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Otto und seine Gemahlin hatten bey der Anlage und der fo vorzüglichen Begünstigung des Morißklosters zu Magdeburg, gewiß auch die Aufnahme und den Flor dieser Stadt selbst zur Absicht. Denn die Anlage und Begünstigung der Klöster war zu jenen Zeiten ein sicheres Mittel, den Anbau und die Bevdle kerung eines Drts zu befördern, indem dadurch eine Menge Menschen herbey gezogen wurden, welche theils dabey zu arbeis. ten hatten, theils ihre Andacht daselbst verrichten, oder des Schus kes derselben genießen wollten. Deswegen fand sich auch bey dem Morißkloster zu Magdeburg bald eine Menge Leute ein. Die daselbst für vornehme junge Leute und künftige Geistliche angelegte Schule zog ebenfalls viele Menschen dahin. Dies Kloster bekam zu seinem ersten Abt einen für damalige Zeiten sehr geschickten und gelehrten Mann aus dem Kloster Maris mian bey Trier, Namens Hanno, der hernach Bischof von Worms ward. Dieser brachte auch gleich eine hinlängliche Ans zahl ausgesuchter und geschickter Mönche aus dem Kloster Mas ximin mit nach Magdeburg, und es wurden ihm bald viele Jünglinge von vornehmen Stande, ja zum Theil vom königlia, chen Geschlechte, zum Unterrichte und zur Erziehung für den das mals so sehr geachteten geistlichen Stand anvertraut.

Dies Kloster zu Magdeburg, dessen Mönche etwa 30 Jah, re nachher, bey Stiftung des Erzbisthums nach Kloster Bergen verseßt wurden, ward daher auch bald eine ergiebige Pflanzschule von Bischöfen, Aebten und andern vornehmen Geistlichen der Damaligen Zeit *).

Mags

Stapel Unfug. Num. 1181-1186. 1536-1594. Mei
bom. Tom. I. p. 739-742.

Chron. Magd. ap. Meib. Tom. II. p. 270. 271. Chron.
Berg ibid. Tom. III. p. 291. 292. Magdeb. Schöppen Chros
nik, ein plattdeutsches Manuscript aus dem 14ten Jahrh.

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Magdeburg hat unstreitig seine Aufnahme und Bevölker rung diesem Kloster mit zu verdanken. Schon vom Jahre 937 an hatten Otto und Editha die Stadt besser anzubauen, zu bevölkern und in Aufnahme zu bringen gesucht *). Sobald Editha nach ihrem Wunsche die Erlaubniß von ihrem Gemahl erhalten hatte, Magdeburg zu einer ansehnlichen Stadt und zu ihrer Residenz zu machen, ließ sie sogleich zur Wiederhers stellung und Erweiterung des fast noch ganz wüste liegenden: Orts Anstalten machen. Sie fuhr selbst um die Stadt herum, und bestimmte die Größe derselben. Sie ließ auch nach alter Gewohnheit einen Pflug um die Stadt ziehen, um den Umkreisderselben, und die Stellen, wo Wålle, Mauern und Thore angelegt werden sollten, zu bezeichnen. Doch bekam die Stadt, besonders gegen Norden zu, bey weiten noch nicht den Umfang und die Größe, welche sie jetzt hat. Die alte Stadtmauer ges gen Norden ging an dem ehemaligen Barfüßerkloster oder an der jeßigen großen Stadtschule, und an dem neuen Fleischscharrn · vorbey, hinter den Häusern und Gårten der großen Petersstraße weg, nach der Stephansbrücke und nach der Elbe zu. Von da ging die Mauer Morgenwärts an der Elbe über dem Knochen, hauer, Ufer weg, nach dem Johanniskirchhofe zu. Gegen Abend ging die Mauer von dem Barfüßerkloster nach dem Mars stalle und nach dem Ulrichskirchhofe hin. Bon diesem anges führter Gang der alten Stadtmauer sind noch hin und wieder Spuren vorhanden. Die Kirchspiele zu St. Catharinen, Pes tri und Jacob sind erst in spåtern Zeiten, im 13ten Jahrhuns dert angebauet worden.

Man fing nun an, die Mauern und Thore der Stadt zu bauen, wiewohl die ganze Stadtmauer erst lange nachher,

*Chron, Mindenfe ap. Meibom. Tom. I. p. 559.

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nämlich im Jahre 1022 völlig fertig ward. Otto verlieh der Stadt das Marktrecht, bestimmte den Marktplaß, und ordnete Jahrmärkte an, um Kaufleute herbey zu ziehen, und den Han del in Flor zu bringen. Er muß auch gleich einen Zoll zu Mag. deburg angelegt, oder ihn vorgefunden haben, da er ihn schon im Jahre 937 dem Moritkloster schenkte. Besonders aberscheint er mit seiner Gemahlin in den Jahren 939 und 940 viel für die Wiedererbauung, Erweiterung und Aufnahme Magdés burgs gethan zu haben. Dies ist wohl der Grund, warum einige alte Schriftsteller die Erbauung der Stadt, oder viels mehr ihre Wiedererbauung und Erweiterung in das Jahr 939 oder 940 setzten. Daß sich Otto in dieser Zeit viel zu Magdes burg aufhielt, beweisen mehrere Urkunden, welche es auch wiederholt anführen, daß Magdeburg das Leibgeding oder das Hochzeitgeschenk der Editha war. Otto hatte ihr auch das alte Burggrafenschloß zu Magdeburg geschenkt, welches da stand, wo jekt das Marien Magdalenen Kloster liegt, und wo man lange nachher noch Ueberbleibsel davon gesehen har. Der das malige Burggraf oder Graf Thietmar d. i. Ditmar, dessen Grafschaft in den Diplomen öfters angeführt wird, war damals entweder gestorben, öder hatte das Schloß freywillig abgetreten. Vielleicht war dies, oder vielmehr der königliche Hof neben dem Morißkloßter die gewöhnliche Residenz der Editha bis an ihren Tod, und der königliche Pallast zu Magdeburg, dessen in den Urkunden vom 2.9ften Januar 946 und vom 8ten July 965 Eri wehnung geschieht. Da sie sich nun seit dem Regierungsans tritte ihres Gemahls gewöhnlich zu Magdeburg aufhielt, und eine so große Liebe für diese Stadt hegte; so ließ sie es derselben bey ihrem so allgemein gerühmten gutmüthigen, menschenfreunds lichen und wohlthätigen Charakter, gewiß an Gnadenbezeugun. gen und Wohlthaten nicht fehlen. Ohne Zweifel verschaffte sie der Stadt auch vorzügliche Rechte und Privilegien von ihrem

