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junge Kaiser fiel im Jahr 997 mit einer großen Armee in das fruchtbare und reiche Land der Stoderaner Wenden, oder ins Havelland ein, eroberte und plünderte es, und hielt dann in Magdeburg, als der Hauptstadt Sachsens, seinen triumphirens den Einzug. Zu gleicher Zeit waren die Wenden in den Bars dengau, oder in die Altmark und ins Lüneburgische bey Bardos wick eingefallen, und verwüsteten alles vor sich her

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mit Feuer und Schwerdt. Allein die daselbst stehenden Westphalen schlus gen sie an einem Tage zweymal aufs Haupt, und machten unermeßliche Beute *).

Der Kaiser ließ nun die Stadt Arneburg in der Altmark zur Beschüßung dieser Gegend bevestigen, und hatte sie dem Erzs bischof Gislar zur Vertheidigung auf 14 Wochen anvertrauet. Dieser ward hinterlistiger Weise von den Wenden zu einem Ges spräche eingeladen, und kam dazu mit einer geringen Bedeckung. Plößlich sahe aber einer von seinen Begleitern die Feinde aus dem Walde hervorstürzen. Es kam zum Gefecht, und wäh rend desselben rettete sich der Erzbischof auf einem schnellen Pfers de. Von seinen Leuten aber kamen wenige mit dem Leben das von. Die triumphirenden Wenden bedauerten nichts mehr, als daß ihnen der Erzbischof entkommen sey.

Gifilar behauptete die Stadt mit Mühe bis auf den bestimmten Tag. Dann verließ

er sie, und traf unterweges den Markgraf Lothar, unter dessen Oberbefehl die Stadt stand. Er empfahl sie ihm bestens und eilte fort. Lothar sahe schon von weitem an zwey Orten in der Stadt Feuer aufgehen, versuchte vergebens, es zu löschen, sahe fich durchs Feuer und durch die andringenden Feinde genöthigt, die Stadt zu verlassen, und muste sich deshalb vor dem Kais fer

*) Ditmar p. 354. Chron. Saxo p. 206. Annal. Saxo p. 364. Chron. Quedlinb. p. 283.

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fer verantworten, und durch einen Eid seine Unschuld be weisen *).

Als Otto im Jahre 998 zum zweytenmal nach Italien zog, so bestellte er in seiner Abwesenheit seine Tante, die Webs tissin Mathilde von Quedlinburg zur Reichsverweserin von Deutsch, land. Diese verwaltete mit månnlichem Muth und Thätigkeit die ihr übertragene Regentschaft. Sie wuste mit jener von ih rem Vater und Großvater ererbten Geschicklichkeit und Klugheit die widerspenstigen Fürsten der Wenden zur Unterwürfigkeit und zur Ruhe zu bringen, und legte endlich nach jener wilden Ems pörung der Wenden und nach jener schrecklichen Verwüstung der Reichslande den ersten sichern Grund zu einem Frieden, der doch wenigstens für einen Theil der christlichen Länder mehrere Jahre, fortdauerte **).

Dieser so langwierige und grausame Krieg mit den Wens, den hatte für Magdeburg und dessen Ruhe und Wohlstand die nachtheiligsten Wirkungen, und verdient insofern einen Play in der Geschichte dieser Stadt. Wenn gleich nicht gemeldet wird, daß die Wenden sich bey ihren Einfällen und Verheerungen in Sachsen an Magdeburg selbst gewagt hätten, welches nicht durch die Elbe, sondern vielleicht auch durch die schon, genannten das maligen Castelle oder vesten Schlösser zu Gommern, Pechau, Lostau und wahrscheinlich auch zu Burg,, von der Wendischen Seite ziemlich gedeckt war; so plünderten und verwüsteten die Wenden doch mehrmalen die ganze benachbarte Gegend von Magdeburg. So kamen sie nicht nur gleich zu Anfang des Krieges bis an den Tangerfluß, nur noch wenige Meilen von Magdeburg; sondern sie verbrannten und zerstörten bey einem

*) Ditmar p. 355. 356. Annalista Saxo p. 367.

ans

**) Ditmar p. 356. Chronogr. Saxo p. 209. Chron. Qued.

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andern Einfalle unter Otto dem dritten das damalige Nonnens tloster Hillersleben, führten die Nonnen weg, und ermordeten viele Christen *). Zu einer andern Zeit kamen sie bis ins Hile desheimische, hatten also das Magdeburgische, Braunschweigiz sche und die Altmark schon überschwemmt. Bischof Bernward von Hildesheim hinderte ihr weiteres Eindringen in sein Stift und bis nach Hildesheim nur durch Anlegung einer Vestung beym Busammnfluß der Ocker und Aller. Sie hatten damals beyde Ufer der Elbe, und alle Schiffe auf derselben in ihrer Gewalt, konnten sich also über die Elbe leicht im ganzen Sachsenlande verbreiten, und zugleich die ganze Schiffahrt und Handlung Magdeburgs auf der Elbe zu Grunde richten **).

