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daß er, wo und wann es der Pabst verlange, sich zur Berants wortung vor ihm stellen, sich seinem Ausspruch, ob er König bleiben könne, oder nicht, unterwerfen, bis dahin sich aller kd, niglichen Ehrenzeichen und Gewalt enthalten, und wenn er Kd nig bleiben könne, dem Pabst unterwürfig und gehorsam seyn solle u. s. w. Da Heinrich diese Bedingungen nicht erfüllen konnte und wollte, und da seine Räthe, besonders die meisten Italiener damit äußerst unzufrieden waren, von denen der Pabst seiner Herrschsucht und Heftigkeit wegen innigft gehaßt wurde; so zerfielen Heinrich und der Pabst bald wieder mit einander. Doch wußte Heinrich mit Hülfe seiner getreuen Italiener und einiger ihm nachgekommenen Deutschen den Pabst in Canossa so gut eingeschlossen zu halten, daß er weder rückwärts nach Rom, noch vorwärts nach Deutschland zu dem nun unterbliebenen Reichstag nach Augsburg, oder zu dem auf den 13tén März neu artgesetzten Reichstage nach Forchheim kommen, noch ́irgend etwas Entscheidendes wieder gegen ihn wagen konnte*). ›

Die Sachsen, folglich auch Erzbischof Werner von Mags deburg, und die Schwaben, und andere Reichsfürsten erklärten im März zu Forchheim den König Heinrich für abgeseßt, und wählten_an_seiner Statt den Herzog Rudolph von Schwaben, welcher auch schon am 25sten März zu Mainz vom dasigen Erzs bischof gekrönt ward. Die Bürger zu Mainz, welche so wie fast überall die Bürger in den Rheinischen und Oberdeutschen Städten, dem König Heinrich ergeben waren, erregten schon bey Rudolphs Krönung einen Aufstand wider ihn und seinen Anhang. Er rettete sich daher eilig nach Sachsen, und konnte sich auch in der Folge fast nirgends anders als in Sachsen gegen Heinrich behaupten. Sobald ihm sämmtliche Sachsen, d. i. die Eins

woh

Lamb. ad a. 1077. Bruno p. 134-136. Annalista Saxo p. 537-541. Chronogr. Saxo p. 261.

wohner vom ganzen Westphalen, vom ganzen jetzigen Nieters sächsischen Kreise, außer Meklenburg, von der Altmark und vom Marggrafthum Meissen, gehuldigt hatten; so ermahnte er sie ernstlich, den gemeinschaftlichen Feind tapfer zu beĉåmpfen, und griff sogleich mit ihnen Wirzburg an, dessen Bürger gleich, falls auf Heinrichs Seite waren. Dieser kam zu Anfang des Jul. 1077 aus Italien zurück, und mit einer nicht zahlreichen Armee, die sich größtentheils von den ihm fast überall zugetha, nen Kaufleuten zu ihm gesammlet hatte, ging er seinem Gegner Rudolph entgegen. Beyde Armeen trafen sich am Neckar, wels cher fie trennte. Man fing Unterhandlungen an, und verabre, dete einen Vergleich, woraus aber nichts ward, als die Bdh, men und Bayern zu Heinrichs Hülfe heranrückten. Die Sach, sen gingen nun wieder nach Hause und blieben das ganze Jahr hindurch ruhig. Heinrich eroberte unterdeß das seinem Gege ner gehörige Herzogthum Schwaben.

Der unter

In diesem Jahre starb die Kaiserin Agnes. Heinrichs Regierung so merkwürdige und vielvermögende Erz bischof Anno von Cöln war schon im vorigen Jahre gestorben. Der bisher dem deutschen Reiche tributbare und lehnepflich:tze Herzog von Polen machte sich die innern Unruhen Deutschlands so zu Nuke, daß er ungehindert den königlichen Titel und die königliche Würde annahm, und sich im Weihnachtsfest 1076 von 15 Bischöfen zum König trönen ließ. In demselben Jahre 1076 starb auch der Abt Bernhard der erste zu Kloster Bergen, welcher dem Kloster das Dorf Brumby vermachte. An seine Stelle kam Bernhard der zweyte, welchen Erzbischof Werner selbst

ordinirie.

Im Jahre 1078 versammlete sich unter Rudolphs Obers befehl von neuem eine Sächsische Armee. Man bar die Schwas ben zu den Sachsen zu stoßen. Heinrich aber stellte sich mit

Gesch, v. Magdeb. 1. B.

