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krisis sowohl in Ländern mit Papiervaluta wie Amerika und Desterreich ebenso wie 1866 in England, dem Lande der reinsten Metallwährung, an Umlaufsmitteln gebrechen kann und daß die Elasticität des Geldmarktes nur durch ein Bankinstitut mit unumschränkten Vollmachten wie die Preußische Bank oder wie früher die Bank von Frankreich erhalten werden kann. Das Jahr 1873 hat dies glänzend bewiesen, wie aus nachstehenden Ausweisen der Preußischen Bank ersichtlich ist.

Datum

Ausweise der Preußischen Bank.

Metall

Wechselporte
feuille

Banknoten-
Umlauf Depositen
84,969,000 188,610,000 16,310,000

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6. Mai 1871 112,231,000
31. Jan. 1872 165,396,000 108,041,000 244,986,000 22,087,000
29. Febr. 1872 171,127,000 101,024,000 232,310,000 21,197,000
Juni 1872 175,876,000 132,052,000 257,376,000
23. Sept. 1872 167,173,000 166,640,000 264,475,000 26,623,000
15. Oct. 1872 165,397,000 166,169,000 266,395,000 27,431,000
15. Jan. 1873 184,580,000 171,315,000 294,708,000
7. Febr. 1873 191,867,000 160,521,000 288,913,000
31. März 1873 208,021,000 195,083,000 336,218,000
7. April 1873 207,864,000 208,127,000 342,290,000
6. Mai 1873 215,914,000 218,764,000 287,140,000
23. Juli 1873 238,585,000 175,835,000 272,342,000
7. Aug. 1873 245,548,000 169,582,000 260,019,000
23. Sept. 1873 242,267,000 183,797,000 273,728,000
15. Jan. 1874 235,571,000 157,977,000 288,063,000

Der Diskont der Preußischen Bank betrug:
16. September 1872

5

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pCt.

Guthaben d.
Staatskaffen

519,000

5,834,000

14,503,000 24,594,000 41,160,000 36,801,000

31,751,000

30,745,000

44,693,000

52,334,000

120,715,000

111,488,000 127,147,000

122,588,000

76,193,000

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Eigentlich gehört die Erörterung volkswirthschaftlicher Prinzipien nicht hierher, ich muß jedoch um den Zweck dieses Auffages vollständig zu erreichen noch an dieser Stelle erörtern, wodurch die periodischen Schwanfungen in den Waarenpreisen entstehen, denn von manchen volkswirthschaftlichen Gelehrten wird mit solchem Fanatismus gegen Banknoten und Papiergeld im Allgemeinen gepredigt, daß man glauben sollte nur in Ländern, wo Banken Noten emittiren dürfen oder die mit einer Papiervaluta gesegnet sind, könnten größere Preisschwankungen und Krisen eintreten.

Um sich zu überzeugen wie thöricht eine solche Ansicht wäre, braucht man nur die Handels- und Börsengeschichte der Jahre 1870 bis 1874 in den verschiedenen Ländern zu studiren.

Wenn man die Länder England, die Vereinigten Staaten von NordAmerika, Deutschland, und Desterreich in dieser Beziehung vergleicht, ergiebt sich folgendes:

England hat eine fast reine Metallwährung, der Banknotenumlauf ist sehr begrenzt. Die Vereinigten-Staaten haben Staatspapiergeld und Banknoten in Umlauf, der Gesammtumlauf ist auf eine bestimmte Summe begrenzt.

Deutschland hat Metall und Papiergeld in Umlauf, die Emission der Banknoten ist für einige Institute unbegrenzt.

Desterreich hat Staatspapiergeld und Banknoten in Umlauf, die Summe der Lezteren ist ziemlich eng nach englischem Muster begrenzt.

Wenn man nun die Bewegung der Waarenpreise in den verschiedenen Ländern verfolgt, so findet man eine ganz gleichmäßige Steigerung derfelben.

Selbst der Lohn der Arbeit d. h. die Arbeitslöhne sind in ganz gleichem Grade fast überall in 1871 und 1872 gestiegen.

Jetzt folgt die Reaktion auch gleichmäßig in den genannten Ländern.

Was die Vörsenbewegung angeht, so hat der Effektenverkehr und die Gründung neuer Unternehmungen nicht überall in gleichem Grade stattgefunden, aber doch in allen Ländern sind maffenhaft neue Papiere an den Markt gebracht worden. Die größten Orgien hat die Spekulationswuth in Desterreich und dann in Deutschland gefeiert.

Gleichzeitig mit der Steigerung der Waarenpreise stieg das Portefeuille der Vanken, die Umsätze der Londoner Clearing house und wie in Deutschland nachweisbar, die Wechselcirkulation, wie die Wechselstempelerträgnisse beweisen.

