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Kunst

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Montag, den 25. October

I 8 24+

Kunstausstellung in Paris.

Dritter Brief.

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Blick ungeziemend erscheinen könnte, und in dem Be schauer die Lust zu tadeln erregte. Wie einförmig aber, wie tahl und charakterlos erscheint alles in diesem Bilde; wer kann sich für diesen steifen Leonidas interessiren, wer mit seiner Gattin weinen, wer die Fraße des alten Vaters für den Ausdruck eines herzlichen Gefühls aner: kennen? Dieß Bild ist wie dazu gemacht, zu zeigen, bis wohin Kunstfertigkeit ohne Kunstgefühl, Studium ohne Genie gelangen könneu. Das Resultat ist wahrlich all: zudürftig. Wem der Funke der Begeisterung fehlt, wer die Seele nicht in ihren vorübergehenden äußerlichen Erscheinungen festzuhalten vermag, der bleibe lieber von der Kunst entfernt, es wird ihm nie gelingen zu rühren und zu gefallen. Das Mißlingen diefer großen Arbeit mag zwar zum Theil Hrn. Couders Persönlichkeit zuzurechnen feyn, mehr aber noch der Tendenz der neuen französischen Schule, die bey Männern von mittelmäßigem Talent in ihrer Einseitigkeit recht sichtbar wird, und worüber hier einige weitere Bemerkungen nicht am unrechten Orte stehen möchten.

Paris, den 20. September 1824. Wenn ich mich in meinem lezten Schreiben bey Hrn. Delacroir länger aufgehalten habe, als es vielleicht recht war, so werde ich bey vielen andern Künstlern um desto kürzer seyn können; nur so viel will ich von jenem noch | bemerken, daß es heißt, H-2** habe sein Bild mit 6000 Fr. bezahlt, welche Aufmunterung dem wackern | jungen Künstler wohl zu gönnen wäre. Dabey sey noch im Allgemeinen bemerkt, daß den Klagen, die man hier beständig über die Vernachlässigung der Künste hört, durch den Katalog der dießjährigen Ausstellung bestimmt wider sprochen wird, in welchem man diejenigen Werke, die noch in den Händen ihrer Meister sind, mit einem Sternchen bezeichnet hat; denn bey dem Durchblättern desselben finde ich oft auf einer ganzen Seite nicht ein einziges angegeben, und doch hatte die Ausstellung zur Zeit, da der Katalog gedruckt wurde, noch nicht angefan Man sieht in Frankreich David als den Wiederher gen. Neben die Gråuel-Scene von Chio hat man einsteller der Malerey an, und diese Meynung ist so allge: Bild von dem bekannten Maler

Couder, den Abschied des Leonidas von seiner Fa milie aufgestellt. Ist es in der Absicht geschehen, es durch die Nähe jener lebendigen Composition nieder- | zubrücken; oder wollte man Hrn. Delacroir Arbeit durch den Contrast heben? das weiß ich nicht. Soviel aber ist gewiß, daß ihm diese Nachbarschaft sehr wehe thut, und zu Vergleichungen Anlaß gibt, die zu Gunsten des jungen Künstlers ausfallen müssen. Wenn man an Delacroir tadeln möchte, daß er sich zu sehr den Ein: gebungen seines feurigen Genies überlassen, und den Regeln zu wenig gehuldigt hat: so erkennt man in Couders Bild dagegen die personificirte Regel. Alles was sich durch Fleiß innerhalb der vier Mauern einer Werkstätte lernen läßt, hat Hr. Couder sich sorgfältig angeeignet. Seine Figuren sind richtig gezeichnet, richtig drapirt, man wird nirgends einen Verstoß gegen das Costum gewahr, kurz es ist nichts darin, was auf den ersten

