Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

von Havelberg noch vor der Wahl eines neuen Erzbischofs einführte *).

VII. Geschichte Magdeburgs unter dem 12ten Erzbischof Rodeger oder Rotger v. J. 1119 1124.

Dieser Rdtger, auch Roccarus, Ruggerus, Rutgerus und Rothard genannt, war ebenfalls aus dem Geschlechte der von Veltheim. Sein Vorgänger und Better Adelgot hatte ihn aus dem Stifte Bamberg mit Erlaubniß seines Bischofs nach Magdeburg kommen lassen, hatte ihn unter die Domherren aufs genommen, und ihn zum Stiftskåmmerer, desgleichen zum Probst des Klosters Bivera gemacht. Nach dessen Tode ward er von dem Stadtpråfect oder Burggrafen Wiprecht, dessen Halbschwestersohn er war, möglichst begünstigt, und endlich durch die Wahl des gesammten Domkapitels oder der Geistlichkeit und des Volks auf den erzbischöflichen Stuhl erhoben. Den Bischofsstab suchte, und erhielt er vom Kaiser darum nicht, weil dieser im Bann war. Die Ordination aber empfing er vom Meißnischen Bischof Herwig, und das erzbischöfliche Pallium vom Pabst Calixt dem zweyten. Da ihm dies gleich beym Ans fange seiner Regierung hinterliftiger Weise gestohlen ward, so hatte er davon viele Verdrießlichkeiten **).

Er brachte den vom Adelgot angefangenen Bau und die Einrichtung des Klosters zum Neuenwerk bey Halle völlig zu Stande, vermehrte dessen Einkünfte, bestimmte genau dessen Besikungen, und setzte vest, wie es mit der Wahl der Próbfte

ges

*) Chron. Magd. p. 324. Chronogr. Saxo. p. 285. Annalifta Saxo. p. 640. 641. 643. Chron. Berg. p. 298. Lib. de fund. Bigaug. p. 255.

**) Chron. Magd. p. 324. et ejus emend. ap. Menken, Tom. III. p. 365. 366. Chron. Urfp, ad s. 1119.

gehalten werden sollte.. Er verordnete auch, daß der Stadt: präfect zu Magdeburg Advocatus des genannten Klosters seyn, und nicht anders als auf Verlangen des Probsts und Convents sich einen Subadvocatum oder Substituten sehen, und wenn sie den angesetzten nicht für brauchbar genug hielten, ihnen auf ihre Bitte einen andern und bessern geben solle, wie die noch im Druck vorhandene merkwürdige Urkunde vom sten Jun. 1121 bezeugt. Unter den darin aufgeführten Zeugen wird unter den weltlichen Wiprecht, als Graf und Advocatus des Erzftists, zus erst genannt. Außerdem werden noch verschiedene vornehme weltliche Zeugen aus der Stadt Magdeburg angeführt, und hins zugefeßt, daß auch eine große Menge Bürger Zeugen gewesen find *).

Als der Erzbischof die Sårge der im Dom aufbewahrten Heiligen untersuchen ließ, so wollte man unter andern auch den Körper des heil. Beatus, des zweyten Heerführers der Thebais schen Legion gefunden haben, wovon man vorher nichts gewußt hatte, und welcher von nun an als Gefährte des heil. Mauris tius ebenfalls zu Magdeburg verehrt ward. Unter diesem Erzs bischof wurden auch die Leichname seiner 6 Vorgånger, Adels berts, Dogans, Walthers, Geros, Engelhards und Harts wigs aus der Mitte der Kirche aufgenommen, und unter dem neuen heil. Kreußaltar begraben **).

Da der Kaiser sich einige Jahre hindurch bis im J. 1119 in Italien aufgehalten hatte; so waren unterdessen die Unords nungen, Verwirrungen und Räubereyen in Deutschland und auch in Sachsen aufs höchste gestiegen. Die fortdaurenden Streitigkeiten zwischen Pabst und Kaiser über die Investitur der

[merged small][ocr errors]

4

Bischöfe und die wiederholten Bannflüche gegen den Kaiser urd seine Anhänger tragen dazu nicht wenig bey. Schon drohte

་ ན

man dem Kaiser auf einem Reichstage zu Wirzburg mit der Abs sehung, wenn er die Klagen wider ihn nicht abstellte. Er eilte darauf zwar nach Deutschland zurück, und brachte es auf einer Reichsversammlung zu Tribur dahin, daß man beschloß, jedem, der widerrechtlich um das Seinige gekommen wäre, es wieder zu verschaffen, auch dem Kaiser das, was unstreitig seinem. Fiscus oder seiner Kammer gehöre, nicht zu verweigern, und überall sich friedlich zu halten. Da aber aus einer verabredeten Zusammenkunft des Pabsts und Kaisers, worauf die Investiturs Streitigkeit abgemacht werden sollte, nichts ward, weil keiner dem andern traute; so wiederholte der Pabst auf der Kirchenversammlung zu Rheims die Verbannung des Kaisers, und sprach seine Unterthanen von ihrem ihm geleisteten Eide und ih ren Pflichten los, wenn er sich nicht befferre, d. i. dem Pabst nachgåbe. Nun kamen auch jene Beschlüsse nicht zur Ausfühi rung. Die Sachsen gingen endlich so weit, daß fie unter sich selbst Frieden und Ruhe zu erhalten, die Friedensstörer zu vers jagen, sich gemeinschaflich gegen jeden Angriff zu vertheidigen, und ihre Bischöfe zu wählen und consecriren zu lassen beschlossen, ohne sich weiter um den Kaiser zu bekümmern. Beynahe wåre es auch zwischen ihnen und dem Kaiser wieder zu öffentlichen. Feindseligkeiten gekommen, wenn man sich nicht endlich noch zu Wirzburg verglichen håtte, daß man von beyden Seiten ernstlich über Frieden und Ruhe halten, und dem Pabst die Entscheidung der Investiturangelegenheit übertragen wolle. Der langwierige und verderbliche Streit darüber ward dann zu jedermanns Freude dahin verglichen, daß die Kapitel und Convente überall freye Wahl haben, daß der Kaiser auf die Investitur der Geistlichen mit Ring und Stab zum Besten der Kirche und des Pabsts Ver.

