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Hohenstaufen, seinem nachherigen Schwiegersohn, dem Stamms vater der Schwäbischen Kaiser.

Da Gregor oder Hildebrand sahe, daß Heinrich wieder Glück und Anhang bekommen hatte; so wagte ers nicht, streng gegen ihn zu verfahren. Er stellte sich daher, als ob er das erst in Deutschland untersuchen und entscheiden müsse, was die Sachs sen und ihre Parthey långst für ausgemacht und entschieden ges halten hatten, ob råmlich Heinrich oder Rudolph für den rechtmåßigen deutschen König zu achten sey, und verlangte zu dem Ende in verschiedenen Bullen von beyden Königen sicheres Ge-· leite. Er erklärte aber schon im voraus den für unrechtmäßig, welcher dem heil. Stuhl ungehorsam seyn würde. Die Sachsen hätten eher des Himmels Einfall, als dies wankelmüthige und zweydeutige Benehmen des Pabsts vermuthet, und erstauns ten darüber nicht wenig. Sie schrieben im Jahre 1079 mehres re sehr derbe und treffende Briefe an den Pabst, welche ein Muster von achter implicitat, Geradheit und Freimüthigkeit auch gegen den damals so gefürchteten und verehrten Pabst sind, und welche sie das erste, zweite und dritte Hahnengeschrey nann. ten, um den heil. Petrus oder seinen Nachfolger zur Aufrich tigkeit und Standhaftigkeit zurückzubringen. Diese Briefe sagen dem stolzen, sich über alles erhebenden Hildebrand und seiner falschen hierarchischen Politik solche bittere Wahrheiten, als sie zu jenen Zeiten kaum jemand anders zu sagen sich getraute. Brus no, ein damals zu Magdeburg lebender Mönch, der Geschichts schreiber dieses Sächsischen Krieges, hat sie der Nachwelt aufbes halten. Dieser Briefwechsel ward das ganze Jahr hindurch fortgesetzt, und so geschahe im J. 1079 nichts weiter, als daß die påbstlichen Legaten beyden Partheyen mit der Gunst des Pabsts schmeichelten, und dafür nach römischer Art von beyden

Theilen so viel Geld zogen, als sie nur irgend bekommen konnten *).

Heinrich rückte aber schon im Jan. 1080 mit einer ans fehnlichen Armee heran, um die Sachsen in ihrem Lande anzus greifen. Einige vornehme Sachfen hatte er schon auf seine Seite zu bringen gewußt, andere wankten. Gleichwohl kamen die Sachsen, unter Rudolphs Unführung, dem Heinrich zahl, reich und wohlgerüstet bey Fladenheim an der Frånkischen Grenze entgegen, und erfochten abermals durch Herzog Otto's Tapferkeit am 27ften Jan. einen vollständigen Sieg, wobey aber der Stadtpråfeet oder Burggraf Meinfried von Magdeburg auf dem Plate blieb, der ohne Zweifel die Magdeburger bey diesem Treffen angeführt hatte. Heinrichs Armee verlor viele Leute, und noch auf der Flucht beym Schlosse Wartburg alles Gepäcke, mit einer Menge Sachen von großem Werthe.

Nun bekam Gregor Muth, fich endlich laut für den Gegenkönig Rudolph zu erklären, und schickte ihm eine Krone, deren Inschrift Line Anmaßung, die deutsche Krone vergeben zu können, genugsam zu erkennen gað **). Seinen Gegner Hein, rich aber erklärte er jetzt für abgescht, und that ihn abermals in den Banu. Heinrich ließ zur Vergeltung dafür auf einer Kirs chenversammlung zu Brixen den Gregor am 26ften Jun. d. J. förmlich abseßen, und den Erzbischof Guibert von Ravenna, unter dem Namen Clemens der dritte, an seine Stelle wieder zum Pabst wählen. Dann drang er im October d. J. mit einer neuen zahlreichen Armee in Thüringen ein. Er ging erst auf Erfurt los, fel nachher ins Stift Naumburg oder Zeiß ein,

und

Brune p. 138 - 146. ad a.. 1079.. Annalista Saxe
P. 543-5.5.20.

**), Sie lautete fo: Petra dedit Petro,

Petrus diadema Rudolpho

Sigeb. Gembl ada 1077.

