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Der Handel zu Magdeburg mit den Wenden muß also in dies sem Jahrhundert unter den Karolingern fortgedauert haben. In diesem Zeitraume versuchten die von Karl besiegren und zins. bar gemachten Wenden oftmals sich der Oberherrschaft der Frans ten oder Deutschen wieder zu entziehen, und wagten deshalb mehrere Empörungen und Einfälle in Sachsen und Thüringen. Man findet aber nicht, daß sie sich damals auch nach Magdes burg gewagt und es angegriffen oder zerstört håtten. Der deuts sche König Conrad I. aus Franken, welcher auf die Karolinger øder Nachkommen Karls des Großen folgte, und vom Jahre 911 bis 919 regierte, soll Magdeburg einer aus Polen und den Bendischen Ländern geflüchteten Königin Rira geschenkt has ben *). Es war aber auch noch im 9ten bis ins 10te Jahrhundert phne Zweifel nur ein kleiner unbedeutender Handelsort, wels cher der benachbarten unruhigen und räuberischen Wenden wes gen wohl schon etwas bevestigt, oder doch mit einem bevestigten Schlosse oder einer Burg versehen war, worin der kaiserliche Aufseher über den Handel (millus,) und auch wohl schon ein kaiserlicher Burggraf øder ordentlicher Statthalter, (comes) ihs ren Sih hatten. Ueberhaupt war das damalige ganze Sachs senland immer noch arm an Stådten, ja fast ganz leer davon. Karl der Große und seine Nachkommen waren noch nicht auf Anlegung und Erbauung oder Vergrößerung der Städte bes bacht, hielten sich auch gewöhnlich nicht darin auf, sondern resis birten auf ihren villis oder Landgütern, worauf man alles im Ueberfluß bey einander zu haben bemüht war, was man sich damals irgend für die Bedürfnisse und Bequemlichkeiten des Les Bens zu verschaffen wußte. Man findet daher auch in Karls Kapitularien, pder Verordnungen seine Landgüter betreffend, eis

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Cromerus de reb. Polon, lib. IV. init.

ne lange Reihe von Feld und Gartenfrüchten angeführt, die darauf gebauet werden sollten. Es befanden sich sogar allerley Handwerker und selbst Künstler auf denselben. Man dachte schon auf mancherley Anlagen, die nicht nur zur Wirthschaft, sondern auch zur Bequemlichkeit und zum Vergnügen dienten. Man muß erstaunen über die Menge von Viktualien und ans” dern Lebensbedürfnissen, die nach Karls Vorschrift auf seinen Landgütern vorräthig seyn mußten, und über die Menge von Dingen, worüber Karl eine jährliche Berechnung von den Vers waltern seiner Güter verlangte *). Man siehet zugleich hiers aus, wie sehr die Cultur des Bodens und der Ackerbau in Deutschland schon damals zugenommen hatten, und welch eis nen vortheilhaften Einfluß dies in den Handel der damaligen Zeit haben mußte. Jeßt konnten die Deutschen schon allerley Produkte ihres Handels und ihres Kunstfleisses, selbst Waffen, und nicht mehr wie ehedem blos im Kriege erbeutete Güter oder Sklaven ihren Nachbarn zum Verkauf bringen. Der Handel gab daher auch Gelegenheit, daß in dieser Zeit, so wie von Magdeburg, so auch von manchen andern Städten die erz ften Anlagen entstanden. Bardowik, Erfurt, Hallo star vielleicht Halberstadt oder Alstett in Thüringen, waren schon neben Magdeburg im nördlichen Deutschlande als Hane delsörter bekannt. Auch Hamburg nahm unter Karl dem Gros) Ben seinen Anfang, wenn es nicht vielleicht schon vorher ein Flecken oder offener Ort war. Ob es gleich in dieser Zeit oft von Dånen und Wenden zerstört ward; so blühte es doch im mer herrlicher wieder auf, besonders nachdem ein Erzbisthum, das in der Folge nach Bremen kam, daselbst errichtet, und viels leicht auch die Waarenniederlage dahin verlegt ward, welche zu

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Karls

*) Capit. de villis ap. Baluz. Tom. I. p. 331.

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Karls Zeiten zu Scheßla oder Asch zela war *). Dies ist Höchst wahrscheinlich Eßlingen, welches im Mittelalter an dem Orte lag, wo man jest den sogenannten Tollenspicker in den Vierlanden bey Hamburg findet. Die damals nach der Verbreitung des Christenthums im nördlichen Deutschlande ans gelegten Bisthümer und die neuerbauten mehrentheils schon mit Mauern versehenen Klöster, so wie manche Billen oder Lands güter und Meierhöfe der Vornehmen, bey welchen sich nach und nach immer mehrere Anbauer einfanden, gaben ebenfalls Geles genheit zu den ersten Anlagen mancher Städte in dieser Zeit. So veranlaßte z. B. das Kloster St. Ludgeri die Anlage von Helmstådt. Unter andern soll auch Braunschweig von einem Var terbruder, Königs Heinrichs des ersten, Namens Bruno, um diese Zeit erbauet seyn, und von ihm den Namen (Brunonis vicus) bekommen haben. Man bauete jezt auch nicht mehr, wie ehes dem, blos mit Holz und Erde oder Lehm, sondern schon mit Steinen und Kalk, wodurch ebenfalls der Anbau der Städte befördert und erleichtert ward. Allein die Deutschen und beson ders die Sachsen konnten doch nicht eher Geschmack an dem Aufenthalt in verschlossenen Städten finden, dachten auch nicht eher auf den Anbau mehrerer Städte und auf Vergrößerung, Bemauerung und bessere Bevölkerung der schon vorhandenen Städte, als bis sie die dringendste Noth dazu zwang.

