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Die verwittwete Kaiserin Agnes schenkte nach der noch im Druck vorhandenen Beståtigungsurkunde thres Sohns Heinrich vom 18ten Nov. 1064, dem Erzstifte das Dorf Subih, mit der Bedingung, daß der jedesmalige Domprobst fünf Hufen Land darin für sich haben, und nur davon auf immer eine Cas nonicatpråbende an jemanden unentgeldlich abgeben solle, wels chen das Domkapitel ernennen könne. Die übrigen Einkünfte follten zwar dem Domkapitel zufallen, jedoch sollte der Aüffeher des Guts davon noch jährlich zwey festliche Mahlzeiten für die Kapitularen an den Geburtstagen des Kaisers Heinrichs des drits ten und seiner Gemahlin Agnes, oder am Cäcilientage ausrichs ten, und alsdenn auch Almosen an 300 Arme, besonders an fedem ein ganzes Brod, austheilen. Im Januar 1071 schenkte eine Nonne Judith eilf Hufen Land in Sielingen und Asmars, Teben unter Landesherrlicher Bestätigung ans Erzstift *).·* 3**

Um diese Zeit fing das Wallfahrten nach dem gelobten Lans de und nach Jerusalem zum heil. Grabe an sehr häufig zu wers den. Im Herbst des Jahrs 1064 zogen dahin Erzbischof Sieg, fried von Mainz, die Bischöfe von Bamberg, Utrecht, Regens, Burg, und viele andere vornehme geistliche und weltliche Herrent aus Deutschland mit einem Gefolge von mehr als 7000 Mens schen, mit Geld und andern Kostbarkeiten wohl versehen. Aber nur 2000 davon kamen im folgenden Jahre arm und dürftig zurück, nachdem sie viel ausgestanden hatten, und in Gefahr ges wesen waren, von den räuberischen Arabern und Türken völlig ausgeplündert und insgesammt niedergehauen zu werden **).

A

Ueber den größten Theil der Wenden hatte bisher seit fast 20 Jahren unter Deutscher Oberherrschaft ein König oder Obers

*) Sagitt. hift. Magd. p. 294-297.

fürst

Siegeb. Gembl, ap. Piftor. Tom. I. ad a. 1065. Mar. Scot, et Lamb. Schafnab. ibid, ad a. 1064. 1065.

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fürst, Namens Gottschalk, mit vielem Ansehen und Glück ger herrscht, und die Ausbreitung des Christenthums, wozy er sich felbst bekannte, im ganzen Wendenlande sehr befördert. Gegent Diesen verschworen sich im J. 1065 einige noch heidnisch ger finnte Wenden, und ermordeten ihn zu Lenzen, nebst dem christs lichen Pfarrer daselbst. Sie opferten nachher den Kopf des Bir fchofs Johann von Mecklenburg threm Abgotte Radegast zu Rhe. tra, ermordeten viele andere Christen, und besonders chriftliche Beistliche, und wüteten gegen alles was christlich war, im gan zen Mecklenburg, Holstein und Schleswig, zerstörten auch die Städte Hamburg und Schleswig, eine damals sehr bevdla kerte und reiche Sächsische Handelsstadt, ohne daß ihnen der Herzog Ordulf von Sachsen gehörigen Widerstand leisten, konnte. Allein Magdeburg und dessen Gegend litten diesmal nicht von den Unruhen unter den benachbarten Wenden. Diese waren auch in den bald folgenden bürgerlichen Kriegen Heins richs des vierten mit den Sachsen zum Glück für diese nicht, das hin zu bringen, fie feindlich anzufallen *).

In eben dem Jahre 1065 ward der junge König Heinrich vom Erzbischof Adelbert wehrhaft gemacht, oder für waffenfås hig, folglich für majorenn erklärt. Adelbert hatte ihn im voris

gen Jahre ganz an sich zu ziehen,

und alle Gewalt an sich zu bringen, die beste Gelegenheit gehabt, da seine beyden Rivalen, Die Erzbischöfe Siegfried von Mainz und Anno, von Coin von Hofe abwesend, waren, indem Ersterer nach Jerusalem eine Walls fahrt und der Leßtere nach Rom in Geschäften eine Reise gethan hatte. Heinrich machte sich nun von der Vormundschaft des Holzen, harten und strengen Erzbischofs Anno ganz los, der øhnedem dem Pabsè und den Fürsten oder Stånden weit mehr

erger

• Chronogr. Saxo p. 157. 258. Annalista Saxo p. 494. 495.

ergeben war als ihm, und kaum konnten es seine Mutter Agnès und Adalbert verhindern, daß er nicht gleich die Waffen gegen iht ergriff. Denn Heinrich hatte wegen der gewältsamen Entfüh. sung von seiner Mutter, wobey er durch einen in der Angst ger Hhanen Sprung aus dem Schiffe in den Rhein in Lebensgefahr gerieth, noch immer einen tödtlichen Haß gegen den Anno. Et überließ sich nun ganz der Leitung des Erzbischofs Adelbert, der ein geschworner Feind, der Fürsten, ihm aber destomehr zugės than und gefällig war, der ihm in allen Stücken seinen Willen, and seinen hugendlichen Ausschweifungen freyen Lauf ließ, sich durch Schmeicheley in seiner Gunst zu erhalten suchte, ihn ge, gen die Fürsten, besonders gegen die Sächsischen, immer mehr kinnahm, und ihn als einen Gefangenen unter lauter Verråthern und Treulofen sich denken lehrte.

