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Der Unwille aber gegen den Erzbischof Adelbert ward bald so groß und so allgemein, daß man auf einer von den Erzs bischöfen von Mainz und Coin im J. 1066 zusammenberufenen Reichsversammlung zu Tribur dem jungen Monarchen mit der Abseßung drohte, wenn er den Adelbert nicht vom Hofe entfers nen wollte. Vergebens versuchte Adelbert in der Nacht mit dem jungen Heinrich zu entfliehen. Man schaffte ihn am fol genden Morgen mit Ungeftum fort, und selbst in seiner Residenz Bremen fand er vor seinen Feinden und ihren Beleidigungen nicht Sicherheit genug. Denn der Sächsische Prinz Magnus, der Sohn des Herzogs Ordulf, griff ihn in Bremen an, und nöthigte ihn," sich zu flüchten, sich ein halb Jahr zu Goslar vers borgen zu halten, und ihm ein Drittheil seines Erzfiifts zur Lehn zu geben. Nun ließ man ihn endlich zu Bremen in Ru he, bis ihn Heinrich nach drey Jahren im J. 1069 doch wies der an den Hof kommen ließ.

Sest stand Heinrich gewissermaßen wieder unter der Vorz mundschaft der Erzbischöfe zu Mainz und Edin, und auf ihr und anderer Fürsten Verlangen muste er wider seine Neigung fich mit der ihm schon von seinem Vater verlobten Tochter des İtalienischen Markgrafen Otto, Namens Bertha, vermählen. Er ward ihrer daher auch bald überdrüssig und machte öftere Versuche, sich von ihr scheiden zu lassen. Zu dem Ende sollte fie einst einer seiner Lieblinge zum Ehebruch zu verleiten trach ten. Da die Königin nach einigem Widerstande dazu geneigt schien, und ihn zu einer bestimmten Stunde im Finstern in ihr Zimmer kommen hieß; so kam Heinrich mit jenem Günstling zus gleich an das Zimmer seiner Gemahlin, ward aber nur allein eingelassen, und dann, als wenn er jener Verführer, und nicht, wie er endlich versicherte, der König selbst wäre, von den Hofda. men so jammerlich mit Schlägen zugerichtet, daß er einen Mos nat lang das Bette hüten muste, ohne sich von der wahren Ursache

irgend

Irgend etwas merken zu lassen.

Hernach im J. 1069 hoffte er durch den Erzbischof zu Mainz die Ehescheidung zu bewirken, dem er dafür zu der schon lange vergeblich gesuchten Zehendabgar be der Thüringer verhelfen wollte. Allein der påbliche Legat, Peter Damian, verbot dem Erzbischof bey Strafe des Bannes die Vollziehung der Ehescheidung, und sie unterblieb. Die Thür ringer widersetzten sich auch noch ferner aus allen Kräften der von ihnen geforderten Zehendabgabe, und wurden gegen den Kös nig äußerst erbittert, daß er sie dazu zwingen wollte, da sie bisr her davon frey gewesen waren *).

Im J. 1069 erhielt ein Canonicus zu Magdeburg, Na, mens Carl, dem Heinrich sehr günstig war, das Bisthum Cost, nih. Allein, ehe er noch eingeführt war, zerfiel er mit seinem Kapitel, das ihn der Simonie und der Entwendung des Kirchens vermögens beschuldigte. Der Pabst untersagte seine Einführung bis nach ausgemachter Sache. So gern Heinrich ihn retten wollte, so muste er doch endlich zu Mainz in seine Absetzung willigen, da die Anklagen erwiesen wurden. Der abgeseßte Bir schof ging nach Magdeburg zurück, wo er bald nachher starb **).

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In diesem Jahre erhielt Erzbischof Adelbert seinen vorigen Posten und die ehemalige Ullgewalt am Hofe wieder. Er vers fuhr aber jekt vorsichtiger gegen die mächtigen Fürsten, suchte be sonders mit dem Erzbischof Anno von Coln ein gutes Vernehs men zu unterhalten, und behauptete sich von nun an in seinem Posten bis zu seinem Tode. ***).

Um diese Zeit verbanden sich die Schwaben schon heimlich mit den hart bedrückten Sachsen, daß das eine Volk dem Könige zur Unterdrückung des andern nicht behülflich seyn wolle.

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* Lamb, ad a. 1066. 1069. Bruno p. ioa. Annalista Saxo

p. 499. 500. Adain, Brem, p. 46-49.

**) Lamb ad a, 1069. 1072, 1971.

***) Adam, Brem, p. 49. 59.

Zu gleicher Zeit erhob der Erzbischof von Mainz in einem Briefe an den Erzbischof Werner von Magdeburg und den Bis schof Bucco von Halberstadt die bittersten Klagen über den Kos nig, und über die Gewaltthätigkeiten und Räubereyen, welche die Besatzungen der neu angelegten königlichen Schlösser in seis nem Erzftifte verübten. Auch trug er auf ein Bündniß zwischen ihnen und dem so nahe mit ihnen verwandten Bischof von Cöln an. Doch war es bis jetzt noch nicht zu einer gemeinschaftlichen Verbindung unter den Mißvergnügten gekommen. Man klagte aus Furcht vor dem Könige bis jetzt nur ingeheim *).

