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Er

schof Gero im Tode nach, nachdem er schon lange vorher viele Schmerzen an einem schlimmen Fuße ausgestanden hatte. starb auf seinem Gute Badderode im Mansfeldischen, und hat 11 Jahre und 1 Monat dem Erzstift sehr rühmlich vorgestans den. Besonders sorgte er, nach dem herrschenden Sinne damaliger Zeiten, für das Ansehen der ihm anvertrauten Kirche, und für die Erhaltung und Vermehrung ihrer Güter, worin man damals das Hauptverdienst der Bischöfe seßte. Er war ein Freund jedes Redlichen und Guten, aber ein Feind verkehrter Mens schen, und so bewies er sich mild gegen Dürftige und Niedrige, aber sehr hart und strenge gegen schlechtdenkende Große und Reis che. Dem Halberstädtischen Bischof Arnulph, der Ansprüche an das Eigenthum seiner Kirche machte, widerseßte er sich standhaft. Den Markgraf Bernhard, der die Stiftsgüter verheert hatte, absolvirte er nicht eher vom Bann, als bis er sich seiner Gnade überließ und Schadenersaß leistete. Er vergrößerte die Pråben, den der Capitularen. Er stiftete, bauete und dotirte nicht nur das Kloster U. L. Frauen in Magdeburg, wie schon angeführt ist; sondern er erbaute und dotirte fast zu gleicher Zeit, unges fåhr im J. 1015 noch eine andere Stiftskirche, die anfänglich dem heil. Evangelisten Johannes, aber bald nachher dem heil. Sebastian gewidmet ward, und setzte dabey Canonicos an, de nen er von seinem Eigenthum hinlänglichen Unterhalt und Einkommen schenkte, indem er ihnen unter andern sein Stammaguth Gudenswege zuwandte, welches dem Stifte St. Sebastian noch jezt gehört. Die Stiftungsurkunde ist nicht mehr vorhanden, oder doch noch nicht öffentlich bekannt geworden. Den schon von Otto dem Großen für den heil. Mauritius oder für die Doms kirche gesammelten Schaß verwandte er zur Ausbesserung und Verschönerung der Domkirche, des Bischofshofes oder des erzbis schöflichen Pallastes und anderer Stiftsgebäude. Auch die Mauern der Stadt Magdeburg, welche Otto der Große und

seine

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feine Gemahlin Editha zwar zu bauen angefangen, aber nicht ganz vollendet hatten, brachte er noch ein Jahr vor seinem Tode, nåmlich im J. 1022, endlich völlig zu Stande. Er verbesserte. überhaupt den Zustand seines Erzstifts auf alle mögliche Art von innen und von aussen, und suchte alles möglichst zur Vollkoms menheit zu bringen. So hinterließ er den Nachkommen viele rühmliche Denkmale seiner Thätigkeit. Er wird nebst seinem Nachfolger unter die ruhmwürdigsten Bischöfe seiner Zeit gerech net, welche durch ihre Einsicht und Gelehrsamkeit, durch ihren strengen musterhaften Wandel, durch ihre Treue gegen das Reich, durch ihre Sorgfalt für das Beste ihrer Untergebenen sich vorzüglich auszeichneten !*)

An seine Stelle erhob Kaiser Heinrich zwar noch seinen Kapellan Hunfried, zu Anfang des J. 1024 zum Erzbischof, den er aus dem Capitel zu Würzburg an seinen Hof genommen hatte. Allein er überlebte den Erzbischof Gero nicht lange mehr. Er lag schon zu Anfang des Jahrs eine Zeitlang krank zu Bamberg, und sobald er sich etwas erholt hatte, wollte er nach Magdeburg kommen. Allein aus Furcht vor den Beschwerlichkeiten der Reise blieb er den Palmsonntag zu Alstedt. Da seine Krånk, lichkeit zunahm, so feierte er den grünen Donnerstag und Char, freytag in der Stille mit einem kleinen Gefolge zu Naumburg. Zum Osterfeste aber kam er doch mit seiner Gemahlin nach Magdeburg, wo sich die Reichsstände versammlet hatten. Hier ems pfing man ihn mit großen Ehrenbezeugungen, hier blieb er auch während des Osterfestes, und ward hernach von dem neuen Erzs bischof mit mancherley Kostbarkeiten von Gold und Seide reichs lich beschenkt. Dann ging er nach Halberstadt und weiter nach

Gos

Chron. Magd. ap. Meib. p. 286. 237. Chron. Saxo p. 236. 237. Annalifta Saxo p. 456. Vita Meinwerci ap. Leibn. Tom. I. p. 156.

Goslar, wo er zehn Tage zubrachte. Bon da begab er sich nach Grona an der Weser, wo er wieder in eine schwere Krankheit verfiel, woran er auch den 13ten Jul. d. J. 1024 starb, nachy dem er 22 Jahre regiert und 52 Jahre gelebt hatte. Sein Körper ward nach seinem Verlangen zu Bamberg begraben *).

