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fenden Pabst Johann den 12ten ließ er endlich nach vieler Scho nung durch ein Concilium zur Verantwortung ziehen und abse ken. Den wider seinen Willen erwählten und sich ihm widerses henden Pabst Benedict dem sten setzte er ohne Bedenken ab, nahm ihm mit nach Deutschland, und ließ ihn sein Leben in Hamburg beschließen. So sehr dies auch von seinen abers gläubischen Zeitgenossen gemißbilligt ward, die ihn nicht dažų berechtigt hielten und die ein bald nachher erfolgtes Sterben in seiner Armee, so wie andere widrige Vorfälle, als göttliche Strafen deswegen ansahen; so kehrte sich doch Otto daran nicht, und zeigte dadurch, daß er sich auch über herrschende Vorurs theile seiner Zeit hinwegzusehen wuste *).

Die Stadt Magdeburg ließ diesem ihren großen Gönner und Wohlthäter mit seinen zwey Gemahlinnen einige Zeit nach seinem Tode ein noch vorhandenes Ehrendenkmal auf dem alten Markt errichten, das öfter erneuert worden, und noch jezt vor, handen ist. Bey jeder Gelegenheit hat die Stadt so viele Jahr hunderte hindurch bis jetzt eine vorzügliche Verehrung für diesen ihren Wohlthäter an den Tag gelegt, und hat ihm als den er sten Gründer und Stifter, ihres Wohlstandes, ein unvergeßlis ches dankbares Andenken gewidmet. Er hat auch mit seiner ersten Gemahlin Editha die Stadt aus einem kleinen unbedeu, tenden, fast ganz verwüsteten und verheerten Orte, zu einer volks reichen blühenden Handelsstadt umgeschaffen, sie zum Siß eines angesehenen und reichen Erzstifts gemacht, und bestimmte sie zur Haupt- und Residenzstadt von ganz Sachsen, ja vom gan, zen nördlichen Deutschland. Bey seiner großen Freygebigkeit, bey seiner ungemeinen Vorliebe für diese Stadt, bey seinem Wunsche, und bey dem ihm so sehr geglückten Bestreben, sie in

Auf

*) Ditmar p. 337-338. Annalista Saxo ap. Ecc. p. 305. 306.

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Aufnahme zu bringen, hat er sie gewiß mit manchen Schens kungen und Privilegien begnädigt, auch Vieles für sie gethan und veranstaltet, was nicht so sorgfältig aufgeschrieben und in aufbewahrten Urkunden der Nachwelt vor Augen gelegt ist, als Die Geistlichen die ihnen verliehenen Schenkungen und Priviles gien aufgezeichnet und beurkundet haben, weil sie damals gewisfermaßen in dem alleinigen Besitz des Schreibens und Lesens waren. Indem das Concilium zu Ravenna seine Zustimmung zu der Errichtung des Erzstifts zu Magdeburg erklärte, und es rühmte, daß Otto zum Unterhalte der dasigen Domherren und zum Besten der Kirche, Schlösser, Dörfer, Landgüter, Zehens den von dem Seinigen reichlich hergegeben habe; so bezeugt es wenigstens nebenher, als eine damals bekannte Sache: daß er die Stadt Magdeburg vortreflich fundirt und eingerichtet, eine große Menge Volks daselbst zusammen gebracht, auch schon mehrere Kirchen da gebauet habe *). Alle alten fast gleichzeitigen Geschicht, schreiber damaliger Begebenheiten stimmen darin wenigstens über, ein, daß Ottó die Stadt Magdeburg sehr begünstigt, sie mit vortreflichen Einrichtungen versehen und herrlich aufgebauet has be Nur Schade, daß sie dies so kurz, so blos im Allgemeinen anführen, und es nicht der Mühe werth gehalten haben, das mit speciellen Beweisen und Thatsachen zu belegen. Die Stadt Bekam schon durch ihn und seine Gemahlin einen ansehnlichen Umfang, wie vorhin angeführt ist. Und obgleich die Mauren der Stadt bey seinen Lebzeiten nicht ganz vollendet wurden; so ward doch der ansehnliche durch diese Mauren eingeschloßne Raum der Stadt bey ihrer damals schon als sehr ansehnlich gerühmten Besdlkerung wohl mehrentheils bebauet, oder mit Häusern und

*) Sagitt. hill, Magd. I. c. p. 116.

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Gebaus

Gebäuden besetzt. Daß man aber damals die Häuser und Ges bäude, so wie die Kirchen, niehrentheils nur von Holz und nur felten von Steinen bauete, läßt sich aus dem Ditmar schließen, der es immer sorgfältig als etwas Außerordentliches bemerkt, wenn eine Kirche von Steinen gebauet ward; es auch ausdrücklich anführt, daß die Steine zum Bauen in dieser Gegend selten ges wesen wären *).

Zur Vermehrung der Volksmenge aber, so wie zur Bes völkerung des Handels und Verkehrs in Magdeburg, musten nothwendig nicht nur das neu angelegte und so reichlich begabte Morihkloster, der Bau einer prächtigen Domkirche, die Errich tung eines angesehenen Erastifts, und die der Stadt ertheilten Privilegien und Begünstigungen; sondern auch der öftere längere Aufenthalt Ottos zu Magdeburg mit einem sehr zahlreis chen Gefolge, nicht wenig beytragen. Wie ansehnlich der Hofstaat und das Gefolge des Kaisers gewesen seyn müssen, würs de man schon daraus schließen können, daß der Kaiser nach der Versicherung einiger alten Chroniken wöchentlich für sich und sein Gefolge 1000 Schweine und Schaäse, 8 Ochsen, 1000 Malter Korn, 8 Fuder Wein, 10 Fuder Bier, und außerdem noch viel an Fischen, Eyern, Hünern, Butter und andern Victualien, gebraucht habe; wenn nur diesen Angaben ganz zu trauen wåre **). Ihre Unsicherheit aber erhellet schon daraus, daß ein anderer sonst ziemlich genauer und glaubwürdiger alter Geschichtschreiber gar behauptet, daß man gerade so viel an jes dem Tage bey Hofe gebraucht habe ***), welches jedoch ganz unglaublich scheint. Denn Ditmar, ein jenen Zeiten noch nås herer

*) Ditmar p. 328. 338. 339. 340.

