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VI. Geschichte Magdeburgs unter dem eilften Erzbischof Adelgottus vom J. 1107:1119.

Dieser Erzbischof, auch Adalgor und Adalgoz genannt, war vorher Domprobst zu Halberstadt. Den Bischofsstab empfing er vom deutschen Könige Heinrich dem fünften, das Pallium vom Pabst Paschal dem zweyten, und der Bischof Hezolo von Havelberg weihete ihn zum Erzbisch of. Er war ein geborner Graf von Veltheim. Sein Vater war Werner von Veltheim, Graf zu Osterburg und Altenhausen. Seine Mutter war eine Schwester des Marggrafen Wiprecht des åltern von Groitsch, der in der Folge Stadtpråfect oder Burggraf zu Magdeburg ward *).

Adelgot soll mit seinen Suffragan Bischöfen, und andern Fürsten in Ostsachsen, im J. 1110 einen merkwürdigen Brief an den Bischof von Halberstadt und an andere Bischöfe und Fürsten in Sachsen, Franken, Lothringen und Flandern ge, schrieben haben, worin er sie zu einem Kreuzzuge gegen die heids nischen Wenden auffordert, ihnen deren häufige Einfälle in Sachsen, deren unmenschliche Grausamkeiten und Mordthaten gegen die Christen aufs kräftigste vorstellt, und ihr Mitleiden rege zu machen sucht. Er bemüht sich, theils durch eine Menge fonderbar angebrachter Stellen der Bibel, theils durch die Vors stellung, daß diese argen Heiden ein reiches und fruchtbares Land besåßen, welches sie für sich erobern und dabey auch zugleich ihrer Seelen Heil befördern könnten, fie zu diesem Kreuzzuge zu bes wegen, verspricht auch die Hülfe des Königs von Dänemark, verschiedener benachbarter Fürsten, und des deutschen Königs Heinrichs selbst dazu, und schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß Dies

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*) Chron. Magd. ap. Meib. p. 323. 324: Lib. de fundat. Bigaug. ap. Mader. p. 242. Albini Geneal, comit. Leisnic. ap. Menken Tom, All. p. 859..

dieser Zug gegen die Heiden eben so gut gelingen werde, als jener Zug nach dem fernen Orient gegen die tlagläubigen im ges Jobten Lande und zu Jerusalem gelungen sey. Dieser Brief scheint aber ohne Wirkung geblieben zu seyn, indem die Ges schichte nichts von einem Zuge gegen die Wenden in dieser Seit meldet. Dies sowohl, als Manches im Briefe selbst, erregt wichtige Zweifel gegen die Aechtheit des Briefes *).

Mit dem Erzbischof Albert zu Mainz traf Adelgot im J. 1112 einen Tausch über einige Güter in Thüringen, wels chen König Heinrich am 16ten Jun. d. J. zu Salzwedel cons ¿firmirte **).

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Als dieser Hildebold im

Der Abt Hildebold zu Kloster Bergen hatte es mit Hülfe des Erzbischofs im J. 1110 dahin gebracht, daß das Kloster welches zu den Zeiten der Ottonen ein Nonnens Hillersleben Kloster war, dann mit Canonicis beseßt und einem Probst un nun den Benedictiner - Mönchen einges tergeordnet ward, räumt wurde, und einen Mönch aus Kloster Bergen Namens Alberich, zum ersten Abt bekam. J. 1113 starb so seßte der Erzbischof abermals einen Mönch aus dem Kloster Hirschau Namens Hugo, als Abt nach Klos fter Bergen, der schon vorher in einem andern Kloster Abt ge, Das jezt zerstörte wesen, aber wieder vertrieben worden war. Kloster Hirschau oder Hirsau im Wirtembergischen war damals ́wegen der darin herrschenden strengen Klosterzucht, wegen des Fleisses, der Gelehrsamkeit und der ordentlichen Lebensart seiner Mönche so berühmt, daß in kurzer Zeit verschiedene Mönche daraus zu Bischöfen befördert, und außerdem noch 58 Mönche

aus

Martene et Durand Coll. vet. fcript. Tom. I. p. 625. Walther hat diesen Brief im 3ten Th. f. Magdeb. Merks würdigt. S. 30. u. f. ins Deutsche übersetzt.

**) Gudeni Cod, diplom. Tom. 1. p. 390.

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aus dem dasigen zahlreichen Convent zu Aebten für andere Klöster genommen wurden *).

Um diese Zeit bekam auch Heinrich der fünfte, so wie ehes dem sein Vater, viel mit den Sachsen zu thun. Die in Sach sen entstandenen Unruhen brachen endlich in einen öffentlichen. Krieg gegen ihn aus, woran auch Erzbischof Adelgot von Mags deburg, und mit ihm gewissermaßen auch Stadt und Land, wirksamen Antheil nahmen.