Er

Die

und setzte sich darauf an der Elster, um von da mit Hülfe der Böhmen oder Meißner über Merseburg und Magdeburg in das Sunere des damaligen Sachsenlandes einzudringen. Dazu ließen ihm die Sachsen aber nicht Zeit. Sie gingen ihm eilig entge gen, und sobald sie Heinrichs Urmee trafen, machten sie sich so- ́ ́ gleich bereit zum Angriff. Es kam an der Elster bey dem Mos raft von Grona am 15ten Oct. d. I. zu einem hißigen Gefechte,, worin die Sachsen so tapfer empfangen wurden, daß sie schon an mehrern Orten zu weichen anfingen. Allein der unwidersteh lich tapfere Herzog Otto gab auch hier den Ausschlag. schlug Heinrichs Truppen, welche den Wahlslah schon siegend, behauptet hatten, durch wiederholte Angriffe endlich völlig, hieb fie entweder nieder, oder jagte sie in die Elster, eroberte das feindliche Lager und machte darin unermeßliche Beute. Ueberbleibsel der geschlagenen Armee wurden auf der Flucht theils durch die Landleute, theils durch Hunger vollends aufgerieben, so daß wenige davon kamen. Heinrich mußte sich mit wenigen Begleitern nach Böhmen flüchten. Allein sein Gegner Rudolph hatte in diesem Treffen nicht nur die rechte Hand verloren, son, dern auch eine tödtliche Wunde im Unterleibe bekommen, woran er noch denselben Tag im Lager starb. Als man ihm kurz vor seinem Tode die Nachricht brachte, daß seine Armee den Sieg erhalten håtte, sagte er: Nun leide ich froh, lebend oder sterbend, was Gottes Wille ist. Man soll ihm auch noch die abgehauene Hand gezeigt, und er soll bey ihrem Anblick gesagt haben, dassen die Hand, womit er seinem Herrn den Eid der Treue ges schworen habe; die Bischöfe, die ihn Heinrichs Thron zu besteis gen bewogen hätten, möchten nun wohl bedenken, ob sie ihn den rechten Weg geführt hätten. Man begrub ihn sehr prächtig zu Merseburg. Als Heinrich einige Zeit nachhernach Merseburg kam, rud man ihm das Grab feines Gegners zeigte, auch dabey

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außerte, daß er billig nicht so ehrenvoll håtte begraben werden sollen, antwortete Heinrich: er wünsche alle seine Gegner so Herrlich begraben zu sehen,

Nach Rudolphs Tod glaubte Heinrich ohne Mühe in Sachsen eindringen zu können. Allein da er wider Vermuthen daselbst abermals eine ansehnliche Armee zur Vertheidigung ihres Vaterlandes bereit fand; so suchte er durch Güte die Sachfen endlich zur Ruhe zu bringen. Er ließ feine Armee auseinander gehen, und that den Sachsen den Antrag: Sie möchten doch seinen Sohn Conrad zum König wählen, wenn sie durchaus einen andern König als ihn haben wollten; er wolle alsdann eidlich angeloben, daß er nie wieder nach Sachsen kommen würs

Allein der in Sachsen alles vermögende Herzog Otto ants wortete scherzend darauf: Art ließe doch nicht von Art - darum mige er weder den Vater noch den Sohn haben; und nun ward nichts daraus *).

Da aber Heinrich gern nach Italien wollte, um den Gegenpabst Clemens gegen den Eregor nachdrücklich zu unters flüßen, und des lettern Absehung zu Stande zu bringen; so mußten die Bischöfe von seiner Parthey auf einer Zusammens kunft an der Weser einen Versuch machen, die Bischöfe von der Gegenparthey, wovon Erzbischof Hartwig zu Magdeburg einer der eifrighten war, und durch die Bischöfe ihren Anhang, zu friedlichen Gesinnungen zu leiten. Sie mußten wenigstens, um Zeit zu weitern Unterhandlungen zu gewinnen, auf einen halb, jährigen Waffenstillstand antragen. Da die Sachsen aber wohl merkten, daß man damit nur Zeir zu gewinnen suche, um unge, hindert gegen den Gregor verfahren zu kdnuen, dem sie mit

iha

Bruno p 146-100. ad a. 1080. Chron. Magd. p. 314316. Annalista Saxo. p. f$2 - 558. Chronogr. Saxo. P. 263.

ihren Bischöfen bisher so treu zugethan gewesen waren; so woll ten sie sich nicht darauf einlassen. Man schloß endlich nur auf 7 Tage einen Waffenstillstand, und ging auseinander.

Gleichwohl zog Heinrich im März 1081 doch noch nach Italien, und belagerte schon im May Rom, aber vergeblich. So auch im Frühjahre 1082. Im folgenden Jahre 1083 eroberte er den disseits der Tiber liegenden Theil von Rom, und endlich 1084 die ganze Stadt bis auf die Engelsburg, wohin fich Gregor geflüchtet hatte. Nun führte Heinrich den Gegens pabst Clemens selbst nach Rom, und empfing von ihm mit seis. ner Gemahlin Bertha im Osterfeste die Römische Kaiserkrone. Die Normånner aus Unteritalien rückten dann zum Beistande Gregors und zum Entsaß der Engelsburg herbey, und Gregor ging mit ihnen von Rom erst nach Monte Cassino, dann nach Salerno, wo er im J. 1085 starb.

Er hatte nichts Geringeres im Sinne, als: die Kirche øder die gesammte Geißtlichkeit mit allen ihren Besißungen von aller Unterwürfigkeit unter weltliche Herren zu befreyen; diesen zu dem Ende die Investitur oder die Belehnung der Bischöfe und Aebte mit ihrer Wårde und mit ihren Ländern durch Ring und Stab, und die Besehung der geistlichen Stellen, gänzlich zu entreissen; eine freye Wahl der geistlichen Herren einzufüh, ren; sie zu Basallen des Pabsts zu machen; durch die überall mit Gewalt eingeführte Ehelofigkeit der Geistlichen sie mehr und mehr vom Staate und bürgerlichen Verbindungen zu trennen, und sie dem Pabst desto ergebner zu machen; ja die Kirche über den Staat zu erheben, und den Pabst als Oberhaupt der Kirche auch zum Oberhaupt aller christlichen Reiche und Staaten, und zum obersten Schiedsrichter aller christlichen Regenten zu mas chen. Das waren die großen, weitaussehenden, alles umkeh renden und verwirrenden Flane und Entwürfe, welche er mit

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schlauer

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