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rieth Hartwig dem Ecbert, jeßt den Kaiser anzugreifen, und Gleichen zu entsehen, da sein Herr so geschwächt wåre. Ecbert thate, griff den Kaiser an, schlug ihn in Weihnachten 1088 bey Gleichen völlig, und nöthigte ihn die Belagerung aufzuhes ben. Hartwig war ihm unterweges mit seinen Truppen sorgs fältig ausgewichen, um ihn nicht aufzuhalten. Da aber Ecbert bald nachher von seinem Feinde, dem Marggrafen Heinrich von Nordsachsen, eine schwere Niederlage erlitt, und fast alle åchs sische Fürsten, seines wilden und grausamen Characters wegen, gegen sich hatte; so konnte er nicht viel gegen den Kaiser auss richten. Er nahm zwar den Bischof Udo von Hildesheim ge fangen, und behandelte ihn sehr hart, bemühte sich aber vers geblich, die Stadt Hildesheim in seine Gewalt zu bekommen. Und da er mit wenigen Begleitern mehrere Truppen zur Belas gerung der Stadt herbeyholen, und in einer abgelegenen Mühle nicht weit von Braunschweig, ein wenig ausruhen wollte; so ward er daselbst von einigen Vasallen der Aebtissin zu Queds linburg, die er beleidigt hatte, überfallen und im J. 1090 ers mordet *).

Heinrich hatte nun keinen erklärten Feind mehr in Sachs sen. Denn mit dem Erzbischof von Magdeburg hatten sich auch feine übrigen Gegner daselbst ihm unterworfen. Da es in Sachsen sowohl als überall in Deutschland ziemlich ruhig war; so eilte er im J. 1090 wieder nach Italien, um den Pabst Ur. ban den zweyten und die Marggråfin Mathilde zu demüthigen, und blieb 7 Jahre daselbst. Er war auch daselbst ziemlich glücklich, bis man seinen åltesten Sohn Conrad, welchen er im J. 1087 hatte zum König krönen lassen, ungeachtet seines sonst rühmlichen Characters, gegen seinen Vater aufzubringen, und

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*) Apolog. Henr. IV. p. 206. 207. 217. 218. Annalista Saxo. p. 572. $73. Chronogr. Saxo. p. 270.

J. 1093 zur Empörung zu reißen gewußt hatte. Conrad bes hauptete sich auch mit Hülfe der mächtigen Gegner Heinrichs gegen seinen Water in Italien bis zu seinem frühzeitigen Tode im J. 1101 *).

Erzbischof Hartwig von Magdeburg ging im J. 1092 auf Bitte des Marggrafen Wiprecht von der Laufig nach Pegau, und weihete daselbst mit Assistenz des Bischofs Waltram von Zeiß und bes Bischofs Albuim von Merseburg den Grund und die Begräbnißplaße eines neuen Klosters, welches Marggraf Wiprecht zu erbauen Willens war. Als das Kloster im J. 1096 völlig fertig war; so weihete er dasselbe ebenfalls in Gegenwart des Stifters mit seinen untergeordneten Bischöfen ein **).

In eben diesem Jahre 1096 setzte der Erzbischof den Abt Bernhard den zweyten zu Kloster Bergen wegen seiner üblen Wirthschaft mit den Klostergütern ab, welcher seit 1076, folg lich 20 Jahre dem Kloster vorgestanden hatte. Er wird als ein rechtes Muster eines gewissenlosen Geistlichen, eines verschwens derischen Hausvaters und untreuen Haushalters beschrieben. Was gottselige Vorfahren, Kaiser, Könige und Fürsten, vors mals dem Kloster vermacht oder geschenkt hatten, riß er mit kirchenråuberischen Hånden an sich, ja raubte es selbst von den Altåren, und wandte es unwürdigen Personen zu. So blieb dem Kloster wenig übrig. Nach andern Nachrichten soll er die wohlverdiente Abfeßung nicht abgewartet, sondern durch Gewis sensunruhe, durch den Haß seiner Untergebnen, und durch üblen Ruf sich gedrungen gefühlt haben, seine Stelle von selbst nieders zulegen. Das Kloster blieb 2 Jahre lang ohne Abt, in welcher Zeit der Erzbischof selbst die Administration des Klosters übers

Annalifta Saxo. p. 573. 576. 591.

nahm.

**) De fundat. Bigaugiae ap. Hofmann. Sigfrid. presb. Mifn, ad a. 1091, ap. Piftor. Tom, 1.

nahm. Im Jahr 1098 berief er aus dem Kloster Hirschau, wo die im Kloster Clugny zuerst aufgekommene strengere Lebensart unter den Benedictiner Mönchen schon eingeführt war, einen gelehrten Mönch, Namens Hildebold, zum Abt von Kloster Bergen. Dieser führte daselbst eine strengere Lebensart, mehr Ordnung und eine bessere Wirthschaft ein, und wird daher auch sehr gerühme *).

