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an der Anhdhe nach der Stephansbrücke und nach dem Knos shenhauer, Ufer hin, zu sehen gewesen seyn *). Daß man bey dem Aufenthalt eines kaiserlichen Statthalters in Magdes burg, und bey dem dasigen Handel und Verkehr auch eine Kirs che daselbst erbauet haben wird, läßt sich wohl vermuthen. Ob sie aber die Stephanskirche genannt worden sey, wird deswegen zweifelhaft, weil ihrer von ten gleichzeitigen Geschichtschreibern gar nicht gedacht wird. Es war auch zu Karls Zeiten noch nicht gewöhnlich, die neuen Kirchen Heiligen zu widmen, und fie mit ihren Namen zu belegen. Die erste Magdeburgische Kirche, welche wahrscheinlich schon um diese Zeit gebauet ward, war vermuthlich eben die, welche in der Folge unter den Ottonen die Volkskirche (ecclefia popularis) oder die Kirche der Kaufleus te, (mercatorum) nachher auch die Marktkirche (forenfis) gez nannt wird, und welche eigentlich die jeßige Johanniskirche ist, Diese Kirche stand allerdings wie die ganze Gegend um Magdes burg, bis zu Otto_des Ersten Zeiten unter dem Bisthume zu Halberstadt, welches aber auch noch nicht im I. 780, sondern erst nach dem J. 803 nach geendigten Sächsischen Kriege gestifs tet, und dem Hildegrin zugetheilt ward **).

Im Jahre 805 kommt also Magdeburgs Name zuerst in der wahren Geschichte vor. Man nannte es damals in dem vollen, harten und schleppenden Frånkischen Dialekt Magas Beburg, auch wohl Magadaburg, Magathaburg und Magas deburg; in der Folge aber in dem weichern Sächsischen Dialekt Maideburg oder Maidenburg, Meydeborch, Megedeborch. Er hat seinen Namen ohne Zweifel von dem altdeutschen Worte Magad, Maged oder Magd, welches ehedem nicht blos wie

jetzt

Annalista Saxo ad a. 803. Chron. Magd. ap. Meibom Tom. II. p. 270. Magd. Schöppen Chronit Mfcr. p. 18.. **) Leibn. fcript. rer. Brunfuic. praef. ad Tom. I. fol. 3

jezt einen weiblichen unverheuratheten Dienstbothen, sondern überhaupt eine Jungfer oder Jungfrau bezeichnete, auch selbst zu Luthers Zeiten noch in diesem Sinne gebraucht ward. Das her nennt er unter andern auch in einem alten bekannten Kirs chenliede Christum der reinen Magd Marien Sohn. `Erft nach ihm und in spåtern Zeiten ist dies Wort, wie manche ans dere altdeutsche Wörter, z. B. Knecht, Knapp, Weib, Bube, so sehr herabgewürdigt worden, und zu der bekannten und jest gewöhnlichen Bedeutung herab gesunken. Magdeburg wird das her auch gewöhnlich von dem lateinischen Worte virgo oder von dem griechischen Worte TagIevos d. i. eine Jungfrau, und von dem griechischen Worte modis d. i. eine Stadt, virginopolis oder Parthenopolis, auch wohl Parthenope genannt.

Von welcher Magd aber, oder vielmehr Jungfrau, oder von welchen Jungfrauen, dieser Name herrührt, ist gang ungewiß. Die alten fabelhaften Chronikenschreiber leiten ihn ohne Bedenken von der Venus, jener bekannten Göttin bey den Römern, her, indem sie behaupten, daß die Römer hier der Venus einen Tempel erbauet haben, und daß dieselbe bis zu Karls des Großen Zeiten hier verehrt worden sey. Sie schmü cken die Fabel auch mit allerley artigen Erfindungen aus. Nach ihren Beschreibungen und nach einem in mehreren Chroniken befindlichen Holzstiche, verehrte man damals zu Magdeburg die Venus, in der Gestalt eines unbekleideten Frauenzimmers, mit einem Myrthenkranze um den Kopf, auf einem von zwey Schwånen und zwey Tauben gezogenen goldnen Wagen stehend, mit einer brennenden Fackel auf der Brust, in der rechten Hand die Weltkugel, in der linken drey goldene Aepfel haltend, und hinter ihr die Grazien, welche ihr mit verschlungenen Hånden und abgewandtem Gesichte Aepfel zum Geschenk darreichten Karl der Große aber soll im Jahr 780 ihren Tempel zu Mag, deburg zerstört, und ihr Bildniß vernichtet haben.

Dit

Die ganze Sage hat wahrscheinlich der Verfasser der alten plattdeutschen Chronik der Sassen, Botho, ein Bürger zu Braunschweig, am Ende des 15ten Jahrhunderts (1494) erdichtet, und aus ihm hat sie Albert Kranzius zu Anfang des 16ten Jahrhunderts, so wie andere spåtere Chronikenschreiber genommen. Einige etwas åltere Chroniken haben die Sage, daß Julius Cafar hier der Diana einen Tempel erbaut habe, von welcher die Stadt ihren Namen haben soll *). Allein auch dies ist eine Fabel,

