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Die Ferienreise führte ihn noch weiter, und die telegraphische Nachricht vom Tod des Oheims konnte ihn erst 30 Stunden später in einem kleinen Badeort auf der Insel Rügen erreichen.

Er eilte sofort nach Koburg. Am Nachmittag des 2. August, gerade als der gemeinschaftliche Landtag die Eidesleistung seines Vormundes, des Erbprinzen Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, eines Schwiegersohnes des jetzt ver storbenen Herzogs Alfred von Sachsen-Koburg und Gotha, entgegennahm, führte der Eilzug den jungen Herzog zum ersten mal nach Koburg.

Nach dem vom Landtag beschlossenen Thronfolgegesetz führt der Vormund die Regierungsverwesung. Erbprinz Ernst zu Hohenlohe- Langenburg steht im 37. Lebensjahr. Durch Hauslehrer vorgebildet, besuchte er das Gymnasium in Karlsruhe, bestand das Abiturientenexamen und studirte in Tübingen, Bonn und Leipzig Rechts- und Staatswissenschaf ten. Nachdem er im Jahre 1884 das Referendarexamen bestanden und einige Zeit prattisch gearbeitet hatte, wurde er 1885 zum Leutnant im 2. preuBischen Gardedragonerregiment ernannt und that dort mehrere Jahre Dienst in der Front. Im Jahre 1889 wurde er als Oberleutnant mit der Uniform seines Regiments à la suite der Armee gestellt, 1898 erhielt er. den Charakter als Rittmeister. Nachdem er sich auf der Botschaft in London mit dem diplomatischen Dienst vertraut gemacht, von 1890 bis 1891 im Auswärtigen Amt in Berlin gearbeitet und 1891 das diplo matische Examen bestanden hatte, wurde er zum Legationssecretär bei der Botschaft in St. Petersburg ernannt und später wieder nach London versezt. Im September 1894 wurde er von dort auf ein Jahr beurlaubt und der Ministerialabthei lung des Inneren in der Verwaltung der Reichslande überwiesen.. Am 9. September 1895 verlobte er sich auf Schloß Rosenau mit der Prinzessin Alexandra von SachsenKoburg und Gotha, der dritten Tochter des Her30gs Alfred; die Vermählung erfolgte in Gegenwart des Kaiserpaars am 20. April 1896 in Koburg. Aus Anlaß seines Ausscheidens aus dem diplomatischen Dienst im November 1897 erhielt der Erbprinz den Charakter als Legationsrath. Seit der Ernennung seines Vaters, des Fürsten Hermann, zum kaiserl. Statthalter in ElsaßLothringen hat der Erbprinz an Stelle des Fürsten die Standesherrschaft Hohenlohe-Langenburg in der würtembergischen Ersten Kammer vertreten; hier ist er mehrfach hervorgetreten. Namentlich bei der Berathung der Ver fassungsreform hat er am 22. November 1898 eine Rede gehalten, die für die liberalen Anschauungen des Redners bemerkenswerth ist, und später hat er in der Frage der zu erstrebenden Verkehrseinheit gezeigt, daß er sich von großen Gesichtspunkten leiten läßt.

Karl Eduard, der jetzige Herzog von Sachsen-Koburg und Gotha.

Nach der neusten photographischen Aufnahme von Prof. E. Uhlenhuth, Hofphotograph in Koburg.