Um diese Zeit nahmen die berühmten Kreuzzüge nach Pas låstina oder dem gelobten Lande ihren Anfang. So lange die Araber und ihre Khalifen in jenen Gegenden herrschten, hatten fie den, ihnen einträglichen, långst gewöhnlichen, Wallfahrten der Chriften nach den sogenannten heiligen Dertern und zum Heiligen Grabe in Palåstina, wenige Hindernisse in den Weg geleat. Da ihnen aber die rohern und wildern Seldschukischen Türken im J. 1079 Syrien und das gelobte Land entriffen hats ten; so wurden von diesen die Christen, und besonders die Pils grimme, aufs empörendste gemißhandelt. Einer dieser Pils grimme, der Eremit Peter von Amiens, brachte dem Pabst Urs ban dem zweyten Bittschreiben um Hülfe von dem Patriarchen zu Jerusalem, und zugleich seinem Vorgeben nach,' einen münd, lichen Befehl von Christo selbst, der ihm zu Jerusalem erschienen feyn sollte, daß der Pabst die ganze Christenheit zur Entreissung und Befreyung des heil. Grabes aus den Hånden der Ungläubis gen aufbieten möchte. Das that denn der Pabst auch, nachs dem Peter mit einem großen Crucifire in der Hand, mit einem Strick um die Lenden, mit entblößtem Haupte und barfuß, als ein armer Pilger, auf einem Esel Frankreich und Italien durchs zegen, und die Gemüther vorbereitet hatte. In sehr zahlreichen Kirchenversammlungen, erst zu Piacenza, dann zu Clermont

im

*) Chron. Magd. ap. Meib. p. 310. Chron. Berg. ibid, Tom. III. p. 297. Annalista Saxo. p. 586.

im J. 1095, schilderte der Pabst die den Christen zugefügten Mißhandlungen mit den stärksten Farben, und wandte alle seine Beredsamkeit, und alle Kraft damals geltender religiöser Gründe und herrschender Vorurtheile an, um alles zum Zuge nach Pas låstina zu bereden, und fich zu dem Ende mit einem rothen Kreuze auf der Schulzer bezeichnen zu lassen. Eine Hungers, noth, eine damals sich verbreitende ungewöhnliche Krankheit, das heilige Feuer genannt, verschiedene eingebildete und wahre Phänomene am Himmel, ein Comet, Nordlichter und dergl. wurden als Aufforderungen des Himmels dazu betrachtet. Nach und nach, und in verschiedenen Haufen, zogen in kurzer Zeit mehrere Millionen Menschen aus ihrer Heimath fort. Die Franzosen und Italiener machten den Anfang. Die Deutschen nahmen anfänglich wenig Theil daran, spotteten vielmehr über die durchzichenden Kreuzfahrer, als über Unsinnige, die das Gewisse fürs Ungewisse verließen. Aber baid verbreitete sich

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diese Schwärmerey auch unter den Deutschen. sich bey Tausenden, fielen erst fast überall in Deutschland, bes sonders in Mainz, so wie in Böhmen, und wahrscheinlich auch in Magdeburg, wo seit des ersten Otto's Zeiten schon Juden ansåßig waren, über die Juden her, zwangen sie mit Gei walt, fich taufen zu lassen, oder plünderten und mordeten sie, um Geld zu bekommen. Der Kaiser Heinrich konnte bey seiner Rückkunft aus Italien nach Deutschland im J. 1097, die Juden kaum gegen diese Gewaltthätigkeiten schügen. Ein Priester, Volkmar, sammlete auch in Thüringen und Sachsen, folglich auch in und um Magdeburg, einen Haufen von 12000 Kreuzs fahrern. Diese aber, nebst zwey andern Haufen, welche die ersten deutschen Kreuzfahrer waren, fingen auf ihrem Zuge in Ungarn zu rauben und zu plündern an, und wurden daselbst zerstreuet. Unterdeß drang nach einigen verunglückten Zügen

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doch endlich wirklich eine starke wohlgerüstete Armee, unter An führung des Herzogs Gottfried son Bouillon oder Niederloths ringen, von 1096 an, unter unsäglichen Schwierigkeiten durs bis nach Palästina, und eroberte im J. 1099 am isten Juf. Jerusalem. Diese Armee war gleich anfänglich 100000 Manst tack, und wuchs nach und nach bis zu 300000 Streitern, und mit dem gesammten Troß bis zu 600006 Menschen an. Gotts fried stiftete zu Jerusalem ein neues christliches Reich, und ward dessen erster König, starb aber schon im folgenden Jahre 1100, and das neue Reich bestand nicht volle roo Jahre *).

In wie weit Magdeburg und dessen Erbischof Hartwig tamais an diesen Kreuzzügen Theil genommen haben, meidet die schichte nicht. Als gedachter Erzbischof sich mit verschiedes nen Fürßen und der Marggråfin Beatrix von Schweinfurt auf feinein Landgute Badderode aufhielt, und einftmals des Abends noch gesund und froh mit ihnen gespeiset hatte; so stars er noch in derselben Nacht am 17ten Jun. 1102 eines plößlichen Todes, and soll fodt in seinem Bette gefunden worden seyn. Nach geschehener Section wurden seine Eingeweide zu Kloster Bergen, der übrige Körper aber im Dom begraben. Er hat dem Erzstifte beynahe 23 Jahre vorgesstanden. Er veräußerte verschiedene Koftbarkeis ten des Domkirche, um Schweinfurt in Franken von deffen Bes fiserin Beatrix zu erkaufen, hat es auch bis an seinen Tod rus hig beseffen. Es ist aber nicht beym Erzstifte geblieben. Ges besessen. rade in seiner Todesfrunde wollte ein Geistlicher am Dom eine Erscheinung gesehen haben, wornach Hartwig vom heil. Mays ritius und andern Heiligen, wegen seiner schlechten Verwaltung der Güter des Erzstifts während seiner langen Negierung, zur Berantwortung gezogen, und mit der Absehung bestraft worden fey:

Annalifta Saxo, P. $75 - $97. Chronogr. Saxo 271-278:

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