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fchlauer, tiefer Politik, mit inniger Kenntniß der Höfe, der Res gierung, der herrschenden Stimmung der Großen und des Volks in den christlichen Staaten, und besonders in Deutschland, mit unerschütterlicher Vestigkeit und Dreiftigkeit, mit einem imponis renden Stolze und mit alles niederstürzender, nichts achtender Hefs tigkeit, bey seinem Leben durchzusehen und auszuführen suchte. Zwar sabe er sie bey seinem Tode kaum halb ausgeführt. Aber es war doch ein guter Anfang dazu gemacht, und er hinterließ manche in seinen Planen eingeweihte Männer, die zum Theil als seine Nachfolger da fortfuhren, wo er endete, und doch noch Manches von jenen Planen zur Ausführung brachten.

Während daß Heinrich in Italien gegen den Gregor gez schäftig war, forderten die Sachsen die übrigen Deutschen zur Wahl eines neuen Gegenkönigs auf, verbanden sich mit den Schwaben, fielen in Franken ein, und wählten am 9ten Aug. 1081 den Graf Herrmann von Lüßelburg auf Betrieb des Bis fchefs Bucco von Halberstadt wieder zum Könige. Der tapfere Herzog Otto wollte lange zu dieser Wahl nicht recht stimnien, bis er sich endlich durch vieles Zureden dafür gewinnen ließ. Der Erzbischof Siegfried von Mainz krönte den neuen König Er hatte ver seiner Erhe, am 26sten Dec. 1081 zu Goslar. bung auf den deutschen Thron, seiner Tapferkeit und seines -Reichthums wegen in seinem Baterlande im größten Ansehen ges Randen. Als König aber ward er seiner Unthätigkeit wegen bald fowohl seinen Unterthanen als auch Fremden verächtlich. Her zog Otto, und nach ihm seine zwey Söhne, nebst dem Margs grafen Ecbert von Braunschweig, dem Erzbischof Hartwig von Magdeburg und dem Bischof Bucco von Halberstadt, zogen.alle Gewalt an sich. Daher war die eigentliche Hofhaltung oder Regierung entweder zu Magdeburg beym Erzbischof Hartwig, König sder zu Halberstadt beym Bischof Bucco. Der Titular:

Herre

Herrmann aber ward häufig nicht einmal mit zum Kriegsrath oder zu andern Rathsversammlungen zugelassen, und gestand es dem um seinen Schuß und Beystand bittenden Bischof Waltram von Zeiß, dem gelehrten und einsichtsvollen Verfasser der Apos logie oder Schuhschrift für Heinrich den 4ten, selbst ein, daß er weder sich noch andern zu nüßen vermögend sey *).

Im J. 1082 weihete Erzbischof Hartwig mit zweyen ihm untergeordneten Bischöfen die große neue Kirche zu Klosterbergen ein. Auch starb in diesem Jahre Marggraf Udo von Nords sachsen, oder von der Altmark, und sein Sohn Heinrich war fein Nachfolger,

In einem sehr heissen Sommer des Jahrs 1083 fiel Herrs mann mit einer nicht zahlreichen Mannschaft in Franken ein, und richtete wenig aus. Schon am 11ten Jan. d. I. starb der angesehenste, tapferste und mächtigste Feind Heinrichs in Sach, fen, nämlich der gewesene Herzog Otto von Bayern, geborner Graf von Nordheim, oder von der Weser:

Heinrich kam endlich im J. 1084 aus Italien wieder nach Deutschland zurück, und entriß sogleich Augsburg den Schwaben von der Gegenparthey. Da jest wieder einer seiner mächtigen Gegner, der Erzbischof Siegfried von Mainz, mit Tode ab, ging, und der neue Erzbischof Wezel ihm zugethan war; fo ward von diesem und andern dem Kaiser ergebnen Bischöfen zur großen Freude der weltlichen Fürsten am 20sten Jan. 1085 zu Gerstungen ein Versuch gemacht, ob man die schon so lange dauernden unglücklichen Zwistigkeiten in Deutschland, Die man bisher mit dem Degen und durch Blutvergießen vergeblich auss

*) Bruno. p 150-153 ad s. 1081. Chron. Magd. p. 317319. Annalista Saxo. p. 559. 564. Wakrami Apologia Henrici IV. ap. Freher. p. 194.

*) Magd. Schöppen. Chrouif. p. 159.

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Allein

auszumachen versucht hatte, unter den Bischöfen mit der Feder,
oder durch Schriften und Disputiren ausmachen könnte.
der Versuch war fruchtlos. Die Bischöfe von beyden Partheyen
disputirten hin und her darüber, ob Heinrich mit Recht in den
Bann gethan sey oder nicht, und jeder hlieb, wie gewöhnlich,
bey seiner Meinung, ohne daß etwas ausgemacht wurde. Erzs
bischof Hartwig war auch hier einer der ersten und vornehmsten
Gegner des Kaisers. Die Gegenparthey Heinrichs aber ward
hier unter sich so uneinig, daß es sogar zum Blutvergießen kam,
und daß die Sachsen und Thüringer von ihren verdächtigen
Landeleuten Erklärung verlangten, wer es standhaft mit ihnen
gegen den Kaiser halten wolle oder nicht. Ein Sächsischer Graf
Dieterich, ein Schwager des Marggrafen Ecberts, und ein
anderer Graf gleiches Namens, der ihn vertheidigen wollte,
wurden als heimliche Anhänger Heinrichs niedergemacht. Der
Bischof Udo von Hildesheim entging mit seinem Bruder einem
ähnlichen Schickfale, noch durch die Flucht. Udo erklärte sich
nun öffentlich für den Kaiser. Durch ihn ließ Heinrich den
Sachsen die Aufrechthaltung ihrer alten von Karl dem Großen
bey ihrer Befehrung zum Christenthum ihnen schon zugestandnen
Rechte und Freiheiten versprechen, und jedem unter ihnen kräftis
gen Schuß gegen gesetzwidriges Verfahren, aufs heiligste zus
fichern, wenn sie sich ihm wieder unterwerfen wollten. Dadurch
gewann er nicht wenige von ihnen. Alles bekam jezt für ihn
ein vortheilhafteres Ansehen. Nur ein bis Pfingsten dieses
Jahrs geschlossener Waffenstillstand hinderte ihr, daß er nicht
gleich durch einen Heerszug nach Sachsen der Sache völlig den
Ausschlag geben konnte. Vergebens fuchte der Legat des Pabst
Gregors, der Bischof Otto von Ostia, welcher nachher unter
dem Namen Urban der zweyte Pabst ward, dem Kaifer und
seiner Parthey entgegen zu arbeiten. Vergevens hielt er mit den

