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Das deutsche ostasiatische Expeditionscorps.

Zusammensetzung, Bewaffnung und Uniformirung.

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as deutsche ostasiatische Expeditionscorps seßt sich zusammen aus zwei Infanteriebrigaden (1. und 2. ostasiatische) zu je zwei Regimentern (1., 2., 3. und 4. ostasiatisches) mit je zwei Bataillonen zu je vier Compagnien, einem Reiterregiment von drei Schwadronen, einem Feldartillerieregiment zu vier Batterien, einer leichten Munitionscolonne, einer halben leichten Feldhaubiz-Munitions= colonne, einer Batterie schwerer Artillerie des Feldheeres, einem Pionnierbataillon, einer Corpstele graphen Abtheilung, einer Eisenbahncompagnie, einer Sanitätscompagnie, vier Munitions colonnen für Infanterie und Artillerie, zwei Proviantcolonnen, einer Feldbäckereicolonne und vier Feldlazarethen. Hierzu treten noch folgende Etappen

formationen: ein Etappencommando, ein Pferdedepot, eine Etappen-Munitionscolonne, Kriegslazarethpersonal, ein Bekleidungsdepot, Train-Aufsichtspersonal und das Personal für das Lazarethschiff des Expeditionscorps.

Die Bewaffnung besteht für Infanterie, Pionniere und Verkehrstruppen aus dem Gewehr 98, für Reiter und Fußmannnschaften der Feldartillerie aus dem Carabiner 98. Das neue Gewehr Modell 1898 ist etwas fürzer als das bisher im Gebrauch stehende Modell 1888; was es aber an Länge verloren hat, gewinnt es an Treffsicherheit und Schießschnelligkeit. Der Verschluß des neuen Modells umfaßt in einem Magazin sieben scharfe Patronen, während das seitherige nur fünf enthält. Auch das dazugehörige Seitengewehr wurde einer Umwandlung unterzogen, es ist fast zweimal so groß als das jetzige Hleine Bajonnet. Die Uniform besteht aus einem braungefärbten Drillichanzug mit Strohhut für den Sommer sowie dunkelblauer Litewka und Helm für den Winter; das Unterzeug ist von Tricot gefertigt. Die sogen. Khati-Anzüge werden im deutschen Heer bei dieser Gelegenheit zum ersten mal getragen; sie unterscheiden sich wesentlich von der bei der afrikanischen Schutztruppe gebräuchlichen Uniform schon durch ihre Farbe, dann aber auch durch ihre große

Sanitätsunteroffizier in Khati-Uniform.

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Die Einschiffung der für Ostasien bestimmten Truppen findet in Bremerhaven an folgenden Tagen statt: am 27. Juli auf den Dampfern Halle, Dresden und Batavia, am 30. auf der Aachen" und Sardinia", am 31. auf der Straßburg", am 2. August auf den Dampfern Rhein und Adria und am 4. auf den Dampfern H. H. Meier und Phönicia. Das Vorbereitungscommando des Expeditionscorps traf am 23. Juli in Genua ein, wo die Ausreise nach China an Bord des Dampfers Preußen am 24. erfolgte.

Leutnant in der Tropenuniform und in Kriegsausrüstung.

Radfahrer, schußbereit.