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Denn die Römer haben, wie schon gezeigt ist, an dem Orte, wo Magdeburg liegt, sicher weder Stadt noch Tempel angelegt, auch nie in dieser Gegend vesten Fuß fassen, viel wenis ger hier die Verehrung irgend einer ihrer Gottheiten unter eis nem Bilde oder in einem Tempel, einführen können. Die als ten Deutschen verehrten zu Cåsars Zeiten die Sonne, den Mond, und den Vulkan oder das Feuer. Zu Tacitus Zeiten verehrten sie auch noch Herthum, d. i. die Erde, desgleichen eine Göttin unter dem Bilde eines Schiffs, welche Tacitus für die Isis hålt; ferner Kriegsgötter, welche Tacitus mit Römis schen Namen, Merkur, Herkules und Mars, belegt. - Die als ten Deutschen selbst nannten ihren Kriegsgott Odin oder Wor dan, den die Sachsen, als sie zu Karls des Großen Zeiten Christen wurden, bey ihrer Taufe ausdrücklich abschwören mußs ten. Von diesem Wodan hieß das jeßige Magdeburgische Dorf Gutenswege noch zu Dittmars Zeiten im 10ten Jahrhundert wahrscheinlich. Wodaneswege **). Die Deutschen verehr

ten

*) Bothonis Chronic. pict, oder Chronik der Sassen ad a. 781, ap. Leibn. Tom. III. p. 287. Alb. Kranzii Saxonia lib. 2. c. 12. Chron. Magd, ap. Meib. Tom. II. p. 270. Magd. Schöppen Chronik Mfcr. p. 7.

** Ditmar Merf, ap. Leibn. Tom. I. p. 332.

ten ehemals auch den Gott des Donners, unter dem Namen Thor, von welchem der Donnerstag den Namen haben soll; Desgleichen eine Göttin der Liebe, unter dem Namen Freia, oder Ostar, wovon der Freitag benannt seyn soll. Allein sie wußten noch zu Tacitus Zeiten und lange nachher nichts von Tempeln und Gdhenbildern. Sie hielten es vielmehr der Größe und Majestät ihrer Götter, als himmlischer Wesen, nicht anges messen, sie in Mauern oder Gebäude einzuschließen, oder sie in (Die Irmens Menschen ähnlicher Gestalt darzustellen. Säule, die Karl der Große zerstörte, war höchst wahrscheinlich ein Denkmal des Arminius oder Herrmanns und kein Göhens bild.) - Sie weihten ihren Göttern nur geheiligte Haine, Wälder und Bäume, besonders große Eichen, und glaubten, daß man mit den Götter Namen nur das geheimnißvolle Wer sen bechren müsse, welches man blos bey ehrfurchtsvoller Bes trachtung sehen oder sich vorstellen könne *). Ihre Altåre was ren von Rasen und spåterhin von großen ungeheuren Steinen, Dergleichen man noch hin und wieder in Deutschland findet, wors auf sie Thiere und auch wohl Menschen opferten. Da nun in Der Folge die ersten christlichen Missionarien bey Ausbreitung des Christenthums die Götter der alten Deutschen für Teufel, und ihre Verehrung für Teufelsdienst erklärten; so läßt sich leicht begreifen, warum einige solcher Altåre, z. B. einer nicht weit von Neuhaldensleben, den Namen Teufelsküche, bekommen haben.

So wenig also aus obgedachten Gründen an einen Ves nustempel und Verehrung der Venus oder der Diana zu Mags deburg, vor Karl dem Großen, zu denken ist; so ist es doch

nicht

*) Caef. de bello gall. lib. VI. c. 21. Tac. Annal. lib. 1. c. 61. Tac. German. c. 9. c. 40. Plin. lib. 16. c. 44. et Gobelini perf. Cosmodrom. aet, 2. c. 4. ap. Meibom.

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nicht ganz unwahrscheinlich, daß die vorhin gedachte Freia, sonst auch Friga und Frea, oder wie sie bey den Angelsachsen heißt: Astar oder Ostar, diese Liebesgottin der alten Sachsen *), die Gemahlin des Odins, vor Karl dem Gros fen zu Magdeburg verehrt worden sey, und daß der Ort davon seinen Namen bekommen habe. Allein in gleichzeitigen Ges schichtschreibern fintet sich nichts Gewisses hievon.

Ein großer Wald und nachmaliger Reichsforst, der sich von Magdeburg långs der Elbe bis ins Lüneburgische erstreckte, soll den Namen Mägde heide geführt haben. König Alfred der Große von England, der im Jahre 901 starb, nennt in seiner Uebersehung des Orofius die Gegend um Magdeburg schon das Mägdeland **). Ob jener Wald und diese Gegend nun schon damals den Namen von der Stadt, oder ob die Stadt den Namen von ihnen erhalten habe, und woher ihnen der Nas me gekommen sey, ist ungewiß.

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Unter den nächsten Nachfolgern und Nachkommen Karls des Großen findet man von Magdeburg weiter keine Nachricht, als daß es im Jahre 847 in den Kapitularien des Kaisers Los thar, fast mit denselben Worten, wie in dem vorhin gedachten Kapitular Karls des Großen, abermals unter den Oertern ges Hannt wird, wo Handel mit den Slaven oder Wenden getrieben werden und wo Waarenniederlagen seyn sollten. Auch wird in den Kapitularien des Kaisers Karls des Kahlen nach dem Jahre 870 noch einmal auf eben diese Oerter Rücksicht genommen ***). Der

*) Excerpt. Veter. ap. Leibn. Tom. I. p. 33. 45. et 46.

cum annot.

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The Anglo Saxon verfion from the Hiftorian Orofius etc. London 1773. p. 19.

Melch, Goldaft. collect. confuet. et leg. imper, p. 118. Steph. Baluz. Coll. Capitul. Tom. II. p. 186.

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