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Er führte viele Kriege, aber mehrentheils nöthgedrungenz und angegriffen, und keinen aus bloßer Ländersucht und Erobes rungsbegierde, oder aus bloßem Ehrgeize, und überall war er, -nicht blos durch Zufall, oder durch die Tapferkeit seiner Heere und treflichen Heerführer, sondern auch durch seinen Muth, seine Klugheit und persönliche Tapferkeit glücklich und siegte. Er wuste seine Generale und Staatsbedienten so gut zu wählen, daß er sich gånzlich auf sie verlassen, und zuleht Jahre lang in Italien abwesend seyn konnte, ohne daß Ruhe und Ordnung in Deutschland dadurch gestört worden wåren, wozu in frühern Zeiten der verdienstvolle Marggraf Gero, und spåter der vortrefliche Herrmann von Billung durch ihre Klug, heit, Gerechtigkeit liebe und Thätigkeit nicht wenig beytrugen. Er unternahm nichts, was er nicht auch ausführte, und er sahe noch den glücklichen Erfolg seiner Entwürfe und Arbeiten. Seiz ne Unterthanen rühmten es, und dankten es ihm gerührt an seinem Sarge, daß er sie nicht nur mit våterlicher Liebe regiert, sondern sie auch von auswärtigen Feinden befreyt, die übermüs thigen Hungarn, die Dånen, die Saracenen, die Slaven oder Wenden besiegt, Italien sich unterwürfig gemacht, die Göhentempel bey den benachbarten Völkern zerstört, dagegen überall Kirchen gebauet und Kirchendiener angeseht habe. So hinters ließ er den kommenden Jahrhunderten in geistlichen und welts lichen Angelegenheiten viele und ehrwürdige Denkmåler seiner Größe *).

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Selbst das, was spätere, und besonders protestantische Geschichtschreiber, ihren Grundsäßen und den Geist ihrer Zeis ten gemäß, so sehr an ihm getadelt haben, nemlich seine große Ergebenheit und fast übermäßig scheinende Freygebigkeit gegen

Witich, ap. Meib. Tom. I. p. 662. 663.

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gegen die Geistlichen, sind unparthevisch betrachtet, für jene Seiten und Umstånde doch wohl nicht so tadelhaft, zwecklos und verwerflich, als sie es zu unsern Zeiten freylich scheinen. Otto sahe und wuste es aus ihm sehr nahe liegenden Thatsachen, wie viel die vor Karl dem Großen noch so wilden und rohen Sach sen seit einem und einem halben Jahrhundert, oder seit der Eine führung des Christenthums, und seit der Stiftung der Kirchen, Klöster und Bisthümer unter ihnen, sowohl an Geistesculs tur als an außern Wohlstande und Landescultur-gewonnen hatten. Bey diesem Volke, unter welchem noch kurz vorher die Schreibekunst kaum bekannt gewesen war, gab es unter ihm' schon nicht zu verachtende Schriftsteller in der Lateinischen Poesie und Prose wie z. B. die Nonne Roswitha in Gandersheim, die seine Thaten in Versen beschrieb, und den schon angeführten Witichind, welche nebst andern in den neu errichteten Kld, stern gebildet worden waren. Otto, ob er gleich in seiner Jus gend wenigen oder keinen Unterricht genossen hatte, kannte und fühlte doch den Werth und die Vortheile der Wissenschaften, und legte sich daher in spåtern Jahren noch darauf. Diejenigen als so, welche damals fast allein im ausschließlichen Besitz derselben waren, die Geistlichen und Kidster, musten ihm natürlich lieb und ehrenwerth seyn. Da er es nun gern mit den bezwungenen Wenden eben so weit bringen wollte, als sein großer Vorgån ger und Muster Karl es mit den Sachsen gebracht hatte; da er im ganzen Wendenlande das Christenthum hatte verbreiten, auch schon viele Kirchen und Klöster anlegen lassen, und da er und seine aufgeklärten Zeitgenossen die Errichtung der Stifter und Klöster für das zweckmäßigste Mittel hielten, dem glücklich ans gefangenen Werke Dauer und Vollendung zu sichern *): so

muß

Chronogr. Saxo in Leibn. Access. hift. Tom. I. p. 170. 177. 178. Sagitt. hift. Magd. c. 1. p. 115. 116.

muß man sich nicht so sehr darüber wundern, oder es so hart an an ihm tadeln, daß er sich diese Errichtung so sehr angelegen seyn ließ, und so viel darauf verwandte. Ein alter Schriftstels ler bemerkt auch ausdrücklich • „daß er darum z. B. die Bis schöfe zu Aldenburg oder Oldenburg in Holstein so reichlich mit zeitlichen Einkünften versehen habe, damit dieselben nicht nur in Ansehen bey den Wendischen Fürsten stånden, sondern auch durch reichliche Wohlthaten und Schenkungen sich die Gunst des "Volks erwerben, folglich es desto leichter zum Christenthum bringen und dabey erhalten könnten.“ Otto selbst sagt in seiner Confirs mation des Erzstifts Magdeburg, daß seine Marggrafen mit dem Erzbischof und den andern Bischöfen und Grafen einen hinlänglichen Unterhalt für die dem Erzstift Magdeburg unters geordneten Bischöfe ausmitteln sollten, damit sie nicht dürftig wåren, und den Bauern gleich geachtet würden *).