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mein, daß man es nicht wagen dürfte ihr in etwas zu widersprechen, ohne der Kezerey angeklagt zu werden. Bey einer aufmerksamen Untersuchung seiner Werke ist es mir aber immer vorgekommen, als sey dieser Name zu umfassend. David hat durch Beyspiel und Lehre drey Dinge wieder in Aufnahme gebracht, die Nachahmung des Antiken nach Winckelmanns Anregungen, das Studium des Nackten, und die strenge Beobach tung des Costums. Da die Malerey bestimmt ist, Ideen äußerlich darzustellen, so ist es allerdings ein. großes Verdienst, auf die wahren Grundsäße dieser äuße ren Darstellung zurückgeführt zn haben. Was aber den poetischen Theil der Malerey betrifft, sö möchte ich im Gegentheil behaupten, daß David ihn oft verkannt hat, daß er beynahe immer das Dramatische mit dem Thea: tralen verwechselte, daß er seinen Personen, wie die mei sten Schauspieler, vielmehr den Ausdruck der Seelenstim mung gab, welche ihre Handlung in dem Beschauer erre:

gen sollte, als den Ausdruc ihrer eigenen Gefühlsweise, | nigsten durch Nachahmung der lebenden Natur nachhelfen daß er declamatorische Sujets liebte, kurz, daß er auf konnte. Wenn es ihm also auch zum Lob gereicht, auf Aeußerlichkeit, auf Ueberraschung der Scene, auf Effect das Studium der Alten aufmerksam gemacht zu haben, durch künstliche Mittel ansging, anstatt ihn von der ein- | wenn der Nußen nicht zu verkennen ist, der auch aus der fachen und innigen Sprache der Natur zu erwarten. Ich äußeren Nachahmung desselben für die Kunst entsprang, kenne kein einziges unter seinen Werken, das dieser Be: | so ist doch nicht zu läugnen, daß dieß Studium einseitig hauptung nicht zum Beleg dienen könnte. Auch seine getrieben wurde, und zu oft in leeres, fades Formenlezte Arbeit, Mars und Venus, kann ich davon nicht aus: wefen ausartete. nehmen, der Anblick derselben hat mich im Gegentheil in meiner Ueberzeugung bestärkt.

Das Große, Einfache und Pathetische in der griechi schen Bildnerey wurde von ihm so wenig erreicht, als es | Corneille und Erebillon gelang, die Schönheiteu griechi: scher Dramatiker auf die französische Bühne zu ver

