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gezeichnet hat. Sie hegten beyde die größte Vorliebé für Mags deburg, und ließen sich die Wiederherstellung, Vergrößerung und Aufnahme dieser Stadt aus allen Kråften angelegen seyn. Sie gedachten dieselbe nicht nur zur Hauptstadt des ganzen Sach, · sens, sondern auch des ganzen nördlichen Deutschlandes, und zu einer der ersten königlichen Residenzstådte zu erheben. Sie sind es wenigstens, welche ihr die Stadtgerechtigkeit ertheilt, sie erweitert, sie mit Mauern zu umgeben angefangen, sie mehr und mehr bevölkert, Handel und Gewerbe darin befördert, und fie durch ihre weisen Anstalten und unablässigen Bemühungen schon bey ihren Lebzeiten zu einer der blühendsten und vetkreichs sten Stådte Deutschlands gemacht haben. Diese Vorliebe und Begünstigung, welche Otto und seine Gemahlin Editha für Magdeburg blicken ließen, und ihr häufiger Aufenthalt daselbst, veranlaßten es wahrscheinlich, daß diese Stadt schon damals eis ne königliche Stadt (urbs regia) genannt ward *).

Otto heirathete die Editha schon bey Lebzeiten seines Bas ters Heinrichs im J. 928, oder nach andern im Jahre 930. Es verdient wohl als eine Probe der Sitten und Denkart das maliger Zeiten bemerkt zu werden, daß der König Adelstan von England dem Otto zum Beweise seiner vorzüglichen Hochachs tung seine beyden Schwestern zuschickte, damit er sich eine davon aussuchen, und zur Gemahlin auswählen könnte. Otto wählte sich die älteste davon, die Editha. Die große Liebe und Achs tung, welche er für sie in ihrem Leben und nach ihrem Tode bez wies, so wie das einstimmige Lob und die Hochachtung, womit

die

Chron. Magdeb. ap. Meibom. Tom. II. p. 70. 275. Witich. Annal. ibid. Tom. I. p. 644. Ditmar. Merf. chron. sp. Leibn. Tom. I. p. 331. Annal. Saxo ap. Eccard. ad A. 937. p. 261.

die bewährtesten Geschichtschreiber der damaligen Zeit von ihr sprechen, sind die redendsten Beweise von dem vortreflichen Chas rakter und von den Vorzügen und Verdiensten dieser Gönnerin und Wohlthäterin Magdeburgs. Nach der Denkart damaliger Zeiten werden unter ihren Tugenden vorzüglich die Religiosität und Wohlthätigkeit ausgehoben und gerühmt *).

Sobald sie Magdeburg zu sehen bekam, gefiel ihr der Ort Sie fand dieselbe der Gegend bey London, so wie die vorbeyfließende Elbe der Themse bey London - sehr ähnlich, und glaubte sich hier in ihrem so geliebten Vaterlande zu befinden. Sie faßte daher eine große Zuneigung zu diesem Orte, und wünschte ihn zu besißen und das selbst zu residiren. Sie erhielt ihn auch zum Leibgedinge oder zum Hochzeitgeschenke als ein Gegenvermächtniß für die mitge brachte reiche Aussteuer. Damals aber war Magdeburg nur ein kleiner offener Ort, ohne Mauern und Thore, oder ein kleis ner Flecken, mehrentheils von Fischern bewohnt, deren Hütten oder Wohnungen zerstreut am Ufer der Elbe herumlagen. Ses doch war es gegen Norden mit einem wohlbevestigten Burggras fenschlosse versehen. Gegen Süden lag ein königlicher Meiers hof (villa oder curtis) darin, mit verschiedenen Gebäuden an dem Orte, wo jeht die königliche Kammer, die Möllenvoigtey und einige zum Dom gehörige Gebäude befindlich sind. Auch hatte es wohl nach der von den Hungarn und Wenden erlittenen Zerstörung schon wieder eine Kirche, und stand in Kirchensas chen unter dem Bisthum Halberstadt **). Gegen Abend ers

und besonders die Gegend ungemein.

streckte

*) Meibom, Annot, in Witich. Annal. Tom. I. p. 685. fqq. Hrosvithae Panegyr. in Ottonem I. ap. Meibom. Tom. I P. 712. 713.

**) Pfeffinger ad Vitriar. Tom. II. p. 810. Alb. Kranz. Sa xonia lib. 3, c. 24. Eiusd. Metropolis lib. 1. c. 3. et lib. 3a

!

streckte sich die Stadt damals wohl nicht über die Goldschmiede

Tischler. und Schuhbrücke gegen Mitternacht aber nicht über. die Schwibbogen, über die Spiegel und Stephansbrücke hin, aus. Diese eben genannten jeßigen Straßen der Stadt haben, wahrscheinlich ihren Namen von ehemaligen Brücken, die zur Stadt führten.