Diese Noth entstand durch die grausamen alles verheerens den Einfälle der Hungarn in Deutschland, und besonders auch in Sachsen, vom Jahre 900 an. Die Deutschen konnten sich mit ihrer schweren Waffenrüstung gegen die schnellen Anfälle und Pfeilschüsse der zu Pferde angreifenden und fechtenden Huns

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*) Annalista Saxo ad ann. 804. Capit. 11. anni gos, tit. 7. ap. Baluz, Tom. I. p. 425.

garn auf keine Weise wehren, noch dieselben von ihren Grenzen abhalten. Sie erlitten vielmehr eine harte Niederlage nach der andern von den Hungarn, und diese plünderten und verwüsteten Deutschland zu wiederholten Malen fast von einem Ende zum andern. Nichts, konnte ihnen Wiederstand leisten, als beves stigste oder mit Mauern versehene Derter, welchen sie mit ihren. schnellen Pferden und Pfeilschüssen nichts anhaben konnten.

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In Verbindung mit den Wenden oder Slaven thaten fie unter andern im Jahr 923 und 924 einen Einfall durch Fran fen und Thüringen in Sachsen, da ihnen der Deutsche König Heinrich I. den geforderten Tribut nicht geben wollte. durchstreiften ganz Sachsen, tödteten eine Menge Menschen, verheerten und verwüßteten überall Städte, Flecken und Klöster, und sollen damals auch Bremen und mit ihren Bundsgenossen den Wenden oder Slaven, auch Magdeburg zerstört haben. Beym Rückzuge der Hungarn in ihr Vaterland aber überfiel sie der bisher krank gewesene König Heinrich, und nahm einen ih rer vornehmsten und beliebtesten Anführer gefangen. Um dies sen aus der Gefangenschaft zu befreien, mußten die Hungarn eis nen Waffenstillstand von 9 Jahren eingehen und sich von ihren Bundesgenossen, den Wenden, trennen.

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Diese Zeit benußte Heinrich nicht nur, um seine Sachsen in den Waffen, besonders im Kriegsdienst zu Pferde zu üben, sondern er legte auch verschiedene Städte in Sachsen an, wovon Merseburg, Goslar, Quedlinburg, Meissen, ausdrück,. lich genannt werden, bevestigte sie mit Mauern, Wällen und Gråben, ließ Tag und Nacht an ihrer Aufbauung arbeiten, and brachte es endlich mit vieler Mühe dahin, daß die Sachsen, sowohl zu ihrer Sicherheit als zur Vertheidigung ihres Landes und ihrer Güter gegen die Hungarn, zum Theil in verschlosse, nen Städten zu wohnen sich gefallen ließen. Hierzu wählte er

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Den 9ten Mann unter den zum Kriegsdienste verpflichteten Eis genthümern oder Güterbefißern vom Lande aus. Diese sollten nun die Städte vertheidigen, und für die übrigen, welche das Land baueten, Wohnungen bereit halten, auch den zten Theil der Feldfrüchte in Verwahrung nehmen, damit sie zur Zeit der Noth Zufluchtedrter und Unterhalt fånden. Er verordnete auch, daß alle feierlichen Zusammenkünfte und Gastmåler in den Städten gehalten werden sollten, um Handel und Gewerbe zu gründen und in Aufnahme zu bringen. Und da er bey eix nem für ihn unglücklich ausgefallenen Angrif der Hungarn durch seine Flucht in die Stadt Bichin Freyheit und Leben gerettet hatte; so verlich er aus Ueberzeugung von der Wichtigkeit und dem Nußen der Stådte, und aus Dankbarkeit, den Einwohnern der Städte mehr Ehre und Ansehen, als sie bisher gehabt hatten, machte sie, folglich auch die Freigelassenen unter-ihnen, den Freigebohrnen gleich, und gab ihnen ansehnliche Ehrens stellen *). Ja nach und nach gab man den Städtebewohnern mehrere Freyheiten und Vorzüge als den Landleuten, um die neuangelegten Stådte desto eher zu bevölkern. In die Stådte begaben sich von nun an auch die mehresten freygebohrnen oder freygelassenen Künstler und Handwerker vom Lande, welche jes der Güterbesitzer sich bisher fast für jedes Bedürfniß auf seinen villis oder Landgütern gehalten hatte, und welche größtentheils Leibeigene gewesen waren. So nahm die Anzahl und Bevölkés rung der Städte im Kurzen sehr zu in Sachsen. Viele, beson,

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ders

* Witich. Annal. ap. Meibom. p. 638. 639. Ditmar ap. Leibn. Tom. I, p. 327. 328. Siegeb. Gembl, ap. Piftor. Tom. I. ad a. 922. 924. 925. Annalista Saxo ap. Eccard. ad a. 922. 924. 927. Engelhus. Chron. in Leibn fcript. rer. Brunsuic. Tom. II. p. 1071. 1073. Bothonis Chron. ap. Leibn. Tom. III. p. 305. Alb. Kranz. Saxonia Lib.

3, C. 12.

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