Die erste Losung aber zum öffentlichen Ausbruch des schon lange zurückgehaltenen Unwillens und des unter der Asche glims Hernden Kriegsfeuers, gab Heinrichs Verfahren gegen den klus gen, tapfern, im ganzen Reiche beliebten und im höchsten AnseHen frehenden Herzog Otto von Bayern, einen gebohrnen Gras fen von Nordheim an der Weser, und folglich einen Sachsen. Diesen klagte ein Mensch aus dem Mittelstande von schlechtem Rufe, und von schlechten Vermögensumstånden, aber ein küh. ner Wagchals, Namens Égino, öffentlich an, daß Otto ihn zự Heinrichs Ermordung håtte verleiten wollen, zeigte auch den Dolch vor, welchen er ihm zu diesem Zweck gegeben hätte, und erbot sich, diese Beschuldigung durch einen Zweykampf mit dem Angeklagten nach damaliger Sitte zu beweisen. Otto leugnete es auf einer deswegen zu Goslar angestellten Fürstenversamm lung, und es ward auf den Zweykampf erkannt, so unbillig und ungerecht ihn auch manche wegen der Ungleichheit des Standes und der Verdienste beyder Partheyen fanden. Oito verstand fich endlich dazu, erschien bey Goslar, verlangte aber vergebens sicheres Geleite vom Könige. Da er sich nun nicht anders aus

Bruno p. 195. 106. Annalista Saxo p. soa.

Furcht

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Furcht vor heimlichen Nächstellungen in den Zweykampf einkassen wollte, und auf den angesetzten Termin nicht erschien; so ward ihm als einem des Majeståtsverbrechens Ueberwiesenen am folgens den Tage vom Könige und den Sächsischen Fürsten die Todess strafe zuerkannt, und ihm das Herzogthum Bayern genommen. Otto ging in seine Erblande an der Weser zurück, ward aber von seinen Feinden, und endlich vom Könige selbst von allen Seiz ten angegriffen, und seine Güter und Unterthanen wurden aufs grausamste mitgenommen. Er wehrte sich in Verbindung mit den Sächsischen Erbprinzen Magnus zwey Jahre lang gegen seine zahlreichen und mächtigen Feinde, so gut er konnte. Beys de musten sich aber endlich nach vielen grausamen Lånderverhees rungen dem Könige 1072 als Gefangene zu Halberstadt erges ben. Otto kam auch bald wieder in Freyheit. Den Magnus aber, welchem durch den Tod seines Vaters Ordulf um diese Zeit das Herzogthum Sachsen zugefallen war, behielt Heinrich einige Jahre in einer so engen Verwahrung, daß Niemand wuste, wo er hingekommen war, um dadurch von ihm die Abtretung seines våterlichen Herzogthums zu erzwingen. Bayern erhielt durch Vermittelung des Herzogs Rudolph von Schwaben der Italienis sche Markgraf Welf, Ottos Schwiegersohn, der schlecht genug dachte, seine Gemahlin ihrem Vater zurückzuschicken, da sein Ung ergang gewiß zu seyn schien *).

In dieser Zeit hatte Heinrich eine Zusammenkunft mit dem Könige von Dänemark zu Bardewik. In ihren geheimen Uns terredungen, wobey außer dem Erzbischof Adelbert und einem Rathe Heinrichs, Niemand weiter zugegen seyn durfte, versprach der König von Dänemark dem Heinrich Hülfe wider alle seine Feinde,

*) Lamb. ad a. 1070. 1071. Bruno p. 106, Annalista Saxo p. 502. Chronogr. Saxo p. 259. 260.

Feinde, und namentlich gegen die Sachsen, wofür ihm Heinrich die feinem Reiche benachbarten Deutschen Länder versprach *).

Bey dieser Gelegenheit besahe Heinrich das benachbarte reste Schloß des Herzogs Magnus von Lüneburg, und bekam große Lust, es zu besitzen, Er befehte es also mit 70 Mann Schwaben von seiner Begleitung. Nach seiner Entfernung aber awang fie Graf Herrmann, ein Vaterbruder des Magnus, durch Hunger zur Uebergabe, und sie wurden endlich im folgenden Jahr nach langem Zögern zur großen Freude der Sachsen gegen den bisher gefangen gewesenen Herzog Magnus ausgewechselt. Daher sagte man damals scherzweise im ganzen Sachsen; Ein Sachse gilt gerade so viel als 70 Schwaben **),

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Der erste Minister und Günfiling Heinrichs, Erzbischof Adelbert, starb ihm zu Goslar am 17ten März 1072. Ueberall vom Rhein bis an die Donau, und von da nach Sachsen hatte er sich schon kränklich dem Könige in einer Sänfte nachtragen laffen, und bis zum lehten Othemzuge arbeitete er, von einem heftigen Durchfall schon ganz entkråftet, noch in Regierungsges schäften. Doch ließ er zuleßt Niemanden mehr vor sich als den König selbst, Als ihn daher Erzbischof Werner von Magdes burg und andere Geistliche kurz vor seinem Tode noch besuchen wollten, ließ er sich ihren Besuch unter dem Vorwande verbits ten, daß die Art seiner Krankheit nicht wohl erlaube, Besuche anzunehmen. Er war bey aller seiner unbeschreiblich großen Eis telkeit, bey seinem Stolze und seiner Herrschsucht, bey seinem Leichts finn und andern Sonderbarkeiten seines Characters, doch seinem Könige aufrichtig ergeben, und hatte noch möglichst die Rechte und Würde der Krone gegen die Anmaaßungen der Großen zu

bes

* Bruno p. 106, Adam. Brem. p. 50. Lamb, ad a, 1973,
Bruno p. 106, 107. Adam. Brem, p. 5o.
So

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