Bequemlichkeit. Der Tropenhelm, mit dem die deutschen Seebataillone bei ihrer Einschiffung nach Ostasien ausgerüstet worden sind, hat sich als unpraktisch erwiesen, weshalb er den Truppen des ostasiatischen Expeditionscorps nicht mitgegeben, sondern durch einen leichten Strohhut ersetzt worden ist. Die Mannschaften der Seebataillone flagten darüber, daß sie der Tropenhelm beim Schießen. in liegender Stellung im Genid drüde. Auch schlug sich in Wilhelmshaven, als die Seebataillone in Parade standen, bei dem Commando Achtung! Präsentirt das Gewehr!" eine ganze Anzahl Leute die ungefüge Kopf bededung beim Anfassen der Waffe herunter. Als Abzeichen trägt die Infanterie weiße Schulterklappen mit den rothen Nummern 1 bis 4, ponceaurothe Kragen an Litewka und Mantel, das Reiterregiment und die Stabswache graue Litewka, ponceaurothe Schulterklappen und Kragenpatten, dunkelgrüne Feldmüße mit ponceaurothem Besatz, Helm des 1. Gardedragonerregiments, die Feldartillerie ponceaurothe Schulterflappen mit der Granate der Linienfeld artillerie und Helm der Schießschule, Pionniere nnd Verkehrstruppen tragen citronengelbe, die Trainformationen hellblaue, die Sanitätsmannschaften dunkelblaue Schulterklappen. Das ostasiatische Expeditionscorps ist mit Generalstabsoffizieren und Adjutanten weit reichlicher versehen als sonst eine selbständige Division. So hatte im Feldzug 1870/71 die 17. Infanterie division (13 Bataillone, 12 Schwadronen und 6 Batterien) nur einen Generalstabsoffizier und zwei Adjutanten, während dem Commandeur des ostasiatischen Expeditionscorps (8 Bataillone, 3 Schwadronen, 4 Batterien) ein Chef des Generalstabes und 4 Generalstabsoffiziere sowie 5 Adjutanten zugewiesen sind. Unter Berücksichtigung aller besonderen Verhältnisse auf dem chinesischen Kriegsschauplatz ist diese Maßregel als höchst zweckmäßig zu bezeichnen.

Commandeure im deutschen Expeditionscorps für China.

II.*)

Leutnant im Dienstanzug.

berst v. Normann, der Commandeur des 1. ostasiatischen Infanterieregiments, ist 50 Jahre alt und steht seit 33 Jahren im Heeresdienst. Er wurde im August 1868 Leutnant, am 14. December 1875 Oberleutnant und am 4. Februar 1882 Hauptmann. Zum Major im März 1890 aufgerüdt, commandirte er mehrere Jahre das Füsilierbataillon des Königin-Augusta-Garde-Grenadierregiments Nr. 4 in Koblenz (vom 1. October 1893ab in Spandau). Am 20. Mai 1896 als Oberstleutnant zum Stabe des großherzogl. hessischen Infanterie-(Leibgarde)-Regiments Nr. 115 in Darmstadt versetzt, wurde er am 25. November 1898 zum Oberst befördert und nach Würtemberg abcommandirt, wo er seither an der Spike des Grenadierregiments Königin Olga (1. würtembergisches) Nr. 119 stand. Unter der großen Zahl von Orden, die ihn schmücken, befindet sich das Eiserne Kreuz.

Lehte Kartengrüße aus der Heimat.

Oberstleutnant Pavel, der Commandeur des 2. ostasia. tischen Infanterieregiments, steht turz vor seiner Ernennung: zum Oberst. Er ist 49 Jahre alt, seit 1869 Offizier und hat sich ebenfalls 1870 das Eiserne Kreuz erworben. Am 13. Juni 1876 wurde er Oberleutnant, im Februar 1883 Hauptmann und am 16. Februar 1892 Major. Er war nun zunächst dem Infanterieregiment Nr. 140 in Inowrazlaw aggregirt, commandirte später das 3. Bataillon und wurde am 18. August 1898 als Oberstleutnant. zum Stabe des Infanterieregiments Nr. 3 in Königsberg. versetzt.

Oberst Hoffmeister, Commandeur des 4. ostasiatischen. Infanterieregiments, 48 Jahre alt, wurde beim Ausbruch des.

*) I. f. Nr. 2977 vom 19. Juli.

Typen vom 2. ostasiatischen Infanterieregiment. Originalzeichnungen von E. Limmer.

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in der Venedigergruppe.

m Kesselkopf, einem mäßigen Felsberg östlich zwischen den Gletschern des Großvenedigers, sind am 13. Juli d. J. zwei junge berliner Damen Witte und Rademacher von einer Lawine erfaßt und im Absturz getödtet worden. Die Felsberge sind um diese Zeit nach dem schneereichen Winter noch nicht alle aper, auch war, wie die ersten Nachrichten melden, Neuschnee gefallen, und die beklagenswerthen Touristinnen

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Oberstleutnant Pavel,

Commandeur des 2. ostasiatischen Infanterieregiments.

