Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

mar, ein gebohrner Graf von Walbeck, auf Empfehlung seines großen Gönners, des Erzbischofs Dagan, vom Könige das ers ledigte Bisthum Merseburg. Er hatte drey Jahre lang in Kloster Bergen Erziehung und Unterricht genossen, war nun schon mehrere Jahre Probst zu Walbeck, und Canonicus am Morikkloster oder Domkapitular zu Magdeburg. Er befand sich eben auf seinem Gute Rottmersleben, als ihn der Kaiser zu sich nach Augsburg beschied, um ihm gedachtes Bisthum zu ers theilen. Er stand demselben bis ins 11te Jahr sehr rühmlich und thắtig vor, ließ keine Gelegenheit vorben, wo er seinem Stifte die vormals besessenen Güter wieder verschaffen und neue erwerben konnte. Er zeigte sich in seiner ganzen Geschichte als ein geschickter, wahrheitsliebender, äußerst offenherziger und redlicher Mann, der selbst seine eigenen Fehler und Schwächen der Welt äußerst treuherzig vor Augen legt. Nur über die herrs schenden Vorurtheile und den Aberglauben jener Zeiten konnte er sich nicht erheben. Er war daher immer finsterer mönchischen Frommeley und dem Glauben an Visionen, Träume, Erscheinun gen der Verstorbenen, an die Verdienste der Heiligen u. dgl. zu sehr ergeben, wovon er fast auf jeder Seite seiner Geschichte Ber. weise giebt. In demselben Jahre ward auch sein Bruder Siegs fried als Conventual zu Kloster Bergen, nach dem Tode des Abts Alfter, vom dasigen Convente aus seiner Mitte wieder zum Abt erwålt, wo er sich große Verdienste erwarb, bis er Bischof von Münster wurde.

1

Noch in demselben Jahre kam König Heinrich in Begleis tung des Dagans und Ditmars nach Magdeburg, um daselbst den Markgraf Werner von Nordsachsen, den Sohn des vorhin oft angeführten Markgraf Lothars, Ditmars Better, verschiedes ner Beschuldigungen wegen zur Verantwortung zu ziehen. Beys nahe håtte dieser auch auf Anstiften eines gewissen Dedo, Gras fen von Wettin, seines Königs Gnade und seine Markgrafschaft

verloh

berlohren, wenn nicht Krankheit und måchtige Fürsprache es noch gehindert hätten. Als gedachter Dedo nachher die Verbrennung und Verwüstung der Stadt Wollmirstedt bey Magdeburg, welk the damals den Grafen von Walbeck gehörte, gerathen und bes fördert hatte, paßte ihm bey seiner Rückkehr von Tangermünde Markgraf Werner mit Ditmars Bruder Friedrich, dem nachhe, rigen Pråfectus oder Burggrafen von Magdeburg, bey Mesde auf, und erlegte ihn nach einem heftigen Kampfe. Darüber verlohr Werner nun doch seine Markgrafschaft, und alles was er vom Reiche zu Lehn hatte. Der König Heinrich machte nun den Grafen Bernhard, einem Sohn des vormaligen im Wendenkriege so unglücklichen Markgrafen Dieterichs, wieder zum Markgrafen von Nordsachsen oder von der Mark Brans denburg, wozu damals nicht viel mehr als die jeßige Altmark gehörte *).

Boleslaus hatte im 3. 1010 abermals Meissen zu übers rumpeln versucht, aber vergebens. Heinrich muste doch nun endlich mit Ernst darauf denken, den ihm und seinem Lande vom Boleslaus zugefügten Schimpf und Schaden zu råchen. Nach vielen Zurüstungen unternahm er nach Ostern im J. 1011 einen neuen Feldzug gegen ihn. Diesmal war Belgern der Sammel, plaß seiner Armee. Als Heinrich durch die Laufik schon bis nach Jauer in Schlesien vorgerückt war, ward er daselbst mit dem ihm begleitenden Erzbischofe Dagan krank, und beyde mus ften die Armee verlassen. Diese rückte aber doch weiter in Schlesien und Polen vor, schloß den Boleslaus in Glogau ein, verwüstetete das Land weit und breit, und ging dann mit reicher Beute beladen, glücklich und ohne Verlust an die Elbe zurück.

Heins

*) Ditmar p. 385 388. Chronogr. Saxo p. 221. Chron. Magd. ap. Meib. p. 284. Annalista Saxo p. 408-415.

[merged small][ocr errors]

Heinrich ward unterdeß in Merseburg mit dem Erzbischofe wies der gesund, und Lekterer war schon zum Mauritiusfeste wieder. in Magdeburg; Heinrich aber begab sich in die Rheingegenden. In diesem Jahre starb auch Herzog Bernhard oder Benno von Sachsen, und sein Sohn Bernhard folgte ihm in dieser Würde*).

