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lung. Am ersten Ostertage hielt er noch sißend und mit einer Anstrengung über Vermögen zum letzten Mal die Messe. Die zunehmenden Schmerzen ließen ihm gar keine Ruhe mehr. Da man nun alle Hoffnung zu seiner Wiederherstellung aufgeben mußte, so gab man ihm die lehte Delung, und nach dem öftern Genuß des Abendmahls endigte er als ein guter Christ sein Leben am 6ten Jun. 1134, nachdem er beynahe acht Jahr Erzbischof gewesen war, und 64 Jahr gelebt hatte. Ein alter Geschichts schreiber, der wohl mehrentheils aus gleichzeitigen Quellen schöpfte, aber nur zu sehr Lobredner der meisten Magdeburgi schen Erzbischöfe ist, macht von ihm folgende Schilderung *). Er war ein für sein Zeitalter merkwürdiger Mann, und ein vorzüglicher geistlicher Redner." (Besonders wird seine starke donnernde Stimme gerühmt, wodurch er einstmals sogar einen Wolf, der eben eine Heerde Schaafe anfallen wollte, so erschreckt haben soll, daß er auf sein Zurufen schnell davon lief). Dem Erzstifte war er noch sehr nöthig und er ward nach seinem Tode sehr vermißt. Unglückliche fanden bey ihm Zuflucht, Betrübte Trost. Er war ein Menschenfreund, aber ein Feind aller Ausschweifungen. Er ging überall andern mit seinem eignen guten ́ Exempel vor, munterte die Kleinmüthigen auf, und war nachs sichtsvoll und schonend gegen jedermann. Nur diejenigen unter den Geistlichen, die ein anstößiges und verkehrtes Leben führten, hielten ihn bey ihrer Lebensart für einen unduldsamen Harten Mann (das er aber doch auch in manchen Stücken gewesen zu seyn scheint!) und sahen besonders die Regeln seines Ordens als eine unerträgliche Last an, die schwerer als der Aetna sey. Aus Silber und Gold, oder Schäßen, worin so viele Sterbliche ihr Höchstes Glück setzen, machte er sich so wenig, daß er den reichen

*) Chron. Magd. ap. Meib. p. 328.

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Schatz der Domkirche anzugreifen kein Bedenken trug, sobalb irgend ein überwiegender Vortheil, oder die Noth, oder der Wohlstand es erforderten." Er belastete und drückte aber doch auch die unter ihm stehenden Wenden mit unerträglichen Auflas gen, vermuthlich weil er sie als Heiden keiner Schonung werth hielt. Sein Körper ward nach der gewöhnlichen Ausstellung am 6ten Tage nach seinem Tode von einigen anwesenden Fürsten, von einer unzähligen Menge Leidtragender und von den drey ges genwärtigen Bischöfen zu Meissen, Brandenburg und Havels berg, zu Grabe begleitet. Da die Domherren und die Mönche im Kloster U. L. Frauen darüber nicht einig werden konnten, ob er im Dom oder im gedachten Kloster begraben werden solle; so berichtete man die Sache an den Kaiser, der diesmal Pfings fen zu Merseburg feierte. Dieser entschied endlich fürs Kloster U. L. Frauen, wo er auch mitten in der Klosterkirche unter dem Kreuzaltare abendwärts neben dem Erzbischof Heinrich begraben.

ward *).

Seine Gebeine wurden am 23sten Nov. 1626 im 30jåh; rigen Kriege kurz vor der Zerstörung Magdeburgs auf Befehl Kaisers Ferdinand des zweyten, durch den Abt des Pråmonstras tenser Klosters zu Strahov bey Prag, von Questenberg, den kaiserliche Soldaten begleiteten, aus ihrer Gruft weggenommen. und mit großer Feierlichkeit und Devotion in gedachtes Kloster Strahov bey Prag gebracht, wo sie noch jeßt dufbewahrt und verehrt werden. Es entstand aber bald nachher Streit darüber, ob man nicht, 'anslatt Norberts Gebeine, die Gebeine des neben ihm begrabenen Erzbischofs Heinrich des ersten aus ihrer Gruft ausgehoben und nach Prag gebracht habe. Norbert ward im. J. 1215 vom Pabst Innocenz dem dritten in die Zahl der Heilis

gen

*) Chron. Magd. ap. Meib. p. 327. 328. Rob. de Monte ad a. 1134. p. 624. Annalista Saxo. p. 667.

Seine feierliche

gen aufgenommen, oder doch selig gesprochen. und Sffentliche Canonisation oder Heiligsprechung aber erfolgte auf Verlangen des Prämonstratenser Ordens erst im J. 1582 vom Pabst Gregor dem dreizehnten, der den Festtag des heil. Norberts auf seinen Sterbetag den 6ten Jun. ansehte. Pabst Urban der achte aber verlegte ihn im J. 1628 auf den 11ten Jun. Norbert war auch Schriftsteller und hat im theologischen Fache Verschiedenes geschrieben, wovon aber außer einer kurzen Rede nichts auf unsere Zeiten gekommen ist *).