1876 veröffentlichte er: „Das Europäische Rußland. Militärische Landes- und Volksstudie".

Generalarzt Dr. Otto Krosta, der als leitender Arzt des Expeditionscorps nach China geht, steht etwa im 50. Lebensjahre. Er bestand sein medicinisches Staatsexamen 1868, war Anfang der neunziger Jahre als Oberstabsarzt 2. Klasse Arzt des Infanterieregiments Nr. 31 in Altona, wurde dann Garnisonarzt in Altona, am 21. Januar 1896 zum Oberlabsarzt 1. Klasse befördert und 1898 Generaloberarzt. Seit elma Jahresfrist war er Corpsgeneralarzt des 4. Armeecorps in Magdeburg mit Oberstrang. 3. N. Weisfert.

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passirten kurz vor ihrem Ziel, der Prager Hütte, die verhängnißvolle Stelle in vorgerüdter Stunde, als die Sonne schon mächtig auf die Schneelasten gewirkt hatte. Mit einem Führer waren die Damen in Begleitung der Tante der einen Dame von der Habachhütte der Section Berlin aufgebrochen und hatten in südlicher Richtung nach Ueberschreitung des Habachteeses und der Habachscharte die Zunge des Viltragen= feeses überquert, wo der Steig der Section Prag beginnt; stark ermüdet wahrscheinlich durch den dem Gletscher auflagernden Neuschnee hatten sie noch den Kesselkopf unterhalb seines Gipfels auf diesen Steig zu überschreiten, und sie

Zum Unglück am Großvenediger: Die Prager Hütte. Nach einer photographischen Aufnahme.

wären am Ziele ihrer an sich turzen, höchstens vierstündigen Uebergangstour, in der gastlichen, bewirthschafteten Prager Hütte gewesen, die unmittelbar am Südabhang des Kesseltopfes liegt. Schon that sich wol ihren Bliden das Bild auf, das die Prager Hütte und südlich davon in erhabener Pracht die Gletscherwelt des Venedigers und seiner Trabanten zeigt, so wie es unser Bild auf Seite 130 andeutet, da trat das Verhängniß ein. Zwei Partien, die, den Touristinnen voraus, glüdlich in der Prager Hütte angekommen waren, nachdem niedergegangene Lawinen von ihnen überstiegen worden waren, hatten sofort dem Hüttenwirth der Prager Hütte Mittheilung von den nachkommenden ermüdeten Damen gemacht, und dieser war ihnen mit einer Flasche Glühwein entgegengegangen und

die feineswegs als ein Wagniß für die Unternehmer anzusehen war. Sie hatten alle Vorsicht gebraucht, und arglos wandelten sie unter einer Gefahr, die sie als Fremde und Neulinge in der Gletscherwelt nicht ahnen konnten. Seitdem die Section Berlin vor zwei Jahren ihre Jubiläumshütte ins hintere Habachthal baute, kommen im Sommer viele Alpenwanderer mit der pinzgauer Lokalbahn die Salzach herauf, um von Bramberg aus die bewirthschaftete Hütte zu besuchen und dann diesen kurzen, lohnenden Gletscherübergang zu unternehmen. Aber im Hochgebirge kann durch Witterungsumstände die leichteste Tour gefahrvoll werden, und bei objectiven Gefahren können auch die Führer nicht immer helfen. Die Prager Hütte wurde schon 1873 eröffnet; sie liegt 2492 Mtr. hoch