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einer

ansehnlichen Armee zwischen beyden, und die Sächsische Armee traf ihn bey Mellrichstadt im Wirzburgischen am 7ten Auguft. Sogleich kam es zu einem hißigen Treffen, worin der Sieg lange unentschieden blieb. Von Rudolphs Parthey ergriffen die geistlichen Herren, unter andern auch der Erzbischof Werner von Magdeburg und der Bischof von Merseburg, zuerst die Flucht. Der Erzbischof ward im Thüringer Walde bey der sogenannten Laube von geringen Landleuten der Gegend ermors det, oder nach einigen Nachrichten sogar gehangen. Der Bis schof von Merseburg ward rein ausgeplündert, kam aber doch noch mit dem Leben davon. Schon waren mehrere Angesehene von Rudolphs Parthey entweder in die Flucht geschlagen oder gefangen. Rudolph glaubte sich daher schon verlassen, und fing auch an zurückzuweichen. Herzog Otto aber und Pfalzgraf Friedrich fochten an ihrem Orte so tapfer, daß sie endlich doch noch ihrem Gegner Heinrich den schon fast gewissen Sieg entriss sen, ihn in die Flucht schlugen und bis Wirzburg verfolgten. Pfalzgraf Friedrich von Sommerschenburg behauptete die Wahle stadt. Ohne weiter etwas Wichtiges vorzunehmen råchten sich die Sachsen noch an den Einwohnern der Gegend, welche die flüchtigen geistlichen Herren der Sächsischen Armee angegriffen, den Erzbischof von Magdeburg ermordet, andere aber ausges plündert oder gefangen genommen hatten, und nahmen ihnen die Gefangenen, unter andern den påbstlichen Legaten, und den Erzbischof von Mainz wieder ab. Der Körper des so unglücks lich umgekommenen Erzbischofs Werner ward von ihnen nach Magdeburg gebracht, wo er im Kloster U. L. Frauen standess måßig begraben ward. Dies Kloster hatte er, nebst der vom Erzbischof Gero schon angelegten Collegiats Stiftskirche dabey, neu wieder aufbauen lassen. Er weihete auch noch gegen das Ende seiner Regierung im J. 1077 den hohen Altar in der Dome

Domkirche ein, nachdem der vorige bey einer Feuersbrunst um diese Zeit fast ganz zu Grunde gerichtet und abgebrochen worden war, und widmete ihn dem Heilande, der Maria, dem Pes trus, dem Mauritius, Innocentius, Timotheus, Apollinaris, und einer Menge anderer wenig bekannter Heiligen, deren Kör per zum Theil ganz darin eingeschlossen und verwahrt wurden. Uebrigens weiß die Geschichte wenig Rühmliches von diesem Erz. bischof zu melden. Von der Schwäche und Unbeständigkeit sein nes Characters aber findet man überall Beweise, wo man ihn Handeln sieht *).

IV. Geschichte Magdeburgs unter dem 9ten Erzbischof
Hartwig v. J. 1079; 1102.

Nach Werners Tod verfloß ein volles Jahr, ehe der erzs Bischöfliche Stuhl zu Magdeburg wieder bescht ward. Endlich bestimmte der Gegenkönig Rudolph den bisherigen ersten Capel. lan des Erzbischofs zu Mainz, Namens Hartwig, zum Erz, bischof von Magdeburg, welcher bisher auch Domherr ́zu Mainz, und Probst zur Erfurt, oder nach andern, zu Goslar, gewesen, und aus einem sehr vornehmen Frånkischen Geschlechte entsprossen war. Gerade an dem Tage, an welchem ein Jahr vorher sein Borgånger das Leben verloren hatte, ward er zum Erzbischof ernannt, und dann vom Bischof Gottschalk von Has velberg ordinirt. Das erzbischöfliche Pallium erhielt er vom Pabst Gregor dem zten, dessen eifriger Anhänger er bis an feinen Tod blieb. Zu Magdeburg håtte man lieber einen aus bem Kapitel, Namens Günther, einen vornehmen Sachsen, einen Bruder des Grafen Wilhelm zu Camburg, zum ErzbiSchof

*) Bruno. p. 136, 137, ad a. 1078. Chron. Magd, ap. Meib, p. 288-313. Annalisté Saxo, p. 541. - $43.

schof gehabt, welchen Rudolph aber zum Bischof von Zeit machte *).

Dieser neue Erzbischof Hartwig war als ein eifriger Ans Hånger Hildebrands oder Gregors des fiebenten, auch zugleich ein unversöhnlicher und thätiger Feind Heinrichs des vierten. In der Schlacht bey Mellrichstadt, worin sein Vorgänger umkam, war er auch schon von einer zahlreichen Schaar Feinde so umzingelt, daß er ihnen nicht mehr entkommen konnte. Als diese ihm spottend sagten; sie möchten ihn lieber in der Gnade ihres Herrn als in dieser Lage sehen; so machte er sie durch eine zweydeutige Antwort irre, und entging dadurch der Gefangenschaft. ich sehe, sagte er mit Fassung, so hat mich Niemand von euch die vorige Nacht im Schlafzimmer des Königs gesehen; aber laßt uns zu den Unsrigen eilen, damit die Feinde unë nicht uns verschens überfallen! Sie waren aber nicht weit von einer Schaar Sachsen, welche jene für Freunde hielten, und von wel chen sie beynahe gefangen genommen worden wären. Geht, sagte nun Hartwig zu ihnen, wohin ihr wollt. Ich werde mich wieder

zu meinen Freunden begeben **).

Wie

Nach der Schlacht bey Mellrichstadt und nach dem Rück zuge der Sachsen,” wollte Heinrich mit seiner Armee in Sachsen einfallen, welches er seiner Parthey als ganz menschenleer und wehrlos vorstellte. Da man aber beym Vorrücken erfuhr, daß eine Armee von 60000 Sachsen den Thüringer Wald stark bes fest, und alle Zugånge nach Thüringen versperrt hätte; so ging Heinrich nach Schweben zurück, und verheerte und verwüstete es. Seine Leute schonten selbst der Kirchen und Klöster nicht. Jest gab er das Herzogthum Schwaben dem Friedrich von

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Chron. Magd, ap. Meib. p. 313. 314. Annalista Saxo. p. 55. Chronogr. Saxo. p. 262. **) Bruno p. 137. Chron, Magd, c. 1. p. 312.

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