In wie weit die Nichtung, die David genommen hat, ihm selbst, der Beschränkung seiner Fähigkeiten, seiner eigenen Denkweise, der Nation, den Umstånden, unter | pflanzen. welchen er lebte, zuzurechnen ist, will ich hier nicht zu Håtte sich nun David auf die Nachahmung der Anerörtern versuchen, sondern mich mit der Thatsache betike, wie er sie verstand, beschränkt, so würde er bey der gnügen: daß er seine Reform der Malerey nicht von | prosaischen und declamatorischen Tendenz seines Geistes innen heraus vorgenommen, daß er nicht durch große und feiner Nation, die französische Schule wohl mehr poetische Ideen, durch ungemeinen Sinn für Wahrheit auf neue Abwege geleitet als gefördert haben. Er fah angeregt und gewirkt hat, sondern daß seine Restauration wohl ein, daß er damit allein nichts Dauerndes würde sich hauptsächlich auf das bezieht, was sich in der Kunst gründen können, und ein richtiges Gefühl gab ibni die durch Nachdenken, durch Nachahmen und Einüben erler: Ueberzengung, daß das Studium des Nackten, der un nen und gewinnen läßt. Der Genius, der ihn belebt, | verhüllten Natur, zur Wahrheit in der Darstellung unist einer von denen, von welchen Buffon sagte, daß man umgänglich nothwendig sey. Diesem Studium so lange ihn durch Fleiß erwerben könne. Jahre hindurch mit unverdroffenem Fleiß obgelegen zu seyn, Es hatten sich vor ihm Regel und Gefeß in der | halte ich für Davids größtes und bleibendes Verdienst, Malerey verloren, man war in die ausschweifendste Ma- | obgleich ich nicht verbergen kann, daß er auch darin die nier verfallen, das Schickliche war ganz außer Augen ge: Einseitigkeit seines Talents und den Mangel an poetifest worden. David verwies auf das Studium der Natur, schem Gefühl beurkundet bat. Austatt wie Raphael und auf die großen Musterbilder der Alten, und suchte in der die großen Meister jener Zeit, das Leben in seinen man: Malerey, wie Talma auf dem Theater, jeden Verstoß nichfaltigsten äußeren Erscheinungen, und gleichsam im gegen das Schickliche und die dußere historische Wahrheit | Fluge zu ergreifen, und den Mechanismus des Körpers lächerlich zu machen und zu verbannen. So eifrig er blos als ein Mittel zu studieren, jenen Erscheinungen aber auch auf dieß löbliche Ziel hinarbeitete, so konnte er eine feste Grundlage zu geben, begnügte sich David mit doch nicht verhüten, daß die neuen Grundfäße, nach wel: | dem Studium der blos mechanisch belebten Natur, dem ́`chen er verfuhr, bis auf einen gewissen Grad, das Ge: nackten Modell. Die Folge hievon war, daß man es in pråge seiner eigenen Denk- und Gefühlsweise trugen. Frankreich in der Nachahmung desselben außerordentlich Da er sich unwillkürlich nach dem Aeußerlichen und Tech: weit brachte, daß die Kunst zu zeichnen, plastische For: nischen hingezogen fühlte, so faßte er auch das Alterthum | men mit Umrissen anzudeuten, mehr gewann als in ir: von dieser Seite auf. Winckelmann hatte viel von Ideals gend einem andern Lande, daß aber auch in dieser HinGestalten gesprochen. Diese Ideen von einer abstracten ficht das geistige Element der Kunst über dem materiellen Schönheit gefielen David; er suchte sie practisch zu ent: vernachlässigt wurde. Ber sieht nicht auf den ersten wickeln und anzuwenden. Die Resultate dieser Teudenz Blick bey der Betrachtung der Horazier, des Brutus, findet man in allén feinen Arbeiten. Er studierte die der Sabinerinneu, des Leonidas, und des Mars und der Verhältnisse der griechischen Kunstwerke mehr mit Winkel: Venus, daß zu allen diesen_Figuren Judividuen als maaß und Zirkel, als mit dem poetischen Sinn, mit wel Musterbilder gesessen haben, die mit dem darzustellenden chem Winckelmann sie aufgefaßt. batte. Das dußerlich | Gegenstand nichts gemein hatten, als die körperlichen Ver: Wohlgefällige, die Harmonie der Verhältnisse zogen ihn hältniffe? Schon die Schüler der Caracci haben sich der mehr an, als das von innenherans Wirkende, der Geist, Einführung akademischer Figuren in ihre historischen Gedie Wahrheit und Einfachheit, mit welcher es den Alten | målde schuldig gemacht, und sich dadurch unter die frü gelang, ihre Ideen und Gefühle zu verfinulichen. Man heren Meister herabgesezt; noch auffallender ist dieser wird dieß besonders in den vielen schönen, aber kalten Mißbrauch in der neuen französischen Schule geworden. Köpfen gewahr, die David malte, weil er barin am we: | Der Geist, der ein lebendiges Individuum belebt, nnd

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Der schöne Mosaikboden mit der Sage des Theseus und der Ariadne ist dem Local entnommen, wo er dem Verderben ausgesezt war. Leider aber ist er nicht in Salzburg geblieben, sondern diesem seinem Mutterlande entzogen und, irre ich nicht, ergänzt und erneut in Schönbrunn aufgestellt worden.