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führte die erste der beiden Damen an der Hand, während Inapp vor ihm die ältere Dame hinter ihrem Führer ging. In dieser Situation, an schmaler Stelle des Hochsteigs und an steilem Abhang, riß die Lawine die beiden Damen etwa 150 Mtr. weit in die Tiefe, wo man dann oberflächlich im Schnee ihre Leichen fand, die von der Führerexpedition am anderen Tage nach Windisch-Matrei gebracht wurden. Der Tod war bei beiden theils durch Erstidung, theils durch schwere VerIchungen eingetreten. Hätte der Hüttenwirth freie Bahn vor sich gehabt, so wäre es wol möglich gewesen, mit den Damen der Gefahr noch zu entlaufen, da er die Lawine kommen sah und da man sich am Rande ihrer Bahn befand. Es sollte nicht sein, und zwei Menschenleben fielen einer Tour zum Opfer,

und hat schon vielen Wanderern Obdach und Schuß bei Sturm und Unwetter gewährt. Neuerdings wird sie auch bewirthschaftet. Vor 23 Jahren wurde sie durch eine Lawine, die auch vom Kesselkopf niederging, zerstört, doch im gleichen Jahre wieder aufgebaut.

Unser Bild zeigt die östlich vom Venediger herabflutenden Firnmassen und knapp im Vordergrund, südlich unter der Hütte, die Zunge des Schlatenteeses; der schwarze Berg links ist der Krystallkopf, die beiden rechts sind das Rainerhorn und das hohe Aderl, Berge von rund 3500 Mtr., an die sich sofort weiter rechts vom Bilde der höchste Berg der Gruppe anschließen würde, der Großvenediger mit 3660 Mtr.

E.

Cormoran hatte wahrscheinlich andere Aufgaben auszuführen. Diese lange Verzögerung hat zu dem unter der eingeborenen Bevölkerung ziemlich allgemein verbreiteten Gerücht Anlaß gegeben, England warte nur die Beendigung des Krieges in Südafrika ab, um sich hierauf die Samoa-Inseln anzueignen. Es geschah theilweise, um diese thörichten, von Engländern unter der leichtgläubigen Bevölkerung verbreiteten Gerüchte zu widerlegen, daß der Gouverneur im Einverständniß mit dem Commandanten des Cormoran" auf diesem Schiffe und, begleitet von dem fürzlich aus dem Bismardarchipel hter eingetroffenen Kreuzer Seeadler, zunächst nach der Südtüste von Upolu dampfte. Dort, in dem großen District Falealili wohnen die Hauptanhänger der bisher von England

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unterstützten Parteien des Tamasese, die politischen Gegner des
einflußreichsten Häuptlings der Samoaner, Mataafa. Es war
ein geschitter Schachzug des Gouverneurs, Mataafa auf
feiner Rundreise mitzunehmen. Die Samoaner sollen sich nämlich
in Zukunft unter der Aufsicht der deutschen Behörden selbst
regieren. Ursprünglich war es beabsichtigt, zu dieser Selbst-
regierung beide Parteien heranzuziehen, aber die Häuptlinge
des Tamajeje verhielten sich trotz ihrer numerischen Schwäche
ablehnend, und es blieb den deutschen Behörden nun endlich
nach langem verderblichen Streit" zur Regelung der Ver-
hältnisse zu kommen, nichts anderes übrig als sich auf die
Partei des alten, schlauen Mataafa zu stüzen, der übrigens
fünf Sechstel des ganzen samoanischen Volkes angehören.

In Falealili wurde nun von seiten des Gouverneurs den
versammelten Häuptlingen die Einsetzung Mataafa's (sprich
Mata-afa) zum Oberhäuptling von

Samoa und Vollzieher der Maßnahmen der taijerl. Regierung verkündet. Der Gouverneur benutzte diese Gelegenheit, um auch die thōrichten Gerüchte einer englischen Herrschaft über Samoa in meisterhafter Rede zu zerstreuen. Die Festigkeit seines Auftretens und die Bestimmtheit seiner Erklärungen waren von tiefer Wirkung auf die bisherigen Anhänger der englischen Partei, und als auch noch der alte Mataafa seine in versöhnlichem Ton gehaltene, aber dabei doch feste Antrittsrede hielt, war das Spiel gewonnen. Es gewährte auch den der samoanischen Sprache nicht Mächtigen großen Genuß, die HäuptTinge, vornehmlich Mataafa und den Oberhäuptling von Falealili, Soija, sprechen zu hören. Diese alten Herren mit ben feingeschnittenen Gesichtszügen, flugen Adleraugen und der merkwürdigen Ruhe und Selbstbeherrschung erinnern froh ihrer unbekleideten Obertörper und Beine an europäische Diplomaten, und es wäre zu wünschen, daß fich die Verhandlungen in manchen europäischen Parlamenten ähnlich ruhig abspielten wie unter den vermeintlichen „Wilden" von Samoa.

