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Germanicus, des Drusus Sohn, gieng zwar 15 Jahr

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re nach Christi Geburt unter dem Kaiser Tiber wieder über den Rhein, und bekriegte die Deutschen, um des Warus Nie derlage zu råchen, Er rückte auch bis zu dem Schlachtfelbe vor, wo Barus mit seinen drey Legionen niedergehauen war, und ließ die noch unbegrabenen Gebeine der umgekommenen Römer feierlich zur Erde bestatten. Ja, er gieng auch über die Weser, und schlug die Deutschen mehrmalen in verschiedenen Treffen. Aber bis an die Elbe kam er nicht wieder.

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In der Folge führten die Römer noch verschiedene Kriege gegen die Deutschen, konnten sich aber disseit des Rheins und der Donau nie recht vestseßen, noch die daselbst wohnenden Deutschen völlig besiegen und unterjochen *); sie konnten folglich auch daselbst keine Städte anlegen und unterhalten,

Ueberhaupt ist in allen Geschichtschreibern der ersten Jahr hunderte nach Christi Geburt keine Spur von irgend einer Stadt oder einem bevestigten Orte an der Elbe zu finden. Zwar ge denkt Ptolomåus im 2ten Jahrhundert nach Christi Geburt in seiner Geographie eines Orts zwischen dem Rhein und der Elbe, Namens Mefuvium, welchen einige für Magdeburg halten. Allein, wenn man seine Angaben genau betrachtet, so muß man dieses Mefuvium eher an der Weser als an der Elbe suchen, Er giebt freilich noch über 90 andere große Derter an, welche zwis fchen dem Rhein und der Elbe liegen sollen. Dies waren aber Höchstens offene Flecken, oder vielmehr weitläuftige Dörfer, ober Höfe der sogenannten Edelinger d. is Edlen unter den Deutschen, um welche Höfe fich ihre Basallen, Freygelassene und Leibeigne anzubauen pflegten **),

Der

* Dio, Caff, lib, sc. 18. Tac, Annal. lib., c.978, lib. 4, 6.5 26. Tac. Germ. c. 37.

*) Ptol. Geogr. lib. 2, c. 11. Conring, de urbib. Germ. §. 31.

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Der vormalige gänzliche Mangel an Städten und beves ftigten Plägen in Deutschland zwischen dem Rhein und der Els be war unstreitig eine Hauptursach, daß sich die Römer nie lans ge darin behaupten konnten, Dahingegën bejwang Cåsar ́das mit Städten besetzte Gallien in kurzer Zeit, und es blieb Jahrs hunderte hindurch eine Römische Proving,

Die alten Deutschen überhaupt, und auch die unter Ihnen, welche bis ins ste. Jahrhundert nach Chr. G. im Mags beburgischen wohnten - nåmlich die Sueven oder Longobar, ben, und nach ihnen im sten Jahrhundert die Thüringer, dann im 6ten Jahrhundert die alten Sachsen, →→→ waren zu wenig Freunde von Städten, und überhaupt von Wohnplähen mit Mauern, oder Wällen, und Gråben eingeschlossen, als daß fie Sie unter sich geduldet hätten. Sie sahen sie vielmehr als Ges fångnisse, als Merkmale der Unterwürfigkeit und Knechtschaft, als Bevestigungsmittel der Sklaverey (munimenta servitii) an. Sie schlugen ihre Wohnungen lieber im Freyen, oder hig und da in den Måldern, an einem Brunnen oder Bache, oder mitten unter ihren Aeckern und Wiesen auf, wo es ihnen am bès ften gefiel. Sie hatten damals weder Mauersteine noch Ziegel zum Bauen, fondern führten ihre Hütten von Lehm und Holz in einiger Entfernung von einander auf, um Feuerschaden zu verhüten, und deckten sie mit Stroh, Doch malten sie schon hin und wieder ihre Wohnungen zierlich, und gut in die Augen fallend, mit hellen Erdfarben an. Sie machten sich auch wohl Höhlen oder Erdhütten, und bedeckten sie stark mit Mist, um sich im Winter darin vor dem Froste zu schüßen, ihre Feldfrüchz se darin aufzubewahren 7 und im Kriege ihre Habseligkeiten dars in zu perbergen. Sie glichen in manchen Stücken den —Sie

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Tac. Hiftor. lib. 4, c. 64. Tac. Germ. &.. 16, Amin, Marc, lib, 16, C. 2. 3.

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jezigen Wilden in Nordamerika, welche in ihren Wäldern von der Jagd und Fischerey leben, auch wohl hin und wieder Bich zucht und Ackerbau treiben, aber keine Stådte, ja nicht einmal ansehnliche Dörfer haben. Doch waren die Deutschen damals nicht mehr auf der niedrigsten Stuffe der Cultur, nicht mehr ganz im Stande der rohesten Wildheit, aber gewissermaßen doch noch in dem Stande der Barbarey; sie schritten schon aus dem Stande der Kindheit zum Jünglingsalter der Cultur fort. Sie hatten schon einigen Ackerbau, und eine, obgleich noch unvollkommene, bürgerliche Verfassung. Doch trieben sie den Ackerbau nur in so weit, als es ihre äußersten, Bedürfnisse ndthig machten. Sonst liebten sie ihn nicht; mehr noch liebten und trieben sie, gleich den Asiatischen Nomaden oder Hirtenvöl Tern, die Viehzucht, welche ihnen reichlichen : Genüß; verschaffte, und wofür sie auch damals schon vortreffliche Weidepläße hatten. In frühern Zeiten fand auch lange kein Landeigenthum } unter iha nen Statt. Sie wechselten vielmehr jährlich unter sich mit den Feldern, welche sie bebaueten *). - Dies alles mußte natúrs lich den Anbau und das Aufkommen der Städte unter ihnen hins dern. Daher entschlossen sie sich auch so leicht zum Auswandern oder zur Veränderung ihrer Wohnsige. Städte muß man also um diese Zeit noch nicht bey thnen suchen. Uobligens hatten die Einfälle und Kriege der Römer in Deutschland doch immer einen guten Grund zu dessen weiterer Cultur gelegt. Die Rös mer wußten sich auf ihren Zügen dahin Wege durch die dicksten Waldungen, durch Sümpfe und Moråste zù bahnen, indem sie Die Waldungen aushauen, die Sümpfe und Moräfte ableis ten und austrocknen, und an vielen Orten Brücken, Damme und Kandle anlegen ließen. Hierzu sowohl als zur Feuss rung