Es waren überdem nicht sowohl Güter des Staats, als vielmehr seine erb und eigenthümlichen oder Familiengüter, wos mit er die Stifter und Klöster bereicherte. Die Entdeckung und fleissige Bearbeitung der Harzbergwerke bey Goßlar in seinen Erblanden im I. 968, die gleich sehr reiche Ausbeute gaben, vermehrten seinen Reichthum, folglich auch sein Vermögen zu schenken so sehr, daß Ditmar sagt: das goldene Zeitalter habe unter ihr angefangen **). Freygebigkeit war ein Hauptzug in seinem Character; und bey seinen ausgebreiteten Besißungen und bey seinem Privatreichthum war er mehr als viele andere Regenten im Stande, seinen Hang dazu ohne Nachtheil des Staats

*) Helmold. Chron. Slav. ap. Leibn. Tom. II. p. 548. Sagitt. hift. Magd. I. c. p 139.

**) Siegeb. Gembl, ap Piftor. Tom. I. p. 585. Ditmar p. 333. Chron. Magd. ap. Meib. p. 271.

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Staats und Kränkung der Rechte oder des Eigenthums anderer zu befriedigen.

Er beschenkte daher nicht blos Stifter und Klöster, oder die Clerisey so reichlich, sondern auch so manchen verdienstvollen Mann in andern Stånden. So gab er z. B. Oster - Egeln mit dem darin gebauten neuen Schlosse und Wester Egeln mit allem Zubehör, ferner einen District Waldung im Hackel, und 12 Dienstleute, den Sohn des ihm so werthen Marggrafen Ges Namens Siegfried, zum Pathengeschenk. Eben diesem Marggrafen ließ er durch seinen Sohn Ludolf von den ihm ges schenkten Gau Sermund oder von der jetzigen Altmark, drey Marken oder Districte als ein Geschenk abtreten, ungeachtet Gero schon einen großen Theil der ganzen Gegend zwischen Egeln, Quedlinburg und Aschersleben besaß, wo er auch das Kloster Gernrode stiftete *). Seinem spätern verdienstvollen Günst ling, Herrmann Billung, wandte er die Würde und Vortheile eines Herzogs von Sachsen zu.

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Bey dieser Freygebigkeit gegen Fremde ließ er aber auch das Wohl der Seinigen nicht aus der Acht; indem er ohne jes mandes Rechten zu nahe zu treten, seinem Sohn Ludolf durch Heirath das Herzogthum Schwaben, seinem Bruder Heinrichy auf gleiche Art das Herzogthum Bayern, seinem Schwiegersohne Conrad von Franken; das Herzogthum Lothringen, seinem Brus der Bruno das Erzstift Edin, und nach Conrads Tode auch Lothringen, seinem Sohne Wilhelm das Erzstift Mainz zu wandte. Daher rühmt zwar ein alter Geschichtschreiber, bey Anführung der von ihm gestifteten Biethümer, ganz in der Denkart damaliger Zeiten von ihm: daß er von seinen uners meßlichen Erbgütern gern Gott seibst habe zum Erben machen

*), Annal. Gernrod. ap. Meib. Tom. II. p. 418. 419.

wol.

wollen; fest dann aber hinzu: jedoch habe er seinen Nachtome men noch genug zu erben hinterlassen *).

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Da aber feine nächsten Nachfolger diese Schenkungen an die Kirche nicht nur fortsetten, sondern endlich auch ganze Lån, der wegschenkten; so sagt ein berühmter neuerer Geschichtschreiber davon mit Recht: daß die Ottonen so ohne Maaß und Schrans ten freygebig gegen die Kirche gewesen wären, als wenn das Reich ihrer Nachfolger im Himmel, das der Kirche aber auf. Ers den sey. Die beyden letzten Ottonen aber waren auch wegen ih rer Vorliebe für Stalien, und wegen der daher rührenden Gering, schäzung ihrer deutschen Befihungen so freygebig gegen die Kirche. Dazu kam der damals allgemein herrschende Aberglaube, daß man sich durch reichliche Schenkungen an die Kirche oder an Stifter und Kidfter die Vergebung begangener Sünden, die Gnade Gottes und den Himmel erwerbe. Man findet daher auch in allen Schenkungsbriefen der Ottonen dies als Grund. der Schenkung angegeben, ob es gleich doch auch damals herr: schender schon seit Jahrhunderten eingeführter Canzleyftil gewes fen zu feyn scheint.

P

Gleichwohl war der erste Otto bey aller seiner Ergebenheit und Freygebigkeit gegen die Geistlichkeit nie so sehr ihr Sclave, daß er sich von ihr hätte leiten und regieren lassen, oder ihr eis nen zu großen Einfluß verstattet hätte. So sehr er die Geistlis' then mit Schonung und Achtung behandelte, weil sie ihm Mits, tel zu höhern Zwecken, zur Ausbreitung des Christenthums, der Moralität und der Wissenschaften waren; so bewies er doch auch gegen sie nicht zu viel Nachsicht. Dem Erzbischof Adels. bert ließ er die vorhin erwähnte Verletzung des kaiserlichen An, shens nicht ungestraft hingehen. Den unglaublich ausschweis

fenden

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Chron, Magd, ap. Meib. p. 274.

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