Der alte Soija tündete in blumenreicher Sprache die Unterwerfung des Districts von Falealili und seiner Bevölkerung unter das Deutsche Reich an und versprach allen Befehlen Folge zu leisten, indem er den Tag pries, an dem sich die Mächte einigten, um die Herrschaft über Samoa den Deutschen zu übertragen. Am folgenden Tage dampften die beiden Kriegsschiffe nach Sawaii, um in Matautu die deutsche Flagge zu hissen. Matautu ist ein

Hleinerer Ort an der Nordküste von

Gawaii, aber er besitzt den günstigsten Hafen und liegt inmitten eines dichtbevölkerten Districtes. Mittels eigener Sendboten wurden die weißen Händler, Misionare und samoanischen Häuptlinge eingeladen, am nächsten Morgen zu Feierlichkeit zu erscheinen, und in der That folgten alle, die innerhalb der turzen Frist die Reise überhaupt unternehmen konnten, dieser Einladung, vornehmlich der einflußreichste Häuptling von Sawaii, Sauati, der mit fünf großen Eingeborenenschiffen von Safotulafai nach Matautu gefahren kam. Am Morgen der Flaggenhissung war es köstlich, den Talolo, d. h. Ehrentribut der Häuptlinge und Eingeborenen, an den Gouverneur zu sehen. Je angesehener der Mann in Samoa, desto ahlreicher sind die Geschenke, gewöhnlich Lebensmittel, mit denen die Samoaner ihn beglüden. Da lag ein kleiner Berg

von gebratenen Schweinen, über anderthalb hundert an der Zahl, mit Blumen

im Maul und unterm Schwanz, noch

zahlreichere lebende Hühner, dazu massen

übertragen) wurde das Zeichen zur Flaggenhissung gegeben. Der katholische Missionar von Le Aletele ertheilte den Segen, die Mannschaften präsentirten das Gewehr, und unter dem dröhnenden Geschützgruß der beiden Schiffe ging die deutsche Flagge empor.

Es folgten noch Ansprachen Mataafa's und der Häuptlinge, ein begeistertes Hoch auf den Kaiser und das Vorbeidefiliren der Schifftruppen an der Flagge. Auf die Samoaner machte die Festlichkeit einen tiefen Eindruck, was ihnen aber mehr gefiel als die Flagge und die Festreden, war das stramme Exerciren der deutschen Matrosen mit ihrem Parademarsch. Mit dieser Flaggenhissung ist auch Sawaii äußerlich vom Deutschen Reich in Besitz genommen worden, und es ist nur zu hoffen, daß sich die Einrichtung der Verwaltung ebenso glatt abspielt. Ernst v. Hesse- Wartegg.

und Eigenart Christensen's erkennen. Die Hoffnungen, die man damals auf ihn sehen zu können glaubte, haben sich bei seinem jüngsten, in einfacher Größe wirkenden Monument vollauf erfüllt. Die Gesammtcomposition wie die in etwa anderthalbfacher Lebensgröße durchgeführte Statue des Herzogs erscheint schlicht, in würdevoller Ruhe und Vornehmheit, entsprechend dem Wesen und der Art des Mannes, dessen Andenken das prunklose Monument gewidmet ist.

