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fey. Man hielt diese Erscheinung zu Magdeburg får so bedeus tend und wichtig, daß man den Erzbischof zu seiner Warnung sogleich davon benachrichtigen laffen wollte. Allein dem Abs geordneten kam schon auf halbem Wege der Wagen mit der Leiche des Erzbischofs entgegen. Diese Erscheinung ward damals als éin warnendes Beyspiel für alle diejenigen betrachtet, welche Kirchenschmuck, kostbare Kirchengeräthe und Kirchengüter, die den Kirchen vermacht, und zu einem gewissen kirchlichen Gebrauch bestimmt sind, zum Ankauf von liegenden Gründen, oder zur Erwerbung anderer zeitlicher Vortheile, oder auch wohl zu ih rem und der Ihrigen Privatnußen, oder wohl gar zu Ausfd weisungen und schändlichen Lastern verwandten. Dieser Miße brauch der Kirchenschåße muß also wohl damals sehr überhand genommen haben. Es wird auch dem Erzbischof Hartwig geradezu Schüld gegeben, daß er hauptsächlich einer von denen ger wefen sey, welche die großen Schäße und kostbaren Geråthe des Morihklosters und der Domkirche, womit sie schon Otto der Große und seine Gemahlinnen so reichlich beschenkt, und die sie zum Theil zur Kirchenbau bestimmt hatten, weggebracht oder verschwendet, und höchstens einige unbedeutende liezende Grüns de dafür angeschaft hätten. Ueberhaupt weiß man auch von diesem Erzbischof nicht viel Rühmliches zu sagen, als daß er schon von Person und reich gewesen sey, daß er sich durch seine Freigebigkeit vermuthlich auf Kosten des Erzßtists, und ges gen seine Anhänger und Lieblinge, vor seinen Zettgenoffert ausgezeichnet, viel Gewalt und Ansehen besessen, sich bey dem ganzen Volk und der Geistlichkeit beliebt zu machen gewußt has be, und sehr populär gewesen sey. Doch soll er auch hin und wieder etwas zum Besten seines Erzstifts gethan, und sich sehr ernstlich bemühei haben, die damalige Üneinigkeit oder Trennung in der Kirche (schisma) beyzulegen, nämlich so, daß er alles

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für die påbstliche Parthey zu gewinnen und die kaiserliche oder Gegenparthen möglichst zu schwächen und zu unterdrücken suchte. Ein Bischof feines Sprengels, sein Zeitgenosse, der schon anges führte Verfasser der Schuhschrift für den Kaiser Heinrich den vierten, Bischof Waltram von Zeiß oder Naumburg, sagt von ihm: daß jene prophetische Stelle (Jes. 14, 16. 17. 20.) buchs stäblich sich auf ihn anwenden laffe. ,, Ist das der Mann, der ,,die, Welt zittern und die Königreiche beben machte? der den ,,Erdboden zur Wüsten machte und die Städte darinnen zers ,,stdrte? denn du haft dein Land verderbet und dein Volk Eben derselbe wundert sich, daß ein so vers ,,erschlagen!" kehrter Geistlicher so viele andere Geistliche und ein so ansehnli, ches Volk mit sich habe ins Unglück leiten können, der fast gar keis ne Gelehrsamkeit besessen habe und äußerst unwissend gewesen sey *). Jene vorhin angeführte vorgebliche Erscheinung bey seinem Tode, und fein vielleicht zu vertrauter Umgang mit der Margs gråfin Beatrix von Schweinfurt, mögen übrigens den ersten Grund zu der Fabel gelegt haben, daß ein Erzbischof Udo, we gen seiner Ausschweifungen, besonders wegen seines unerlaubten Umgangs mit einer Aebtissin im Kloster Osterholz oder Lilienthal bey Buckau, in der Nacht im Dom von Christo selbst in Bes gleitung des heil. Moriß und anderer Heiligen vor Gericht ges *fordert, und auf sein Geheiß vom heil. Moriß enthauptet wor, den sey. Allein die wahre Geschichte weiß weder von einem Erzs Bischof Udo, noch von einem Kloster Osterholz oder Lilienthal in Buckau etwas, wohl aber von einem Gertruden - Kloster in `Buckau, welches in der Nähe der dortigen Ziegelscheune hart an der Elbe lag, und dessen Nonnen 130 Jahre nachher in das Neustädter Agneten Kloster verseht wurden *).

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V.

Chron. Magd. ap. Meib. p. 319-321. Annalista Saxo. p. 598. Apolog. Henr. IV. ap. Freher. p. 206, 207. **) Chron. Magd. ap. Meib. p. 328.

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V. Geschichte Magdeburgs unter dem zehnten Erzbischof.. Heinrich dem ersten v. 3. 1102 1107.

