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im jeßigen Holstein. Sie machten sich schon im 3ten, 4ten und sten Jahrhundert den Römern durch ihre öftern schnellen und muthigen Einfälle ins Römische Gebiet, und durch ihre Seerdus Ein Stamm von ihnen, bereyen sehr bekannt und furchtbar.

nämlich die Angelsachsen, eroberte in der Mitte des sten Jahr hunderts Britannien, und stiftete daselbst verschiedene Reiche.

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Mit den Sachsen haben sich wahrscheinlich um diese Zeit die als ten Chaucen und ein Theil der Catten, vielleicht auch der Ches ruscern, welche Völker vormals in dem jezigen Lüneburgis schen, Bremischen und Hanndverischen, zwischen der Elbe und Weser bis an den Harz und nach Hessen hin wohnten zu einem Bolke vereinigt. Auf die Art ließe sichs am besten erklä ren, daß sie in dieser Zeit sich von Holstein, und von der Elbe her so weit nach Süden verbreiten, und ihre Befihungen bis an die Oberelbe und Saale, bis an den Harz, bis nach Heffen, und über die Weser tief in Westphalen hinein fast bis an den Rhein, folglich beynahe über den ganzen jeßigen Niedersächsis. schen und Westphälischen Kreis ausdehnen konnten *). Daher wurden sie auch in allen diesen Gegenden Nachbarn der Franken oder des Fränkischen Reichs, und führten mit demselben einige Jahrhunderte hindurch fast ununterbrochen die blutigsten Kriege. Bey dem Zuge der Longobarden nach Italien im J. Chr. 568 bel gleitete sie ein Heer von 26000 Mann Sachsen mit Weib und Kind. Da aber diese Sachsen Italien bald wieder verließen, weil sie sich den Gesetzen der Longobarden nicht unterwerfen woll ten, und wieder in ihre Heimath zurückkehrten; so fanden sie ihre ehemaligen Wohnsiße durch den Fränkischen König Siegbert mit Sueven oder Schwaben und andern Völkern besest. Sie konnten sie auch nicht wieder daraus vertreiben, erlitten vielmehr einige

Ptolom. Geogr. lib, 2, c. 11. Adam. Brem, hift. ecel, lib, 1.

éinige blutige Niederlagen von ihnen, und musten sie endlich nes ben sich wohnen lassen. Daher findet man in folgenden Zeiten àn der Bode und im Anhåltischen immer Schwaben und Nordschwaben *).

Daß die Sachsen aber um diese Zeit schon in ihren alten und neuen Wohnsitzen irgend eine oder mehrere Städte angelegt Håtten, davon findet sich auch nicht die geringste Spur. Große offne Flecken oder vielmehr weitschichtige Dörfer, die auch wohl civitates heißen, wurden damals allerdings häufiger unter ihnen. In oder neben denselben, so wie auf Bergen und Hügeln, und an andern durch die Natur bevestigten Dertern mögen sie auch wohl damals schon manche Schlösser oder Burgen und Schans zen angelegt haben. Dies thaten ihre Nachbarn, die Thürins ger und Franken, um diese Zeit ebenfalls; bey welchen man das mals schon Schlösser genannt finder, nämlich bey den Franken Dispargum, und bey den Thüringern Ronneburg (Roeniburgum) die Residenz Königs Hermannsried, und Burgs scheidungen an der Ustrut, welches die Franken und Sachsen nur mit großer Mühe erobern konnten. Die Sachsen legten

besonders an der Grenze dergleichen Schlösser oder Burgen an. So hatten sie ihre westliche und südliche Grenze gegen die Frans ken und Thüringer namentlich durch Eresburg, Sigeburg und Sachsenburg zu decken gesucht. Pipin zerstörte schon im J. 748 bey seinem Einfalle in Sachsen verschiedene Schlös Fer daselbst. Karl der Große eroberte im 3. 785 verschiedene bevestigte Plätze in Sachsen, und konnte nun erst ungehindert burch ganz Sachsen marschiren **).

*Paul. Warnefr. de geftis Longob. lib. 3, c. 5—7.

Die

**) Poëta Saxo in Leibn. fcript. rer. Brunfuic. Tom. 1. p. 129. ad ann. 772. et 775. Annal. Metens, ad ann. 748. Vita Caroli M. ap. Schilter pag. fa.

Die' dftlichen Nachbarn der Sachsen am rechten Ufer der Elbe waren die Slaven und Wenden, welche seit der Völs kerwanderung im sten Jahrhundert sich nach und nach von Mähren und der Wetchset her nach Deutschland gezogen hatten, Daselbst hatten sie unter andern auch die verlassenen Wohnsite der Sueven, Vandalen, Gothen, Heruler, Rügier und andes rer Völker in dem jeßigen Mecklenburg, in der Mark Brans denburg, in der Lausiß, in Chursachsen bis an die Saale, und im Magdeburgischen ɛam dfilichen Ufer der Elbe, eingenommen. Im Jahre 494 waren diese Gegenden, die zwischen dem damas figen Lande der Slaven oder Wenden, d. i. zwischen Böhmen, Mähren und Pohlen, und zwischen dem Lande der Warner oder Wariner, dem jetzigen Mecklenburg, lagen, durch die Auss wanderung der alten Einwohner, eine große, mit fast undurch dringlichen Waldungen bedeckte, Wüsteney geworden, wodurch damals einige von den Longobarden besiegte Heruler zu den Warnern zogen *). In diese Wüste wanderten nun die Wen dén ein, und machten sie nach und nach urbar. Und als die Warner an den Rhein zogen, und daselbst von den Franken aufgerieben wurden, müssen die Wenden auch deren Wohne pläge in Mecklenburg eingenommen haben. Sie waren wahrs scheinlich auch die Kolonisten, welchen die Sachsen in dem eres Berten Nordthüringen nach dem Jahr 530 verschiedene Låndes reyen gegen Often, das ist, zwischen der Elbe und Saale, gegen einen jährlichen Tribut in Naturalien, eingeräumt hatten, weil die Sachsen selbst, aus Mangel an Menschen, sie zu besetzen und zu bearbeiten nicht im Stande waren **). Die Slaven oder