Der aus rothem polirten schwedischen Granit geschaffene Sockel trägt auf der Stirnseite knapp und doch bedeutsam nur die Inschrift: Herzog Friedrich. Die Gestalt des Herzogs erscheint im Profil wie en face gleich gut und wirkjam behandelt eine männlich vornehme Erscheinung mit feinem, sympathischem Kopf. Die schwierige Aufgabe, moderne CivilEleidung nicht monoton erscheinen zu lassen, ist glücklich gelöst.

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Der weit geöffnete, pelzbesetzte Mantel weist gut und malerisch wirkende Linienzeichnung auf, die Haltung des Herzogs ist würdig und doch durchaus zwanglos, von einer gewissen Feierlichkeit erfüllt und doch ohne Pose, sie ist der Ausdruc einer natürlichen Vornehmheit und entbehrt doch auch nicht der Stimmung der sechziger Jahre, wie sie in der Rhetorit jener Zeit sich vielfach widerspiegelt. In der Linken hält der Herzog seine Proclamation an die Holsteiner.

Hinter der Statue weitet sich aus grauem Granit und schlesischem Sandstein ein Rondel, in das eine Bank halbrund eingefügt ist. In das Rondel eingelassen ist eine Reihe von bronzenen Reliefporträts, die, wie die Statue, selbst, in Lauchhammer gegossen sind. Es sind fünf vorzüglich behandelte Doppel-Hochreliefs, die zehn um die Geschichte Schleswig-Holsteins besonders verdiente Kämpfer und Patrioten darstellen. An den Pfosten ist das Rondel mit den schleswig-Holstein'schen Wappen geschmüdt.

In jenen interessanten Charaktertöpfen, die Christensen vorzuführen die lohnende Aufgabe hatte, verkörpert sich ein bedeutsames Stüd Zeitgeschichte voll harter Kämpfe und hoher Ziele. Und heute, ein paar Jahrzehnte später, wie sind wir da bereits so weit über jene Ziele hinaus! Der Enthüllung des Denkmals des Herzogs von Augustenburg wohnte auch des Herzogs Tochter bei und diese Tochter ist die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen.

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Der für Konstantinopel bestimmte Kaiser-WilhelmBrunnen.

er Brunnen, den der Deutsche

an seinen Besuch in Konstantinopel gestiftet hat, ist bereits im Jildiz-Kiost eingetroffen. Die ebenda befindliche Zeichnung, die die Widmung des Kaisers trägt, Itegt unserer Holzschnittreproduction zu Grunde. Der Brunnen, der noch im Verlauf dieses Jahres auf dem Atmeidan, dem Hippodrom des kaiserlichen Byzanz, aufgestellt werden soll, bildet eine ganz eigen. thümliche Vermischung arabischer und griechischer Stilformen und gleicht in der Hauptsache einem sogen. Schadrowan, wie solche im Vorhof jeder Moschee aufgestellt sind. Der Schadrowan wird ausschließlich zu den Fußwaschungen benugt, denen sich der Gläubige stets zu unterziehen hat, che er die Moschee betritt. Der vom Kaiser gestiftete Brunnen gleicht also weniger einem als Trinkbrunnen errichteten sogen. Sebil. Immerhin zeigt der Bau leichte, gefällige Formen, und auch die Farben der eingelegten Fayencen ent= sprechen dem orientalischen Geschmad. Schon in dem Aeußeren des Geschenks kommt so die Sympathie des Kaisers für den Sultan und den Orient deutlich zum Ausdruck.

haft Rörbe, gefüllt mit Taro, Jam, zarten Kokosnüssen, Kopra 1. Der Flaggenmast, übrigens ein Schiffsmast, den ein englisher Händler aus der Nachbarschaft für die Festlichkeit geliehen hatte, war auf dem weiten sandigen Dorfplay hinter

