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einige unvorseßliche und gelegentliche Aeußerungen, die man müh. sam zusammen suchen müß.

Daß aber die Stadt Magdeburg schon unter dem ersten Otto nicht nur das Marktrecht und die Handelsfreyheit gehabt habe, sondern daß auch eine Art von Stapelrecht, Münz, Zoll, und Krahnrecht daselbst Statt gefunden habe, beweiser eine Urs Funde vom 9ten July 965 *), wornach Otto seine Einkünfte von den Jahrmärkten, der Münze, dem Zoll zu Magdeburg, und von allen daselbst zu Schiffe, zu Wagen, zu Pferde oder von Fußgängern eingebrachten Waaren, den neu anzule, genden Erzstift schenkte. Hier ist blos von eingebrachten, so wohl großen als kleinen Waaren, auf welche Art sie auch eins kommen mögen, die Rede; von durchgehenden oder auss geführten Waaren wird nichts erwehnt. Dies haben Sach. verständige långst schon für einen sichern Beweis gehalten, daß das, Stapel, oder Niederlagsrecht, welches der Stadt gewiss sermaßen schon von Karl dem Großen verliehen ward, ihr auch von Otto dem Großen zugestanden und bestätigt worden fey; daß also der hier angelegte Zoll eigentlich ein Stapel- oder Niederlagszoll gewesen sey. Von diesem Zolle sowohl, als von andern Zöllen im ganzen Reiche, blos die Zölle bey Maynz, Cölln, Thiel und Bardowik ausgenommen, hatte Otto die Mage deburgischen Kaufleute befreyt, und ihnen die freye Straßens fahrt überall in Deutschland, selbst in den dem deutschen Reis che unterworfenen Wendischen Ländern, verstattet. Diese Freys heit wird in einer noch vorhandenen Urkunde Otto des Zweyten ausdrücklich, als schon von Otto dem Ersten verliehen angeführt und bestätigt **). Hierdurch erhielt der Handel zu Magdeburg,

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Sagittar. hift duc. Magd. lib. 1. cap. 7. §. 15. in Boys. hist. Magaz. Th. 1. S. 102,

**) Sagitt, hift. duc. Magd. lib. II, c. 1. §. 9. in Boys. hist. Magaz. Th. 1. S. 172.

Besonders der Speditions und Transitohandel mit den hlefelbst niedergelegten Gütern und Waaren, und der weitere Vertrieb derselben, die größten Vortheile. Daher kam auch der Handel daselbst, und mit demselben die Stadt sobald in Flor, daß sie schon unter Otto dem Erften eine von den großen Städten Deutschs lands genannt zu werden verdiente.

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Zwar starb die Gönnerin und Wohlthåterin Magdeburgs, Editha, nach einer 19jährigen glücklichen Ehe mit dem Otto, am 26ten Januar 947 in ihrem geliebten Magdeburg, wo sie auch begraben ward. Ihr früher Verlust ward allgemein im ganzen Reiche, besonders in Sachsen, und vorzüglich von ih, rem Gemahl, beklagt und betrauert. Vergeblich suchte er durch die Vergnügungen der Jagd und andere Zerstreuungen seine ans Haltende Betrübniß über diesen Verlust zu mindern. Nichts als die Gegenwart und der Anblick seines hoffnungsvollen Sohns Ludolphs, den er von dieser Gemahlin hatte, und dem von nun an die Herzen der Unterthanen, wie bisher seiner Mutter, ins nigst ergeben waren, konnte sein tief verwundetes Gemüth eints germaßen wieder aufheitern. So bewies dieser wirklich große und tugendhafte Monarch auch viel Sinn und Gefühl für ches liches und häusliches Glück! — Die verstorbene Editha hatte fich eine so vorzügliche Hochachtung und Liebe zu erwerben ges wußt, daß man sie nach ihrem Tode, dem Geschinack und der Denkart damaliger Zeiten gemäß, als eine Heilige und Wunders zhåterin verehrte *).

Otto aber bewies auch nach dem Tode dieser ihm so theus ven noch im Grabe von ihm verehrten Gemahlin, eben die Lies be und Fürsorge für Magdeburg, und besonders für das daselbst

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*) Witich. Annal, ap. Meibom. p. 650. Ditmar ap. Leibn. Tom. 1. p. 331. Hroswithae Panegyr. in Otton. I, ap.Meib. p. 718. Annalista Saxo ap. Eccard. p. 377.