eifs

eifrigsten Anhängern Gregors, dem Erzbischof Hartwig, dem Bischof Bucco, und elf andern Bischöfen in Ostern zu Queds linburg eine Kirchenversammlung, welche die heftigsten Banns flüche gegen den Kaiser und seine Anhänger ergehen ließ. Heinä rich ließ dagegen gleich nach Ostern von zweyen Legaten des Ges genpabsts Clemens, von den Er bischöfen von Mainz, Trier und Coin, und von 16 andern Bischöfen in seiner Gegenwart eine Kirchenversammlung anstellen, worin 15 Bischöfe von der Gegenparthen, und unter ihnen auch Erzbischof Hartwig, als hartnäckige Keßer und Stdrer der Ruhe in der Kirche und im Staate, förmlich abgeseßt, und in den Bann gethan wurden, Dem Erzbischof Hartwig ward nochinsbesondere ein Eingriff in die Discesanrechte des Erzbischofs von Cöln zur Last gelegt, intem, er den, unter dem Erzstifte Cöln stehenten, Bischof von Mine den widerrechtlich ordinirt, und sich dazu die Erlaubniß Gregors ausgewirkt hatte *).

Heinrich rückte nach Ablauf des Waffenstillstandes gecen den isten Jul. mit einer starken Armee in Sachsen ein, um die Beschlüsse der Mainzer Kirchenversammlung auszuführen, und fand nirgends Widerstand. Sein Gegner Herrmann mußte mit dem Erzbischof Hartwig, dem Bischof Bucco und einigen andern ihnen treu gebliebenen Anhängern über die Elbe nach Dånes mark flüchten. Heinrich ging mit seiner Armee im Jul. bis vor Magdeburg, schlug auf der Rothenseer Wiese sein Lager auf, hielt dann mit seinem Gefolge seinen Einzug in die Stadt, und ward aufs beste empfargen. Wahrscheinlich fand er auch hier schon, wie damals fast in allen ansehnlichen deutschen Handelss stådten, unter den Bürgern oder im Mittelstande zahlreiche Freunde und Anhänger, welche die Kabalen des Pabsts und der

Sto

Apologia Henr IV. c. 1. p. 197. 198, 200. 201. 204 Annalifta Saxo. p. 564-566. Chronogr. Saxo. p. 265-368. Magd. Schöppen- Chronit. p. 150. 151.

Großen gegen den rechtmäßigen Landesherrn immer mehr einzus
fehen und zu verabscheuen anfingen. Doch wird es von Mage
deburg nicht so bestimmt, wie von Worms, Mainz, Cöln,
Wirzburg und andern angesehenen Städten, gemeldet. Heinrich
An des
vollzog nun die Absetzung des Hartwig und Bucco.
geflüchteten Hartwigs Stelle ernannte er mit Zustimmung der
Magdeburgischen Geistlichkeit und des Volks oder des ganzen
Domkapitels, den Abt von Hersfeld, auch Hartwig genannt,
wieder zum Erzbischof. Dieser ward in Gegenwart des Kaisers,
der Erzbischöfe von Mainz und Cdln, und vieler andern Bi
fchöfe, am 13ten Jul. sehr feierlich von seinem Weihbischof
Diedo zu Magdeburg ordinirt und eingeführt. Er war ein sehr
gelehrter, fluger, redlicher, dem Kaiser treu ergebner Mann,
and hatte dem Kaiser dadurch sehr wesentliche Dienste geleistet,
daß er dessen Gegner unter sich uneinig zu machen, auch manche
davon für ihn zu gewinnen gewußt, und dadurch dem Kaiser die
Unterwerfung Sachsens ohne Blutvergießen sehr erleichtert hatte.

Sobald aber Heinrich seine Armee verabschieder hatte, ers
regten die Anhänger der Gegenparthey in Sachsen und Thürin,
gen neue Unruhen, nöthigten den Kaiser zwey Monate nach
feiner Ankunft zum Rückzuge aus Sachsen. Der neue Erzbis
schof von Magdeburg, und der neue Bischof Hamazo von Hal
Herstadt nebst andern mußten sich durch die Flucht zu retten suchen.
Der abgesehte Hartwig kam nebst dem Bucco und dem Gegen,
könig Herrmann nach Sachsen zurück. Sie verfolgten den
Kaiser bis nach Hersfeld, und schlugen daselbst ihr Lager auf.
Hartwig ångstigte das Kloster Hersfeld auf alle mögliche Art,
und suchte es ganz zu zerstören, aus Nache gegen den neuen
Erzbischof Hartwig, der daselbst Abt gewesen war.
Von nun
an kommt der neue Magdeburgische Erzbischof Hartwig von
Hersfeld in der Geschichte nicht wieder vor, und es ist ganz

un:

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