Der Brunnen erhält seinen Standpunkt in angemessener

der protestantischen Kirche errichtet worden, und ringsum Erinnerung an Herzog Friedrich von Augustenburg hat Entfernung neben dem Obelisken des ägyptischen Königs Thut

lagerten Samoaner, Männer und Frauen, mit reichem Blumenund Reijigschmud in den Haaren und auf der Brust. Endlich famen in allen verfügbaren Booten der Gouverneur, Mataafa, das Officierscorps und die Mannschaften in Parade von den Shiffen herangefahren und nahmen auf dem Plak Aufstellung. Im Hintergrund, mit der Front dem Meere zugewendet, standen zweihundert Seeleute mit Gewehr und Bajonnet, die Musikcorps der beiden Schiffe am rechten Flügel. Ihnen gegenüber waren die weißen Ansiedler von Sawaii, an die sich die eingeborenen Missionare und Häuptlinge schlossen; der Gouverneur, Mataafa und die Kapitäne standen in der Mitte des Blazes. Nach einer zündenden Ansprache des Gouverneurs

jezt in der Hauptstadt der Provinz einen monumentalen Ausdrud erhalten: in Kiel, am Berghange des Marienhains, ist am 20. Juli unter den Klängen des Schleswig-Holsteinliedes das Denkmal enthüllt worden, das dankbare Verehrer dem ,,Augustenburger", wie Herzog Friedrich in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts allgemein genannt wurde, haben errichten lassen.

Es ist ein Werk des jungen Bildhauers Jeremias Christensen, der sich besonders durch seine für das berliner Rathhaus geschaffene ,,Sprea" in weiteren Kreisen bekannt gemacht hat. Jenes erste größere Werk seiner Hand, das in Nr. 2913 der „Illustr.

in deutscher Sprache (durch Dolmetscher ins Gamountsche 3th. abgebildet worden ist, ließ bereits die starke Begabung

mosis III. (1480 bis 1430 v. Chr.), d. h. in der Längsachse der Spina, die einst den Hippodrom durchzog. In dieser Linie, vormals durch eine mannshohe Mauer bezeichnet, jetzt aber tief unter Schutt begraben, stehen heute außer jenem Giganten aus der Pharaonenzeit nur noch die Bruchstücke der berühmten Schlangensäule von Delphi und die ihres Schmuckes durch die Kreuzfahrer beraubte gemauerte Säule des Kaisers Konstantin VII. Porphyrogennetos (912 bis 959 v. Chr.). Im allgemeinen ist der Standpunkt günstig gewählt. Der Platz ist zwar nicht der belebteste, aber der geschichtlich berühmteste in Stambul, denn er bildete bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Venetianer und die ihnen verbündeten Kreuzfahrer (1203) einen

wahren Versammlungsort von Kunstwerken der verschiedensten Zeitalter. Hier standen die Kolossalstatue des Herakles von Lysippos, eine herrliche Diana, ein Adler mit majestätisch ausgespannten Flügeln, ein berühmter Bronze-Esel mit seinem Treiber, eine Statue der Helena, Hero im Kampf mit einem Löwen und andere Denkmäler, von denen feine Spur mehr erhalten ist. Wenn nun auch der Brunnen Kaiser Wilhelm's II. nicht recht in die Erinnerungen an den Hippodrom: hineinpassen mag, so trägt er doch sicher sehr zur Belebung des heute an Kunstwerken ver-. armten Plages bei, und das Wasser, das aus seinen Röhren fließt, wird nach türkischem Brauch oft auf das Seelenheil des Spenders getrunken werden. Die Stiftung eines Brunnens, der unentgeltlich Erquidung spendet, gilt im ganzen mohammedanischen Orient. als eine dem Volk erwiesene Wohlthat, die auszuüben jedoch das ausschließliche Vorrecht der Fürsten ist. Darin liegt der tiefe Sinn der kaiserlichen Schenkung.

Die Verwendung des Scheinwerfers im Seegefecht.

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enn man von der politischen, wirth

schaftlichen und technischen Bedeutung unserer Wehrkraft zu Lande und zur See absteht und einmal ausschließlich den sinnlichen Eindrud allein ins Auge faßt, jo be steht kein Zweifel, daß das Bild der Marine allen anderen voran an dämonischer Großartigkeit, geschlossener Wirkung und vor allem an eigenartiger Stimmung den tiefsten Eindrud auf den Beschauer hervorruft. Die drohende Gestalt der stierhäuptigen Kriegsfolosse, das Riesenhafte ihrer Bewaffnung, ihrer Geschütze, das für die Laien fast Gespenstische der in der Tiefe fernwirkenden Torpedogeschosse, die Umgebung der See und nicht zum mindesten der nächtliche Kampf das alles ist geeignet, die Phantasie mäch tig zu erregen.

