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mal zu Papier gebracht, als auch bereits der Großprior um den ganzen Anschlag wußte. Er verständigte hiervon augenblicklich den päpstlichen Legaten in Ferrara, der ihm die Zusicherung ertheilt haben soll: daß Alles nach Wunsch geschehen werde. Sicher ist es wenigstens, daß an demselben Tage, wo Oberst Battee aufbrach, der Kardinal das Landvolk bewaffnete, während sich 1600 Franzosen um San Felice, Baftiglia, Bomporto, Concordia, Finale und Campo santo kon= zentrirten, und eine andere Abtheilung bis in die Nähe von Ferrara vorgeschoben wurde.

Oberst Battee brach am 5. Dezember von Lavarone (wischen Asiago und Trient) auf, und gelangte auf heillosen Wegen am 8. nach Ochiobello, von wo er über Bondeno nach Mirandola vorzudringen gedachte. Allein er fand hier alle größeren Schiffe sammt den Schiffmühlen nach Pontelagoscuro abgeführt, und unter die Wache einer päpstlichen Abtheilung gestellt. Zu feiner Verfügung blieben nur etliche Kähne, deren jeder kaum drei Reiter mit ihren Pferden faßte; so daß ein überseßen der 200 Köpfe wohl einen ganzen Tag erfordert haben würde. Durchschwimmen aber konnte man den angeschwollenen Po nicht. Auch ein Versuch, sich der Po - Fähre an der Mündung des Panaro zu versi= chern, mißlang. Selbe war am jenseitigen Ufer auf den Strand gezogen und halb zerschlagen. Kaum gelangte die Meldung vom Erscheinen der Kaiserlichen bei Ochiobello nach Ferrara, als der Kardinal solche dem franzősischen Kommandanten in Finale mittheilte. Wie anhaltend sich auch der kaiserliche Geschäftsträger Catenazzi in Ferrara verwenden mochte, um die nöthigen Schiffe zu erhalten, man gab ihm blos zur Antwort: Man

müsse von Rom Verhaltungsbefehle eine bolen.

Oberst Battee brachte die Nacht vom 8. auf den 9. Dezember in höchst mißlicher Lage am linken Po - Ufer bei Ochiobello zu. Selbst wenn es ihm jest noch gelang, das rechte Ufer zu erreichen, so bedurfte er ja noch weis ter der in päpstlichen Händen befindlichen fliegenden Pas naro - Brücke bei Bondeno. Zudem waren Finale und San Felice von den Franzosen beseßt, und ohne diese beiden Punkte war an kein Vorgehen gegen Mirandola zu denken. Auch stand, seit der Feind den Secchia-Damm durchstochen hatte, die ganze Gegend unter Waffer. Man hatte große Strecken auf schmalen Dämmen fort= ziehen müssen. Diese Aufgabe lag für das schwache Reiterdetaschement zu hoch. Dazu bedurfte man mindestens tausend Mann Infanterie und eben so viel Kavallerie; denn für den Rückzug mußte ja doch auch vorgedacht

werden.

Der 9. und 10. Dezember waren mit nußlosen Unterhandlungen um die Überfuhr verstrichen. Mittlerweile stellte der Feind auch bei Bondeno 600 Mann Infan= terie, 150 Reiter auf. Dem Oberst Battee blieb daher wohl nichts Anderes übrig, als am 11. wieder nach Tirol zurückzugehen.

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Anfangs Dezember hatte der Großprior verschiedes ne Punkte von den Gebirgsdefileen und namentlich Car penedole mit 1500, Montechiari mit 1300, Calcinato mit 1500, Desenzano mit 1300, und Castiglione delle ftiviere mit 2000 Mann besetzt. Diefe Truppenmacht, und besonders die große Überlegenheit der Franzosen an Kavallerie zwangen den Grafen Leiningen, sich völlig ruhig zu verhalten. Denn seine eigene Reiterei betrug

um diese Zeit nur 2250 Mann und 1352 Pferde. An Verstärkungen aus den Erbstaaten waren nur noch zwei schlecht disziplinirte Kroaten - Bataillons eingetroffen.

„Bereits," unterm 19. Dezember dem Hofkriegsrath, — gen 2000 Mann, aus, salva venia, Abgang von Schuhen, undienstbar. Allen fehlt die kleine Montur. Die Kranken müssen zum Theil bei ihren Regimentern verbleiben, weil das Feldspital eine solche Zahl nicht aufnehmen kann. Bei den Regimentern aber finden sie nicht einmal Stroh, vielweniger Decken, noch kann einige Assistenz für die Rekonvaleszenten geleistet werden." Da man nothgedrungen, für Zufuhr des Proviantes, die Ochsenbespannung der Batterien in Anspruch nehmen mußte, so gab dies große Kollisionen mit der Artillerie, und Stoff zu neuen Verdrießlichkeiten und 3erwürfnissen, woran ohnehin kein Mangel war. Die Mannszucht litt bei all diesen übelständen, und die Deserzion riß neuerdings, besonders bei der Kavallerie, ein. Die Kaffen waren auch gänzlich leer.