Landtag zu Gotha im April 1899 mittheilte, hatte dieser sich auch bereit erklärt, die ihm zugefallenen Pflichten zu übernehmen und mit seinem Sohn, dem Prinzen von Connaught, ith Land und Leute angesehen. Allein er wollte sich von dem Sohn nicht trennen, und für eine englische Erziehung des jungen Herzogs war der Landtag nicht zu haben. So wollte denn das Haus Connaught auf die Thronfolge verzichten, wenn auch nur bedingungsweise. Der Landtag aber drängte nach einer definitiven Regelung, Interpellation folgte auf Interpellation, und endlich entschloß sich Staatsminister v. Strenge, felbst nach England zu reisen und die Angelegenheit zu regeln. Er brachte zwei Verzichturkunden mit, eine unbedingte für den Herzog von Connaught und eine bedingte für den Sohn des Prinzen von Connaught. Damit war der Landtag nicht zufrieden, und er schloß am 3. Juli 1899 auf dem Wege der Verfassungsänderung die Familie des Herzogs von Connaught von der Thronfolge aus und erklärte mit Zustimmung des Staatsministeriums den jungen Herzog von Albany zum Thronfolger, nachdem die Mutter bindende Erklärungen abgegeben hatte, daß der Sohn eine deutsche Erziehung genießen und dem deutschen Militärdienst sich unterziehen solle.

In der That siedelte auch die Mutter nach Deutschland über, besuchte den herzoglichen Hof in Reinhardsbrunn, schien aber da wenig Entgegenkommen zu finden, denn der Winteraufenthalt wurde in Stuttgart genommen, und dann siedelte de Humble nan Potsdam über, wo Kaifer Wilhelm ihnen Familie nach die Villa Jugenheim zur Verfügung gestellt hatte. Seinen Unterricht empfing der Herzog zusammen mit sechs Cadetten von der Cadettenanstalt in Großlichterfelde, die zu diesem Zwed von dort nach Potsdam abcommandirt worden waren. Er bestand dann sein Examen und erhielt, an seinem 16. Geburtstag das Patent als Leutnant im 2. rheinischen Husarenregiment Nr. 9, gerade als er, einer Einladung des Königs Ostar von Schweden folgend, in Stodholm eingetroffen war.

Auch seine Ansprache gelegentlich der Eidesleistung vor dem Gesammtministerium hat bewiesen, daß es ihm ernst ist mit der von ihm übernommenen Aufgabe, den jungen Herzog einzuweisen in sein Amt, damit es diesem dereinst gelinge, sich durch Wohlwollen, Gerechtigkeit und constitutionelles Regiment das gleiche Vertrauen zu erwerben, das Herzog Alfred im Lande genossen hat.

Ein Panorama von Leipzig. Im Sonntag Lätare 1899 hat das neue ftattliche,

baufünstlerisch-schöne und wirkungsvolle Gotteshaus der evangelisch-reformirten Gemeinde Leipzigs seine Weihe erhalten. In die vornehmen, an den niederländischen Stil gemahnenden Architekturformen der Kirche selbst fügt sich der herrliche, als Edthurm gestaltete Glodenthurm ein. Auf quadratischem Unterbau geht er in einer Höhe von 18 Mtr. in ein reguläres Achted über, trägt eine in der Unterschneidung sehr bewegt und harmonisch wirkende.

Helmkuppel und erreicht eine Höhe von 68 Mtr. Rings um den Thurm zieht sich oberhalb des luftigen, auf acht freistehenden Pfeilern ruhenden Glockengeschosses ein Umgang. 198 Stufen führen zur Höhe des Glodenthurms. Um zum Fuß der Treppe zu gelangen, müssen wir erst die Haupthalle im Thurm be treten; dann wenden wir uns rechts, wo über der Wölbung der aus der alten Kirche in der Klostergasse, herausgenommene Wahlspruch der Gemeinde: Seid Thäter des Wortes und nicht Hörer allein" erscheint, und steigen treppaufwärts.

Das farbige Licht, das durch die Glasmalereien der hohen Fenster in den Kirchenraum flutet, wiederholt sich in der zur östlichen Empore führenden Thurmhalle, wo die in strenger und feiner Farbenstimmung ausgeführten Treppenfenster eine gleiche malerische Wirkung ergeben. Wir steigen über eine Sandsteintreppe empor, die zur Hälfte in die Thurmmauer eingelassen, zur anderen Hälfte frei construirt ist, und gelangen in das erste untere Uhrgeschoß mit seinem mächtigen Uhrwert.

