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nung zu bringen.

Dann begab er sich nach Sachsen, und Feyerte den Sonntag Palmarum im J. 973 in seinem geliebten Magdeburg, mit seiner Gemahlin Adelheide und seinem Sohne Otto. Er besuchte auch hier, wie er überhaupt an Sonntager und Festtagen zu thun gewohnt war, in einer glänzenden Bes gleitung der Bischöfe, der ganzen Geistlichkeit und des Hofstaats früh und Rachmittags die gottesdienstlichen Versammlungen, und wohnte ihnen vom Anfange bis zu Ende mit großer Andacht und Ehrerbietung bey. Zu Magdeburg war dies nach der Stiftung des Erzbisthyms das erste- und leßtemal. Am fole genden Tage bestätigte er in Gegenwart und mit Zustimmung der Kaiserin, seines Sohns und mehrerer Bischöfe, Herzöge und Grafen alle dem Erzbisthum verliehenen Schenkungen und Privilegien, und vermehrte sie noch mit ansehnlichen neuen. Zus gleich bereicherte er die Domkirche abermals, wie er schon vor mehrern Jahren durch seinen Caplan Dedo gethan hatte, mit vielen damals so hoch verehrten Reliquien der Heiligen, und mit kostbaren Becken, Kelchen, Meßgewanden und andern Koftbar, keiten. Er ging darauf nach Quedlinburg und feyerte da das Osterfest. Hier machten ihm die Herzoge von Polen und Bdh, men, so wie die Gesandten des Griechischen Kaisers, der Uns garn, Bulgarn, Dånen und Slaven und die Großen des gans zen Reichs ihre Aufwartung; und alle kehrten wohl aufgenom men, reichlich beschenkt, und sehr zufrieden in ihre Heimath zurück. Hier ward er aber auch durch den am 1ten April ers folgten Tod seines treuen verdienstvollen und geliebten Herzogs, Herrmann von Sachsen, aufs empfindlichste betrübt. Traurig zog er von einem Orte zum andern, und feyerte zu Merseburg das Himmelfahrtsfest. Als er daselbst alle Magdeburg oder dem dasigen Erzstifte zugedachte, bisher aber noch verschöbene, Schenkungen vollzogen hatte, ging er kurz vorher nach Memle,

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ben, dem Sterbeort seines Vaters. Hier ward er Mittwochs vor Pfingsten in der Vesper plößlich krank, und starb einige Stunden nachher am 7ten May 973, nachdem er 38 Jahre eine sehr glänzende, thatenvolle und glückliche Regierung geführt hatte. Sein Körper ward von seinem Sohn und Nachfolger Otto dem 2ten nach Magdeburg geschickt, und daselbst, seinem Verlangen gemäß, in der Domkirche mit großer Feyerlichkeit begraben, wo sein Grab noch jezt gezeigt wird *).

Otto verdient unstreitig unter den großen, thatenreichen, guten und verdienstvollen Regenten eine ehrenvolle Stelle. Der Beiname des Größen ist ihm gewiß nicht ohne Grund, nicht unverdienter Weise zu Theil geworden. Als Erbauer oder doch als Wiederhersteller, Erweiterer und unermüdeter Wohlthäter der Stadt Magdeburg, als der Urheber ihres schnellen Empor kommens und ihres frühern Wohlstandes, verdient er auch wohl in einer Geschichte Magdeburgs eine genauere Schilderung. Die besten damaligen Geschichtschreiber, welche theils mit ihm, theils bald nach ihm lebten, können nicht Worte genug zu seis nem Lobe finden. Sie belegen ihre Lobsprüche aber auch mit einer Menge rühmlicher Thatsachen. Sie hatten doch bessere Sachen von ihm zu rühmen, als jene mönchische Frommeley und abergläubische Andächteley, als jene zwecklosen Almosen, und die vielen Schenkungen an der Kirche, welche damals über alles erhoben würden. Ottos Zeitgenosse, der damalige Ges schichtschreiber, Wittichind, der zu der Zeit Scholafticus oder Vorsteher und Rector der Klosterschule zu Corvey war, der ihm

personi

Witichind. Annal. ap. Meib. Tom. I. p. 662. Ditmar p. 337. 340. Chron. Magd. p. 275. 276. Annalifta Saxo p. 322-326. Magd. Schöppen › Chronik, S. 91, Kranzii Saxonia lib. IV. c. 17.¡°