Heinrich hatte gleich nach dem Tode seines Vaters niit dem Pabst Streitigkeiten wegen der Investitur der Bischöfe mit Ring und Stab bekommen, welche der Pabst ihm nicht länger gestats ten wollte. Um die Sache auszumachen, ging er im J. 1110 mit 30000 Mann, und von vielen Fürsten, selbst von Gelehrs ten begleitet, nach Italien und nach Rom, ohne sonderlichen Widerstand zu finden. Da der Pabst einen vorläufigen Vers gleich zu bestätigen und die versprochene Krönung Heinrichs zu vollziehen Bedenken trug, ließ ihn Heinrich mit den Cardinalen zu Rom gefangen nehmen. Nun kam der Vergleich bald zu Stande, und der Pabst Paschal krönte den Heinrich zum Kais fer im J. 1111 am 13ten April. Allein die påbftlich Gesinnten waren mit diesem Vergleich sehr unzufrieden. Der Pabst kehrte sich auch nach Heinrichs Rückzug nicht weiter daran, sondern bestätigte alle bisherigen påbstlichen Decrete wider die kaiserliche Investitur der Bischöfe, that zwar den Kaiser, seinem Verspres chen gemäß, nicht selbst in den Bann, ließ es aber durch seine Anhänger thun. Dies machte den Sachsen Muth, sich dem Kaiser zu widersetzen, als er, um die so sehr verringerten kais serlichen Einkünfte wieder zu vermehren, die Güter des unbeerbt

ver:

*) Chron. Berg. ap. Meib. Tom. III. p. 297. 298. Chron. Magd. ap. Meib. p. 324. Annalista Saxo, p. 626. Chronogr. Saxo, p. 282. 284.

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verstorbenen Grafen Ulrich von Weimar in Form Rechtens dem kaiserlichen Fiscus zusprechen ließ. Der nächste Seitenverwandte, Pfalzgraf Siegfried, machte darauf Anspruch), und verband sich zur Behauptung seines Rechts mit seinem Schwager Lothar Gras fen von Supplinburg. Diesem hatte der Kaiser nach dem Abs fterben des leßten Herzogs Magnus aus der Billungischen Fas milie, der keine männliche Erben hinterließ, im J. 1106 die Würde eines Herzogs von Sachsen wieder verliehen, und er war durch seine Gemahlin Richenza, eine Erbin des unter dem Kaiser Heinrich dem vierten so berühmten Herzogs Otto von Bayern und des Marggrafen Ecberts von Braunschweig, sehr reich und mächtig geworden. Sein Beyspiel verleitete bald mehrere Sächsische Fürsten, sich gegen den Kaiser zu verbinden. Heinrich fiel deswegen im J. 1113 in Sachsen ein, zerstörte Hornburg, nahm Halberstadt ein und ließ dessen Mauren nies derreissen, weil der dasige Bischof Reinhard sich ́eben so feinds selig gegen ihn bewies, als ehemals Bucco gegen seinen Vater. Jest mußte er aber der Gewalt weichen, und sich dem Kaiser unterwerfen. Pfalzgraf Siegfried blieb bev einem Ueberfalle. Lothar unterwarf sich zu Mainz dem Kaiser, und die Ruhe schien im J. 1114 in Sachsen wiederhergestellt*).

Allein als der Kaiser bey seinem Vermåhlungsfeste mit der Prinzessin Mathilde von England zu Mainz den, erst gegen ein Lifegeld losgegebenen, Thüringischen Grafen Ludwig unvermus ther wieder gefangen nehmen ließ, auch den åltern Marggrafen Wiprecht nicht aus der bisherigen Gefangenschaft loslassen wollte; so erbitterte er dadurch die Sachsen von neuem. Die Söhne des gefangenen Marggrafen Wiprecht, der jüngere Wiprecht und Heinrich, verbanden sich mit andern mißvergnügten Sach, fen,

Annalista Saxo, p. 624-630, Chron. Saxo, p. 232 - 284. Chron. Urfperg, ad a. 1110-1113.

fen, flüchteten in dicke Wälder, unternahmen aus denselben Streifereyen gegen ihre Feinde, und verschafften sich auf die Art den nöthigen Unterhalt. Da aber im Monat November die Blåtter abfielen, und dadurch die dicken Waldungen durchsichtis ger wurden; so schickte der jüngere Wiprecht einen Abgeordneten an den Erzbischof Adelgot, seinen Vetter, und ließ ihn bitten, daß er ihn doch mit seiner Gemahlin und einigen bewaffneten Vasallen in irgend einer kleinen Stadt überwintern ließe, da der Winter ihm nicht långer unter freyem Himmel auszuhalten gestatte. Aus Mitleiden wies der Erzbischof ihm mit den Seis nigen jenseits der Elbe die Stadt Loburg zum Aufenthalt an, deren Befehlshaber oder Präfect Priborn noch ein heidnischer Wende war, weil zu jenen Zeiten die Wenden die Gegenden jenseit der Elbe noch im Besiß hatten. Sobald der Kaiser dies erfuhr, forderte er den Adelgot an seinen Hof nach Goslar. Wiprecht schickte einen Abgeordneten mit, um auszuforschen, ob etwa der Erzbischof, der nichts Arges vermuthete, seinetwegen von jemanden irgend etwas zu besorgen habe. Der Kaiser war wirklich Willens, ihn nicht nur abzusehen, sondern auch gefangen zu nehmen. Darum flüchtete auch der Erzbischof, sobald er es erfuhr, in aller Geschwindigkeit heimlich und in der Nacht von Goslar weg, und kam mit den Seinigen glücklich wieder nach Magdeburg.

Als der Kaiser am nächsten Morgen hörte, was geschehen war, ward er über diese Verleßung des kaiserlichen Ansehens sehr aufgebracht, und ließ den Erzbischof deswegen vor den Firsten anklagen, die dem Kaiser zugethan waren. Der Erzbischof ward abwesend abgesetzt. Man be, schloß zugleich an den Sachsen als Staatsverbrechern Nache zü nehmen. Den Bischof Reinhard von Halberstadt, den Pfalz, grafen von Sommerschenburg, den Grafen Friedrich von Arnsburg, und den Marggrafen Rudolph von der Nordmark hatte

der

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