Ursache ist, daß es so und nicht anders nach außen er: um Salzburg den Preis der Erhabenheit und Anmuth zu. fcheint, bildet sich seinen Leib, seine Gestalt und Form Wer Sammlungen von Kunstwerken hier sucht, wird sich mit folcher außern Bestimmtheit an, daß es einem nur ganz getäuscht finden, nachdem auch die ehedem bedeuetwas geübten Auge nicht schwer wird, zu erkennen, was ❘ tende Sammlung von Portråten im Besik des Grafen wirklich dazu gehört, oder ihm fremd ist. Schiebt folg Firmian zerstreut ist, eben so wer ausübende Künstler. lich der Künstler einem Wesen, das seine Einbildungs: | Auch hier breitet dunkle Vergessenheit ihre Fittige über traft geschaffen hat, einen Körper unter, der einer an ganze Geschlechter, und zwar noch lebender und von der dern Individualität angehört, so entsteht hieraus eine | Natur hochbegünstigter Menschen aus. Disharmonie, die alle poetische Täuschung aufhebt, und an die sich ein für Wahrheit gebildeter Sinn nicht ge: | wöhnen kann. So scheint es mir, um dieß deutlicher zu | machen, als ließen sich in Davids Leonidas drey Ele: mente deutlich erkennen: erstens der Körper, der einem jungen, wohlgebildeten Menschen angehört, der als Mo: dell gedient hat, zweytens der Kopf, der nach abstracten Ideen von Körperschönheit nach der Antike gebildet ist, und drittens endlich, die dichterische Idee, die jene bey: den Elemente in sich hätte aufnehmen und verschmelzen follen, aber hierzu zu matt und unkräftig wirkte. Daher kommt es auch, daß diese Gestalt, der trefflichen Zeich: | nung und Malerev ungeachtet, immer einen getheilten Eindruck macht, und an Dinge erinnert, woran man bey | Betrachtung derselben nicht denken sollte.

Kommen wir endlich auf die Reform, die David in der Behandlung des Costüms eingeführt hat, so bemerken wir auch darin den eigenthümlichen Fehler seines Talents, | dem Aeußerlichen und Zufälligen in seiner Kunst eine | Wichtigkeit bevzulegen, die es nicht haben sollte, und mehr auf historische Wahrheit dabey zu sehen, als auf | poetische Schönheit und Convenienz.

nun,

Aus dem Gesagten zusammengenommen, ergibt sich daß David das Wesen und den Triumph der Kunst in das gesezt hat, was ihr nur zum Mittel der Errei: chung höherer Zwecke dienen sollte.

Darnach ist auch Couders Bild zu beurtheilen. Sein Geist ist diesmal ganz unter der Last des Technischen er: legen, und man kann mit Wahrheit sagen, daß, wenn man aus seinem Gemälde Alles herausnehmen könnte, was Handwerksmäßiges daran ist, beynahe nichts übrig bleiben würde.

Ich habe mich so lange bey diesem Bilde aufgehalten, weil ich mit dem Gesagten einer ganzen Reihe ähnlicher Leistungen ihre Stelle anweise, und mich dadurch einer nåhern Würdigung derselben überheben kann.

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Die Sammlung römischer Alterthümer, welche das Bustum am Bürgelstein dem Hrn. Rosenegger geliefert hat, enthält an kleinen Antiquitäten, irdenen Gefäßen, Siegelringen, bronzenen Geräthen, Schmuck und Glasurnen manches Bemerkenswürdige, unter diesen lezten hauptsächlich einige mit umgebogenem hohlem und ganz ver| schlossenem Rande, in dem sich eine farbige Masse, man glaubt Balsam, hin und her bewegt, wenn man das Gefäß nach verschiedenen Seiten wendet. Auch sind die meist formlofen kleinen Gestalten von Thieren, Menschen und abenteuerlichen Zusammenseßungen aus ägyptischem Cultus und dem Mithrasdienst nicht ohne Bedeutung für Keuntniß des spåteren vermischten und entarteten Cultus der Römer. Zu bedauern ist, daß dieser Sammlung eine Menge fråterer Sachen, nicht wenige kaum hundert oder zweyhundert Jahr alt, beygemischt sind, die Hr. Rosenegger ebenfalls in den Gråben seines Gartens gefunden zu haben behauptet. Durch diese Mischnug ist der Sammlung ein wesentlicher Schade geschehen und auch das Aechte verdächtiget worden, wenigstens bey denen, die nicht genau zu unterscheiden wissen. Ich hörte, ein Freund habe dem Besißer den wohlmeinenden Rath gegeben, Alles Spätere, er möge dazu gekommen seyn, wie er wolle, auszuscheiden und in einem eigenen Saale zu vereinigen, um den Credit feiner Sammlung bey den Verständigen nicht länger bloszustellen. Es ist für ihn und für die Sache zu wünschen, daß er diesem Rathe, und zwar mit aller Strenge gegen sich und feine Sammlung bald Folge leiste. Noch theile ich Ihnen zwey lateinische Inschriften mit, die ich in dieser Sammlung gefunden habe, voraussehend, daß sie noch nicht gedruckt sind;

1.0 M

VENVSTING

SVMM
SIONVM
1 ARVB
CVLTORIB
CVM BASE D. D.