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angelegte Morißkloster, die er bey ihren Lebzeiten gezeigt hatte. Doch scheint es, daß sein erster Feldzug nach Italien, welchen er im Jahr 951 unternahm, desgleichen einige innere Unruhen, und ein merkwürdiger Feldzug gegen die Hungarn seine ganze Aufmerksamkeit erforderten. Daher er in dieser Zeit einige Jahre hindurch bis im Jahre 955 nichts weiter für Magdeburg und für das dasige Morißkloster that, als daß er dem leßtern einige eingetauschte und von einer Verwandtin erhaltene Güter im J. 953 und 955 schenkte. Sobald er aber der bedrängten königlichen Wittwe Adelheid in Italien den gebetenen Schuß verschafft, und sie sich zur zweyten Gemahlin genommen hatte, tehrte er sogleich nach Deutschland und feinem geliebten Magdes burg zurück. Hieher folgte ihm auch der besiegte König Ber renzar der zte von Italien, der sich seiner Lehnshoheit unters werfen muste. Nach Beylegung einiger innern Unruhen, wel che sein Sohn Ludolf uud sein Schwiegerfohn Conrad aus Un, zufriedenheit über Ottos zweyte Heirath, und über sein Bench men in den Italienischen Angelegenheiten erregt hatten, mußte er im Jahr 955. wider die Hungarn zu Felde ziehen. Diese waren mit ihrer ganzen Macht und zahlreicher als jemals in Deutschland eingefallen, hatten schon ganz Bayern überschwemme und verwüstet, und belagerten die Stadt Augsburg. Otto schlug sie im Lechfelde bey dieser Stadt gänzlich, viele Tausend blieben auf der Wahlstatt, die übrigen wurden auf der Flucht niedergehauen, und drey ihrer Anführer wurden aufgeknüpft. Hierdurch wurden die Hungarn so gedemüthigt, daß sie in der / Folge nie wieder in Deutschland einzufallen wagten. Gleich nachher wurden auch die rebellischen Wenden völlig besiegt. Otto ward bey seiner triumphirenden Rückkehr nach Sachsen mit groBem Frolocken und mit Freudenthånen von den Såchsischen Hers ren und von seiner Mutter eingeholt. Nun war er aber auch

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fogleich mit ihnen darauf bedacht, seine Dankbarkeit für den ers Fahrnen göttlichen Beystand durch neue Wohlthätigkeit und Mils de gegen fein geliebtes Kloster zu Magdeburg zu bezeigen. Er ließ also von der gemachten großen Beute die Klostergebäude und Kirche prachtiger und schöner aufführen. Vielleicht ließ er ́auch damals schon den Bau der neuen Domkirche anfangen, welthe Ditmar von Merseburg in seiner Chronik allem Vermuthen nach meint, wenn er sagt, daß Otto nach dem Siege über die Hungarn eine prächtige Kirche zu Magdeburg zu bauen anges fangen habe. Otto ließ jeßt die Gebeine vieler ihm werther und verwandter Verstorbenen nach Magdeburz bringen, und neber der Editha begraben, an deren Seite er felbst einft sein Grab zu haben verlangte, Bald darauf im Jahr 961 ließ er den Körz per der heiligen Mauritius und anderer Heiligen mit großer Feyerlichkeit von Regensburg nach Magdeburg bringen. Von nun an bereicherte er das Morißkloster nicht nur mit ansehnlis then Gütern, Geschenken und Einkünften, sondern auch mit großen Dörfern, kleinen Städten und Ländereyen, indem er schon damals sich vorgenommen hatte, es in ein Erzstift zu vers wandeln. Seine immer mehr aufblühende Stadt Magdeburg gedachte er also nicht nur zur Ehre und Beschüßung seines von ihm so geliebten Sachsens zu dessen Hauptstadt, sondern auch zum Siz eines Erzbisthums zu erheben, welches er zur Aasbreitung und Erhaltung des Christenthums unter den Wenden am dftlichen Ufer der Elbe, so wie zur Ehre des heil. Mauritius zu fiften ges dachte. Als seine Soldaten auf seinem Zuge nach Italien das selbst eine dem heil. Moriß gewidmete Kirche verwüsteten, hatte er sichs schon vorgenommen, daß er demselben dafür eine andere und bessere Kirche in Deutschland wieder bauen wollte *).

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*) Ditmar ap. Leibn, Tom. I. p. 332-334. Sigeb. Gembl.

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Die wirkliche Errichtung des neuen Erzstifts zu Magde Burg muste er aber fürs erste noch mehrere Jahre verschieben, weil der Bischof Bernhard von Halberstadt sie durchaus nicht zugeben wollte, unter dessen Didces oder Kirchensprengel das mals Magdeburg und die umliegende Gegend, oder das ganze damalige Nordthüringen, von Karis des Großen Zeiten her *ftand. Bernhard ließ sich, so lange er lebte, durch keine Vorstellung, durch keine Bitten bewegen, von seiner damals so weits Täuftigen Disces, und von seinen bischöflichen Rechten und Einkünften, noch weiter irgend etwas abzutreten; nachdem er die Stiftung des Morißklosters bewilligt, dessen unmittelbare Abhängigkeit vom Pabsie zugegeben, und demselben schon Vers schiedenes abgetreten hatte. Er behauptete nun standhaft, daß es seine Pflicht sey, sein Bisthum eher zu vergrößern, als es verkleinern zu lassen. Da er, als ein gebohrner Graf von Hads mersleben, nicht nur seines in dieser Gegend sehr begüterten und mächtigen Geschlechts wegen, sondern auch um seines Alters, feines Standes und seiner persönlichen Verdienste willen, in sehr großem Ansehen stand; so wagte es Otto nicht, jene ihm so sehr am Herzen liegende Stiftung sogleich mit Gewalt durchs zusehen. Er entschloß sich also, eine bequemere Zeit dazu abzus warten *).

Unterdeß aber war er desto eifriger bemüht, alles zur Aus, führung dieser Sache vorzubereiten. Zu dem Ende vollzog er in dieser Zeit, nach den darüber vorhandenen Urkunden, jene schon

ap. Piftor. ad a. 957. Chron. Magd, ap. Meibom. p. 274. Alb. Stadení, ad a. 971. in Schilt. fcript. rer. Germ. p.

217. 218.

Ditmar ap. Leibn. Tom. I. p. 333. Chron. Magd. ap.
Meib. Tom. II. p. 272. Alb. Kranzii Metrop. lib 3. c. 10.
Langii Chron. Citiz, ap. Piftor. Tom. I. p. 756.

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