Von hier aus sind noch 142 Stufen nach oben. Wie eine gewaltige eiserne Schraube windet sich die kühn und leicht construirte Wendeltreppe innerhalb des Thurms empor. Trotz allen Aufbaus der Eisenconstructionen haben wir immer noch den Blick nach oben, nach unten und zur Seite frei; auf diesem luftigen und doch so sicheren Standpunkt beherrscht uns ein eigenartiges Gefühl, das erst zu weichen beginnt, sobald wir den festen Boden der Plattform unter uns haben, zu der wir endlich auf einer großen fast senkrechten eisernen Treppe emporgestiegen sind.

Zwei abgesonderte Räume sind aber erst noch über dem Uhrgeschoß zu durchmessen, der Glodenboden und das Innenwerk der Kuppel. Auf dem Glodenboden stehen die gewaltigen, massiven Glockenstühle, die mit ihrem mächtigen Balkenwerk in außerordentlich standfester Holzconstruction höchst geschict ohne Zusammenhang mit dem Thurmgebäude frei eingegliedert sind und daher bei der Bewegung der Gloden jede Erschütterung des Thurms ausschließen. Außen am Glodenboden ziehen sich vier Balkone um den Thurm. Wir treten hinaus und genießen einen kurzen Ausblick auf die nähere Umgebung der Kirche; doch soll sich dieser Blick in wenigen Minuten noch umfassender gestalten, wenn wir erst im Inneren der Thurmtuppel, dort, wo mächtige Werkstüde aus Stein in achtfacher Giebelanordnung den Beginn der Kuppel bezeichnen, hinauf bis zur geländerumfaßten Galerie gestiegen sind 44 mtr. hoch über der Fahrstraße der Promenade.

Ein sonniger Vormittag ist es, den wir uns zum Genuß der Rundsicht erwählt haben. Wir stehen mitten drin in Leipzig: da unten die Promenade vom Alten Theater bis zu den Bahnhöfen mit ihrem ameifenartig bewegten Verkehr, und jenseit derselben nach Süden die ganze innere Stadt zusammengeschachtelt und zusammengeschoben in Giebeln und Dächern, überragt von zahlreichen Thürmen, links im Mittelgrunde die Nikolai- und dicht dahinter die Paulinerkirche, in der Mitte der niedrige Thurm des Rathhauses, rechts die Thomaskirche mit ihrem hohen Dach und, näher dem Beschauer, die Matthäikirche. Im Hintergrunde tauchen von rechts nach links die Thürme der Lutherkirche und der katholischen

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Kirche, die Kuppel des Reichsgerichts, weit draußen im Süden die Andreastirche, die hohe Pyramide der Peterskirche, links von der Nitolat kirche der Aufbau des Bühnenhauses vom Neuen Stadttheater und hinter diesem die Johannisfirche auf. Eine entzüdende Vogelschau über das Rosenthal fügt sich ein, wenn der Beschauer sich nach der entgegengesetzten Seite, nach Norden, wendet. Von dunkelm Baumwuchs umsäumt liegt die große Wiese im Rosenthal, und ganz im Hintergrund taucht der Aussichtsthurm auf dem Rosenthalberg auf. Weiter nach Gohlis hin schweift der Blid, wo die langgestreckten Kasernen mit dem hohen Wasserthurm in der Mitte den Horizont begrenzen. Dicht unter uns liegt die Neue Börse und ihr gegenüber der Bau der Gewerbe Ausstellung mit seiner getrönten Mittelkuppel. Weiter rechts ragen aus dem Qualm der Locomotiven die Bahnhöfe heraus. Zu unseren Füßen regt sich der Verkehr; die elektrischen Bahnen ziehen ihre Gleise, die geschäftige Welt belebt Straßen und Plate, und über alledem liegt flimmernder Sonnenschein, liegt, ab und zu die Scenerie verschleiernd, der Rauch der Großstadt, der die Umrisse der Häuserreihen am Horizont unklar verschwimmen läßt. Hier oben kommt uns erneut das Wort in das Gedächtniß, das einst Pastor Dr. Mehlhorn in seiner Weiherede am Grundstein ausgesprochen hat: „Wir sehen über den höchsten Kirchthürmen unserer Stadt sich den einen leuchtenden Himmel Gottes wölben, über den christlichen Confessionen das eine schlichte Evangelium!"