II. Geschichte Magdeburgs unter dem vierzehnten Erzbischof Conrad dem sten v. J. 11341142,

Dieser Erzbischof stammte her aus der vornehmen Sächsis schen Familie der Herren von Querfurt. Er war ein naher Verwandter des Kaisers Lothar. Seine Mutter war aus dem Geschlechte der Herren von Ammensleben. Er ward schon uns ter dem Erzbischof Adelgot Domherr zu Magdeburg, and hatte sich unter dessen Leitung frühzeitig fowohl durch seine Kenntnisse, besonders in der damaligen Philosophie, als auch durch ein sehr anständiger Betragen ausgezeichnet. Nach Adelgots Tode und unter Erzbischof Rotgers Regierung wuchs bey zunehmenden Jah, ren und bey so manchen vorzüglichen Eigenschaften sein Ansehen und sein Einfluß immer mehr, zumal da er nicht nur durch den Antritt der väterlichen Erbschaft zu sehr ansehnlichen äußern Vers mögensumstånden gelangte, sondern sich auch durch persönliche Vorzüge zu empfehlen und sich besonders bey seinen Collegen bes liebt zu machen wußte. Daher fiel nach Rotgers Tod die Wahl der Geistlichkeit sowohl als der weltlichen Herren und des Volks

fast

Sagitt. hiftor. Magd. 1. c. p. 22-39. Leukfeld Antiquit. Praemonftr. de monaft. S. Marine. p. 20- 27. et de inonaft. gratia Dei p. 18. not. hh.

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-

fast einstimmig auf ihn. Sie wäre auch gültig geblieben, wenn
nicht der Abt Arnold vom Kloster Bergen, der damals beym
Domkapitel viel vermochte, nebst dem Domprobst Friedrich_fich
berselben widerset, und wenn nicht die Vorsehung ihn für eine
schicklichere Zeit zur erzbischöflichen Würde bestimmt gehabt hätte.
Er ward wirklich eine Zeitlang für rechtmäßig erwählt angeseż
hen. Da aber die Gegenparthey nicht nachgab, ob sie gleich
nichts weiter gegen ihn einzuwenden wußte, als daß er nach den
canonischen oder geistlichen Rechten noch nicht Bischof oder gar
Erzbischof werden könne, da er erst Subdiaconus sey, To
ward die Sache dem Kaiser Lothar zur Entscheidung überlassen.
Mehr auf dessen Rath, als auf seinen Befeht, trat nun Concad
freiwillig zurück, und Norbert ward also damals Erzbischof.
Beynahe 8 Jahre nachher, als Norbert mit Tode abgegangen
war, ward Conrad abermals von den geistlichen und weltlichen
Wahlherren gewählt, und nun auch vom Kaiser Lothar, seinem
Vetter, bestätigt, der damals gerade am Peter, Paulsfeste den.
2ysten Jun. zu Magdeburg gegenwärtig war.
Als Erzbischof
vermachte er dem ihm anvertraueten Erzstifte 8 Hufen Land in
dem Dorfe Uhrsleben, und außerdem noch einen kleinen Hof das
selbst mit 4 dazu gehörigen Hufen Landes *).

Im J. 1135 am 6ten Jan. bestätigte er die Schens fung verschiedener Güter der Wittwe des Grafen Rudolphs von Stade und seiner Kinder an das Kloster zum Neuen, werk ben Halle. Dies waren 3 Hufen und 2 Höfe zu Gims rih, 16 Höfe und 16 Hufen zu Laublingen, 2 Hufen und 2 Höfe zu Gndlbs, 1 Hof zu Mukrene und 1 Hof zu Poplik. Um diese Zeit weihere er auch das von Adelgot geftiftete,

nun

*Chron. Magd. ap Meib. p. 318. Chron, Mont, fer. ap. Menken p. 174. ad a. 1134. Annal. Saxo, p. 667. Chro: nogr. Saxo, P. 290.

nun aber erst völlig fertige Kloster zum Neuenwerk bey Halle ein *).

Hier brachte er zugleich die Stiftung des Pråmonstratens fer Klosters Gottes Gnaden bey Calbe völlig zu Stande, worüber Norbert hingestorben war, und confirmirte sie. In der Urkuns de darüber vom 4ten Mårz 1135 nennt er seinen Vorgånger Norbert einen großen und unvergleichlichen Mann. Man siehet auch aus dieser Urkunde, daß der Plak, wo das Kloster Gottes Gnaden gebauet ward, so wie die Stadt Calbe, schon vorher dem Erzstifte gehörte, und daß dies ihn dem Kloster für des Grafen Otto Residenzschloß Reveningen mit dessen jährlichen Einkünften von 7 Mark Silbers abtrat. Der Erzbischof schenkte um diese Zeit auch das Dorf Gosel an der Ihle bey Burg mit allem Zubehör und einige andere liegende Gründe, an das Klos fter U. 2. Frauen zu Magdeburg. Das den Benedictinern seit mehrern Jahren eingeräumte Kloster zu Ammensleben ward von ihm in diesem Jahre erst eingeweihet **).

Der Kaiser Lothar feierte das diesjährige Pfingstfest mit großer Pracht zu Magdeburg, und hielt daselbst zugleich einen sehr solennen Reichstag, worauf die zahlreich versammleten deuts schen Fürsten vor dem Kaiser einen unverleklichen Landfrieden ges gen Einheimische und Ausländer auf 10 Jahre beschworen. Hers nach brachte man überall den gemeinen Mann in allen Gegens den des Reichs durch Zureden und Zwangemittel zu einer ähnlis chen eidlichen Zusage. Lothar hoffte bey seinem vorhabenden Zus ge nach Italien Deutschlands Ruhe während seiner Abwesenheit dadurch zu sichern. Auf diesem Reichstage zu Magdeburg wurs dent

*) Drevh. Beschr. des Saalkreises. Th. 1. p. 722. Chron. Mont. fer. p. 175.

**) Leuffeld Antiqu. Praemonftr. de monaft. gratia dei p. 17-26. item de monaft. S. Mariae. p. 70-72. Chron. Berg. ap. Meib. p. 299.

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