildesheim, Harburg, Osnabrüd, Münster i. W., Bielefeld, Arnsberg, Dortmund, Kassel, Wiesbaden, Koblenz, Düsseldorf, Köln, Aachen, Saarbrüden, Sigmaringen.

4

Zwischen Desterreich-Ungarn und Spanien wurde am 21. Januar 1897 ein Uebereinkommen abgeschlossen, wonach die österreichischen und ungarischen Staatsangehörigen in Spanien mit Einfluß seiner überseeischen Besitzungen und gleicherweise die spanischen Staatsangehörigen in der Desterreichisch-ungarischen Monarchie in allem, was den Schuß der Erfindungen, der Muster und Modelle, der Handels- oder Fabrikmarken sowie der Firmen, Namen und anderer Waarenbezeichnungen betrifft, dieselben Rechte wie die eigenen Staatsangehörigen genießen. Der Austausch der beiderseitigen Ratificationen hat am 11. Juni d. J. stattgefunden; am 26. Juni ist das Uebereinkommen in Kraft getreten.

Die Deutsche Ueberseeische Bant eröffnete am 26. Juli zu Antofagasta in Chile eine Zweigniederlassung unter

der Firma Banco Aleman Transatlantico.

[blocks in formation]

Illustrirte Zeitung.

in der Höhe von 45 Proc. erheischt. Die Auszahlung der hierauf entfallenden Summe von 11 250 M wurde von den Gemeindebevollmächtigten genehmigt.

Der Sächsische Fischereiverein wird am 20. und 21. October in Chemnitz eine Fischerei Ausstellung veranstalten. Zur Ausstellung sind Fische aller Gattungen zulässig, und es ist erwünscht, daß dieselbe recht zahlreich beschickt wird. Anmeldungen, die in Rücksicht auf rechtzeitige Beschaffung der nöthigen Aquarien schleunigst erfolgen möchten, sind entweder an die Geschäftsstelle des Sächsischen Fischereivereins, Dresden, Wiener Straße 13, I, oder an den Vorsitzenden des Ortscomités, Revierförster Scherel in Frohburg, zu richten.

Eine Weltausstellung zu St. Louis in Nordamerila ist aus Anlaß der 1903 stattfindenden Hundertjahrfeier des Ankaufs von Louisiana durch die Union geplant. Der Prästdent der Vereinigten Staaten wird in der nächsten Zeit an alle Nationen eine Einladung senden, an dieser Weltausstellung theilzunehmen.

Zu Dornbirn in Vorarlberg findet vom 1. August bis 30. September eine Gewerbe-Ausstellung statt, mit der eine Collectivausstellung der dortigen Großindustriellen sowie eine Maschinenausstellung verbunden ist, die hauptsächlich Elektromotoren zu gewerblichen Zwecken umfaßt. Auch das Schul-, Forst- und Jagdwesen sind vertreten.

[merged small][merged small][ocr errors]

Auf der Wannseebahn (Berlin-Zehlendorf) ist am 1. August der elektrische Betrieb für den öffentlichen Verkehr aufgenommen worden. Die Züge können bei vorschriftsmäßiger Besetzung je 410 Personen befördern.

Der Deutsche Kaiser richtete an den Sultan eine Depesche, in der die Hoffnung auf baldige Regelung der Bagdadbahn-Frage ausgesprochen wurde.

Der Wasserstand der Mosel wurde Ende Juli so seicht, daß am 29. Juli sowol die Lokaldampfschiffahrt zwischen Trier und Bernkastel als auch die Actiengesellschaft der Moseldampfschiffahrt ihre Fahrten von Trier nach Koblenz vollständig einstellten.

Der Kabeldampfer der Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft ist am 26. Juli mit der zweiten Section des Kabels an Bord nach Neuyork abgegangen, um von dort aus das Kabel nach den Azoren zu legen. Dieser Weg ist für die Kabellegung wegen der Meeresströmungen und der Windrichtung günstiger als der Weg von den Azoren nach Neuyork.

Nach einer Vereinbarung mit der schweizerischen Postverwaltung sollen bei Bücherzetteln nach und von der Schwetz fünftig die im inneren deutschen Verkehr geltenden, für das Publitum günstigeren Bestimmungen über handschriftliche Vermerke auf Bücherzetteln Anwendung finden.