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Volkmar Müller.

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logen Dolomieu benannt, der zuerst ihre merkwürdige Gesteinsart feststellte, bilden eine eigenartige Sippe in der großen Familie der Hochalpen.

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Wenn die seltsamen Gebilde auch anderwärts, z. B. in der Schweiz und in Oberbaiern, vorkommen, bleiben sie dort doch nur vereinzelt; ihre eigentliche Heimstätte ist Tirol, und zwar der Bezirk zwischen Drau, Etsch und Brenta, in dem sie sich auf mehrere Thäler vertheilen. Sie bestehen aus Magnesia= kalt in trystallinischer Form, und der an diesem brüchigen Mineral seit Urzeiten unablässig nagende Zerseßungsproceß verlieh ihnen ein von den Centralstöden und Kaltalpen gänzlich abweichendes, phantastisches Gepräge. Ein Gang durch diese, meist über 3000 Mtr. aufsteigenden Gestalten einer verwitternden Bergwelt, die oft zerfallenen Burgen oder schlanken Thürmen, dann wieder geborstenen Cyklopenmauern und zerrissenen Korallenriffen gleichen, bringt eine verblüffende Ueberraschung nach der anderen. Die Großartigkeit und das Abwechslungsreiche dieser Naturwunder machte sie seit langem nicht nur zum interessanten Reiseziel für Forscher und Lustwanderer, sondern auch zum beliebten Sportobject für Hochtouristen.

Als zaubervollste Gestalten der zahlreichen Dolomitengipfel gelten: Kreuztofel und Roßhauptkofel, die das Enneberger Thal mit versteinertem Troze schließen, Rothwand, Dreischusterspitze und Zwölferkofel, deren gigantische, düstere Wände den Fischleinboden, einen stillen Alpenwinkel im Hintergrund des Sextenthals, einengen, ferner Sorapiß, Tofana und Antelao, mächtige, jäh abstürzende Alpenriesen an den Grenzen des breiten, saftgrünen Ampezzothals, der tolossale Platttofel, der breite Latemar, der sagenumwobene Rosengarten, die wuchtig hingelagerte Marmolata (mit 3360 Mtr. höchste Erhebung der tiroler Dolomiten) und die gewaltige Palagruppe im Fassathal, der kühne Lang= tofel, die wilde Fünffingerspitze, die gespenstige Grohmannspiße, die gezadten Roßzähne und die bizarre Sellagruppe im Gebiet des Grödierthales: alles hehre Erscheinungen, die in ihrer stimmungsvollen Einsamkeit überwältigend auf den Beschauer wirken, besonders wenn ihre grauen Gesteinsmassen von den letzten Strahlen der sinkenden Sonne in purpurne Glut getaucht werden.

Die Sellagruppe, die unser Bild in ihren plastischen Formen wiedergibt, zeigt sich, ob man sie vom neuen Hospiz auf dem Grödener Joch oder vom Evasjoch (2218 Mtr.) betrachtet, als geradezu titanenhaftes, von Firnstreifen, schneeerfüllten Rüfen und Schutthalden

Vicekönig Li-Hung-Tschang..

umlagertes, auf grünem Sodel ruhendes Hochplateau, dem als ungeheuerliche Zinnen und Zaden folgende, senkrecht dem Himmel zustrebende Gipfel entwachsen: Sas dal Lec (2950 Mtr.),

König Alexander und Königin Draga von Serbien.

Pisciadu (2947 Mtr.), den gleichnamigen Heinen See beherrschend, Meisules (2998 Mtr.), Piz Gralba (2976 Mtr.), Piz Beguz (2968 Mtr.), Selvaspike (2946 Mtr.), Sellaspitze (2814 Mtr.), Zehnerspite (3006 Mtr.), und Boespige, mit 3152 Mtr. höchste Erhebung der Sellagruppe. Alle diese Punkte find längs des Plateaurandes zu erreichen, sogar eine Kammwanderung ist ausführbar; die 1895 am Abhang der Boë errichtete Bamberger Hütte erleichtert die Touren in diese geheimnißvolle Bergwelt. M. Koch von Berned.

