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daher mit großen Schäßen auf zum Kaiser nach Lüttich. Ein gewisser Graf Dietrich von Einbeck aber, ein Verwandter des Kaisers, jedoch einer der Vornehmsten von der påbstlichen Pars they, nahm sie zugleich mit dem gedachten Domherrn Asikus und dem Stadtpråfect Graf Herrmann von Plößke, unterweges ges fangen, beraubte sie aller ihrer Schäße, die zum Theil dem Dom gehörten und nie wieder erstattet sind, und beschuldigte den Asikus, daß er sich die erzbischöfliche Würde vom Kaiser habe erkaufen wollen, dem Stadtpråfect aber gab er Schuld, daß er dazu gerathen habe *).

Der Kaiser sahe diese an seinen Anhängern auf der Reise, zu ihm verübten Gewaltthätigkeiten als eine große Beleidigung an, beschloß sie zu råchen, und rückte mit einer Armee herbey, um in Sachsen einzufallen, die påbsilich Gesinnten zu unters drücken, und den Graf Dietrich zu bestrafen. Als er aber schon im Dec. 1104 bis Frißlar vorgerückt war, verließ ihn sein Sohn Heinrich, den er im J. 1100 zum König hatte krdnen lassen, ging nach Bayern, und schlug sich zu den Gegnern seines Vas ters, unter dem Vorwande, daß er mit ihm als einem Excommunicirten oder Verbannien keine Gemeinschaft haben dürfe. Der påbstliche Bann, womit die Påbßte Gregor, Victor, Ur, ban, und jetzt erst wieder Paschal der zweyte, den Kaiser Heins richt belegt hatten, war fast das Einzige, was ihm in den les ten Jahren noch Unruhe gemacht hatte, und das Vertrauen zwis schen ihm und seinen Unterthanen hinderte. Er hatte versprochen, sich davon los zu machen, ja selbst deßwegen eine Walls fahrt nach Jerusalem zu thun, ohne ernstliche Anstalten dazu zu machen. Die påbstlich Gesinnten suchten nun auch seinen zweys ten Sohn Heinrich zur Empörung gegen den Vater zu reißen, wie

*) Chron. Magd. ap. Meib. p. 321-323. Annalista Saxo, p. 602. Magd. Schöppen- Chronit. p. 158.

wie sie seinen åltesten Sohn Conrad dazu verleitet hatten; und es gelang ihnen auch bey dem zweyten Sohn nur zu gut, sobald fie dem ehrgeizigen Prinzen vorstellten, daß er bey fernerer Treue gegen den Vater in Gefahr sey, die Hoffnung zur Thronfolge zu verlieren. Der unglückliche Vater ward äußerst betrübt über die Untreue und den Abfall seines Sohns, der ihm bey seiner Krd, nung aufs heiligste Treue und Gehorsam geschworen hatte. Er schob nun den Zug nach Sachsen auf, und suchte zu Anfang des Jahri 1105 vergebens durch die Erzbischöfe von Trier und Cdin, und Herzog Friedrich von Schwaben, den ausgearteten Sohn in Güte wieder zu seiner Pflicht zurück zu bringen. Dies ser ging vielmehr mit dem påbstlichen Legaten, Bischof Gebhard von Costniß, auf Ostern d. J. nach Sachsen, um dort die alten mächtigen Feinde seines Vaters auf seine Seite zu bringen, wel ches ihm auch auf einer Zusammenkunft in Goslar und aufeiner Kirchenversammlung in Nordhausen vollkommen gelang. Der Erzbischof Ruthard von Mainz, ein erbitterter Gegner seines Vaters, leistete ihm dazu kräftigen Beystand. Nun verjagte erf in Sachsen alle Bischöfe und Geistliche von seines Vaters Parthen, die schon in der Kirchenversammlung zu Nordhausen abgesetzt waren, und setzte überall rechtgläubige, d. i. påvstlich gesinnte, Bischöfe an ihre Stelle.

Zu diesen gehörte auch Erzbischof Heinrich von Magdes ́ burg. Der junge König berief ihn auf Pfingsten zu sich nach Goslar, und bestätigte seine Wahl. Der påbstliche Legat weis hete ihn, da er bisher aus Bescheidenheit mit dem Grade eines Subdiacons zufrieden gewesen war, in Pfingsten zum Dias con, und am folgenden Sonntag Trinitatis zum Priester. Hers nach begleitete er ihn nach Magdeburg, um ihn da feierlich eins zuführen. Sie wurden mit unglaublichem Jubel und Frolocken als vom Himmel gesandt, in Magdeburg empfangen. Nun

ward

ward Heinrich am 'ten Jun. d. J. 1105 von dem påbftlicher Legaten, und seinen untergeordneten Bischöfen, feierlich zum Erzbischof geweihet, und empfing dann auch vom Pabst Paschal Das Pallium,