In österreichischen Regierungstreifen finden Berathungen statt, die die Sicherung der Fahrten des Oesterreichischen Lloyds nach Kalkutta bezwecken. Es ist beabsichtigt, dem Lloyd zu diesem Behuf eine entsprechende staatliche Beihülfe zuzuwenden, die aller Wahrscheinlichkeit nach in dem Ersatz der Suezkanalgebühren für den Transport österreichischer Waaren bestehen wird. Ferner werden demnächst Berathungen zwischen den Vertretern der Regierung und denen des Lloyds eingeleitet werden, um die Einrichtung einer regelmäßigen Dampferverbindung des Lloyds nach Ost- und Südafrika zu ermöglichen. Die österreichische Donau - Dampfschiffahrtsgesellschaft hat beschlossen, vom 15. August ab die Tarife im Ge= treideverkehr zu erhöhen.

[ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors]

Der in Paris versammelt gewesene Internationale Landwirthschaftscongreß_faßte einige Beschlüsse von Bedeutung. So wurde der Wunsch ausgesprochen, daß die Regierungen Maßregeln treffen möchten, um die Bildung von Syndikaten zur Organisirung des Schlachtviehverkaufs zu fördern. An der Berathung über die Fragen des Getreideverkaufs nahmen die deutschen Delegirten v. Riepenhausen-Crangen und Dr. Roeside lebhaft theil. Die Auseinandersetzungen führten zur Annahme folgender Wünsche. Es erscheint angezeigt, den Getreideverkauf derart zu organisiren, daß den Landwirthen ein lohnender Verdienst gesichert wird, und zu diesem Zweck Cooperatiogenossen= schaften zu bilden, die unabhängig von den Landwirths syndikaten und Syndikatsvereinigungen functioniren, aber unter den Auspicien derselben ins Leben gerufen werden sollen. Diese Genossenschaften müssen in ihren Bestrebungen, Dorfspeicher und Bezirksmagazine zur Einlagerung, Aufbewahrung, Pflege und Mischung der Getreidevorräthe möglichst nahe der Eisenbahnstationen der Productionscentren, den Kanälen und den Militärmagazinen anzulegen, eifrig gefördert werden.

Kunst und Kunstgewerbe.

Der Bau eines Theaters in Bad Kissingen, das sowol dem Schauspiel als der Oper dienen soll, ist dem berliner Architekten Heinrich Seeling übertragen worden, der sich auf dem Gebiet des Theaterbauwesens seit Jahren einen bekannten Namen erworben und die hergebrachten Dispositionen in vielfach intereffanter Weise verändert hat. Von ihm stammen bisher die Entwürfe zu den Theatern in Halle, Rostock, Posen und Bromberg, das Neue Theater in Berlin, das im Bau begriffene in Nürnberg sowie der Umbau des Schinkel'schen Theaters in Aachen.

In Brieg wurde dieser Tage das vom Bildhauer Böse in Berlin ausgeführte Kaiser-Wilhelm-Denkmal enthüllt.

Für das Kaiser-Friedrich-Denkmal in Nordhausen hat der Ausschuß den Entwurf des Bildhauers E. Boermel in Berlin zur Ausführung gewählt.

Von der Stadt Charlottenburg ist jetzt ein Preisausschreiben für das dort auf dem Luisenplatz vor dem föniglichen Schloß zu errichtende Denkmal des Kaisers Friedrich erlassen worden. Verfügbar ist für dasselbe der Betrag von 250 000 M. Die Entwürfe in Modell oder Zeichnung im Maßstab von 1:10 sind nebst Concepten bis 15. November an den Magistrat von Charlottenburg einzureichen.

[ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors]

An dem in Kupfer getriebenen riesigen Hercules auf der Wilhelmshöhe bei Kaffel, der bisher für eine Arbeit des 1692 in Kassel geborenen Kupferschmieds Otto Philipp Küper galt, hat man neuerdings bei Reinigungsarbeiten eine am Kopf unter den Haaren eingefügte Platte entdeckt, die besagt, daß Landgraf Karl von Hessen das Werk in den Jahren 1714 bis 1717 von dem aus Augsburg gebürtigen Goldschmied Johannes Jacob Anthoni hat ausführen lassen.