zicht thun, und bloß die Belehnung mit ihren weltlichen Bes fizungen durch den Scepter und die darauf haftenden Dienstleis stungen, auch das Recht, bey den Wahlen zugegen zu seyn, bes halten solle. Dadurch ward endlich am 23sten Sept. 1122 zu Worms der Friede zwischen der obersten geistlichen und weltlichen Macht oder zwischen Pabst und Kaiser wiederhergestellt, und der Kaiser mit allen seinen Anhängern zugleich feierlich durch den påbstlichen Legaten. vom Banne losgesprochen. Obgleich die ins nerlichen Kriege nun für eine Zeitlang aufhörten, so hinterließen fie doch ein Uebel, wovon zunächst Sachsen, folglich auch Magdeburg und dessen Gegend, einige Jahrhunderte hindurch hart geplagt ward. Dies waren die unaufhörlichen Befehduns gen der Mächtigen unter einander, und die daher entstehenden Räubereyen, Mordthaten, und öffentliche Unsicherheit. Eine Menge Räuber, die sich für Rittersmånner ausgaben, zum Theil es auch wirklich waren, fielen die Dörfer und Felder bes sonders der Kirchen an, beraubten die armen Bauern zu Hause und im Felde, die damals ohnehin fast nichts als Brod und Wasser zu ihrer Nahrung hatten. Bald aber ging es auch den Kaufleuten mit ihren Waaren auf den Landstraßen nicht besser. Da nun überdem ein jeder erlittene Beleidigungen mit Raub und Brand råchte, und das sogenannte Faustrecht fast nur allein galt; so mußte nothwendig daraus viel Noth, Theurung und Mangel entstehen *).

Den Pråfect oder Burggrafen zu Magdeburg, Marg, grafen Wiprecht den åltern, hatte der Kaiser für 2000 Talente oder Mark Silber mit der Lausiß beliehen, und wollte ihm auch das Marggrafthum Meissen zuwenden. Allein Herzog Lothar

von

* Annalista Saxo. p. 642 652. Chron. Urfperg ad a. 1119 1122. Chron. Magd, p. 325. Chrongr, Saxo. P. 285.

von Sachsen feßte zum großen Verdrußse des Kalfers den Graz fen Conrad von Wettin mit gewaffneter Hand in den Besitz der Marggrafschaft Meissen, der sie auch auf seine Nachkommen Vererbte. Als Wiprecht bald nachher in Halle, wo er Advoca, tie, oder Präfectur: Geschäfte zu besorgen hatte, übernachtete, und durch Feuer in seinem Zimmer aufgeweckt ward; so trat er das Feuer mit bloßen Füßen aus, und legte sich halb verbrannt wieder ins Bette. Er ward daven krank, und ließ sich auf fein Schloß Greitsch bringen, kehrte aber vorher im Kloster zu Pegau ein, das er selbst vor 30 Jahren gestiftet und gebauer hatte. Nach einem kurzen Aufenthalt daselbst schickte er an den Erzbischof Rotger zu Magdeburg, an die Bischöfe von Merses burg, Zeiß und Metssen, und an den Abt zu Pegau, und ließ fie zu fich bitten. Da sie ankamen, verlangte er ihren Rath Diese vornehmen geistlichen Herren

zur Rettung seiner Seele.

wußten ihm nach domaligen Begriffen nichts bessers zu rathen, als daß er sich als Mönch einkleiden lassen sollte. Ein trauriger Beweis der Unwissenheit, des Aberglaubens und der Möncherey damaliger Zeiten. Der gute Wiprecht einer der tapfersten und merkwürdigsten Månner feiner Zeit, befolgte diesen Nath gleich auf der Stelle, gab seinen Degen ab, den er so tapfer und so Lange, selbst schon für Kaiser Heinrich den vierten, geführt hatte, und entsagte sowohl den Kriegs als andern weltlichen Geschäften. Um folgenden Tage legte er zu Pegau den Mönchs - Habit an, aind that das Gelübde. Er richtete sich genau nach der Klosters zunft und den Klosterregeln, so daß er ohne Erlaubniß des Abts weder Speise noch Trank zu sich nahm, noch sich von seinem eignen Sohu sehen ließ. Er legte fich ein firenges Stillschweis gen auf, und dachte nur auf das Heil seiner Sede. Er fiart aber schon im folgenden Jahre 1124 am 22ften May, und ward in der Kirche zu Pegau zwischen seiner Gemahlin, und Gesch, v. Magdev, z. B.

[ocr errors]
[ocr errors]
« ZurückWeiter »