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ders nahe zusammenliegende villae oder Landgüter der Großen, desgleichen manche auf dem Lande liegende Klöster, welche schon hin und wieder Meitenlange Eindden und Wüsteneyen in fruchtbares Land umgeschaffen hatten, z. B. Fulda verwan delten sich auch nach und nach in Städte; indem sich die soger nannten Liti oder Lüde d. i. die vielen dazu gehörigen Leute, oder Freygelassenen, coloni und Handwerker um dieselben ans baueten und immer stärker vermehrten, und indem man dann endlich alles mit Mauern oder Wällen und Graven umgab, Auch an den Burzen oder Schlössern bauete man sich der Sis cherheit wegen immer mehr an. So erschuf die Noth und Heins richs Genie und Thätigkeit unter den Deutschen, und besonders unter den Sachsen, einen neuen Stand, der in der Folge

so viel, nicht nur zur Beförderung des Handels, der Künste und aller Gewerbe, sondern auch der Geisteskultur beygetragen, und Deutschland gewissermaßen eine ganz veränderte und verbesserte Gestalt gegeben hat, - nämlich den Bürgerständ. Bis dahin wußte man nur von Adelichen, Freygebohrnen, Freyges lassenen und Leibeignen unter den Deutschen. Der Zustand der Leibeigen ward zugleich mit dem Aufkommen des Bürgers standes weit erträglicher. Denn bis dahin war er äußerst traus rig, wenn die Leibeignen nicht etwa gutdenkende, menschliche Herren hatten; indem sie der Willkühr ihrer Herren gänzlich überlassen waren. Karl' der Große wollte sie zwar auf seinen eignen Meierhöfen gut gehalten wissen *). Aber sonst findet man in den Kapitularien oder den Landesgesehen der Karlinger auch nicht eine einzige Verordnung zu ihrem Besten. Selbst die neuen Anbauer (coloni) hatten wenig vor den Leibeigenen voraus. Sie waren, wie ihre Kinder, auf das Gut, worauf

*) Capit. de villis ap. Baluz. Tom. I. p. 331, Gesch, v. Magdeb. 1. B.

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fie sich niederließen, gebannt, oder daran gebunden, (glebae adfcripti) konnten nicht nach ihrem Willen heirathen, und wurden nicht viel weniger, als die Leibeignen, mit Frohndiensten und Zinsen belastet. Doch konnten sie Eigenthum haben, und über ihr Erworbnes nach Willkühr gebieten. Es wurden ihnen Ger hölze und Haiden zum Urbarmachen in Erbpacht gegeben, wos von sie nur eine vestgeseßte måßige Portion Getraide ablieferten. Nachdem aber so viele Das Uebrige war ihr Eigenthum. von den Freygebohrnen und Freygelassenen sich in die neuanges legten Stådte begeben hatten, sahe man sich endlich genöthigt, seine Aufmerksamkeit und Fürsorge auch auf die Leibeignen und Anbauer zu richten, und ihren Zustand zu verbessern, wenn man sie behalten, oder sich neue verschaffen wollte.

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Nachdem Heinrich nun zu dieser großen Verånderung der Dinge unter den Deutschen, besonders in seinen eigenthümlis chen Herzogthümern, Thüringen und Sachsen, durch obgedachs te Anstalten einen so guten Grund gelegt hatte; so benußte er die Zeit des Waffenstillstandes mit den Hungarn auch noch das zu, daß er von 926 an ihre Freunde und Bundesgenossen, die Wenden oder Slaven bekriegte, welche nicht mit in den Waffens stillstand begriffen waren. Durch diesen Krieg entzog er nicht nur den Hungarn den bisher von den Wenden erhaltenen Beys stand; sondern führte auch seine Soldaten, die er bisher in der Kriegskunst geübt hatte, nun zum wirklichen Kriege an, und lehrte sie den Feind bekämpfen und besiegen. Zuerst griff er die Heveller an, d. i. die an der Havel, im jeßigen Jerichauischen Kreise und in der Mark bis an die Spree hin, wohnenden, Wenden, schlug sie in verschiedenen Treffen, rückte mitten im Winter vor ihre Hauptstadt Brennaburg oder Brandenburg, lagerte sich auf dem Eise, und zwang die Stadt bald durch Hunger, Kålte und Gewalt der Waffen zur Uebergabe.

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Im Jahre 927 griff Heinrich die rebellirenden Dalminzier an, ein anderes Wendisches oder Slavisches Volk in Meissen, das er schon einmal, ehe er König ward, vor zehn Jahren übers wunden, und das eigentlich die Hungarn nach Sachsen geführt hatte. Er eroberte ihre Stadt Grona, und ließ alles was mannbar darin war, niedermachen, die Knaben und Mädchen aber gefangen wegführen. Er legte nun in ihrem Lande das Schloß und die Stadt Meissen an, um sie künftighin beffer in der Unterwürfigkeit zu erhalten. Und bald wurden diese, so wie die übrigen Sorben Wenden zwischen der Eibe und Saale, ein Volk mit den Sachsen, und dadurch auf immer für Deutschs land gewonnen. Er überwand alsdann die Milzier in der Lausih; fiel im Jahr 928 auch in Böhmen ein, und nöthigte dessen Fürsten Wenzeslaus sich mit seiner Hauptstadt Prag ihm zu ergeben. Auch die damals so sehr gefürchteten überall sies genden Normånner oder Dånen griff er in ihrem eigenen Lans de an, nahm ihnen Schleswig, eine schon zur Zeit Karls des Großen berühmte Handelsstadt, weg, und machte es zur Vors mauer Deutschschlands. Die Rhedarier, ein Wendisches Volt in dem jeßigen Mecklenburg, das mit einer großen Macht ges gen ihn zu Felde zog, und auch andere Wendische Völker zur Empörung gegen ihn verleitet hatte, wurde von seinen Generalen in einer großen Schlacht bey Lunkini oder Lenzen überwunden, und sich ihm wieder zu unterwerfen genöthigt.

