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Konig zu Schiffe auf dem Rhein mit Lebensgefahr für densels ben, seiner Mutter Agnes, um ihr die Regierung zu entreissen, welche sie bisher mit dem Beystand des fast allgemein verhaßten Bischofs Heinrich von Augsburg, sehr löblich geführt hatte. Sie entsagte nun ganz den Regierungsgeschäften, und ging nach eis niger Seit in ein Kloster.

Die Uns

Anno, um den gehässigen Verdacht von sich abzulehnen, als ob er nun im Namen des jungen Regenten allein regieren wolle, verabredete mit einigen andern Fürsten, daß der Bischof, in dessen Sprengel sich der junge König jedesmal befånde, die Regierungsgeschäfte übernehmen solle. Doch verfahen Anno, der Erzbischof Siegfried von Mainz und Erzbischof Adelbert von Bremen mit dem Herzog Otto von Bayern eine Zeitlang die wichtigsten Geschäfte. Bald aber zog der stolze, herrschsüchtige und geldbegierige Erzbischof Adelbert durch schlechte Erziehung, durch Schmeicheley und Nachgeben den jungen König ganz an fich, und regierte von nun an mit dem Graf Werner, einem übermüthigen Lieblinge Heinrichs, in seinem Namen. gerechtigkeiten, Unterdrückungen und Gewaltthätigkeiten, die fie begingen, wurden dem jungen König zugeschrieben. Da nun noch überdem Heinrich nach erlangter Majorennitåt sich viel ers laubte, was die Deutschen, und besonders die Sachsen sehr bes leidigte, so brach endlich das schon unter feinem Vater entstans den?, und von ihm vermehrte Mißvergnügen der Deutschen, und vorzüglich der Sachsen, mit der Regierung, in offenbaren Wis derstand und Empörung aus. So entstanden dann die innerlis chen Unruhen und bürgerlichen Kriege in Deutschland und bes sonders in Sachsen, welche daselbst auf Ruhe, Wohlstand, Ges werbe, Denkart und Sitten den nachtheiligsten Einfluß hatten, und also auch für Magdeburg äußerst nachtheilig wurden.

Wie

Der Bischof hatte.

Wie wenig besonders die durch so viele Schenkungen und andere Mittel so reich und mächtig gewordenen. hohen Geistlichen fich aus dem Ansehen des Regenten machten, und wie übermü thig und eigenmächtig sie zu verfahren wagten, davon gab ein blutiger Rangstreit zwischen dem Bischof von Hildesheim und Bem Abt von Fulda in der Kirche zu Goslar in Gegenwart des Monarchen und seines Hofes einen traurigen Beweis. 2116 Heinrich das Weihnachtsfest zu Goslar feyern wollte, kam es am heil. Abend zwischen den Bedienten des gedachten Bischofs und des Abts, darüber schon zu einem heftigen Zwist, und ends lich gar zum Schlagen, ob der Bischof, oder der Abt seinen Stuhl neben dem Siß des Erzbischofs von Mainz haben solle. Der Abt war schon längst im Besiße dieser Ehre, der Bischof aber verlangte sie in seiner Didces für sich. Jest entschied der Herzog von Bayern für den Abt. Auf Pfingsten dieses J. 1063 aber ging der Streit von neuem an. hinter dem Altar Bewaffnete versteckt. Sobald diese den Zank der Bedienten hörten, eilten sie herbey, und trieben die Fulden, ser mit Faust, und Stockschlägen zum Chore hinaus. Nun brach auch ein Haufen bewaffneter Fuldenser in die Kirche, und es kam mitten in der Kirche zu einem heftigen Kampfe. Statt des gottesdienstlichen Gesanges hörte man nichts als das Zurufen der Kampfenden und das Wehklagen der Sterbenden. Ströme von Blut flossen an heiliger Ståte. Der Bischof von Hildess heim rief wie ein commandirender Officier von der Emporkirche seinen Leuten zu, daß sie sich tapfer wehren, und sich auf sein Wort an die Heiligkeit des Orts nicht kehren sollten. Biele wurden von beyden Seiten verwundet und niedergehauen. gegenwärtige junge König rief was er konnte, und gebot verges gebens, und ohne daß man darauf hörte, unter königlicher Aus toritår Frieden und Ruhe. Man rieth ihm, daß er seiner pers sönlichen Sicherheit wegen sich lieber entfernen möchte.

A

Der

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Mühe entkam er durch das Gedränge in seinen Pallaft. Die auf diesen Auftritt vorbereiteten Hildesheimer behielten die Ober, Hand, und schlugen die von ungefähr dazu gekommenen Fuldens fer zur Kirche heraus. Diese tamen aber mit Verstärkung zus tück, besetzten die Kirchthüren, und der Kampf wåre von neuem angegangen, wenn die Nacht nicht dazwischen gekommen wåre,

Bey der Untersuchung der Sache wuste der Anführer der Hildesheimer, Graf Ecbert von Braunschweig, ein Better Heins richs und von ihm begünstigt, sich von aller Verantwortung frey zu machen, und alle Schuld auf den Abt zu schieben, Der Bischof that den Abt mit den noch lebenden und todten Fuldens fern, als Kirchenschånder noch überdem in den Bann. Abt muste dem Könige, seinen Günstlingen und dem Bischof so viel Geld bezahlen, daß sein Kloster ganz darüber verarmte. Auch kündigten ihm seine Mönche den Gehorsam auf, die aber hart dafür gezüchtigt wurden *),

