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bischof Werner bat zwar in zweyen (noch vorhandenen) sehr demů thigen Briefen an den Erzbischof von Mainz und Bischof von Wirzburg, um ihre Fürsprache und Vermittelung, verlangte aber gehört und unter dem Beisiß der Fürsten gerichtet zu wers den. Heinrich drang nun weiter vor bis Halberstadt und Goss lar und verwüstete und verheerte alles, wohin er kam., Mage deburg mid das Eriftift aber blieben diesmal ziemlich verschont, theils wegen der entferntern, Lage, theils weil die Sächsischen Fürsten sich in den nahe bey Magdeburg befindlichen kleinen Vea stungen, vermuthlich in Neuhaldensleben, Wollmirstadt, Unses burg, Wanzleben, Dreyleben gefeßt hatten, und sich da zu vers theidigen entschloffen waren *)..

Allein der Aberglaube wußte damals ganz andere Ursachen davon anzugeben. Es sollte nämlich einer Dienstmagd im Traum geoffenbart worden seyn: wenn man mit dem zu Mage deburg aufbewahrten Haupte des heil. Sebastians an den Grene zen des Erzflifts umherzöge, so würde kein Feind über dieselben vordringen können. Sie hatte es gleich dem damaligen Stadts pråfect oder Burggrafen Meinfried angezeigt, und dieser sagte es dem Erzbischof, ehe man gegen den Feind zog. Nun erst nach verlorner Schlacht nahm man zu diesem Hülfsmittel seine Zuflucht, und trug in feierlicher Procession den Kopf an den Grenzen umher, da Heinrich sich schon nåherte. Er soll auch wirklich dasmal nicht über die Grenzen des Erzstifts gekommen feyn. Um diese Zeit rieth der Bischof Friedrich zu Münster, shemaliger Domprobst zu Magdeburg, dem Erzbischof Werner, fich mit dem Könige doch zu vergleichen, so gut er könnte: Der Erzbischof führt in seiner noch vorhandenen Antwort die bittersten Klagen, über die vom Könige und seiner Parthey in Sachsen durch

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Lambert: ad a. 1075. Bruno P, LL1 - 116,, Annalista Saxo
P.. 8,448,43 SAS, ~£, Qu

durch Feuer und Schwerdt angerichteten. Verwüstungen, wobey man auch selbst Kirchen nicht verschent habe, und wobey es die Bischöfe fast noch årger gemacht hätten, als die Weltlichen, bes zeugt zugleich sein Verlangen nach dem Frieden, wenn er für ihn nur nicht gar zu nachtheilig ausfiele, und bittet um seine Vermittelung

Da Heinrichs Armee in Sachsen aus Mangel an Lebenss mitteln im Anfang des Jul., weil die Feldfrüchte noch nicht reif waren, sich nicht långer halten konnte; so führte er sie durch Thüringen nach Hessen, und entließ die Fürsten, mit ihren Trups pen bey Eschwege mit dem Verlangen, daß sie im Octob. ihm noch zahlreichere und bessere, Truppen nach Gerstungen wieder zus führen sollten. Die Sachsen bekamen zwar nun wieder neuen. Muth; allein in ihren Versammlungen machte das Volk den Fürsten, und diese wieder dem Volke die bittersten Vorwürfe über das beiderseitige Betragen bey der Niederlage an der Uns ftrut. Auch führte man gegen die Thüringer die größten Bes fchwerden. Der Bischof von Halberstadt und Herzog. Otto hatten alle Mühe zu verhindern, daß die innerlichen Uneinigs Man, sahe, daß keiten nicht zum völligen Ausbruch kamen. das Volk durch Unglück niedergeschlagen und des Kriegs müde Man fürchtete, daß es am Ende gar sich seiner Fürstenbemächtigen, und sie dem König ausliefern möchte. brachte also zur großen Zufriedenheit des Volks in Vorschlag,. Dem Könige Friedeneanträge zu thun. Heinrich aber verwies fie damit an die Versammlung der Fürsten in Gerstungen, wels che er im Octob. mit ihren Truppen dahin beschieden hatte. Da ihm aber ein Einfall in Sachsen von Böhmen her nicht nach Wunsch gelang, und da die bey Gerstungen erschienene Armee zwar ansehnlich genug, aber weder so stark noch so bereit zum: Angriff war, wie die im Sommer; indem die Herzöge Rur

war.

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dolph von Schwaben, Welf von Bayern, Berthold von Kårns then, angeblich wegen seiner Hårte, gegen die Sachsen, mit ih," `rem Reichscontingente ausblieben; so ward er etwas geneigter zum Nachgeben und zu Unterhandlungen. Die Sachsen ließen sich zwar durch ihre Fürsten endlich bewegen ins Feld zu rücken, und setzten sich bey Nordhausen, allein sie verlangten nur nach Frieden, und waren zu nichts weniger als zum Fechten geneigt. Beyde Armeen rückten bey Ebra nahe an einander. Auf instån. diges Bitten der Sachsen schickte Heinrich den Herzog Gozelo von Lothringen, die Erzbischöfe von Mainz und Salzburg, und die Bischöfe von Wirzburg und Augsburg, als Friedensvermitts ler an sie. Diese verlangten von den Sächsischen Fürsten eine unbedingte Ergebung an den König, versprachen ihnen dagegen Sicherheit für ihr Leben, für ihre Ehre und Eigenthum, und verhießen ihnen, daß sie weder eine harte noch lange Gefangens schaft zu befürchten hätten. Heinrich selbst soll den Vermittlern eidlich zugefagt haben, daß er nichts ohne ihren Willen 'und Gutachten gegen die Gefangenen verfügen wolle. Die Sächsis schen Fürsten ergaben sich also, zum großen Leidwesen ihrer Ar mee, dem Könige auf einem offenen Felde bey Spira an der Helbe zwischen Greussen und Kindelbrück in Thüringen auf eine ́ feierliche Art, und wurden nun als Gefangene den Fürsten von Heinrichs Parthey zur sichern Verwahrung übergeben. Die Sachsen marschirten ohne ihre Fürsten traurig in ihre Heimath zurück. Heinrich verabschiedete nun seine Armee und gieng nach Sachsen, wo man ihn mit großer Ehrerbietung empfing *).