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Dieser Heinrich, ein Graf von Aslo oder Asle aus dem Geschlechte der Grafen von Binzenburg im Hildesheimschen, war zuerst Canonicus eder Domherr in Hildesheim. J. 1084 ward er von dem Gegenkönig Herrmann zum Bischöf von Paderborn ernannt. Allein der Kaiser Heinrich hatte mit seines Gegenpabsts Clemens Bewilligung das Bisthum Paders born einem andern Heinrich, einem Grafen von Werle, vers liehen, welcher sich auch mit bewaffneter Hand in den Besitz des Bisthums seßte, und den Heinrich von Asle daraus verjagte. Dieser Lehtere, der ohnehin die Nuhe und den Frieden liebte, nahm seine Zuflucht nach Magdeburg, wo damals alles påbstlich gesinnt, folglich alles ruhig, friedlich und einig war, ward daselbst vom Erzbischof Hartwig und den Geistlichen, als einer von ihrer Parthey, gern und brüderlich aufgenommen, und hielt sich länge als Gaft daselbst auf. Er hatte sich hier so be, liebt gemacht, daß ihn die gesammten geistlichen und weltlichen Mitglieder des Domkapitels gleich nach Hartwigs Tode einstim, mig wieder zum Erzbischof wählen wollten. Da er aber keine rechte Neigung hatte, es zu werden, und die Ungnade und Macht des Kaisers fürchtete, so hatte er sich schon des Nachts in aller Stille von Magdeburg entfernt, und die Wahlherren suchten ihn vergebens. Am folgenden Tage aber, gleich nach dem Begräbniß des verstorbenen Erzbischofs, da er noch abwe, send war, wählten sie ihn, den canonischen Rechten und dem Wahlrechte ihrer Kirche gemäß, ließen ihn durch Abgeordnete wider seine Neigung zurückholen, erklärten ihn öffentlich und einstimmig für ihr rechtmäßiges Oberhaupt, und führten ihn ohne Genehmigung des Kaisers, und ohne sich durch dessen Un gnade schrecken zu lassen, ohne jemandes Widerspruch feierlich

ein. Bey den damaligen Streitigkeiten und Partheyen in der Kirche, oder unter der Geistlichkeit, war eine solche Einigkeit felten, indem damals fast kein Bisthum vakant ward, ohne daß nicht zwey oder drey zugleich von den verschiedenen Pars theyen wieder dazu erwählt wurden. Wie der Kaiser erfuhr, daß der neue Erzbischof ohne seine Zustimmung und Beståtigung gewählt und eingeführt sey, ward er heftig darüber aufgebracht. Und diese eigenmächtige Wahl mußte den Kaiser und seine Ans hånger um desto mehr gegen die Magdeburger erbittern, da auch schon andere påbstlich Gefinute, und namentlich die Gegner des vom Kaiser eingeseßten Bischofs. Friedrich von Halberstadt, fich nach Magdeburg gewandt, und daselbst einen sichern Aufenthalt gefunden hatten. Erzbischof Heinrich ließ sich dadurch nicht irre machen, sondern blieb seinen Grundsägen und seiner Parthey getreu.

Beynahe aber hätte ihn der Kaiser um diese Zeit auf dem erzsifsdflichen Hofe zu Werben aufheben lassen, wenn er nicht zum Glück in einer schlaflosen Nacht plößlich auf den Gedanken gekom, men wäre, daß er geschwind aufstehen, und sich mit seiner Gefolge ellig von da weg und nach Halle begeben wolle. Denu kaum war er weg, als ein Graf Dedo, ein Anhänger des Kaisers, mit einer Schaar Bewaffneter den gedachten Hof überfiel, in Hoffnung, den Erzbischof dort zu finden, dessen dortigen Aufs enthalt er vorher ausgekundschaftet hatte. Aber nun war der

Er kam aber bald nach Mags vornehmsten Stiftsherren, was

Anschlag vergebens. Der Erzbischof schrieb seine Rettung einer besondern göttlichen Fügung zu. deburg zurück, überlegte mit den zu thun sey, und entschloß sich, lieber der Wuth seiner Berfol :ger auszuweichen, als von denselben die Besißungen des Erzftifts aus Haß gegen ihn serwüsten zu lassen. Er begab sich also auf seine Familiengüter, deren er sehr viele besaß, da er aus einem

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vornehmen und reichen Geschlechte abflammte, und kam vor: Heinrichs des vierten Abseßung nicht zum ruhigen Besik_des Erzstifts. Doch auch abwesend leitete er durch seinen liebevollen våterlichen Rath die ihm zukommenden Geschäfte im Erzstifte. Er begünstigte vor andern den standhaft påbstlich gesinnten Abt Hildebold von Kloster Bergen, und den ähnlich denkenden Doms probst Eccard. Zu diesen hatten sich auch der Halberstädtische Gegenbischof Herrand von der påbstlichen Parthey, nebst seinem Domprobst, dem nachherigen Magdeburgischen Erzbischof Adels got, und der Hildesheimische Scholasticus, nachheriger Cardinal Dieterich, so wie viele andere von der påbftlichen Parthey ge☛ flüchtet. Magdeburg und Kloster Bergen waren also damals die Zufluchtsdrter der påbstlich Gesinnten, wo sie sich gefaßt machten, den Kampf mit dem Kaiser und seiner Parthey zu erz neuern. Dem Kaiser schien ihr Aufenthalt daselbst gefährlich, und er machte so gut als möglich Anstalt, sie von da zu vertreis ben, indem er durch Gesandte und durch kaiserliche Ausschreiben an den Stadtpråfect und an die mehresten Bürger der Stadt, die ihm ohne Zweifel ergeben waren, ernstliche Befehle ergehen ließ, die påbstlich Gesinnten aus ihrer Gegend zu vertreiben, øder sie zu nöthigen, nach Hofe zu kommen, und sich zu unters werfen. Dies blieb auch nicht ganz ohne Wirkung, und der Stadtpråfect und die Bürger scheinen entschlossen gewesen zu seyn, die påbstlich Gesinnten nicht länger bey sich zu dulden. Diese aber kehrten sich daran nicht, hielten einige Verfolgungen muthig aus, und obgleich dem Abt Hiltebold und den übri, gen ein anderer sicherer Zufluchtsort von ihrer Parthey angeboten ward, so blieb er doch standhaft auf seinem Posten. Einige. Domherren, wovon ein gewisser Afikus ausdrücklich genannt wird, sahen die Absehung des Erzbischofs als eine bequeme Ges Legenheit an, selber zu dieser Würde zu gelangen. Sie machten

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