Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]

te Fabeln und Erdichtungen entstellt sen; und fonnte deswegen nur langsam in der Bearbeitung dieser Ge schichte fortschreiten. Leider muß man bey der frühern Magdeburgischen Geschichte auf ein wichtiges Hülfsmits tel, die fast überall dunkle ältere Geschichte aufzuklären, und Gewißheit und Zusammenhang hineinzubringen, gänzlich Verzicht thun; — ich meine, auf den Gebrauch bes Stadt-Archivs und älterer handschriftlicher Dolus mente und Urkunden! Dergleichen hat Magdeburg aus frühern Zeiten nicht mehr aufzuweisen, indem ben der schrecklichen Eroberung und Zerstörung dieser Stadt durch Tilly im J. 1631-nicht nur das wichtige Stadte Archiv, sondern gewiß auch eine Menge anderer hands schriftlicher Quellen und Urkunden zur Geschichte dieser Stadt verbrannt und damit gänzlich verlohren gegangen find. Eigne Nachforschungen und Untersuchungen sowohl, als die Versicherung eines Mannes, der sich schon lange mit unermüdetem Fleiße auf die Untersuchung der Magdeburgischen Geschichte und ihrer Quellen gelegt, und mit seltnem Geschick die noch vorhandnen ältern Urs kunden und Diplome zu dieser Geschichte stuðirt hat, nämlich, des Herrn Pastor Kinderling zu Calbe, haben mich überzeugt, daß alles Forschen und Suchen nach ungedruckten Urkunden für die ältere Magdeburgis sche Stadtgeschichte vergebens seyn würde. Zwar finden sich in den hinterlassenen Schriften des berühmten Lufts pumpen Erfinders, Otto von Guericke, über diese Gez schichte, welche in der Mageburgischen Stadtbibliothek handschriftlich aufbewahrt werden, verschiedene vorgebliz che Urkunden; sie tragen aber fast alle eben so sehr das Gepräge der Unächtheit und der spåtern Erdichtung an

sich,

[ocr errors]

fich, als jenes angebliche Privilegium Otto des Großen dessen Unachtheit schon im vorigen Jahrhundert unwis dersprechlich erwiesen ward. Was in dem ehemaligen erzbischöflichen, jetzigen Magdeburgischen Regierungs-Ars chiv, welches erst zu Anfange dieses Jahrhunderts von› Halle nach Magdeburg gebracht ward, etwa Merkwürs diges zur Aufklärung der altern. Magdeburgischen Ges schichte vorhanden seyn möchte, hat schon der letzte Adf ministrator des Erzstifts, August, in der Mitte des vos rigen Jahrhunderts, zur Behauptung der Landeshoheitss Rechte des Erzstifts über die Stadt Magdeburg, sorg fältig aufsuchen lassen, wovon verschiedene Schriftsteller damaliger Zeit, z. E. Meibom, desgleichen Benjamin Leuber in seinem Magdeburgischen Stapelunfug, Man ches durch den Druck bekannt gemacht haben. Beson ders erhielt Caspar Sagittarius, erst Professor der Ge fchichte zu Helmstedt, dann zu Jena, zur Ausarbeitung seiner Geschichte des Erzstifts und Herzogthums Magdeburg, durch seinen Freund, ben Hallischen Prediger, und Beichtvater des Administrators August, Johann Gottfried Olearius, welcher zu dem erzbischöflichen Urs chiv in Halle freyen Zutritt hatte, alles, was irgend an Urkunden für die Magdeburgische Geschichte Brauchbares darin zu finden war. Sagittarius hat die erhal tenen Urkunden sämmtlich in seine lateinisch geschriebe ne Geschichte des Herzogthums Magdeburg, mehrens theils wörtlich aufgenommen, und ihr dadurch einen gros fen Werth gegeben. Diese seine Geschichte, welche lange nur handschriftlich im königlichen Archiv zu Bers fin, und in Abschrift auch in der Magdeburgischen Stadta bibliothek, aufbewahrt ward, hat Boysen in seinem hi

stor.

1

flor. Magazin, wovon zu Halle v. J. 1767 1770. 6 Stücke herausgekommen find, im 1sten bis 5ten Stück abdrucken lassen. Wegen der in ihr befindlichen Menge von Urkunden für die Magdeburgische Geschichte wird sie auch sehr oft in der hier erscheinenden Geschichte Magdes burgs citirt. Wo ich sonst irgend in gedruckten Schrif ten Urkunden anzutreffen glaubte, die etwas zur Magdes burgischen Geschichte Gehöriges enthielten, habe ich dars nach zu forschen nicht unterlassen. Was ich mit gleichs zeitigen Urkunden nicht belegen konnte, habe ich aus den besten, mehrentheils ziemlich gleichzeitigen, oder den Zeis ten und Begebenheiten, wovon sie reden, ziemlich nähe lebenden, Geschichtschreibern genommen, die in den Cis taten namentlich angeführt sind. Neuere Schriften find nur - wegen der in ihnen abgedruckten oder doch nåher nachgewiesenen, Urkunden und anderer sicherer, mögs lichst gleichzeitiger Beweismittel in den Citaten zum Beweise angeführt, ¿. E. Sagittarii hiftoria Duc. Magd. Dreyhaupts Beschreibung des Saalkreises, Leuffelds Antiquitates Praemonftratenfes, Fischers Geschichte des Deutschen Handels u. a. M.