Die andere hat bis vor Kurzem in der Dorfkirche zu Ober.Antring, zwey Stunden von Salzburg gestanden, und ist besonders deßhalb merkwürdig, weil sie, wiewohl verstümmelt, den alten Namen von Salzburg enthält: I V IIV II

LXV. FECIT

ATVR NO
SIMO RION

VAVO II VIR

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der Reichthum der Geräthe, der Architektur und der Wappen, die Frische und Mannichfaltigkeit der Blumen und der Pflanzen, die Natur und Gemüthsart der viers füßigen Thiere und der Vögel, der Ausdruck der Bildnisse, der Ernst der Männer, die Anmuth der Frauen und jener himmlischen Knaben, die edle Gestalt der heil. Personen, die Würde und Großartigkeit des Faltenwurfs, dem das Alterthümliche wenig Abbruch thut, und der Geist der Frömmigkeit, der Feverlichkeit und Heiterfeit, der über diese Fülle eigenthümlichen Lebens und Webens ausgegossen ist, erhöht und umstrablt durch die glühende Pracht der Farben, die in kluger Verbindung alles durch zauberischen Reiz zu einem Ganzen vereinigen, zeigen hier die ernste und alterthümliche Kunst unserer Vorfahren in einer Verklärung, wie wenig andere Werke um ihre ehrwürdige Gestalt verbreitet haben.

Sicher ist hier der Name Saturninus (..ATVR...NO) als derjenige, der das Denkmal gesezt (FECIT) und der Name der Stadt, im Ablat. iuVAVO, wie auf der Peutingerschen Tafel, IVVAVO, der Nominativ also Juvavum. Zugleich ist klar, daß man in dem Wort, wie in TIMAVVS und andern dieser Gegend ein der Landesschreibung von Salzburg dieser Glasgemälde mit einigen sprache eigenthümliches Wort anzunehmen hat. In Hand schriften des 9ten und der folgenden Jahrhunderte heißt die Stadt offenbar mit verdorbenem Namen Juvavia, welches man ohne Bedenken von juvare abgeleitet, und durch Helfenburg übersezt hat.

Doch Salzburg befizt nach so vielen Verlusten noch ein unschäßbares (Werk altdeutscher Kunst; es sind Glas: malerepen vom Jahre 1480, welche in der Kirche auf dem Nonnenberge das Fenster hinter dem Hauptaltare anfülLen. Ich trage kein Bedenken, sie für die voll kommensten und besten zu erklären, welche sich aus der Blüthe dieser Kunst erhalten haben. Sie zeigen die deutsche Kunst jener Zeit in ihrer vollen Eigenthüm: lichkeit und Schönheit. Das Fenster ist durch die schma: len mittlern Pfeiler in drey Abtheilungen, jede von die