Dieser Wendische Krieg und die andern vorhin angeführ ten Unfälle und Landplagen, welche in dieser Zeit die Gegend von Magdeburg und ganz Sachsen ångstigten, hätten nicht nur die Verwüstung fast des ganzen Sachsenlandes verursacht, sons dern auch die Stadt Magdeburg in einem traurigen Zustand verseht. Diesen beschreibt der damals lebende Biograph des von den heidnischen Preußen am 23ten April 996 getödteten Heil. Adalberts, Bischofs zu Prag, mit diesen schon vorhin ans geführten Worten:,, Diese gute Stadt, ehemals berühmt unter „, den Völkern und eine von den größten Städten, ist jeßt halb „, verwüstet, schlecht bewohnt, und ein unsicherer Aufenthalt oder Waarenniederlage für die Schiffleute ***).,, Nach wiederHergestellten Frieden, kam aber auch Magdeburg_bald` wieder in Aufnahme und in Flor.

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*) Ditnar p. 358. Annalista Saxo p. 372. **) Tancınar, in vita S. Bernwardi ap. Leibn. Tom. I. p. 444 c. 6.

*** Auctor vitae S. Adalberti in Canifii lect, antiqu. p. 46. u. 9. Haec facra urbs-quondam nota populis et una ex magnis, nunc femiruta domus, et malefida ftatio nautis,

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Während der Regentschaft der Aebtissin Mathilde ents führte der Sohn des Markgrafen Lothar von Nordsachsen, Werner genannt, die Tochter des Markgrafen Eccard von Meisen, welche schon mit ihm versprochen war, und welche der Vater ihm jest nicht geben wollte. Er brachte sie auch von Quedlinburg, wo sie unter Aufsicht der Regentin erzogen ward, glücklich auf sein väterliches Gut zu Walbeck. Die Regentin, welche eben zu Dornburg in Thüringen eine Reichsversammlung hielt, ward darüber äußerst aufgebracht, und vermochte durch ihre Thrånen und Klagen die bey ihr versammelten Reichsfürsten, daß sie dem Entführer nachseßten, um ihn mit seinen Helfershelfern in ihre Gewalt zu bringen. Da dieser aber schon in Sicherheit war, und die Entführte sich auch nicht gern wieder von ihm trennen laffen wollte, so riethen die Fürsten der Regentin, zu Magdes. burg eine Reichsversammlung zu halten und zu verlangen, daß der Entführer mit seiner Braut und seine Helfer als Ruhestdrer fich daselbst stellen sollten. Der Entführer erschien baarfuß als ein Büßender zu Magdburg vor der zahlreichen Versammlung, und erhielt unter dem Versprechen der Besserung Verzeihung des Geschehenen. Die Regentin starb aber bald nachher am 7ten Febr. 999 in Quedlinburg zum großen Leidwesen Deutschlands, und nahm die Hochachtung und Verehrung der Deutschen, des ren sie sich besonders in der lekten Regentschaft und auf der Reichsversammlung zu Magdeburg durch ihr weises und gereche tes Betragen würdig gezeigt hatte, mit ins Grab *).

Ein paar Tage vorher, nämlich am 4ten Febr. d. J. 999 starb auch des Kaisers Vetter, der Pabst Gregor der ste, und Otto machte an seiner Stelle seinen bisherigen Lehrer Gers

bert,

*) Ditmar p. 356. Chronogr. Saxo p. 209. Chaon. Qued linb. P. 284. Annalista Saxo p. 366. 368. 369.

bert, gewesenen Bischof zu Rheims, unter dem Namen Silvefter der 2te, zum Pabst. Dieser ward als ein geschickter Mathes matiker und Astronom, .und als ein vorzüglich geschickter ́und gelehrter Mann seiner Zeit beschrieben. Bey seinem Aufents Halt zu Magdeburg mit seinem Zöglinge, dem jungen Kaiser, verfertigte er eine Uhr, welcher er dadurch die rechte Stellung zu geben suchte, daß er sie nach dem Polarstern richtete, den er vorher durch ein Rohr beobachtet hatte. Seine Kenntnisse was ren zu sehr über die zu der Zeit gewöhnlichen erhaben, daß man ihn, wie in spåtern Zeiten den D. Faust, für ein Zauberer und Herenmeister hielt, und ihn deswegen auch nicht einmal unter die Påbste rechnen wollte. In dem Jahr 999 am 17ten Dec. starb auch des Kaisers Großmutter Adelheid in einem hohen Alter *).

In dieser Zeit machte der Kaiser noch einige Schenkungen. ans Erzstift Magdeburg. Schon im Jahre 997, bey seinem Aufenthalte in Arneburg, verschenkte er dahin die Stadt Belik, Desgleichen die Stadt Jerichau, welches aber in der Folge in' den Wendischen Kriegen auf eine Zeitlang wieder verlohren ging. Endlich im J. 1000 schenkte er dem Erzstifte noch die Stadt Riede, und das Dorf Dribur oder Trefurt in Thủ ringen **).

Im Jahre 1000 brachte der Kaiser endlich die unrechtmäss fige Art, wie Gifilar zum Besitze zweyer Stifter gekommen war, ernstlich und öffentlich zur Sprache, indenï er auf einer Synode zu Róm eine förmliche Klage deswegen wider den Erzbischof anstellte, ihn durch Urtheil und Recht von seinem Amte suspens diren, und vom Pabst Silvester durch Abgeordnete zur Verants

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*) Ditmar p. 37. 399. Chronogr. Saxo p. 201, 211. Annalifta Saxo p. 367. 368. 370.

**) Sagitt. hift. Magd. p. 230-237

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