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nachher vom Erzbischof Wichmann, die Gewandschneider › oder Tuchscheerer Tuchhändler Innung errichtet *). Die Bremer 'tauschten auch schon um diese Zeit gegen wollene Zeuge, Paldos nes oder Faldones genannt, in Preussen das kostbare fremde Pelzwerk von Marderfellen ein, womit man die Prachtkleider fütterte, in deren Besit die Deutschen damals ihre größte Glücks feligkeit feßten, und wozu sie durch erlaubte sowohl als uners Laubte Mittel zu gelangen suchten **). Insofern der Handel das mit, so wie mit andern Waaren nicht nur auf der Ostsee und in *den Wendischen Seastädten getrieben ward; sondern von da aus nun seinen Zug durchs Wendische Gebiet zu Lande und an die Elbe, und dann ins Innere von Deutschland nahm, hatten die Magdeburger gewiß thätigen Antheil daran. Da Bischof Otto von Bamberg im J. 1124 als Missionar nach Pommern ging, fand er schon auf dem Markt zu Halle allerley kostbare und seltes ne, schöngefärbte, mit goldenen Borden versehene Tücher, wo, von er einkaufen, und zum. Geschenk für die Pommern mitneh, men ließ. Die eingekauften. Tücher und andere Sachen gingen von Halle auf der Saale und Elbe zu Wasser bis in die Havel, und dann weiter auf 450 Lastwagen zu Lande nach Pommern. Dies war ohne Zweifel der Weg, worauf die Waaren aus den Wendischen. Handelsstädten halb zu Lande, halb zu Wasser, folglich auch auf der Elbe über Magdeburg, in Deutschland eins geführt wurden. Die Schiffarth auf der Elbe und Saale war also schon im vollen Flor ***). Leinwand verfertigten die deuts schen Frauenzimmer damals schon viel, und vertauschten es ges gen fremde Waaren, wie denn der auswärtige Verkehr nicht:

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*** Vita S. Otton, Bamb. p. 80. Dreyh. Beschr. des Saals treises. Th. 1. p.667.

nur mit den Preussen, sondern auch mit andern Völkern mehrens theils in Tauschhandel bestand. Da der Flachsbau in der Gegend von Magdeburg, von jeher stark getrieben ward; so beförderte er auch in jener Zeit zu Magdeburg die Verfertigung des Leinens Jeugs und den Handel damit. Ueberdem hatten die Magdeburs ger an ihrem überflüssigen Getreide immer einen starken Hans belsartikel zum Umsag. Höchst wahrscheinlich war auch schon die Bierbrauerey im Gange, und das Bier schon damals ein Handelsartikel, der in der Følge für Magdeburg vorzüglich eins träglich ward. Schon ums Jahr 1070 ward im Magdeburgis fchen viel Hopfen gewiß auch zum Behuf der einländischen Biers brauerey gebouet *). Der Handel Magdeburgs mit den Wens den dauerte in dieser Periode ohne Zweifel fort, und vermehrte fich, weil die Wenden sich mehrentheils friedlich und ruhig hiels ten, und auch von den Sachsen bey ihren Kriegen mit den leßs ten Frankischen Kaisern in Ruhe gelassen wurden. Zu den Handelsartikeln der Wenden, die sie in Deutschland, und auch in Magdeburg einführten, kam in dieser Zeit der Hering, der damals so reichlich an den Pommerschen Küsten und hauptsächlich bey der Insel Rügen gefangen ward, daß man daselbst im J. 1124 einen ganzen Wagen voll frischer Heringe für einen Denar oder bber damaligen Groschen kaufen konnte **). Daher er auch schon in Magdeburg so reichlich zu haben war, daß Erzbischof Adelgot in der Fastenzeit täglich 100 Stück an Arme zu vertheis ken verordnete ***). Durch die son Kaiser Conrad dem zweys ten erntenerte und bestätigte Zollfreiheit und freye Straßenfahrt Burchs ganze deutsche Reich erhielt der Magdeburgische Handel forts

*) Eccard in orig. Sax. p. 59.

**) Vita S. Otton. Bamb. p. 73. Helmhold ap. Leibt. Tom, IL p. 627.

***) Chron. Magd, ap. Meib. p. 314.

Die Nachbars

fortdauernd gewiß nicht wenig Unterstüßung.
schaft reicher Bergwerke hatte ebenfalls fortdauernd einen vor,
theilhaften Einfluß in den damaligen Handel zu Magdeburg.
Zu Goslar dauerte der Bergbau vom J. 1016 bis 1105 ununs
terbrochen fort. Dann verfiel er zwar, ward aber schon 1119
wieder hergestellt.