Schon Lorenz Hübner erwähnt in seiner Be fonders die große Bildfaule der Madonna, die über ihm Worten. Da jedoch der Hauptaltar sie bedeckt, und be: zwischen Säulen steht und einen bretternen Verschlag hin: ter sich hatte, ganz unmöglich machte, fie in der Kirche zu sehen, blieb dieser Schaß, zum Glück für Salzburg, bis vor etwa acht Jahren verborgen. Da entdeckte der Hr. Kaplan Nagnzaun, der Bruder des Hrn. Prälaten, welcher über das noch fortdauernd bestehende Nonnen kloster die Aufsicht führt, ihn gleichsam von neuem, und man hat ihn so weit zugänglich und sichtbar gemacht, als es bey seiner Stellung möglich ist. Die bretterne Wand hinter der Madonna ist hinweggenommen und eine boljerne Stiege führt hinter den Altar, bis zum Anfang der Gemälde empor. Bequem zu sehen aber wäre das Werk erst dann, wenn man zwischen die Säulen des Altars, an die Stelle der Madonna zurücktreten könnte; doch werden, wie mir gesagt wurde, die Klosterfrauen von Entfernung dieser übrigens werthlosen Bildsäule durch die Erwägung zurückgehalten, daß sie dem Volke_theuer ist und viele Andächtige in ihrer Kirche versammelt. in der Wiener Zeitschrift für Kunst und Literatur 1817 Uebrigens ist eine Beschreibung dieses Werkes schon Nr. 85. S. 2845 gegeben, die jedoch mehreres falsch und ungenau berichtet, was in einem neueren Werke ,,Biographische Schilderungen Salzburgischer Künstler von Bened. Pillwein, Salzburg 1821" in einer BeyDie Ordnung der Gegenstände geht von unten nach lage über diese Gemälde berichtiget wird. Aus dieser oben. In den drey untern Feldern ist der Donatarius Beylage sieht man auch, daß irgend jemand schamlos gebetend auf den Knieen, der Apostel Jacob mit Muschel machen, ihm das Fenster mit diesem kostbaren Gemalnug gewesen ist, der Oberin des Klosters den Antrag zu und Schwert, und das Wappen des Schenkers, aus dem de, gegen ein neues von bloßem Glas abzulassen. Wir die Heraldiker sein Geschlecht werden bestimmen können. vereinigen bierbey nicht nur unsern Wunsch mit denen Unter dem Wappen steht die Jahrzahl 1480 vollständig; des Hrn. Pillwein, *) sondern hoffen, daß der armen doch von den ihr vorangehenden Worten ANNO DOMINI Stadt nicht durch irgend einen höhern Einfluß, auch noch die lezte artistische Zierde, die ihre vereinsamten Maufind nur die Sylben OMINI erhalten und das Uebrige ern aus reichem Vorrath zufällig gerettet haben, möge mit weißem Glase ergänzt. Die drev mittlern Felder entzogen werden, und wünschen dieses bewundernswür enthalten die Ankündigung, den Besuch und die Gedige Werk an dieser seiner ursprünglichen Stelle unter burt, die drey obern die Beschneidung, Anbetung die Aegide der öffentlichen Gerechtigkeit gestellt. der Hirten und die Krönung der Madonna. Jedes Gemälde ist auf das sinnvollste angeordnet und mit reichem und schön gewähltem Schmucke verziert, und wie das Ganze, so ist das Einzelne und Kleinste in seiner Art vortrefflich und bewundernswürdig:” die Zierlichkeit und

fen aber in drey Felder zerlegt. Von diesen neun Fel: dern ist jedes mit einem Glasgemålde geziert, außerdem aber sind auch über den drey Streifen, die drey runden Haupttheile des Spitbogens mit Engelsköpfen und Glo rien geschmückt.

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**),,Möge die kunstliebende Frau Oberin des Nonnenklos ,,sters, sagt der Verf., jedem Privat-Ansinnen, die herrliche ,,Glasmalerey und Fenstermosaik ihrem Tempel durch An bietung eines ordinären Fensters abzulocken, auch túnf ,,tig standhaft tein Gehör geben.“

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Der römische Maler Agricola (eigentlich deutscher | Abkunft, denn der Name ist die Ueberseßung seines ei: | gentlichen Geschlechtsnamens Vauer) hatte die Portråte | von Petrarch und Laura auf einer Tafel gemalt: Ersterer hat seiner Geliebten eben ein Sonnet überreicht, das sie in der Hand hält, indem sie den Dichter mit einem Ausdrucke von Schüchternheit und Liebe anblickt. Die Ge stalten sind lebensgroß in halber Figur.

Sonne, die von milden Düften umgeben ist, so daß das sterbliche Auge ihren Anblick ertragen konnte, das schöne Weib in einem Gewölke von Blüthen, die Engelshäude streuten, herunterschwebend, der Ausdruck seiner unnen? baren Gefühle und so viele zarte und edle Züge, machen diefen Gesang zu einem der rührendsten von Dante's herrlichem Gedicht.