Unsere heutigen Bilder (siehe unten und S. 131) geben hierfür wiederum den Beweis. Es ist der Moment dargestellt, da einige Torpedobootsdivisionen einen Panzer nächtlicher Weile angreifen. Die in der Ferne sichtbare

Division wird nicht mehr gefährlich werden; von den Scheinwerfern gefaßt, mit einem Hagel von Geschossen beworfen, ist sie erledigt" und wendet. Gefährlich dagegen ist die, links außerhalb des

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Der Kaiser-Wilhelm-Brunnen für Konstantinopel. Nach einer Photographie von Abdullah Frères in Konstantinopel.

Bildes zum Angriff gelangte Division, auf die sich die geSpannte Aufmerksamkeit der auf der Commandobrüde befindlichen Offiziere und Mannschaften richtet. Der Beschauer

erblidt hier die sogen. Commandobrüde, die sich über die ganze Breite des Schiffs erstrect und in ihrer Mitte den Commandothurm trägt, in dem sich der Commandant befindet, wenn der Artilleriekampf der Schiffe im Gang ist. Dieser Thurm ist gepanzert und läßt gerade so viel Raum frei, um den Durchblid auf das Gefechtsbild zu gewähren. In der auf unserem Bild wiedergegebenen Situation steht der Commandant auf der Brüde, in seiner unmittelbaren Nähe der Artillerieoffizier, der Dedoffizier, Mannschaften, darunter der Signalist und rechts der Mann, der die Raketensignale aus einer Art Doppelpistole abfeuert. Auf der linten Seite sowie oben auf dem Commandothurm erblidt man die neu eingeführten Maschinengeschütze, die den Torpedobooten ganz be sonders gefährlich sind. Das Badbordsgeschütz hat eben gefeuert, der Dampf steigt empor und in den Strahl des oben befind lichen Scheinwerfers, wodurch er eine blendende Leuchtkraft erhält und mit seinem grellen Reflexlicht die ganze Scenerie übergießt ein Bild von geradezu magischer Wirkung. Wie aber dieser Strahl des Scheinwerfers hinausgesandt wird, zeigt unser zweites Bild. Es ist dies einer der Scheinwerfer, die von Schuckert erfunden und weiter ausgebildet die einzigen in ihrer Vollkommenheit - jezt eine unentbehrliche Ausrüstung der Kriegsschiffe bilden. Nachdem anfänglich innerhalb der Marine eine große Opposition gegen ihre Einführung bestand, da sie ja in der That bei aller Nothwendigkeit ihrer Verwendung zugleich auch Verräther der Anwesenheit und Lage eines Kriegsschiffs sind, so hat sich allmählich ihre Unentbehrlichkeit tar herausgestellt. Ihre Bedienung kann von der Commandobrüde aus wie durch Mannschaften am Apparat selbst stattfinden. Bei den neusten Kriegsschiffen geschieht das erstere ausschließlich, dort sind die Scheinwerfer hoch über dem Gefechtsthurm an einem Mast angebracht und bestreichen einen um so weiteren Lichttreis; ebenso befinden sich souche an beiden Seiten des Schiffs nahe der Wasserlinie. Von der Höhe der Entwicklung des Schuckert'schen Scheinwerfers aber und von deren außerordentlicher Leuchtkraft hat das Publikum der ganzen Welt Gelegenheit, sich ein Urtheil zu bilden, da sich gegenwärtig ein solcher in Paris befindet, der der größte überhaupt vorhandene Scheinwerfer ist.

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Die Verwendung des Scheinwerfers im Seegefecht: Torpedoboote in Sicht. Originalzeichnung von Ferdinand Lindner.

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