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Gemahl, womit er besonders im Jahr 940 die Stadt begnadigt haben soll. Diesen der Stadt ertheilten Privilegien und Freys heiten wird es ausdrücklich zugeschrieben, daß sich bald eine gros ße Menge Einwohner in der Stadt einfand, daß dieselbe so unglaublich schnell empor kam, und sich so bald zu einem blühen, den Wohlstande erhob *).

Die Urkunden aber über diese von Otto dem Ersten der Stadt Magdeburg ertheilten Rechte und Privilegień sind nicht bis auf unsere Zeiten gekommen. Denn daß das berühmte Privilegium Ottonicum, welches man in dem sogenannten Sachs senspiegel, einer Sammlung von Rechtssprüchen des vormaligen berühmten Magdeburgischen Schöppenstuhls, und in verschiedes nen handschriftlichen und gedruckten Chroniken findet, nicht ächt sey, und seiner Schreibart sowohl als seines ganzen Inhalte wes gen nicht aus den Zeiten Otto des Ersten herrühren könne, ist im vorigen Jahrhunderte nach langem Streite mit unwiderlegs lichen Gründen bewiesen worden. Im Westphälischen Frieden ward sogar die kaiserliche Erneuerung und Beståtigung dessels Ben, und damit der Stadt Magdeburg gewissermaßen die Rechs te einer freyen Reichsstadt versprochen, wenn dessen Aechtheit irs gend bewiesen werden könnte. Daher gab sich damals noch der berühmte Erfinder der Luftpumpe, Otto von Gericke, ein Mits glied des Magistrats zu Magdeburg, alle mögliche, jedoch vers gebliche, Mühe, dessen Aechtheit darzuthun. Seit der Zeit hat man dessen Rettung und Vertheidigung gänzlich aufgegeben. Es ist nur zu gewiß, daß die wahren von Otto dem Ersten auss

gestells

*) Siegeb. Gembl. ap. Pistor, ad a. 939. Alb. Kranz. Saxonia lib. 3, c. 24. lib. 4, c. 7. Ejusd. Metropolis lib. 3, C. 10. Ejusd. Vandalia lib. 2, c. 30. Ditmar ap. Leibn. Tom. I. p. 331. Both. Chron. ap. Leibn. Tom. III. p. 307, 308. Magd. Schöppen - Chronik, p. 69.

gestellten Urkunden über die Rechte und Freyheiten Magdeburgs verlohren gegangen sind. Ihr ehemaliges Daseyn beweisen aber die wiederholten Beståtigungen dieser Rechte und Freyheiten von Otto dem 2ten, Conrad dem 2ten, und andern spåtern Kaisern, welche sich ausdrücklich auf die der Stadt schon von Otto dem 1sten verliehenen Rechten und Freyheiten beziehen. Uebrigens

find die Urkunden fast über jede dem Morikkloster und nachs her dem Erzstifte von ihm verliehene Schenkung und Begünstis gung, wenigstens in Abschrift sorgfältig aufbewahrt, und noch vorhanden, auch mehrentheils schon gedruckt.

Allein die übrigen Stände und Communen waren damals noch nicht so auf die Aufbewahrung, der zu ihrem Besten vors handenen Urkunden bedacht, als die Geistlichen und die Stifter und Klöster es in Betracht der ihrigen waren. Ueberdem wird auch dem zweyten intriganten und herrschsüchtigen Erzbischof Giseler zu Magdeburg nachgesagt, daß er verschiedene, seine Plane nicht begünstigende, Urkunden auf die Seite geschafft oder gar verbrannt habe. Vielleicht waren die Urkunden Otto des Ersten zum Besten Magdeburgs mit darunter.

Auch die damaligen Geschichtschreiber

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fast alle Mönche

und Geistliche — melden nur wenig davon, was Otto und feine Gemahlin für Magdeburg thaten, und wodurch es so schnell ems por fam. Sie waren natürlicher Weise mehr darauf bedacht, die den Stiftern und Klöstern verliehenen Schenkungen und Begünstigungen aufzuzeichnen, und das zu melden, was zum Vortheil der Geistlichen und in Beziehung auf sie geschahe; als das bestimmt und sorgfältig zu erzählen, was für andere Ståne de, und besonders auch zur Aufnahme der Stådte, und zur Bes förderung des bürgerlichen Gewerbes, der Handlung und des Ackerbaues geschah. Hierüber entwischen ihnen nur hie und da

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