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Li-Hung-Tschang.

WNachricht vom Selbstmord Li-Hung

enn auch Reuter's Telegraphenbureau die

Tschang's zu voreilig verbreitet hat, so mag dennoch die politische Lage Chinas dem alten erfahrenen Staatsmann verzweifelt genug erscheinen. Wiederholt ist während der lezten Wochen an Li-Hung-Tschang der Ruf der Machthaber in Peking ergangen, wo man sich der Klugheit des gewandten greisen Diplomaten versichern möchte, um die geschlossenen Reihen der verbün deten Mächte zu sprengen und selbst im Fall der Niederlage einen Unterhändler zur Verfügung zu haben, der bei den fremden Barbaren" noch einen Rest von Vertrauen besigt.

Li-Hung-Tschang hat auch bereits im Beginn seiner Ueberlandreise von Kanton, wo er als Vicekönig waltet, nach Peking unterwegs den Versuch unternommen, mit den Consuln in Schanghai in Unterhandlung zu treten. Diese lehnten es aber einmüthig ab, mit dem verschlagenen Ostasiaten zu verhandeln, solange nicht durch Sondschreiben oder von Peting eintreffende Europäer der vollständige Beweis erbracht sei, daß sich die Gesandtschaften und die Fremdencolonie in der chinesischen Hauptstadt voller Sicherheit erfreuten.

Nun wünschte der Vicekönig von Kanton wenigstens das Zugeständniß zu erhalten, daß die Truppen der vereinigten Mächte dann zurüc gezogen würden, wenn der pefinger Regierung die Siche rung der Gesandten gelänge, doch ließ er sich zu der Aeußerung hinreißen, daß im Weigerungsfall die Ver

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Nach einer vor wenigen Tagen aufgenommenen Photographie von Milan Jovanowitsch in Belgrad.

antwortlichkeit für einen etwa erfolgenden Ausbruch des Fremdenhasses den Mächten zufallen würde. Die Consuln in Schanghai, von vornherein gegen LiHung Tschang argwöhnisch, ließen den verdächtigen Unterhändler auf Schritt und Tritt von einer europäischen Polizei-Escorte beobachten. Schließlich er Hlärte der Vicekönig verdrossen, wenn ihn die Mächte nicht unterstüßen und nicht mit ihm unterhandeln wollten, müsse er darauf verzichten, die drohende Krisis zu beschwören.

Li-Hung Tschang steht heute im 80. Lebensjahre, denn er ist am 14. Fe bruar 1821 in der Provinz Nganhwei geboren. Im Jahre 1853 hat er tapfer gegen die Taiping in seiner Heimat gefochten; 1861 wurde er oberster Richter der Provinz Tschekiang, 1864 Oberstatthalter der beiden Kiang, 1870 Oberbefehlshaber in Petschili und zugleid) Handelssuperintendent der drei Häfen Tientsin, Tschifu und Niutschwang. Er befehligte 1883 und 1884 die Truppen in den an Tontin grenzenden Provinzen. Am 17. April 1895 schloß er mit Japan den für China ungünstigen Friedensvertrag von Schimonoseti und wurde im August desselben Jahres als leitender Minister nach Peting berufen. Nach der Heimkehr von seiner Europaund Amerikareise, die ihm im Ausland überschwengliche Ehrenbezeigungen gr= bracht hatte, wurde er in das Tsungli-yamen berufen, aber im August 1898 zu Beginn der in Peking ausbrechenden Reaction aus seinen wichtigsten Aemtern entfernt.

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Die Vermählung des Königs von Serbien.