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Unterdeß ward die Parthey des jungen Königs Heinrich immer mächtiger, und der alte Kaiser sahe sich nach und nach fast ganz verlassen. Der Sohn nahm durch List endlich der Mater gefangen, und nöthigte ihn, dem Reiche zu entsagen, `und die Reichsinfignien auszuliefern, Zu Anfang des Jahrs 1106 aber entkam der Vater aus der Gefangenschaft, und faŋ) an dem Herzog Heinrich von Lothringen, an dem Bischof vor Lüttich und an den Bürgern zu Cöln noch eifrige Anhänger und Bertheidiger. Der Sohn bot vergebens alles auf, um die sich tapfer vertheidigende Stadt Cdln zu erobern, und den Bater aus Lüttich zu vertreiben. Allein am 7ten Aug. 1106 starb der Bater unvermuthet zu Lüttich, nach einer 50 jährigen höchst uns ruhigen Regierung im 56sten Jahre seines Alters. Er schickte noch vor seinem Ende dem Sohn seinen Ring und sein Schwerdt, bat für seine Anhänger um Verzeihung, und wünschte bey seis nen Vorfahren in der Domkirche zu Speyer begraben zu wers den. Allein auch diese seine letzten Bitten blieben unerfüllt. Seine Anhänger wurden verfolgt und bestraft; auch die Stadt Cöln muste 6000 Mark Silbers Strafe geben. Er ward als ein Berbannter zu Lüttich wieder ausgegraben, und dann 5 Jahs re lang in einer Kapelle neben der von ihm selbst erbauten Doms kirche zu Speyer unbegraben hingesetzt, und erst nach der Loss sprechung vom Banne im J. 11,11 sehr prächtig-begraben. Er besaß hey manchen Fehlern ungemein viel Tapferkeit, Muth und Stand, haftigkeit, hatte einen durchdringenden Verstand, besaß ein sehr menschenfreundliches wohlthätiges Herz, und verzeih seinen Feins den leicht und von ganzem Herzen, sobald sie ihr Unrecht ers

Lant

kannten. Er hatte ein tiefes Gefühl der Ehre, und konnte den Gedanken nicht ertragen, die Krone seiner Båter zu verlieren. Darum wagte er auch alles, und ließ sich soviel gefallen, um es dahin nicht kommen zu lassen, wohin es doch endlich sein eige ner Sohn brachte. Selbst seine Feinde können es nicht ganz leugnen, daß Niemand zu seiner Zeit so sehr als er, sowohl seis ner Geistesvorzüge, als seines äußern Ansehens wegen, des Kaiserthums würdig gewesen sey.

Noch vor dem Tode des Kaisers, im J. 1106 ward Erzbischof Heinrich von Magdeburg mit andern vornehmen deutschen Fürsten von dem jungen Könige und der Reichsversammlung zu Mainz als Gesandter an den Pabst Paschalis geschickt, um demselben die Abdankung des Kaisers, und was sonst mit ihm vorgefallen Fey, zu melden, und ihn nach Deutschland einzuladen. Der Erzbischof ward aber mit den mehresten seiner Begleiter zu Trient von einem Anhänger des Kaisers gefangen genommen, und Hers zog Welph von Bayern mußte sie erst mit bewaffneter Hand bes freyen.

Nach seiner Rückkehr aus Italien widmete der Erzbischof feine noch übrige kurze Lebenszeit der Regierung und dem Wohl seines Landes, und befliß sich, seiner erhabenen Würde durch einen frommen gesetzten Lebenswandel, und durch wahre Gots tesfurcht Ehre zu machen. Mit dem Vorzug einer hohen Ger burt verband er auch vorzügliche Kenntnisse und Einsichten in den Wissenschaften. Er war schön gebildet, hatte viel Verstand, ein herrliches Gedächtniß, vorzügliche Beredsamkeit, und viele andere ausgezeichnete Vorzüge. Gegen Geistliche und Arme

bes

*) Annalista_Saxo. p. 602 - 617. Chron. Magd ap. Meib. P. 323. Chronogr. Saxo, p. 80. 281. Chron. Urfperg P. 264.

Gefch. v. Magdeb. 1. B.

bewies er zwar viele Herablassung, aber er vergab sich und seiner hohen Würde nichts gegen weltliche Fürsten, Reiche und seines Gleichen. In der kurzen Zeit seiner Regierung zeigte er seinen Unterthanen genugsam durch Worte und Thaten, wie viel er für sein Erzstift gethan haben würde, wenn er långer gelebt håtte. Als er im J. 1107 in den Fasten die gewöhnliche Syr node zu Halle gehalten hatte, und auf der Rückreise am Palm, sonntage bis Nienburg gekommen war, und daselbst zur Ader Er rist gelassen hatte; so fing er da schon an krank zu werden. aber doch noch am Mittwoch darauf nach Magdeburg, wusch am grünen Donnerstage einigen Armen vor seinem Bette nach Gewohnheit die Füße, theilte ihnen reichliche Almosen aus, stand dann auf, strengte sich über Vermögen an, verrichtete die Weis hung des heil. Dels zur leßten Delung, und versahe noch den ganzen Gottesdienst, aber zum lehten Malk. ` Gleich nachher wurden seine Schmerzen größer, und er konnte sich nun nicht mehr außer dem Bette halten, Um ersten Ostertage kam die -gesammte Geistlichkeit in sein Zimmer, um ihn wie gewöhnlich mit Gesang und in feierlicher Procession in die Kirche zu begleis aber sie kehrte traurig ohne ihr Oberhaupt zurück, nach, Er lebte noch dem man ihm die leßte Delung gegeben hatte. diesen Tag und die folgende Nacht. Am zweyten Ostertage aber und zwar am 1sten April 1107 starb Tagesanbruch zu jedermans Betrübniß.

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er unvermuthet schon bey Anstatt ihn nun lebend

an diesem Tage nach Gewohnheit in feierlicher Proceffion mit Jubel und Frohlocken nach Kloster Bergen zu begleiten, brachte man ihn mit Trauren und Wehklagen todt dahin zur Ausstels lung. Er ward am folgenden Freitage im Kloster U. L. Frauen zu Magdeburg begraben, und Bischof Reinhard von Halbers stadt. hielt ihm nebst andern Bischöfen und Aebten die Erequien *).

VI. Ger

Chron. Magd. ap. Meib. p. 323. Magd. Schöppens
Chronit. p. 159. Annalista Saxo. p. 620.

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