Der Werth der meisten hier angeführten åltern Schriftsteller und ihre Glaubwürdigkeit ist bey Geschichte. Fennern längst entschieden und ausgemacht. Wenigstens gilt dies vom Wittichind, Ditmar, Adam von Bremen, Lambert von Aschaffenburg, Helmold, Arnold von küs beck u. a. in. Auch der unter dem Namen: Annalifa Saxo angeführte Geschichtschreiber, welcher seine Geschichs te unter der Regierung des ersten Schwäbischen Kaisers Conrad des zten schließt, und also wahrscheinlich zu der

Zeit

Zeit gelebt hat, gehört zu den schäßbarsten Geschichtsa fammlern jener Zeit. Ihm giebt an. Genauigkeit der sos genannte Chronographus Saxo beym Leibniß nichts nach, welcher seine Geschichte mit dem J. 1188 am Ende der Regierung Kaiser Friedrichs des ersten schließt, und also ohne Zweifel um die Zeit lebte. Ihnen verdient der

wahrheitsliebende, und für seine Zeiten geschickte Vers faffer des Chronici montis fereni, oder der Petersbergis fchen Chronik, an die Seite geseht zu werden, der seine Geschichtserzählung mit dem J. 1124 anfängt und mit dem J. 1225 schließt. Das hier fo oft citirte Chronicon Magdeburgicum beym Meibom ist zwar erst zu Anfang des 16ten Jahrhunderts, vermuthlich von einem Mönch zu Kloster Bergen, geendigt. worden; allein wahrscheinlich haben, mehrere Verfasser oder Sammler zu verschiedenen Zeiten daran gearbeitet und es von Zeit zu Zeit fortgesetzt. Daß diese wenigstens gleichzeitige Schriftsteller vor Augen gehabt und benußt haben, kann man aus den genauen und detaillirten Rachrichten schlies Ben, die sie oft mit beybringen. So ist z. E. Bruno's gleichzeitige Geschichte des Krieges der Sachsen mit dem Kai fer Heinrich dem 4ten beynahe wörtlich in dies Chroni con übergetragen. Die Magdeburgische Schöppenz Chronik, ein noch ungedrucktes plattdeutsches Manus, script, wovon Boysen in seinem historischen Magazin, im sten Stück, S, 139–210. genaue Nachricht giebt, ist ebenfalls eine sehr schäßbare Sammlung von Nach richten über Magdeburg, deren erster Verfasser, verz muthlich ein Secretair des Magdeburgischen Schöppens gerichts, unter dem Kaiser Karl dem 4ten, um das I 1365, folglich in der lehten Hälfte des 14ten Jahrhun

derts

berts, lebte. Sie ist nachher von Zeit zu Zeit durch andere bis zum J. 1565 fortgesetzt worden.

Alles, was überhaupt an Quellen und Hülfsmits teln zur Geschichte von Magdeburg in den öffentlichen Magdeburgischen Bibliotheken, besonders in der Doms bibliothek, in der Stadt- oder Rathsbibliothek, und in der Bibliothek des Klosters Bergen, vorhanden war, habe ich sorgfaltig benußt, und man ließ es mir auf mein Ansuchen sehr gütig und bereitwillig aus denselben ver, abfolgen. Ich muß es bey dieser Gelegenheit dankbar rühmen, daß besonders der verehrungswürdige und vers dienstvolle Gouverneur zu Magdeburg, der Herr Genes ralfeldmarschall von Kalkstein als Domdechant, mir mit zuvorkommender Güte die Erlaubniß ertheilte, alles das aus der Dombibliothek zu benußen, was ich darin zu meinem Zweck Dienliches finden und gebraus chen könnte. Auch bin ich durch die Güte des Herrn Kriegsrath August Schulz zu Berlin, welcher sehr schätzbare und ausgesuchte Sammlungen zur Geschichte und Geographie seiner Vaterstadt Magdeburg besikt, mit manchen sehr schätzbaren Büchern und kleinen seltnen Abhandlungen über die Magdeburgische Geschichte und über einzelne Zweige derselben, versehen worden, die mir bey der Bearbeitung dieser Geschichte wichtige Diens ste leisten, welches ich hier gleichfalls dankbar rühs men muß.

Ben einer Specialgeschichte, wie diese Geschichte Magdeburgs ist, halte ich es für unerlaßliche Pflicht des Geschichtschreibers, die Quellen, aus welchen er schöpfte, genau und bestimmt anzugeben. Dies ist die

Urfas

« ZurückWeiter »