so berichtet der Kommandirende · „find ges

Eugen suchte den Grafen Leiningen unterm 20. Dezember zu beruhigen, indem er schrieb: „Ich urgire zwar unaufhörlich, damit auf das Eheste eine Summe Geldes wieder hinein remittirt werde. Allein die Mittel gebrechen aller Orten. Es behelfen sich nur inzwis schen E. E. so gut als möglich, und schauen, wie noch, bis Geld kommt, die Subsistenz zu erzeugen wäre. Und weil man doch dermal schon die längste Zeit das Elend überstanden, so wird ja noch endlich auch bis dahin, zu Rettung des Unterganges, geflickt und ausgedauert werden können, bis ich selbst ankommen werde;

als wie es am Ende Februar 1705, meiner Rechnung und Antrag nach, feftiglich verhoffe." *)

Die glücklichen Fortschritte der Alliirten im Elsaß, besonders aber die Unterwerfung des Baierlandes, stimms ten den hohen Ton der Venezianer wieder etwas herab. Generalproveditare Molino sendete das bewaffnete Lands volk wieder nach Hause, fuhr aber mit Lieferung des Proviantes an die Franzosen fort. Man fürchtete die Zuchtruthe Ludwigs XIV., und der alte Heldengeist dieser stolzen Republik war dahin. Der geflügelte Löwe von Sanct Markus blickte nur noch auf entartete Enkel, und beugte sich in stillem Grimm vor den Lilien. In gleich feindseliger Weise handelte der römische Hof. Die päpstlichen Truppen bewachten den Po, um jeden Entsaßversuch, jede Verproviantirung für das.hartbedrängte Mirandola zu hindern. Dagegen verstattete man den Frans zosen, ihre in Istrien aufgekauften Körnerfrüchte und Remonten durch die Po - Mündung nach San Benedetto herauf zu führen. Dies hieß in Rom: Neutralität.

Um die Furragirungen der kaiserlichen Kavallerie

*) Gegen den Baron Martini ließ sich der Prinz vertraulicher, wie folgt, heraus: »In der Hauptsach erkenne ich zwar wohl leider, mehr als zu viel, den darinnigen Nothstand, und begreife, daß nunmehr die höchste Zeit vorhanden wäre, wann man helfen und retten wollte. Allein wo der Hof theils nit will, theils nit kann, da kann auch ich, mit allem meinen Sorgen, Schreiben und Schreyen wenig ausrichten. Wann aber hineinkomme, nachgehends wird sich bald weisen, ob es besser gehen dörffte; denn schlimmer könnte es doch schwerlich werden, außer man wollte Alles zu Trümmern und verloren gehen lassen."

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bei Brescia zu hindern, stellte der Großprior 2000 Mann
am Oglio auf, und beseßte das feste Sermione,
den alten Landsīß des Katull, der, als einer der
reizendsten Punkte, weit in den Garda - See vorspringt,
und die Schifffahrt auf dem unteren Lago beherrscht. Die
dortige venezianische Garnison hatte so lange widerstan=
den, bis man auf der schmalen Landzunge, - welche
durch das massive Schloß mit seinem hohen Thurme be-
herrscht wird, Batterien errichtete, und das enge
Städtchen Sermione beschoß. In gleicher Art bemächs
tigten sich die Franzosen in der Nacht vom 27. auf
den 28. Dezember auch des dazumal ziemlich festen
Städtchens Palazuolo am Oglio, wo drei Kompagnien
des venezianischen Infanterie-Regiments Sala erst
der Übermacht wichen, als sie dem Angreifer ziemlichen
Verlust beigebracht hatten. Ein ähnlicher Versuch des
Großpriors auf Lonnato scheiterte an der Wachsamkeit
des dortigen venezianischen Kommandanten.

Mit den Erfolgen dieses Feldzugs zufrieden, ließ der Großprior seine Truppen die Winterquartiere im Mantuanischen und Brescianischen beziehen. Durch den Besit so vieler in lehter Zeit eroberten Städte, namentlich aber durch Palazuelo, Ponte San Marco, Calci nato, Montechiari, Carpenedole, Castiglione delle stiviere, Medole und Desenzano, waren selbe bestens gesichert. Sein Hauptquartier kam nach Mantua. Von den beiden Ogliobrücken bei Caneto und Ostiano blieb nur die Lehtere stehen.

Das kaiserliche Korps stand bereits seit Anfang Dezember in seiner Winterdislokazion, und zählte nicht viel über 8500 Mann Infanterie, 4300 Mann Kas vallerie. Graf Leiningen war nicht so glücklich gewesen,

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