*) Caef. de bello Gall, lib. 6, c.az, Tac. Germ. e. 26 Strab. Geogr. lib. 7.

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eung brauchten ihre zahlreichen Armeen gewiß unglaublich viel Holz, welches gleichfalls Gelegenheit gab, daß große Strecken von Waldungen ausgehauen wurden, und daß der Boden nuti leichter urbar gemacht und zum Ackerbau benußt werden konnte, Dadurch ward der Einfluß der Sonne auf den Erdboden beförs dert, die Luft von den vielen feuchten und neblichen Dünster gereinigt, und auf die Art selbst das rauhe, feuchte, regnigte Klima in Deutschland verbessert. Die zahlreichen stehenden Heere der Römer an den Ufern des Rheins und der Donau, und gewiß auch manche in Deutschland eingewanderte, oder dars in Handel treibende Römer, machten die Deutschen nach und nach mit allerley Feld, und Gartenfrüchten, Obstarten, mit dem Weinbau, und mit mancherley Bedürfnissen und Bequemlichkeiten des Lebens bekannt. Dies leitete natürlich nach und nach nicht nur zur bessern Cultur des Bodens, sondern auch zur Ans legung mehrerer Villen oder Meierhöfe und Dörfer, aus wels chen, späterhin zum Theil auch Städte entstanden.

Bey der bekannten Völkerwanderung im sten Jahrhuna dert nach Chrifti Geburt verließen auch die Longobarden øder Langenbdrder ihre bisherigen Wohnsiße im Magdeburgis schen und in der Altmark, und zogen sich nach und nach auf eis nem Umwege durch die Mark, Pommern, Preußen, Polen und durch die damals leer gewordenen Wohnfiße der Rügier an des Donau, nach Pannonien oder dem jetzigen Ungarn, Bon da giengen fie nach einiger Zeit endlich im Jahre Christi 568 nach Oberitalien, und stifteten da das Longobardische Reich, wovon Die Lombardey noch jest den Namen führt *).

In die ehemaligen Wohnsiße der Longobarden an der Ele be breiteten sich nun von Süden her ihre Nachbarn, die Thüs rine

Paul. Diac. f. Warnefr. de geftis Longob. lib. 1, C. 11. 13. 19 22. lib. 2, c. 6. 7. Procop, Hift. Goth, verf, GroP. 258. 387. etc.

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ringer aus. Von dieser Zeit an erhielt die Gegend um Mag deburg den Namen Nordthüringen, welchen sie auch bis ins 11te Jahrhundert beybehalten hat, und der besonders zu den Zeiten der Ottonen, oder der Sächsischen Kaiser, gewöhnlich war, wie die Urkunden aus jener Zeit bezeugen. Allein die Herrschaft der Thüringer in diesen Gegenden, und das große Thüringische Reich, welches außer dem jezigen Thüringen noch viele andere benachbarte Länder von Ober- und Nieders fachsen, von Hessen und Franken in sich begriff, dauerten nicht lange. Schon im Jahre Christi 530 ward der letzte Thus ringische König Herrmannfried, vom Theuderich oder Diets rich, dem Könige der Franken in Austrasien oder in Oftfranken, mit Hülfe der Sachsen völlig überwunden, und bald nachher hins terlistiger Weise umgebracht. Alsdann theilten die Sieger das Thüringische Reich in zwey Theile, Den südlichen Theil oder das jeßige Thüringen, und einen Theil vom jeßigen Franken und Hessen behielten die Franken für sich. Der nördliche Theil aber, bis an die Unstrut, wozu auch das Magdeburgische und die bes benachbarten Gegenden an der Saale und am linken Ufer der Elbe, bis über den Harz hinaus nach Niederhessen hin, gehdr: ten, ward den Sachsen für ihren geleisteten Beystand einges täumt *). Wahrscheinlich befassen sie es unter Fränkischer Oberherrschaft, jedoch ohne Tribut davon zu geben.

Mun breiteten sich die Sachsen vom Norden her in dies sen Gegenden aus. Sie wohnten ehemals, nach des Prolos måus Angabe, der ihrer unter den alten Schriftstellern uns gefähr im Jahre Christi 150 zuerst gedenkt — an der Niederelbe

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im

*) Witechindi Annal. ap. Meibom. Tom. 1. lib. 1, p. 629 634, Adam. Brem. lib. 1, c. 1 → 4. excerpt, ex Eginhard. Albert, Kranz. Saxon, lib, 1, c. 26. Chronic. Quedlinb, in Leibn, fcript, rer, Brunfuic. Tom. II. p. 274.

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