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*Poeta Saxo ap. Leibn, ad ann. 780. Procop, hift, Goth. verf. Grotii lib. 2. c. 15. p. 200.

**) Langebek. fcript. rer. Danic. Tom. II, p. 39. Adain, Brem, hift. eccl. lib. 1, c. 4. excerpt, ex Eginh,

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oder Wenden wurden zwar vom Jahr 571 bis 626 den Avaren zinsbar, und nachher den Franken. Sie machten sich aber bald unabhängig, und verheerten, vom Jahr 630 an, sehr oft das von den Franken beherrschte Thüringen, daß es fast eine Eindde ward. Die Sachsen versprachen zwar den Franken, daß sie die Grenzen ihres Reichs gegen die Einfälle der Wenden beschüßen wollten, wofür ihnen ein dem Fränkischen Reiche zu zahlender jährlicher Tribut von 500 Kühen erlassen wurde. Sie hielten aber doch nicht Wort. Sie konnten auch nicht einmal ihre eis genen Grenzen ganz vor den Wendischen Einfällen sichern **).

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Vielleicht legten die Sachsen nun auch gegen die Slaven än der Elbe, wo jest Magdeburg liegt, ein Schloß oder eine Burg an, und dies ist vielleicht der erste Ursprung Magdeburgs. Bielleicht war es wenigstens in dieser Zeit schon ein großer offes ner Flecken, welcher seinen Ursprung und seine Aufnahme dem Handel der Sachsen mit den benachbarten Slaven, oder der das felbst gewöhnlichen Verehrung einer heidnischen Göttin zu verdans ken hatte. Allein dies läßt sich nicht mit Gewißheit behaupten, da die Geschichte damaliger Zeiten gänzlich davon schweigt, und gleichzeitige oder in den nächsten Jahrhunderten lebende Ges schichtschreiber nichts davon erwähnen. In den vorhingedachs, ten Kriegen der Franken mit den Slaven im 7ten und sten Jahrhundert, welche von Thüringen aus geführt wurden, und. woran die Sachsen mehrmalen thätigen Antheil nahmen, wåre wahrscheinlich Magdeburgs, als eines Grenzortes gegen die, Slaven, Erwähnung geschehen, wenn es damals schon vorhans den und von einiger Bedeutung gewesen wäre. Eben so wenig wird Magdeburg in den vielen Kriegen genannt, welche die Fran

*) Poëta Saxo ap. Leibnit. ad ann. 772, et 780. Excerpt. ex Gregor. Tut. a geftis Dagob. et ex Aimoin. ap. Leibn. Tom. I, pag. 65

68.

Franken mit den Sachsen vor Karin dem Großen führten; ob gleich des Orrs Orhem oder Horum an der Ocker und des Orts oder Fleckens Schahaningi oder Scanninge, d. i. ch de ningen, schon unter Pipin im 3. 747 und unter Karin dem Großen 784 gedacht wird. Man finder überhaupt in der Ge schichte vor Karln außerdem keine sichere Spur von irgend einer Stadt zwischen der Weser und Elbe oder in Niedersachsen *).

Zweytes Kapitel.

Erster Anfang der Stadt Magdeburg bis zu ihrem Flor, von Karl dem Großen bis auf Otto den Großen, vom J. 772-936.

Als Karl der Große im Jahr Christi 772 jenen schwes ren zwey und dreyßigjährigen Krieg gegen die Sachsen anfing, um sie zum Christenthume zu bringen, und sie zugleich seiner Oberherrschaft zu unterwerfen, fand er außer den schon genann, ten Grenzvestungen und einigen Schlössern, noch keinen einzigen ummauerten Ort im ganzen Sachsenlande. Daher klagte er auch, daß er daselbst nirgends solche angesehene und wohlvers wahrte Städte angetroffen habe, worin er nach Vorschrift der Kirchengesete bischöfliche Siße habe anlegen können. Eben so fand es Bonifacius 30 Jahre früher in Thüringen und Hessen, wo er mit ungemeiner Betriebsamkeit das Christenthum ausbrei tete. Er bat daher erst den Pabst um Erlaubniß, auf dem Schlosse

*) Conr. de urbib. Germ. pag. 23. et 83. Chron. Reginon. ap. Piftor. Tom. 1. pag. 22. 29.

Gefch, v. Magdev, 1. B.

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