Nachdem er sich so überall den Rücken gesichert, seine Deutschen an Krieg und Sieg gewöhnt, und sich auf alle Art zum Kriege mit den damals so furchtbaren Hungarn vorbereitet und gerüstet hatte; so ließ er den Waffenstillstand mit ihnen zu Ende gehen, und verweigerte ihren Gesandten den verlangten Tribut, so wie die gewöhnlichen Geschenke. Seine Unterthas nen versprachen ihm auch in feyerlicher Versammlung allen mög, Ci

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lichen Beystand zu diesem Kriege. Aus ganz Deutschland zogen ihm Truppen zu, die er zu Magdeburg gemustert haben soll.

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Als nun die Hungarn mit zweyen Heeren, jedes von 60,000 Mann, Sachsen und Thüringen wüthend anfielen; sø fanden sie alles ganz verändert, wurden überall mit großem Verluste in die Flucht geschlagen, nur wenige von ihnen kamen in ihr Vaterland zurück, und sie unterstanden sich bey Heins richs Lebzeiten nicht wieder, Deutschland zu beunruhigen. Als fie gleich nach seinem Tode unter Otto I. es wagten, bis Stes dernburg an der Bode und bis an den Drömling vorzudringen, wurden sie abermals so geschlagen, daß wenige davon tamen *).

Da nach der Bezwingung der Wenden und nach der Besiegung der Hungarn, in Sachsen alles wieder ruhig und sicher war; so scheint auch das von den Hungarn und Wenden verwüstete Magdeburg einigermaßen wieder aufgebauet zu seyn. Wenigstens wurden doch wohl die Burg und der Kaiserliche Hof darin wieder aufgeführt, um welche sich auch wohl bald wieder einige Einwohner, besonders Fischer, angebauet haben. So sehr auch Heinrich den Anbau und die Aufnahme der Städte zu befördern sich bemühte; so scheint er doch durch seis nen im Jahre 936 erfolgten Tod daran verhindert zu seyn, fich Magdeburgs Aufnahme ernstlich angelegen seyn zu lassen, ob er gleich einen eignen herrschaftlichen Hof oder ein Gut (curtem, villain) daselbst hatte, und der Ort sowohl zum Handelsplaß als auch zur Vestung vorzüglich gut gelegen war.

Unterdeß

hatte

Witichind. ap. Meibom. p. 639-641. 644. 645. Sigeb. Gembl. ap. Piftor, ad ann. 930-934. Ditmar. Merf. ap. Leibn. Tom. I. p. 316. 327. 331. Helmold. Chron. Slavor. ap. Leibn. Tom. II. p. 544. Adam, Brem. hift. eccl. ap. Lindenbrog. p. 14. Annalista Saxo ap. Eccard. ad a. 926 934.

hatte er doch durch seine weisen und thätigen. Anstalten zum Anbau, zur Aufnahme und Bevölkerung der Stådte in Sachsen, so wie durch seine Stiftung und Begünstigung des Bürs gerstandes, schon alles vorbereitet, was auch Magdeburgs Aufnahme befördern konnte. Daß er aber daselbst vor der Stadt, auf der Elbinsel, der Werder genannt, das erste Turnier oder Ritterspiel im Jahr 935 gehalten habe, ist wohl eine in spåtern Zeiten erfundene Fabel, da sie sich auf keine gleichzeitige Nach, richt, sondern nur auf verdächtige Zeugnisse aus dem 14ten und Isten Jahrhundert gründet. Man muß die von Heinrich ans gestellten Waffenübungen seiner Soldaten, besonders im Krieges dienste zu Pferde, nicht mit den spåter gewöhnlich gewordenen Turnieren verwechseln.

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Drites Kapitel.

Snelles Emporkommen und Flor Magdes burgs unter Otto dem Großen bis zu seinem Tod, vom J. 936-973.

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Ganz vorzüglich aber hat sich Heinrichs Sohn und Nach, folger, der Deutsche König, und nachherige Römische Kaiser, Otto der Erste oder der Große um Magdeburg verdient gemacht. Er selbst sowohl, als auch seine erste Gemahlin Edis tha,.Tochter des Königs Eduards, oder, wie ihn andere nennen, Edmunds, und Schwester des Königs Adelstan, von England, - sind gewissermaßen als die ersten Stifter und Urs heber des blühenden Wohlstandes und des Glanzes anzusehen, wodurch sich diese Stadt schon vom 1oten Jahrhundert her auss

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