Es ist in allen Ländern eine gewaltige Kreditausdehnung mit der Steigerung der Waaren Hand in Hand gegangen. In Desterreich ist die Notencirkulation erst während der Krise vermehrt worden, hat dieselbe also nicht hervorrufen können. In Amerika war dasselbe der Fall.

Vielleicht könnte behauptet werden, daß England sich diesmal so besonders fest gezeigt habe, rühre ven der besonderen Organisation der Bank von England her. Es ist indessen nicht zu vergessen, daß im Jahre 1866 England eine gewaltige finanzielle Krise durchzumachen hatte und dann auch in den letzten Jahren durch die Goldbezüge der deutschen Regierung

der Geldmarkt in fortwährender Spannung gehalten wurde. Momente die wohl geeignet sind, die verhältnißmäßig gesunde Lage des Englischen Handels zu erklären.

Aus dem vorher Gesagten geht nun hervor, daß die Steigerung der Waarenpreise weder in Desterreich noch in Amerika noch in England durch eine größere Banknotencirkulation hervorgerufen wurde, sondern durch Ausdehnung des Kredites. In Deutschland hat eine große Kreditanspannung stattgefunden, gleichzeitig allerdings auch eine Vermehrung der Banknotencirkulation. Wenn nun, wie das wahrscheinlich ist, von den Banknotengegnern behauptet werden wird, die Krise in Deutschland sei durch die übermäßige Notenemmission der Preußischen Bank hervorgerufen oder verschlimmert worden, so kann man mit solchen Logikern nicht weiter herumdisputiren.

Nach meiner Meinung hat dieselbe Ursache in Deutschland wie in anderen Ländern den Keim zur Krisis gelegt. Es ist unmäßige Kreditanspannung oder was der Engländer im Waarengeschäft mit over trading bezeichnet. Die Neigung zu solchen Ausschreitungen entsteht und vergeht bei den Nationen mit derselben Regelmäßigkeit wie beim Meere die Ebbe und Fluth. Zum Beweise hierfür folgt hier eine Tabelle über die Eisenpreise in England, welche bekanntlich sehr von der größeren oder geringeren Lebhaftigkeit im Eisenbahnbauwesen abhängen.

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Eisenpreise in Glasgow nach dem Economist.

Nachdem ich die verschiedeneu Banksysteme einer wenn auch nur flüchtigen Kritik unterworfen habe, komme ich zu dem Resultate, daß das idealbeste Zettelsystem dasjenige ist, welches die größtmögliche Solidität mit starker Elasticität verbindet d. h. welches keine Zweifel in die Solvenz der Banken aufkommen läßt und doch in kritischen Zeiten den Banken erlaubt, das Bedürfniß des Handelstandes nach Cirkulationsmitteln reichlich zu befriedigen.

Elsaß-Lothringen unter deutscher Verwaltung.

Eine Denkschrift.

I.

Die sogenannte Diktatur- Periode in Elsaß-Lothringen ist seit dem 1. Januar 1874 vorüber. Die Reichsverfassung gilt in dem Reichslande ihrem ganzen Umfange nach. Die Wahlen zum Reichstage sind erfolgt und die aus denselben hervorgegangenen Vertreter des Landes haben es in ihrer Gewalt die Angelegenheiten desselben zum Gegenstande der Berathungen des Reichstages zu machen. Sie haben dies bereits gethan und es wird noch oft von diesen Angelegenheiten die Rede sein. Schon dies wird den Wunsch rege machen, einmal in einer zusammenhängenden und möglichst sachlichen Darstellung die Maßregeln kennen zu lernen, welche die deutsche Regierung getroffen hat, um in den zurückgenommenen Gränz-Ländern einen geregelten Zustand wieder herzustellen, die Verwal tung derfelben in wirksamer Weise zu führen und diese Länder nicht bloß äußerlich wieder zu deutschen zu machen.

Es wird bei dieser Darstellung häufig nicht zu vermeiden sein, auf Einzelheiten einzugehen die dem Gesichtskreise vieler Leser, in einigen Fällen sogar der meisten, fern liegen. Aber ein begründetes Urtheil über Regierungshandlungen läßt sich nur fällen mit Kenntniß der Sache und diese Sachkenntniß beruht auf der Bekanntschaft mit den Einzelheiten.

Der jetzige Zeitpunkt ist zu einem solchen Rückblicke besonders geeignet.

Der 1. Januar 1874 wird stets einen wichtigen Abschnitt in der Entwicklung des Reichslandes bilden, wenn auch die Einführung der Reichsverfassung keineswegs die Wirkungen gehabt hat, welche viele Elsaß= Lothringer davon erwarteten, und wenn auch vor dem 1. Januar 1874 durchaus nicht in einer Weise regiert worden ist, daß das Wort Diktatur darauf Anwendung finden könnte. Es gilt dies namentlich, wenn das Wort in dem Sinne verstanden wird wie es von den Franzosen und den Bewohnern des Reichslandes selbst gebraucht worden ist.

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