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Er hatte den besten Willen, gut zu regieren, ließ es auch an Thätigkeit, an unverdroffenen Bemühungen, an Feldzügen und Reisen in seinem Reiche, nicht fehlen, um diesen Zweck zu erreichen. Aber er hatte nicht Klugheit, nicht Kraft, nicht Auss bauer genug zur Beslegung der dabey vorkommenden Hinders nisse und Schwierigkeiten, und wuste sich bey den unruhigen ftreitfüchtigen Großen Deutschlands nicht Ansehn genug zu vers schaffen. Seine natürliche Gutmüthigkeit, Treuherzigkeit und Nachgiebigkeit ward von seiner Gemahlin Kunegunde, und ihren unruhigen übermüthigen Brüdern, die überall Unruhen und Fehden stifteten, so wie von den Geistlichen und andern Großen überall gemißbraucht, um ihre kleinen und eigennüßigen Absichs ten zu erreichen. Sein redlicher, obgleich nicht erleuchteter Res ligionseifer, der ihm den Namen eines Heiligen verschafft hat, verleitete ihn allerdings zu einer allzugroßen Ergebenheit und Nachsicht gegen die Geistlichen, so daß sie alles bey ihm versuchs ten und wagten, ihm Güter und Låndereyen abdrangen, sich in feiner Gegenwart mit einander zankten und überwarfen. Als lein fein Recht, die ersten geißtlichen Stellen zu beseßen, ließ er fich nicht nehmen, und er gebrauchte es so gut, daß unter ihm fast alle großen Bisthümer vorzüglich gut, wenigstens weit befe fer, als bald nachher befeßt waren, da die Domkapitel mehr das Wahlrecht an sich brachten. Dem Erzstifte Magdeburg sind nur

einige

*) Chronogr. Saxo p. 237. 238. Chron. Quedl. ap. Leibn. Tom. II. p. 295. Vita Meinwerci ap. Leibn. Tom. I. P. 556.

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einige wenige Schenkungen von ihm zu Theil geworden. Seis nem Vertrauten und Günstling, dem Bischof Meinwerk zu Pas derborn, der ihn dringend um das kaiserliche Guth Erwete in Westphalen bat, und der sich auch die Fürsprache der Kaiserin und einiger Großen zu verschaffen gewußt hatte, sagte er unwils lig bey Ueberreichung der Schenkungsurkunde : „ Gott und alle „Heiligen mögen dich hassen, daß du nicht aufhörf, zum Nach, ,, theil des Reichs mich meiner Güter zu berauben.,, Der Bis schof aber mit der Schenkungsurkunde in der Hand erwiederte: „Selig bist du Heinrich! für dies Opfer wird dir der Hims ,, mel offen stehen. Deine Seele wird dafür ewige Freuden ,, mit den Heiligen genießen. Sehet es, ihr Gläubigen insge, ,, fammt; dies Opfer schafft Vergebung der Sünden. So solls ten es alle gute Christen machen, damit sie fürs Zeitliche das ,,Ewige, für das Vergängliche das Bleibende erlangen.,,. *) Solchen kräftigen Gründen konnte freylich der gute Kaiser nicht immer widerstehen. Seine Stiftung des Bisthums Bamberg, die ihm so viel Mühe kostete, unternahm er wohl nicht blos aus Religiosität in dem Geißt des Zeitalters, sondern auch, um Otto dem Großen nachzuahmen.

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Magdeburg ward in dem Zeitraum son 50 Jahren unter den leßten Sächsischen Kaisern immer noch als die erste und vors züglichste, oder als die Hauptstadt von Sachsen angeses hen. In den Kriegen mit den Wenden und Polen, war es fast immer der Sammel- und Waffenplag für die zu den Feldzügen wider diese Feinde bestimmten Armeen. Oft hielten sich die Kais fer mit ihrem Gefolge in dieser Zeit da auf. Oft wurden das selbst Reichs- und Ståndeversammlungen angestellet, Dies, als les muste Nahrung, Gewerbe und Betriebsamkeit in Magdeburg befördern, und die Volksmenge daselbst erhalten und vermehren,

*) Vita Meinw. ap. Leiba Tom. I.

554.

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ob man gleich keine bestimmte Nachrichten aus jener Zeit dar, über findet. Doch scheint in dieser Zeit noch keine Vergrößerung oder Erweiterung der Stadt nöthig gewesen zu seyn, und sie scheint noch den von Otto und der Editha bestimmten Umfang behalten zu haben, als Gero die vom Otto angefangenen Stadts mauren völlig ausbauen und vollenden ließ. Von der Anles gung neuer Stifs, oder Collegiatstiftskirchen z. B. der Kirche des heil. Sebastian und des Klosters U. 2. Frauen, und von der Wiedererbauung der Kirche rotunda genannt, finden sich in diesem Zeitraume wohl bestimmte Nachrichten. Aber von der Anlegung neuer Parochialkirchen findet man keine sichere Spur in den Geschichtschreibern jener Zeit; obgleich die Anlegung der Ulrichskirche, auch wohl der heil. Geistkirche wahrscheinlich in diesem Zeitraume fållt. Doch wird vom Bischof Wigbert zu Merseburg gesagt, daß er eine Kirche zu Magdeburg eingeweis het habe, welches die vierte von denen sey, welche er als Bischof eingeweihet hätte. Wenn dies nicht etwa jene sogenannte rotunda war, deren Wiedererbauung in Wigberts Zeit fällt; so ist es als lem Vermuthen nach eine von jenën Parochialkirchen Magdesburgs gewesen *).!

Der Handel der Stadt behielt wohl in dieser Zeit den selben Gang und dieselbe Beschaffenheit, wie unter Otto dem Großen, außer daß ihm der Krieg mit den Wenden eine Zeit, lang sehr störend und nachtheilig ward. Der blühende Zustand des umliegenden Sachsenlandes vor dem Wendischen Kriege uns ter Otto dem zweyten, und nachher unter Heinrich dem zweyten, muste natürlich auch in Magdeburgs Flor und seinen Handel den wohlthätigsten Einfluß haben. Da die Wenden unter Heins rich dem zweyten mehr durch Geschenke und Nachgeben, als durch die Waffen in Ruhe erhalten wurden; so war der Handel

Ditmar p. 38. Annalista Saxo p. 410.

mit

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