Da die Geistlichkeit zu Magdeburg erfuhr, daß ihr Erz. bischof zu Goslar bey dem Erzbischof Udo von Trier in Verwah, rung sey, dankten sie ihm in einem (noch vorhandenen) Briefe für

die

*) Lambert, ad a. 1075. Bruno. p. 117-119. ad 8. 1075, Annalifta Saxo. p. 520. 521. faz.

die gute Behandlung desselben, und baten um seine baldige Los, laffung *).

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Heinrich aber schickte nun zu Anfang des Jahrs 1076, ganz gegen den Vertrag, die gefangenen Sächsischen Fürsten mehrentheils nach Oberdeutschland, fieng an, ihre Lehngüter seis nen Günftlingen zu vertheilen, beseßte mit seinen Anhängern die Städte und Bestungen in Sachsen, bauete das Schloß zu Usens berg oder die Afseburg, und bald nachher alle übrigen im voris gen Jahre zerstörten Schlösser, ja selbst die Harzburg, wieder. auf, ließ sogar hie und da ganz neue aufführen, drohte auch alle, die sich noch nicht ergeben hatten, mit Feuer und Schwerdt zu verfolgen. Doch ließ er den Herzog Otto, seinen gefährlich, ften Gegner los, machte ihn sogar sehr voreilig zu seinem Ver, trauten und zum Statthalter in Sachsen, und widerlegte das durch genugsam das Gerücht, daß er ihn heimlich habe ermors den lassen wollen. Der übrigen Gefangnen ward nicht weiter gedacht. Die Besagungen in den Schlössern und Bestungen trieben ihre Bedrückungen und Plünderungen gegen die Sache sen und Thüringer weiter als vorher, unter dem Vorwande, sie wegen ihrer Empörung zu bestrafen. Dadurch brachte Heins rich alles von neuem gegen sich auf.

Heinrich hatte die Unvors

Nun trat noch ein anderer weit gefährlicherer Feind gegen ihn auf. Dies war der im Jahr 1073 zum Pabst erwählte Gregor der 7te, oder Hildebrand. sichtigkeit begangen, sich mit seinen Klagen über die Sachsen wegen Zerstörung der Harzburg und der dortigen Kirche auch ari ihn zu wenden; so wie die Sachsen schon lange bey ihm die bits tersten Klagen über Heinrich angebracht, und beyde Theile ihn also gewissermaßen für ihren Schiedsrichter erklärt hatten. Gre

gor

Bruno p. 120.

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ger hatte den Kanig und seine Råthe der Simonie, d. i. der; Verkaufung oder vielmehr überhaupt der Besetzung geistlicher, Stellen wegen, schon mehrmalen zur Verantwortung gefordert, den Bischof von Bamberg der Simonie wegen abgefeßt, Heins richs Ráthe deswegen schon in den Bann gethan, und ihn ernsts lich ermahnt, sie von sich zu lassen, auch selbst ein besseres Les ben anzufangen. So lange Heinrich mit den Sachsen zu thun Hotte, gab er gute Worte. Da aber der Pabst fortfuhr, ihn mit dem Bonne zu bedrohen, und ihn unter dieser Drohung um Weihnachten 1075 durch seine Legaren zur Verantwortung vor eine in Nom in' der zweyten Fastenwoche zu haltende Synode verlaten ließ; so ließ Heinrich ihn im Jan. 1076 auf einem Concilium zu Worms faft einfiimmig von allen deutschen Bischde fen förmlich abseßen, ließ die Bifchiffe ihm absagen, und ihm die Absehungsurkunde auf eben der Synode einhändigen, vor welche Heinrich zur Verantwortung beschieden war. Dies brachte den Pabst aufs äußerste auf, und er that ihn sogleich in den Hann, erklärte ihn der königlichen Würde und des Reichs vera Justig, entband alle seine Unterthanen ihres ihm geleisteten Eides und der Unterthanenpflicht, und verbot, ihm ferner zu ges horchen. Dann machte er dies durch ein eignes weitläuftiges. Schreiben den sämmtlichen geistlichen und weltlichen deutschen Fürsten bekannt.

Heinrich machte sich anfänglich wenig aus diesem påbstli» en Banne, den er zu Utrecht zuerst von seinen Gesandten ers fuhr, und der Bischof von Utrecht, ein heller Kopf und gelehrs ter Mann, bestärkte ihn in diesem Sinne. Allein: die Wirkung disses Bannes war årger als er sichs je vorgestellt hatte." Alle feine heimlichen und erklärten Feinde, alle Mißvergnügte im Reiche bekamen dadurch neuen Muth, neue Kräfte.

Be

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