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persönlich kannte und ihn überlebte, macht folgende merkwürdige Schilderung von ihm:,, Er, unser Beherrscher, der åltesté un „ter seinen Brüdern, war einer der besten Menschen, und zeich ,,nete sich besonders aus durch seine Religiositat. In Geschäf ten bewies er eine unter den Sterblichen gan; ungewöhnliche Ausdauer und Vestigkeit. Er war überall heiter und leutselig, außer wo die Regentenpflicht Furcht und Schrecken zu erregen ,, gebot. Er gab gern und reichlich. Er schlief wenig, pflegte ,, auch im Schlaf viel zu sprechen, so daß man ihn stets für wa ,, chend håtte halten sollen. Seinen Vertrauten schlug er nicht leicht etwas ab, und war ihnen mit fast übermenschlicher Treue ,, zugethan. Als daher einige eines Vergehens wegen gericht. ,,lich belangt und dessen überführt wurden, war er selbst ihr ,,Vertheidiger und Fürsprecher, und ging schwer daran, ihr Ver. ,, gehen zu glauben, behandelte sie auch nachher, als wenn sie nie etwas wider ihn begangen hätten. Er besaß sehr viel nas „türliche Geistesfähigkeit. Denn ob er gleich sonst weder schreis ,, ben noch lesen gelernt hatte, so brachte ers doch noch nach dem ,, Tode seiner ersten Gemahlin Editha (folglich in seinen spåtern „Jahren) so`weit, daß er vollkommen (lateinische) Bücher zu ,, lesen und zu verstehen im Stande war. Er konnte zwar auch Lateinisch und Wendisch sprechen, aber nur selten ließ er sich „ dazu bewegen. Mit der Jagd beschäftigte er sich häufig, lieb, te das Brettspiel und ritt zuweilen bios zum Bergnügen, jes „doch mit majeståtischem Unstonde. Dabey war er von an, sehnlicher Statur, woraus schon ganz die königliche Würde hervorleuchtete. Er hatte ein weisses Haupt und wenig Haq, ,, re, hatte, sehr feuervolle, gleichsam blizende und stralende Augen, und viele Röthe im Gesicht. Er trug wider die hers ,, gebrachte Gewohnheit einen langen Bart, hatte eine breite ,, starke löwenähnliche Brust, war aber nicht corpulent. ein Gesch,v. Magdeb, z. B. Sang

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Gang war zuweilen schnell, dann aber wieder ernst und würs devoll. Er kleidete sich stets deutsch und trug nie ausländische ,, Kleidung *). “

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Ditmar, Bischof von Merseburg, welcher nicht lange nach ihm lebte und schrieb, sagt von ihm: daß nach Karin dem Großen kein so großer Regent und Beschüßer des Vaterlandes den königlichen Thron besessen habe, als er gewesen sey; und versichert: wenn auch Beredsamkeit, Gelehrsamkeit und gutes Gedächtniß bey ihm gleich stark wåren; so würden sie doch nicht im Stande seyn, ihn nach Würden zu loben **).

Er war der Liebling seines großen und klugen Vaters, ward von demselben ohne Zweifel zum Regenten gebildet, und gewiß nicht ohne wichtige Gründe, und ohne Ueberzeugung von feinem vorzüglichen Geschick zu seinem Nachfolger erwählt; ungeachtet die vielvermögende Mutter Mathilde, aus blinder Vors Liebe gar zu gern ihrem zweyten Sohn, Heinrich, auf dem Thron gesehen håtte ***).

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Otto regierte selbst, nach eigner Einsicht, und nach den Gesetzen, nach einem vesten Plane, und nach weisen Grundsä hen, ohne seinen Staatsbedienten und Günstlingen, den gröften und besten Männern seiner Zeit, oder seinen beyden würdis gen Gemahlinnen, so sehr er sie liebte und schäßte, — oder seis ner Mutter, so sorgfältig er Kindespflicht gegen sie beobachtete, - oder seinen Brüdern, so gern er ihnen zu Willen war, oder der Geistlichkeit, so sehr er sie begünstigte, zu viel Ger walt und Einfluß einzuräumen. Er überwand nach und nach durch Weisheit, Entschlossenheit und Beharrlichkeit die größten Hindernisse, die sich seinen Planen und Entwürfen entgegen

*) Witich. ap. Meib. Tom. I. (p. 650. **) Ditmar p. 340.

***) Ditmar p. 328.

stell

stellten. Er war streng und unerbittlich, wenn es die Gesetze, die Ruhe und das Wohl des Reichs verlangten. Seinem Hers zen nach war er aber weit mehr geneigt zur Güte, Milde, Freys gebigkeit und Nachsicht. Man hielt ihn daher eher für zu gelind und nachsichtig gegen so manche anhaltende Ruhestdrer uns ter seiner Regierung, als für zu hart und zu ftrenge. Er vers gab leicht und von Herzen, auch die schwersten Beleidigungen. Als daher ein reicher und angesehener Graf von Walbeck, Namens Luther, Ditmars Großvater, durch eine Verschwörung das Leben verwirkt hatte, schenkte er ihm zwar endlich auf Für: bitte vieler Großen das Leben, konfiscirte aber alle seine Güter, und verwies ihn nach Bayern; nach einem Jahre aber nahm er ihn nicht nur wieder völlig zu Gnaden an, sondern gab ihm auch alle seine Güter wieder, und schenkte ihm noch eine ans fehnliche Summe Geld, nebst beträchtlichen Gütern zu Sanderss leben und Gutenswege dazu. Den Sohn eines andern wirklich hingerichteten Verschwornen, den schon angeführten Bischof Hil, liward von Halberstadt, belieh er ohne Bedenken mit diesem Bisthum *). So ward er nicht müde, seinem unruhigen, treue losen unaufhörlich wider thn conspirirenden Bruder Heinrich so oft und so lange zu verzeihen, bis er ihn endlich gewann, und durch Verschaffung des Herzogthums Bayern zur Ruhe brachte.

Er war von Herzen und nach seinen besten Einsichten res ligids, obgleich nicht ohne Aberglauben, dahin vornemlich seine große Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien, und sein Glaube an Visionen und Geistererscheinungen, so wie an die große Verdienstlichkeit und Wirksamkeit der Schenkungen an die Kirche, zu rechnen sind. Argwohnlos glaubte er von jedem so lange das Beste, bis unwidersprechliche und wiederholte Beweise ihn endlich vom Gegentheil überzeugten.

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