Der

Der Erzbischof Engelhard war mit seinem Gefolge Augens zeuge von diesem Auftritt in Goslar, wo er noch im Jul. §. I. beym König war, und für das Bisthum Minden ein Guth von Ihm erbitten half. Er starb am zisten Aug, 1063 plößlich zu Magdeburg, nachdem er 12 Jahre sehr löblich und ruhig regiert hatte. Er war ein Mann, der überall rechtschaffen und redlich Handelte, der sich ganz zu seinem bischöflichen Amte schickte, und Þer jedermann durch seinen sanften gutmüthigen Character, und durch seine angenehme körperliche Bildung für sich einnahm, Beym Könige und den Fürsten war er sehr beliebt, er wuste sich fo gut in die Vornehmsten als in die Niedrigsten zu schicken, und überall im ganzen Lande rühmte man sein tugendhaftes Verhals ten. Bor allen ehrte und liebte er den geistlichen Stand, dessert

Ehre

Lamb. Schafhab. 1. c. p. 166-168, 179. Annalista Saxo
P. 492. 493-

Ehre und Zierde er war, und verschaffte sich bey demselben ein fegensvolles Andenken. Bey allen diesen Vorzügen aber konnte er seiner Neigung zum andern Geschlechte nicht genug widerftes hen. Er ward leider zu früh und zum großen Leidwesen seiner Unterthanen der Welt entrissen. Er ist der erste unter den Erzs bischöfen zu Magdeburg, welche in threr Residenz gestorben sind. Mit seinem Tode endigten sich die ruhigen und glücklichen Zeiten, die Magdeburg bisher unter verschiedenen ruhmwürdigen Erzbis schöfen genossen hatte *).

III. Geschichte Magdeburgs unter dem achten Erzbischof
Werner, v. J. 1963 - 1078.

Nach Engelhards Tode wählte das Domkapitel einstimmig aus seiner Mitte den Domprobst Friedrich von Landsberg, eis ken Mann vom vornehmen Stande und vom vortreflichen Chas racter, der nicht nur den besten Willen, sondern auch viel Thås tigkeit besaß, der eine Kapelle neben dem Schlafhause der Kapis tularen neu gebauet, auch mit zwölf Hufen Land von seinem Eis genthum beschenkt, eine zweyte verfallene Kapelle aber auf seinem Hofe wieder neu aufgebauet, und sich auch dadurch nach dem Geschmack damaliger Zeiten verdient und beliebt gemacht hatte, An Heinrichs Hofe aber hielt man es für bedenklich, bey der damals schon bekannten ungünstigen Stimmung der Sache fen für den Hof, einem vornehmen Sachsen von solchem Anses Ben und mit solchen Vorzügen eine so hohe und wichtige Würde anzuvertrauen. Um ihn aber doch einigermaßen zu entschädis gen, gab man ihm das Bisthum Münster, dem er in der Folge feire

*) Chron. Mind, ap, Piftor. Tom. III, p. 741, Chron, Magd. ap. Meib, p. 387, 88. Annalista Saxo p. 494.

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feine Güter in Gerbstedt vermachte, welche das Erzstift Magdes burg würde erhalten haben, wenn er Erzbischof geworden wåre..

Der Erzbischof Anno von Coln aber, der damals ErziesHer des jungen Deutschen Königs Heinrich war, und in Verbinsdung mit dem Erzbischof Adelbert von Bremen, damals am Hofe noch das Meiste zu sagen hatte, wußte es mit seinem Vets ter, dem Bischof Bucco von Halberstadt, so einzuleiten, daß fein Bruder Werner oder Wezilo, ein gebohrner Raugraf von Dassel aus Ostsachsen, ein zwar gutmüthiger aber eben nicht scharfsichtiger und fähiger Mann, den man nicht sehr zu. fürchten hatte, in Heinrichs Namen zum Erzbischof von Magde, burg ernannt ward. Unno hatte auch schon seinem Vetter, oder feiner Schwester Sohn, Bucco oder Burchard; zum Bisthum Halberstadt verholfen, und viele andere Bisthümer mit seinen Freunden und Anhängern beseßt; so wie man überall in Sach. fen damals und in der Folge Ausländer, besonders Schwaben, und auch Franken, zum großen Verdrußse der Eingebohrnen in die angesehensten Stellen zu bringen suchte. Diesen Werner nahm man in Magdeburg sehr ungern an, muste aber der Ges walt des Hofes nachgeben. Vom Havelbergischen Bischof Gotts fchalk ward er ordinirt und consecrirt, vom Pabst Alexander dem zweyten aber erhielt er das erzbischöfliche Pallium. In der friede lichen Zeit seiner Regierung ließ er die schlechte und kleine Kirche des vom Erzbischof Gero angeordneten damaligen Collegiatstifts u. . Frauen in Magdeburg abbrechen, und ließ an deren Stelle ein schönes Klostergebäude und eine bessere Kirche aufführen, vers fahe auch das Stift mit noch mehrern Einkünften *).

Die

Chron. Magd. ap. Meib. p. 288. Adam. Brem. ap. Lindenbrog p 42. Bruno de bello Saxon. ap. Freher..p. 106. 117. Annalifta Saxo p. 494.

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