Seiner Vollendung geht der Brunnen entgegen, den Kaiser Wilhelm II. dem Sultan zur Erinnerung an seinen letzten Besuch für die Stadt Konstantinopel gestiftet hat. Nach einer Idee des Katsers vom Geh. Oberbaurath Spitta ent= worfen, ist er ein auf acht Stufen ruhender achteckiger Bau von 12 Mtr. Höhe und fast 8 Mtr. Durchmesser. Acht Säulen tragen die ihn nach oben abschließende Kuppel. Im Innenraum umgeben Ruhebänke das 4 Mtr. breite Wasserbecken, aus dem das Wasser in acht kleineren Schalen an den acht Seiten des Unterbaus abfließt. Die Architektur besteht wesentlich aus carrarischem Marmor; die tragenden Säulen sind in Labrador, ihre Basen und Kapitäle in Bronze gearbeitet, die Friese und die umrahmenden Bogen sowie die Innenseite der in Eisen und Kupferblech gedeckten Kuppel mit reichem Glasmosait verziert, in dem geometrische Muster und Pflanzenornamente mit zahlreichen Inschriften in blumenreicher orientalischer Ausdrucksweise wechseln. Die Steinarbeiten stammen von M. L. Schleicher, die Bronzetheile von Martin u. Pilzing in Berlin, die Mosaiken von der Glasmosaik Gesellschaft Puhl u. Wagner in Rixdorf.

[ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

Im Neuen Theater zu Berlin ging zum ersten mal die neue Posse „Unsere Gusti" von F. Radler in Scene und wurde freundlich aufgenommen. Zu dem neuen Einacter „Johannisnacht" von Marx Möllner hat Ferdinand Hummel begleitende Musit componirt.

Im Residenztheater zu Dresden hatte der neue Schwank „Busch und Reichenbach“ von H. Lee und W. MeyerFörster nicht viel Erfolg. Ein neuer französischer Schwant Die schöne Cleo" von Sylvane erregte im Sommertheater zu Köln lebhafte Heiterkeit, Im Stadttheater zu Nordhausen fand das neue zweiactige Schauspiel „Scharfened" von Hermann Thiène bei seiner ersten Aufführung freundliche Aufnahme.

Das berliner Ensemble brachte im Münchener Schauspielhaus M. Dreyer's Lustspiel „Drei" und den Einacter „Die Lore" von D. E. Hartleben mit Erfolg zur Aufführung. Weniger günstige Wirkung erzielte der neue Schwank „Kreuzmariage" von T. Kanzler und H. Fischer. Zuletzt gelangten das neue Drama „Die Einzige“ von Max Pezold und der altfranzösische Schwant „Meister Pathelin", deutsch von Albrecht Grafen Wickenburg, mit Erfolg zur Aufführung. Im Volkstheater er

wedte das Drama „Die Zauberin am Stein" von Franz Nissel lebhaften Beifall. Das neue Lustspiel „Des Nächsten Hausfrau" von Julius Rosen gefiel im Neuen Volkstheater (München-Ost). In Diessenhofen (Canton Thurgau) haben die bisherigen Aufführungen des Volksschauspiels „Karl der Kühne“ von Arnold Ott lebhaften Anklang gefunden.

[merged small][merged small][ocr errors]

Starken und nachhaltigen Erfolg hatte im Cen. traltheater zu Dresden die Strauß'sche Operette „Wiener Blut". In Tübingen wurde zum ersten mal die große F-moll-Messe von Anton Bruckner aufgeführt und mit Beifall aufgenommen.

Der Walliser Royal Welsh United Choir gab im Trocadérosaal zu Paris ein Concert. Jeder Chor wurde von den im Nationalcostüm erschienenen Sängern in wallisischer Sprache gesungen, auch die Marseillaise.

Die alte Oper ,,The fairy Queen" von Henry Purcell († 1695) ist von dem Mustkforscher J. S. Shedlock in London wieder für die Bühne eingerichtet und im Hause einer londoner Musikfreundin kürzlich aufgeführt worden.