Die Böhmischen Bergwerke waren um diese
Beit auch sehr ergiebig, und verschafften dem Lande große Reichs
thümer. Dadurch ward auch der Geldvorrath in Sachsen vers
mehrt und der Handel befördert.
Man månzte damals die

Bracteaten oder Blech- und Hohlpfennige, die zwar von reis
nem Silber aber sehr unförmlich waren. Zur Erkaufung der
Baaren brachte man sein Gold oder Silber an die Münzståte,
wo gewöhnlich auch der Markt gehalten ward, und ließ es da
vermünzen. Daher Münzrecht und Marktfreiheit gemeiniglich
mit einander verbunden find *). Magdeburg hatte beydes schon
in den ersten Regierungsjahren Otto des Großen, der seine Eins
künfte davon dem Morißkloster schenkte **). Obgleich der aus,
wärtige Handel mehrentheils in Tauschhandel bestand; so wurs
den doch auch Silber, Gold und andre Metalle damals von der
Sachsen als Waare in auswärtige Länder geführt, und gegen
andre Waaren umgesetzt. Nur die Preuffen, die damals stars
ken Handel trieben, nahmen lieber wollene Zeuge als Gold und
Silber ***).
Bey diesem steigenden Flor des deutschen Hans
dels vermehrte sich auch die Anzahl der Kaufleute sehr. Bey
einem Aufstande gegen den Erzbischof Hanno zogen mit einmal
600 reiche Kaufleute von Coin weg zum Kaiser, und es blie,
ben gewiß auch noch genug zurück. Heinrichs des vierten Ars

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*) Fischers Geschichte des deutschen Handels Th. 1. 271. 172. 277 279.

**) Sagitt. hift. Magd. p. 78. 101,

***) Ad. Brem. p. 59.

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mee bestand einmal mehrentheils aus Kaufleuten oder Bürs gern *).

Zur Aufnahme des Handels in den größern deutscher Städten überhaupt, und insbesondre auch in Magdeburg, trùs sgen um diese Zeit die immer mehr emporkommenden und sich : vermehrenden Künstler und Handwerker nicht wenig bey. Sie hatten sich bey dem Anbau und der Vermehrung der Städte in Deutschland, nach und nach von den Villen oder Landgütern Der Großen, wo sie mehrentheils entweder Leibeigne oder Freys gelaffene waren, weggezogen, und in die Städte begeben. Den Freyen und Freygelassenen unter ihnen konnten es die Großen nicht wohl wehren, und die Leibeignen suchten sich immer mehr die Freiheit zu erwerben, oder flüchteten heimlich davon in die Städte. Hiedurch ward nicht nur die Volksmenge, sondern rauch der Gewerbsfleiß und der Handel in den Städten sehr vers mehrt. Anfänglich wurden zwar die Handwerker ihrer Herkimst wegen den übrigen Bürgern nicht gleich geachtet, und noch auf mancherley Art, besonders von den Stiftövögten gedrückt. Bey ihrem Absterben nahmen diefe, oder die Bischöfe und andre Obet, Herren, den besten Theil ihrer Verlassenschaft, das Budteil ger kannt, an sich, welches noch immer ein Merkmal der Leibeigens "schaft war. Als aber Heinrich der fünfte dies drückende Bors recht zum Besten der Stadt Speyer gänzlich aufhob; so erhiels ten Lüttich, Worms, Main; und Erfurt auch bald die Bes Freyung davon **). Nun suchten sich auch andre Städte davon frey zu machen, welches auch höchst wahrscheinlich Magdeburg in dieser Zeit gethan hat. Daher entstehen in der folgenden Periode schon Zünfte und Gilden unter den Handwerkerrs in Diaz,

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Lamb, ad a. 1074. p. 109. Bruno p. 136. ad a 107:8. ** Lehmanns Speyersche Chronit. p. 350. 355. Guden. Cod. dipl. Tom. I. p. 119, 108.

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Magdeburg, wo sie im Kurzen sehr angesehen und mächtig wurden. Sie wußten sich nun auch bald das Bürgerrecht in den Städten zu erwerben. Daher entstand der Unterschied zwis schen alten und neuen Bürgern, der in manchen Stådten lange fortgedauert hat, und der bisherige Unterschied zwischen den Bürgern und übrigen Einwohnern, der vor dieser Zeit so häufig in den Urkunden vorkommt, hörte mehr und mehr in den meis sten Städten auf. Die Goldschmiede, die anfangs zur Gesells schaft der Münzbürger gehörten, und sich früh von Sachsen aus nach Dånemark verbreiteten, so wie andere Arbeiter in Metall, waren wegen des frühen Flors der deutschen Bergwerke die ers ften Künstler und freyen Handwerker, die sich unter den Deuts schen hervorthaten *). Die Stein und Bildhauer fingen ebens falls an, sich hervorzuthun, und es sind noch hie und da in den Kirchen Ueberbleibsel ihrer Arbeit aus jenen Zeiten vorhanden. Die Grabmåler der 4 Fränkischen Kaiser in der Domkirche zu Speyer wurden um diese Zeir aus Marmor verfertigt **). Viels leicht ist auch das in Stein gehauene Bildniß der Editha auf threm Grabe, und die Statue des Kaisers Otto auf dem alten Markt zu Magdeburg, aus dieser Zeit. Wenigstens haben beyde Stücke ein hohes Alter.

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Indem der zunehmende Handel und Gewerbsfleiß in den Städten den Reichthum und den Wohlstand der Bürger, und damit ihre Macht und ihr Ansehen vermehrten; so ward es ih nen auch nicht schwer, unvermerkt und in der Stille sich eines Vorzugs zu bemächtigen, welchen bisher nur die Lehnleute und freyen Landeigenthümer besessen hätten, nåmlich des Vorzugs, waffenfähig zu seyn, oder Wehr und Waffen tragen zu dürfen. Da

Alb. Kranz. Dan. p. 12. Vita Bernw, c. 4. 5. ap. Leibn.
Tom. I. p. 343. 444.

** Chron. Urfperg append. ad a. 115.

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