In einem ungedruckten Commentar zum Dante von Benvenuto da Imola, beschreibt dieser die Gestalt dessel ben mit diesen Worten: „Der verehrte Dichter war von Dieses Gemälde, welches mit Geist und vieler Le:,,mittlerer Statur, sein Aussehen war ernst, aber mild, bendigkeit, mit Geschmack, guter Zeichnung und zarter |,,einfach seine Kleidung, wie es einem Weisen geziemt. Färbung ausgeführt war, durch die Wahrheit und Naive-Sein Gesicht war länglicht, seine Nase stark gebogen, die tår des Ausdrucks anjog, wurde aus Auftrag mehrere | „Augen groß und ein wenig hervorquellend (grossi), grož Male von dem Künstler wiederholt, und erweckte bey der | „die Kinnladen, die untere Lippe ragte hervor, seine GeHerzogin von Sagan, einer geistreichen ungarischen Dame, | „sichtsfarbe war dunkel, Haare und Bart stark, schwarz die schöne Idee, auch die übrigen großen Dichter Italiens |,,nnd kraus, der Ausdruck tiefsinnig und nachdenkend. ́ ́ mit ihren Geliebten malen zu lassen; nämlich Dante mit Diese Beschreibung, welche vollkommen mit den AbBeatricen, Tasso und Eleonora, und Ariost und Alessandra. | bildungen übereinstimmt, welche man von dem Dichter Es war eine etwas schwierige Aufgabe, in dem beschränk: | hat, wurde auch von dem Maler befolgt. Das Alter, in ten Raume von drey römischen Pálm Höhe und vier Breite, welchem er ihn vorstellte, ist das von ihm selbst im ersten solche Gruppen mit lebensgroßen Figuren, Köpfen und | Gesang des Inferno angegebene, als er die Neise durch die Händen in charakteristischer Abwechslung darzustellen; | Sphären unternahm; der Ausdruck ist sehr bedeutsam, allein eben so bedeutend und interessant mußten die Grup: | wie fein Gesicht noch von den gesehenen Schrecknissen gepen, bes geistreicher, empfundener Ausführung durch die | trübt, sich bey dem himmlischen Anblick der Geliebten er: charakteristischen Gesichter der Dichter, den sanften angeheitert. Ein einfaches Kleid von brauner Farbe, mit grús messenen Ausdruck der schönen Damen und die individuelle, | nem Tuche gefüttert, bekleidet ihn, den Kopf bedeckt eine bezeichnende Gruppirung werden. Art von Kapuze, welche der Lorbeer umschlingt; der

¿Bis jezt ist außer› Petrarch und - Laura nur Dante | Hals ist entblößt, Beatrice ist nach der Beschreibung und Beatrice ausgeführt, und Ariost und Alessandra blos | des, Dichters, in die von ihm angezeigte Farbe di fiamma gezeichnet. viva gekleidet, mit grünem Mantel und saphirenem Gürtel,

In der Gruppe von Dante und Beatrice wählte | der den schönen Busen umschließt. Ein Kranz von OliAgricola den Moment, als der Dichter, aus dem Pur: | venblättern umschlingt das liebliche Haupt, von dem ein gatorio, ins irdische: Paradies stritt und an ›Lethes) Ufern | feiner, weißer Schlever herabfällt, den sie mit der Linseine Geliebte erblickt, die vom Himmel herabsteigt, um | ken aufhebt, während sie den ausgestreckten Finger der ihn in die Reiche des Lichts einzuführen. - Die Schön- | rechten Hand auf die Brust hålt, als ob sie die Worte heiten dieses Gesanges' gehören unstreitig zu denjenigen, | welche die Seele auf das Süßeste bewegen und wohl einen Künstler begeistern können. Die Beschreibung des im ro sigen Osten, erscheinenden, Tages, der emporsteigenden

ausspräche, welche der Dichter ihr in den Mund legt: Guardami ben, ben son, ben son Beatrice.

Ihr Gesicht, welches sehr schön idealisirt ist, hat bey aller Lieblichkeit und einnehmendem Reiz, jenen Ausdruc

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