Die Zirchliche Verlobung des Königs

Alexander von Serbien mit Frau Draga, geborenen Lunjewiza, fand am 28. Juli um 6 Uhr nachmittags in der festlich geschmüdten Wohnung der Braut statt, die übrigens nach amtlicher serbischer Quelle erst 1867 geboren, also 33 Jahre alt ist. Nach griechisch-orien talischem Ritus ist die kirchliche Verlobung unerläßlich und das Band, das nach dieser Ceremonie die beiden Braut leute umschlingt, nur noch durch Beschlußz der heiligen Synode zu lösen. Die

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Fürst Karl Günther von Schwarzburg-Sondershausen.

Nach einer Photographie von Adolf Dette in Sondershausen.

feierliche Handlung vollzog in Anwesenheit des Metropoliten der Pfarrer des Kirchensprengels der Braut. Anwesend waren die nächsten Verwandten der Braut, der gesammte Hofstaat, die Minister mit ihren Damen, der Präsident der Skuptschina, Nestorowitsch, der Präsident des Staatsraths, Nicola Christitsch, sowie die Mitglieder des diplomatischen Corps.

Das am serbischen Hofe beglaubigte diplomatische Corps war erst am 29. Juli von der Verlobung des Königs behufs amtlicher Benachrichtigung der Regierungen verständigt worden, doch hatte der Zar schon vorher von dem Ereigniß Mittheilung erhalten, weil der russische Kaiser Alexander II. Pathe des Königs gewesen ist und somit der heute regierende Selbst herrscher aller Reußen nach den Anschauungen der morgenländischen Kirche in einem gewissen Verwandtschaftsverhältniß zu dem jungen serbischen Monarchen steht.

Der Zar antwortete alsbald auf telegraphischem Wege mit herzlichen Glückwünschen, die von dem russischen Geschäftsträger Mansurow am Mittag des 26. Juli im Konak zu Belgrad übermittelt wurden. Gleich darauf stattete Mansurow auch der Braut des Königs einen Gratulationsbesuch ab. In Regierungskreisen sowol als auch bei der Hauptstädtischen Bevölkerung herrscht ferner große Genugthuung darüber, daß Kaiser Nikolaus II. auch die Trauzeugenschaft bei der Vermählung des Königs übernommen hat. Diese freundschaft liche Handlung des Kaisers hat um so größere Bedeutung, als nach den Satzungen der orthodoxen Kirche der erste Trauzeuge in verwandtschaftliche Beziehungen zu den Neuvermählten tritt und zudem die Verpflichtung hat, bei den Kindern des Paars Pathenschaft zu übernehmen.

Die Trauung hat am 5. August vormittags 11 Uhr in der Kathedrale zu Belgrad stattgefunden. Die Gemeindevertretung der serbischen Hauptstadt hatte 100 000 Frs. zur Ausschmüdung der Straßen und 40000 Frs. für ein Brautgejgent bewilligt. Während des Hochzeitszuges wurden 21 Kanonenschüsse gelöst. Am Nachmittag fand ein Festmahl in engem Kreise statt, am Abend war Empfang des diplomatischen Corps. Der Abend des 6. August war dem Empfang der Stuptfhina-Mitglieder, der 7. dem des Offiziercorps vorbehalten. Hierauf beabsichtigte das Königspaar nach Semenbria zu reijen, dort einige Zeit im föniglichen Weingut zu verweilen und schließlich eine Rundreise im Lande anzutreten.