Meere. Am Umkreis des Stillen Oceans allein ist Leben,
und zwar ist der westliche der zukunftsreichste. Denn dort
bespülen des Weltmeers Wogen die Gestade weiter Länder,
die Hunderte von Millionen Menschen bevölkern; dort branden
die langgestreckten Wellen an zahllosen immergrünen Inseln,
die Heimstätten jener Gewürze und Kostbarkeiten, um deren
Besitz die Völker miteinander gerungen haben von den Tagen
der Phönitier und Alexander's des Großen an. Gerade jett
ist uns das Schauspiel beschieden, wie das höchstentwickelte
Culturvolk an den Gestaden des Großen Oceans sich gegen
die drohende Herrschaft der abendländischen Völker auflehnt.
Der letzte, aber gewaltigste Erdtheil ist in den Schidsalskreis
der Weltpolitit der europäischen Mächte getreten, und nachdem
in Afrika in der überraschend furzen Zeit von anderthalb
Jahrzehnten die Auftheilung endgültig vollzogen worden ist,
beginnt nun der große Kampf um Asien.

Deutschland hat sich im Großen Ocean für die kommenden
Tage besser vorgesehen als anderwärts. Die jüngsten Ereig-
nisse in China sollten auch den Gegnern unserer Colonialpolitik
die Erkenntniß gebracht haben, daß die Erwerbung Kiautschous
ein ebenso fühner wie gerechtfertigter Schritt war. Denn bei
der politischen oder bloß wirthschaftlichen Auftheilung Chinas
kann das deutsche Volk nun nicht mehr übergangen werden;
es wird vielmehr an einem Arbeitsfeld theilhaben, das dem
deutschen Fleiß reiche Früchte zeitigen muß. In Kiautschou
ist der deutschen Arbeit ein Eingangsthor in den gewaltigen
asiatischen Continent beschieden, auf dessen ungeheueren Zukunfts-
werth der jetzige Boxeraufstand ein grelles Schlaglicht wirft.

Der eigentliche Südsee-Colonialbesitz des Deutschen Reichs liegt an der australasiatischen Peripherie des Großen Oceans bis hin nach Samoa. Der Kern dieses Besitzes ist Neuguinea; um dieses reiche Land gruppiren sich in weiten Bogen die Carolinen, Marianen, Marschallsinseln und der Bismard

mmer öfter richten sich jetzt die Blide, immer nachdrücklicher archipel, die zum großen Theil von den Korallen aufgebaut

[graphic]
[graphic]

Jnie Wünsche per abendländischen Völker nach dem fernen

Often. Der Stille Ocean hat schon lange die Berechtigung auf diesen harmlosen Beinamen verloren, denn auch dort brandet jezt die Woge des weltwirthschaftlichen Egoismus, auch dort beginnt der friedliche Handel einem zähen politischen Ringen zu weichen, und die nationalen Kriegsflaggen wetteifern auch dort, der heimischen Arbeit ein möglichst großes Arbeitsfeld zu sichern. Es ist allerdings nur der Stand des Stillen Oceans, der eine weltwirthschaftliche Bedeutung hat, denn die Ausdehnung des Großen Oceans ist zu gewaltig, als daß er völkerverbindend wirken könnte wie die meisten der anderen

Eugen Brandeis,

Landeshauptmann der Marschallinseln.

Nach einer Photographie von J. C. Schaarwächter in Berlin.

Erlaß unter deutschen Schutz gestellt. Im October und November v. J. wurden dann für die Ostcarolinen Vicegouverneur Dr. Hohl (früher in Neuguinea) in Ponape, für die Westcarolinen Bezirksamtmann Senft (früher auf den Marschallinseln) in Yap, für die Marianen Bezirksamtmann Frik in Saipan als Verwalter, zum Landeshauptmann der Marschallinseln Hauptmann a. D. Brandeis bestellt. Sie alle find mit den Verhältnissen in der Südsee vertraut. Von allen unseren Colonien haben die der Südsee am wenigsten unter colonialen Experimenten zu leiden gehabt. Der Verwaltungsapparat ist so einfach und billig wie irgend möglich gestaltet, und da die ganze Last der Geschäfte auf den Schultern der Gouverneure selbst liegt, die keine Beamtenschar zu comman diren haben, so sind die Südseecolonien eine ausgezeichnete

Das am 6. August in Anwesenheit des Kaiserpaars eingeweihte Denkmal des Großen Kurfürsten auf der Sparenburg bei Bielefeld.

« ZurückWeiter »