Jest beging Heinrich in einer übel geleiteten Jugend alle die Fehler, welche ihm sein ganzes Leben hindurch zum Vorwurf gereichton › ihm so viele Feinde machten, und zu jenen unglückļi, chen Kriegen mit seinen Unterthanen, besonders mit den Sady, fen, Anlaß gaben, woran auch Magdeburg und dessen Erzbis schöfe so thatigen Antheil nahmen, und wovon Stadt und Land eine lange Reihe von Jahren hindurch so viel zu leiden hatten. Diese Kriege nebst ihren Veranlassungen dürfen daher auch in einer Geschichte Magdeburgs nicht übergangen werden.

Heinrich hielt sich um diese Zeit, zum großen Verdrußse der Sachsen, fast ununterbrochen mit seinem Hofe zu Göslar auf. Die gewöhnlichen Lieferungen an den Hof, wenn er in der Nähe war, gereichten den Sachsen schon längst zur größten Beschwerde, und sie hielten damit schon im I. 1066 fast ganz ein, so daß man die täglichen Bedürfnisse des Hofes zum großen Berdruffe Heinrichs und seiner Höfleute um Geld kaufen muste." Daran fehlte es aber zuweilen auch. Abelbert, der erste Minis

fter

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fter wuste einmal am Morgen noch nicht Rath zu dem Gelde zu schaffen, was zur Bereitung seines Mittagsmahls nöthig war, und suchte sich deswegen vor seinem Koch zu verbergen. Heine rich aber ergab sich zu Goslar der Jagd, dem Spiel, den Aus schweifungen der Liebe mehr, als den Regierungsgeschäften, hielt fich mehrere Maitressen, verführte oder entführte Frauenzimmer aus den angesehensten Häusern, und verheurathete sie dann an feine Lieblinge. Er verachtete, wie sein Günstling Adelbert, die Fürften, unterdrückte den Adel, erhob zum großen Verdrußse der vornehmen Familien, Personen aus niedrigem Stande zu anges sehenen Würden, und stiftete ungleiche Heurathen. Seine jur gendliche Hike, Grausamkeit und Rachsucht erfuhren zunächst feine Lieblinge, von welchen einige nach dem Verlust seiner Gunst auch bald auf sein Anstiften im Stillen sein Leben verlohrën. Eis nen ließ er im Walde auf dem Wege nach der Harzburg umbringen, weil er mit einer seiner Maitreffen zu vertraut geworden seyn Tollte. Einen andern tödtete er wie zum Scherz mit eigener Hand. Als sich des Erzbischofs Adelberts Bruder, der Pfalzs graf Friedrich, etwas vom Hofe zurückzog, und an den geheis men Ausschweifungen desselben nicht mehr recht Theil nehmen wollte, schickte Heinrich ihn als Gesandten nach Rußland, und man sahe aus einem aufgefangenen Briefe, daß er ihm dort Ge fangenschaft oder Tod hatte bereiten wollen. Die Bisthümer, und Abteyen wurde bey Hofe solchen ertheilt, die das mehreste Geld gaben, weil es daran so oft fehlte, oder die am besten schmeicheln konnten, und auf die Art wurden zuweilen mehrere auf ein Bisthum angewiesen. So ward einer für Geld Bis schof von Bamberg, der nicht einmal recht lateinisch lesen, viels weniger es verstehen konnte, und der daher einmal bey einer dfs fentlichen Vorlesung aus der lateinischen Bibel las: Terra autem erat inanis et vacca anstatt: vacua, Es machte also aus Unwissenheit aus dem Worte vacua (leer,) das Wort vacca (eine

Ruh.)

Ruh.) Dieser Ignorant ward zwar bald wieder abgeseht, aber ein anderer niedriger Schmeichler erhielt wieder seine Stelle.

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Ob man nun gleich diese und ähnliche Dinge in dieser Beit noch fast mehr dem Erzbischof Albert als dem jungen Kös nige zur Last legte; so ward doch dadurch das schon rege Mis vergnügen und Murren immer noch vermehrt und immer lauter. Daher riethen der Erzbischof Adalbert und andere verkehrte Rathgeber dem Könige, an mehrern Orten in Sachsen und Thüringen, auf Bergen und Felsen, die schon von der Natur bevestigt waren, veste Schlösser anzulegen, und sie mit Besas hungen, die von den Fürsten unabhängig wären, zu versehen. Man hoffte dadurch die Mißvergnügten im Zaum zu halten, anter welchen Heinrich dem Bischof Bucco von Halberstadt, dem Erzbischof Werner von Magdeburg und andern Oftsachsen am wenigsten getrauet zu haben scheint. Das vornehmste unter diesen Schlössern war die Harzburg bey Goslar, die äußerst vest angelegt, prächtig gebauet und mit einer schönen Collegiatstifts, tirche versehen wurde, so daß es den mehresten bischöflichen Re fidenzen nichts nachgab. Anfangs leisteten die Nachbarn zum Bau dieser Schlösser hülfreiche Hand, weil sie sie zu Zufluchts, Srtern gegen auswårtize Feinde bestimmt zu seyn glaubten. Wie aber die Besatzungen derselben, um ihren Unterhalt zu haben, um sich her zu rauben und zu pländern, die freyen Nachbaren. mit ihren Dienstleuten und Bieh zum Frohnen zu zwingen, und mit ihren Frauen und Töchtern allerley Muthwillen zu treiben anfingen; so gingen ihnen endlich die Augen auf, und sie erhos ben darüber die bittersten Klagen bey ihren entferntern Landsleus ten, ohne anfänglich Gehör zu finden *).

Der

*) Bruno ap. Freh, p. 100-105. Lamb, ad a. 1065. 1066.
1073. Annelifta Saxo p. 496-501. Chronogr. Saxo p.
258. Adam Brem, p. 46.

Gesch, v. Magdeb, 1. M.

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