**) Magd. Echoppen. Chronit, Mfcr. p. 93. Bothos Sächs. Chronit ap. Leibn. Tom. III. p. 312.

***) Annalista Saxo ap. Ecc. p. 318.

herer und vorzüglich glaubwürdiger Zeuge, versichert, daß Otto und die Größen seines Hofes bey Tische und in andern Dingen nicht sowohl eine verschwenderische Mannichfaltigkeit als vielmehr die güldene Mittelmäßigkeit geliebet håtten *). Uebrigens wer den der Ueberlauf, oder wie es in der alten Sächsischen Sprache heißt, die Anfechtung, welche der Kaiser von so vielen Mens schen hatte, die ihm folgten, oder bey ihm etwas suchten, und verlangten, so wie die vielen Geschäfte bey Hofe, und die große Thätigkeit des Kaisers, als natürliche Gründe anges geben, warum an seinem Hofe so viel darauf ging. Sein Aufs enthalt in Magdeburg zog also natürlich jedesmal eine große Menge Menschen dahin, und gab auch wohl Gelegenheit, daß manche davon sich daselbst anbaueten,

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Daher waren auch schon bey Ottos Lebzeiten mehrere Kiri chen zu Magdeburg gebauet Außer der von ihm aufgeführ, ten großen und prächtigen Domkirche gab es daselbst, wie vorhin angeführt ist, schon im Jahr 946 eine sogenannte grds Bere Bolks oder Marktkirche oder Kirche der Kaufs Leute (die jeßige Johanniskirche) welche Otto im J. 946 oder wohl gar schon 941 dem Morißkloster geschenkt, d. i. denselben das Patronatrecht darüber verliehen hatte. Außer dieser Kirche der Kaufleute, wie sie Ditmar nennt, gedenkt derselben zu seiner Zeit nicht lange nach Ottos Tode einer andern in Magdeburg vorhandenen Kirche, welche er rotunda nennt. Es ist aber schwer zu bestimmen, welche Kirche er meint. Er nennt auch ein Laurentii - Kloster in Magdeburg, wo seine Nichte, Brigis da, Vorsteherin war **). Die heil. Geistkirche, deren erster Ursprung völlig unbekannt ist, könnte ihrer Lage nach um diese Zeit wohl schon vorhanden gewesen seyn. Die Ulrichss kirche

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Ditmar p. 340.

**) Sagitt. hift. Magd. 1. c. p. 82. Ditmar p. 326. 413.

kirche muß aber wohl erst nachher, jedoch nicht viel spåter, ans gelegt seyn, da sie dem heil. Ulrich oder Udalrico gewidmet ist, welcher zu Ottos Zeiten Bischof zu Augsburg war, und erst im Sterbejahr Ottos, am 4ten August 973 starb *), 20 Jahrë nachher aber, nåmlich im I. 993 vom Pabst Johann dem 15ten unter die Heiligen aufgenommen ward. Bielleicht ward ges

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dachte Kirche gerade um die Zeit dieser Heiligsprechung erbauet, und diese gab denn auch die Gelegenheit, daß sie dem neuen Heis ligen gewidmet ward. Levin, einer von der Menge aller Heilis gen, ward erst mehrere Jahrhunderte nachher dem heil. Ulrich als Schußpatron der Kirche beygesellet. Von der Stephans, kirche aber, welche die älteste in Magdeburg gewesen seyn soll, ist auch in dieser Zeit noch nicht die geringste Spur in den das maligen Geschichtschreibern und Urkunden anzutreffen. Wohl aber wird von spåtern Schriftstellern einer Cyriacs- Kapelle ges dacht, welche der tapfere und vom Kayser so sehr geschäßte und geliebte Marggraf Gero bey seinem in der Nähe der Marktkirs che gelegenen Hofe besaß. Diese Capelle vermachte er in seinem Testamente dem heil. Stephan oder dem Dom zu Halberstadt, und daher soll sie die Stephanscapelle genannt worden seyn. Der Halberstädtische Dom oder das dasige Stift kam aber nicht zu ihrem Besiß, indem Geros Testament in diesem Punct unerfüllt blieb **). Seine Familie oder die mächtigen und reichen Gras fen von Stade erhielten sich vielmehr in ihrem Besih, und der lekte von ihnen, der Erzbischof Hartwig von Bremen, der auch Domherr zu Magdeburg war, schenkte sie im J. 1152 dem Klos ster U. L. Frauen zu Magdeburg ***). Diese Stephanscapelle beym

*) Herm. Contr. Chron. ap. Piftor. Tom. I. p. 134. Annalista Saxo ap. Ecc. p. 325.

**) Magd. Schöppen Chronit, Mfer. p. 80. 81. Bothos Sachs. Chronit ap. Leibn. Tom. III. p. 310.

***) Leuffeld Antiquit, Praemonftr. p.. 95.

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