Gleich zu Anfang des folgenden Jahrs 1012 kam Heins rich wieder nach Sachsen, und schenkte bey seiner Anwesenheit in Magdeburg am 21ten Jan. dem Erzbischof Dagan für die ihm geleisteten treuen Dienste nun auch noch die Stadt Frose mit allem Zubehör, ging dann nach Merseburg, und von da nach Bamberg, wo er am 6ten May die neuerbaute vrächtige Dom, oder Stiftskirche mit großen Feyerlichkeiten einweihen ließ. Als er auf Pfingsten wieder nach Merseburg kam, ward daselbst fein geliebter Dagan krank, und Bischof Ditmar wusté an dessen Stelle am ersten Festtage die Messe halten. Dagan erholte sich zwar am folgenden Tage ein wenig, so daß er auch dem König aufwarten konnte; allein die Schwäche nahm bald wieder so sehr zu, daß er keine wichtigen Geschäfte mehr vorzus nehmen im Stande war. Am Donnerstage ließ er sich auf feinem Stuhl ins Schlafzimmer des Königs bringen, dankte ihm für alle ihm bisher erwiesene Gnade, wünschte, daß Gott es ihm einst im Himmel vergelten möchte, was er an ihm gethan håtte, versicherte, daß er ihn in diesem Leben nicht wieder sehen werde, und nahm so von ihm den rührendsten Abschied. Dann ließ er sich in die Kirche tragen, hörte die Messe und ers theilte den Anwesenden den Segen. Hierauf fuhr er zu Schiffe nach Giebichenstein, blieb des Sonnabends da, und ging am Sonntage zu Wasser nach Rotenburg. Da er nun auf der

Reise sich am Dienstage äußerst schwach fühlte, ließ er den Doms

probst

Ditmar p. 389. 390. Annalista Saxo p. 417. 418. Chronogr. Saxo p. 221.

probft Walther zu sich bitten, empfahl ihm sich und seine Freuns de, und starb am 9ten Jun. 1012. Sein Leichnam kam noch an demselben Tage nach Frose, ward daselbst in dem erzbischöfe lichen Ornat eingekleidet und so nach Magdeburg gebracht. Das selbst ward er in der Domkirche mit den gewöhnlichen Feyerlich keiten im Chore vor einem Gewölbe, das er selbst gebauet und eingeweihet, wo er oft sein Gebet verrichtet und sein Grab zu haben gewünscht hatte, nach des Domprobsts Walthers Anweis fung begraben.

1

Nach Ditmars, seines vertrauten Freundes und unzers trennlichen Begleiters Beschreibung von ihm, war er fromas und gottesfürchtig, sehr menschenfreundlich und freygebig, reds lich, enthaltsam und nachgebend, klug und standhaft. Die Fehler verwies er jedem ohne Unterschied ernstlich, um zu bessern, lobte aber auch das Gute, wo er es fand. Kein Bie schof lebte vertrauter mit andern Geistlichen, liebte und ehrte sie auch öffentlich mehr als er. Denen, welche sich durch ihr Bes tragen sowohl als durch ihre vornehme Geburt auszeichneten, war er zwar sehr zugethan, verachtete aber auch andere vom nies dern Stande nicht, sondern hatte auch unter ihnen vertraute Freunde. Seine Amtsgeschäfte versahe er aufs beste und suchte dadurch möglichst zu nüßen. Die Städte Arneburg, Frose, Prettin, und ein Landgut des Esiko, nebst der Burg Driezel hat er seinem Erzstifte erworben, und viele und kostbare Kirchens geråthe angeschafft. Er regierte das Erzstift 8 Jahre, 4 Mos

nate und 7 Tage *).

[ocr errors]

IV. Su

*) Ditmar p. 390. 391. Chron. Magd. ap. Meib, p. 283,

284. Annalista Saxo p. 420. 421.

IV. Geschichte Magdeburgs unter dem 4ten Erzbischof

Walther, im J. 1012.

Bischof Ditmar eilte gleich auf die Nachricht von dem Tode seines Erzbischofs und Freundes von Merseburg nach Mag deburg. Er kam gerade am Begräbnißtage Dagans an, und begab sich sogleich ins refectorium, wo sich der Domprobst mit dem ganzen Kapitel und den Basallen des Erzstifts eingefunden hatten, um eine neue Wahl vorzunehmen. Nachdem er sich ers kundigt hatte, was sie beschlossen Håtten, sagte ihm der Domprobst, daß man den König durch einen Abgeordneten das Abs Sterben des Erzbischofs habe wissen und bey ihm `anfragen lassen : wie ers mit der Wahl eines Nachfolgers gehalten wissen wolle. Er habe nun den Bischof Heinrich an sie geschickt, mit dem Vers langen: daß sie noch nicht zur völligen Wahl schreiten, sondern ihm erst melden möchten, wen sie einstimmig für den Würdigs ften hielten. Alle Anwesende sammt und sonders hätten ihn ges wählt, dabey würde es auch bleiben, wenn es Gottes Wille und der König damit zufrieden wåre. Ditmar antwortete: Er sey einer von denen, welche Theil an der Wahl haben müsten, und er wolle daher ihr Vorhaben nach seiner Pflicht bestens unterFüßen. Der König möge thun, was ihm gut dünke. Sie müsten aber dahin sehen, daß ihre wohlhergebrachte Wahlfreys heit nicht litte. Ich wähle also, fuhr er fort, dich Walther, zum Erzbischof, nicht blos aus Liebe zu dir, sondern auch um des gemeinen Bestens willen. Nun wünsche ich aber auch zu wissen, wozu sich die Uebrigen entschlossen haben. Alle erklärs ten einstimmig: Wir wählen den Walther uns zum Herrn und Erzbischof. Dieser stand nun auf, wünschte, daß Gott ihnen diese Liebe für iha reichlich vergdlte, und versprach, es an Eifer und Treue in seinem Amte nicht fehlen zu lessen. Der Custos des Stifts, Reding, mußte die geschehene Wahl dem Könige melden,

« ZurückWeiter »