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Die Mutter Karl Günther's, Prinzessin Marie zu Schwarzburg-Rudolstadt, starb am 29. März 1833, als ihr ältester Sohn noch nicht drei Jahre alt war. Nach vorbereitendem Unterricht am fürstlichen Hofe wurde Erbprinz Karl Günther mit seinem um zwei Jahre jüngeren Bruder Leopold, am 2. Juli 1832 geboren, nach Dresden gesandt, um dort im Blochmann'schen Institut seine weitere Ausbildung zu erhalten. Nach ihrer Confirmation gingen beide Prinzen nach Genf, um ein Institut daselbst zu besuchen. Hierauf bezog der Erbprinz die Universität Bonn. Als militärischer Gouverneur war ihm hier der preußische Premierleutnant v. Wartemberg beigegeben. Unter den Commili tonen fürstlicher Herkunft befand sich auch der preuBische Prinz Friedrich Wilhelm, der nachmalige Kaiser Friedrich, mit dem der Sproß des Hauses Schwarzburg innige Freundschaft schloß. Im Jahre 1850 trat Karl Günther als Premierleutnant beim 4. Kürassierregiment in die preußische Armee ein. Von Münster, wo das Regiment in Garnison lag, wurde er 1853 in das Garde-Kürassierregiment nach Berlin versezt. Im Jahre 1855 schied er mit dem Charakter als Major aus dem preußischen activen Heeresdienst, um sich daheim für die Regierung seines Landes vorzubereiten. Bis 1864 waltete er als Oberst im schwarzburgischen Bataillon, das er nach preußischem Muster ausbildete. Er wurde 1866 vom König von Preußen à la suite des GardeKürassierregiments gestellt, mit dem er an den Kämpfen in Böhmen theilnahm.

Am 12. Juni 1869 vermählte sich der Prinz zu Altenburg mit Prinzessin Marie von SachsenAltenburg (am 28. Juni 1845 geboren), die er zwei Tage darauf als zukünftige Landesmutter der fürstlichen Residenz zuführte. Durch ein unheilbares Augenleiden bestimmt, legte sein Vater, Fürst Günther (gestorben am 15. September 1889), am 17. Juli 1880 die Regierung zu Gunsten des Sohnes nieder. Eine auf Gottesfurcht, Gerechtigkeit und Wohlwollen gestützte Regierung zu führen und des Landes Wohlfahrt nach Kräften zu fördern, ist vom Tage seines Regierungsantrittes an des Fürsten eifriges Bestreben gewesen. Es erfolgte die Anlegung von Eisenbahnen auf schwarz. burgischem Gebiet, die vor ihm wenig Förderung erfahren hatten; Landwirthschaft wie Industrie, Kirche und Schule erfreuen sich der besonderen Fürsorge des Fürsten, und die Pflege der Musik als ein von Vorfahren überkommenes Vermächtniß ist durch den Fortbestand einer mustergültigen Hofkapelle gesichert..

Fürst Karl Günther ist preußischer General der Infanterie und Chef der 3. thürin gischen Infanterieregiments Nr. 71. Die sonst so glüdliche Ehe des Fürsten ist tinderlos geblieben. Da zudem sein zunächst zur Erbfolge berechtigter Bruder, Prinz Leopold, unvermählt geblieben ist, wurde mit dem stammverwandten Hause Schwarzburg-Rudolstadt unter Zustimmung der Agnaten und der Landstände beider Fürstenthümer ein Staatsvertrag abgeschlossen, nach dem im Falle der Thronerledigung in Sondershausen zunächst dem Prinzen Leopold, nach dessen Ableben aber dem in Rudolstadt zur Nachfolge Berechtigten auch in Sondershausen die Regierung zugestan den wird.

-e.

Der Ehrenpreis des Deutschen Kaisers zum 13. Deutschen Bundesschießen in Dresden.

am 23. Deutschen Bundesschießen in

Laiser Wilhelm hat seine Theilnahme an dem

Dresden durch eine kostbare Widmung bethätigt. Der von ihm gestiftete Ehrenpreis ist ein in Silber getriebener Humpen von gefälliger künstlerischer Form. Vorn hängen in hübscher Zusammenstellung allerhand Jagdgeräthe, Armbrust mit Bolzenföcher, Spieß und Falkentasche. Leicht und flott sind die beiden zierlichen Griffe behandelt; ein lebhaftes Ornament bilden hier die mit Königstronen geschmückten Adler; sie tragen in ihrem Schnabel Bänder, die durch Lapislazuli - Steine verbunden sind. Am Dedel zeigt sich vorn im Relief die Kaiserkrone, und das Ganze wird durch eine Diana gekrönt, die inmitten eines Hirsch, geweihes steht. Die Inschrift lautet: „Ehren

Unbilden der Witterung zum Troß dem Weidwerk obliegt, der preis Seiner Majestät des Kaisers und

muß bekennen, daß hier eine aus der Jugendzeit und dem Mannesalter übernommene Rüstigkeit die Beschwerden des Greifenalters noch lange fern halten wird. Mit diesem erfreulichen Ausblick in die Zukunft wird der Geburtstag des Landesvaters von seinen Unterthanen diesmal um so freudiger begangen werden, als ein dem Fürsten vor einigen Monaten auf der Jagd

Folgen für Leben und Gesundheit hinterlassen hat.