2. Nun wünsche Editha diesen Ort als ihr Eigenthum recht blühend und volkreich zu machen. Sobald also ihr Gemahl Otto 1. im Jahre 936 nach dem Tode seines Vaters König von Deutschland geworden war, brachte sie es bey ihn dahin, daß er auf dem Plage, wo jeht die Domkirche steht, im Jahre 937 ein Benediktinerkloster stiftete. Dies widmete er dem Apostel Petrus, vorzüglich aber dem heiligen Mauritius, und zugleich. dem heil. Innocentius. Mauritius war ehemals Anführer eis ner Thebaischen Legion unter dem Römischen Kaiser Maximian, im Jahre 298, und soll mit seiner Legion des Christenthums wegen zu St. Maurice im Walliser Lande niedergehauen seyn.' Von seinen Gebeinen oder Reliquien brachte Otto einen großen Theil, mit andern dergleichen Reliquien von Heiligen oder Mårs tyrern an sich. Der heil. Innocentius soll als Mitsoldat des' Mauritius zugleich mit ihm niedergehauen seyn. Mit seinen und des Mauritius Gebeinen machte König Rudolph von Burs gund im Jahre 944 dem Otto und seiner Gemahlin ein ihnen sehr werthes Geschenk, das nach der Denkart damaliger Zeiten ein recht königliches, ja göttliches Geschenk genannt wird *).

Das

c. 1o. Eiusd. Vandalia lib. 11, c. 30. Chron. Magd. ap. Meib. p. 269. Georg. Torquati Annal. p. 208.

Chron. Magd. ap. Meibom. Tom. II. p. 270. Annal. Saxo ap., Eccard p. 261. 262. Torquati Annal, in initio.

Das zu Magdeburg gestiftete Benediktinerkloster ward vom Otto gleich sehr ansehnlich dotirt, wie das noch vorhandene Diplom darüber bezeugt. Er beschenkte nåmlich das Kloster

nicht nur mit seinem in Magdeburg belegenen Hof, und mit allen dazu gehörigen Gebäuden und Låndereyen, sondern auch mit Gütern, Leibeignen und Anbauern fast in allen um Mag deburg herum liegenden Dörfern, deren Namen, welche meh rentheils mit geringer Avånderung der Aussprache noch jetzt fast, ganz dieselben sind, in den Diplomen oder Urkunden darüber, vorkommen, z. B. Fermersleben, Ottersleben, Lemsdorf, Osters weddingen, Süldorf, Buckau, Diesdorf, beyde Dodeleben, Wolmirsleben, Unseburg, Pechau, Sommern u. f. w. Mans che der damals benannten Dörfer sind aber jest nicht mehr vore handen.

Otto verstattete auch dem Convente des Klosters die freyer Wahl der Aebte aus seiner Mitte, so wie die Wahl des kldster-? lichen Gerichtshalters und Stellvertreters in bürgerlichen und› rechtlichen Angelegenheiten (Advocati.) Er verordnete, daß das Kloster unmittelbar unter seinem königlichen Schuße stehen, und daß der Abt zum Beweise davon jährlich dem Reiche ein Pferd nebst Schild und Lanze, oder zwey Måntel mit Krausen geben sollte. Das Stiftungsdiplom des Klosters ist am 21stent 3 Sept. folglich kurz vor dem Mauritiustage im Jahr 937 ju Magdeburg datirt, wo sich Otto also damals aufhielt. Seine Schenkungen an das Kloster seßte er nun fast mit jedem Jahre z fort. Am 27ten Sept. 937 schenkte er dem Kloster den gans zen Zoll, der zu Magdeburg schon angelegt war, oder künftig noch angelegt werden würde. Am 11ten October 937 schenkte er zy Dornburg in Thüringen dem Kloster viele Freygelassene, Colonisten und Leibeigne in den benachbarten Dörfern und Vors werken. Noch eine größere Anzahl derselben schenkte er dem Kloster

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Kloster am 7ten Jun. 939, da er wieder zu Magdeburg war, and bestätigte das Recht der freyen Wahl des Abts und des Advocati. Im Jahr 941 am 28sten Mårz bey seinem abers maligen Aufenthalte zu Magdeburg bestätigte er dem Kloster die fhon vor 4 Jahren geschehene Schenkung aller Zolleinkünfte zu Magdeburg, und schenkte demselben nun auch seine sämmtlichen Einkünfte von der daselbst angelegten Münze, desgleichen am 6ten August dieses Jahres noch zu Magdeburg einige seiner Güs ter in der Nachbarschaft zur Bewirthung armer Pilger im Klos fter, und am 12 ten Februar 944 verschiedene von einem Vasal Jen Eberhard eingetauschte Güter. Im Jahr 946 am 29sten San. übergab er im königlichen Pallast zu Magdeburg dem Kloster alles, was er Eignes an Gütern in den Dörfern Unses burg, Borne, Bischdorf u. a. besaß. Noch in demselben Jahs re, am 29sten Jul. oder vielmehr schon am 23sten April 941 fchenkte er gleichfalls zu Magdeburg dem Kloster eine Menge Güter und liegende Gründe in der Nähe von Magdeburg, so wie die Volkskirche (ecclefia popularis) in der Stadt, welche er insgesammt von dem Bischof und der Stiftskirche zu Hals Berstadt eingetauscht hatte. Diese Volkskirche oder Stadtkirche, die bisher unter dem Bisthume Halberstadt gestanden hatte, würs be gewiß in der Urkunde nach einem Heiligen genannt seyn, so wie die Stiftskirche zu Halberstadt darin die Kirche des heiligen Stephan genannt wird, wenn sie damals schon einem Heiligen oder dem heil. Stephan gewidmet gewesen wäre. Daß sie also wohl nicht die alte Stephanskirche, sondern eben die war, wels che in der Folge die Kirche der Kaufleute, auch die Marktkirche Heißt, und die endlich dem Evangelisten Johannis gewidmet ward, ist schon angeführt *).

Otto

Sagittarii hiftor, duc. Magdeb. in Boysen hist. Magaz.
Th. 1. S. 73-82. D. Benjamin Leubers Magdeb.

Stas

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