Königs Wilhelm II. 13. Deutsches Bundesschießen 8. bis 15. Juli 1900." Der Humpen, dessen Formen in modernem Stil gehalten sind, hat mit dem Sodel eine Größe von 85 Cmir. Der EntwurfTM stammt von Prof. Döpler d. J., die Aus

führung war dem Bildhauer und Cise

leur Otto Rohloff in Berlin übertragen.

Todtenschau.

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Alfred Boretius, seit 1874 Professor der juristischen Facultät der Universität Halle und nationalliberaler Politiker, ehemals rechtshistorischer Mitarbeiter der Monumenta Germaniae historica, 1872 bis 1873 Redacteur an der ,,Nationalzeitung" in Berlin, 1878 bis 1881 Mitglied des deutschen Reichstags, 1885 bis 1886 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, am 27. Februar 1836 zu Meserit geboren, † in Karlsfeld am 1. August.

Karl v. Bornstedt, Landrath a. D. und Geh. Regierungsrath, lange Jahre conservatives Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses für seinen heimatlichen Kreis Friedeberg, früher auch erster Vorsitzender des brandenburgischen Provinzialland= tages, † zu Friedeberg i. N. am 31. Juli im 86. Lebensjahr.

Arthur Frhr. v. Firds, tönigl. preußischer Geh. Regierungsrath, 27 Jahre lang Mitglied des Statistischen Bureaus, seit langen Jahren in Gemeinschaft mit Prof. Dr. Petersilie Herausgeber des ,,Taschenkalenders für Verwaltungsbeamte", Hauptmann a. D., am 13. Februar 1838 zu Breslau geboren, † in Berlin Ende Juli.

Dr. Franz Hermann Frölich, tönigl. sächsischer Generalarzt 3. D., † in Leipzig am 30. Juli.

Adolf Gör3, Begründer und Leiter des Hauses A. Görz and Co. in London (mit Niederlassungen in Johannesburg und Berlin), das 1891 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung und 1897 in eine Actiengesellschaft verwandelt wurde, Mitbegründer der Nationalbank von Transvaal, einer der hervorragendsten Kenner des südafrikanischen Goldbergbaus, † in der Schweiz Ende Juli im 43. Lebensjahr.

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Wilhelm Liebknecht, hervorragender Führer der socialdemokratischen Partei, Chefredacteur des Vorwärts" in Berlin, 1867 und seit 1874 Mitglied des deutschen Reichstags, 1879 auch in die zweite Kammer des Königreichs Eachsen gewählt, fruchtbarer socialistischer Schriftsteller, am 29. März 1826 zu Gießen geboren, † in Charlottenburg in der Nacht zum 7. August. (Nefrolog u. Porträt s. Wochenschau.)

Dr. Erich Nymann, schwedischer Naturforscher, vor kurzem von einer dreijährigen Forschungsreise durch den Malaiischen Archipel zurückgekehrt, † vor kurzem zu München an den Folgen der Malaria.

Robert M. Sloman, der älteste Chef der Rhedereifirmen Rob. M. Sloman jr. und Rob. M. Sloman u. Co., † in Hamburg am 30. Juli, 87 Jahre alt.

Prinz Emerich von Thurn und Taxis, I. u. t. Geh. Rath, österreichisch-ungarischer General der Cavalerie und Inhaber des Husarenregiments Graf Hadit v. Futak Nr. 3, Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsraths, am 12. April 1820 zu Prag geboren, † in Gleichenberg am 29. Juli.

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