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Berlegenheit, im freyen Felde aufzunehmen, und fing Unterhands lungen an. Er brachte es dadurch auch dahin, daß Gisilar und Die übrigen Anführer sich verteiten ließen, ihre Truppen zurück zu schicken, und daß sie mit ihm zum Miseko ziehen, und den Frieden zu Stande bringen wollten. Da er sie nun in seiner Ges walt hatte, gedachte er dem Miseko dadurch zu schrecken, und ihn zur Annahme jeder Bedingung zu zwingen, daß er ihm wifs fen ließ, wenn er ihm nicht das Weggenommene zurückgebe, so würde er seine Helfer und Bundsgenossen, die er bey sich hätte, niedermachen lassen. Miseko wollte sich aber zu nichts verstes hen. Nachdem Boleslaus nun erst die ganze Gegend beraubt und geplündert hatte; so ließ er endlich den Gisilar mit seinen Gefährten in gller Frühe lss, und rieth ihnen, zu eilen, daß sie fortkámen, denn nur mit Mühe konnte er die Leutizier » Wenden, seine Bundsgenossen, zurückhalten, daß sie sie nicht gleich verfolgten und niederhieben. Kaum aber hatte er sich von ihnen getrennt, so schickten sie doch noch 200 Mann auserlesene Leute nach, um_wo möglich, die Sächsischen Anführer noch eins zuholen. In derfelben Stunde, da diese Magdeburg erreichten, und kaum in Sicherheit waren, eilten auch die Feinde, aber nunmehr vergeblich, herbey. Wie die Kaiserin dies hörte, freus te sie sich, daß sie bey ihrer gefährlichen Lage noch so gut davon gekommen wären. Man sieht hieraus, daß die Wenden bis nas he an Magdeburg zu streifen wagten *),

Als im folgenden Jahre 991 am 1sten Jul. die Kaiserin Theophania starb, welche bisher, wider alle Erwartung die Res gentschaft und Vormundschaft über ihren Sohn mit Weishett und Nachdruck, aber auch mit Milde und Güte geführt hatte; so übernahm Ottos Großmutter, Adelheit, die Vormundschaft über ihren Enkel ganz allein. Dieser ließ sich aber bald durch feine

*) Ditmar p. 349. 350. Annalista Saxo p, 348-350.

feine übermüthigen jungen Gesellschafter gegen sie einnehmen, und entfernte sie vom Hofe.

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Im Jahre 992 geschahe die Einweihung des neuerbauten Doms zu Halberstadt mit großen Solennitåten, wobey auch Ots to, seine Großmutter und Tante, nebft Erzbischof Gisilar und einer Menge anderer geistlichen und weltlichen Fürsten zugegen waren *).

Noch immer dauerte der blutige Krieg mit den Wenden fort. Otto rückte im Jahr 991 mit einer starken Armee Sach fen und mit Polnischen Hülfstruppen vor Brandenburg, und eroberte es. Kaum aber war er wieder weg; so bemächtigte sich ein misvergnügter Sachse, Namens Kizzo, mit Hülfe der Leutizier oder Wilzen - Wenden der Stadt, und wagte daraus håus fige Streifereyen ins Sächsische Gebiet. Otto rückte im nächs Ken Jahre 992 von neuem mit einer starken Armee vor Bran denburg, die durch Bayrische, Böhmische und Polnische Hülfs, truppen noch verstärkt ward. Er verließ sich aber zu sehr auf die Versicherungen der Wenden von ihrer Treue, und seine Fürsten und Grafen widerriethen die Belagerung der Stadt. Er ließ daher den Kizzo in ihrem Besiße, machte Frieden mit den Wens den, und ging nach Sachsen und nach Magdeburg zurück.

Aber die Wenden hielten nach ihrer Gewohnheit, in keis nem Stücke Wort. Kizzo, durch die schmeichelhaften Vorschlåge der Sachsen gewonnen, war im Begrif, sich selbst und die Stadt Brandenburg dem Otto zu übergeben. Darüber wurs den die Leutizier- Wenden wüthend, und gingen mit ihrer gans zen Heeresmacht auf Brandenburg los. Otto war unterdeß zu Brandenburg, und als er dies erfuhr, so schickte er sogleich den Markgraf Eccard von Meissen, den Markgraf Lothar von Nords

Fachsen

* Ditmar p. 350. 351. Chron. Quedlinb. p. 281. Chrá nogr. Saxo p. a00, 201,

sachsen und andere Befehlshaber, welche er bey sich hatte, mit ihren Truppen dahin. Diese wurder von den Feinden wüthend angegriffen und auseinander gesprengt. Ein Theil der Deuts schen kam in die Stadt; der andere muste sich zurückziehen und verlohr viele Leute. Darauf zog Otto von allen Orten her Hülfss truppen zusammen, und eilte selbst nach Brandenburg. Die Feinde aber, welche den Belagerten heftig zuseßten, brachen beym Anblick der Deutschen Lezionen eilig ihr Lager ab, und ers griffen die Flucht. Zu gleicher Zeit thaten die Belagerten einen Ausfall mit dem Feldgeschrey Kyrie Eleison; die heranrückenden Deutschen stimmten mit ein, und halfen den Feind zurückschlä. gen. Otto versahe nun die Stadt mit einer guten Besatzung, und behielt sie lange in seiner Gewalt. In dieser Zeit hatte Erzs bischof Gisilar zwey Bischöfe zu Hildesheim bald nach einander zür Erde bestatten helfen.

Im Jahr 993 zogen die Sachsen dreymal gegen die Wenden ins Feld, ohne etwas gegen sie auszurichten. Die Wenden beunruhigten und verheerten vielmehr die Gegenden Sachsens an der Elbe durch öftere Streifereyen, und rebellirten im folgen, den Jahre 994 insgesammt von neuem gegen die Sachsen; blos die Sorben Wenden zwischen der Elbe und Saale blieben ruhig *).

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Zu diesem für Sachsen und insbesondre auch für die Ges gend von Magdeburg und eben deswegen auch für die Stadt selbst so verderblichen Kriege kamen noch andere Uebel und Lands plagen in dieser Zeit. Eine von Johannis bis in den Novems ber des Jahrs 993, den ganzen Sommer und Herbst hindurch anhaltende Hiße und große Dürre machten, daß die Feldfrüchte verwelkten und nicht zur gehörigen Reife kamen. Dann folgte

* Ditmar p. 352. Annelifta Saxo p. 352-354. 356.

große

große Kälte und vieler Schnee, und zugleich eine gefährliche Peft

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und ein großes Sterben unter Menschen und Vieh. Der dua ßerst harte Wint r dauerte vom 11ten Nov. 993 bis zum 15ten May 994 fast ununterbrochen fort. Hernach weheten ungesuns de talte Winde. In vielen Sommernachten fiel Reif seatt des Thaues, und noch in der Nacht zum zten Jul. stellte sich Frost ein. Die Flüsse wurden so seicht, und der Mangel an Regen war so groß, daß in den mehresten Gewåssern die Fische starben, daß auf dem Lande sehr viele Bäume vertrocknes ten, und daß aus den Feldfrüchten und dem Lein nichts ward. Die Wiesen waren fast überall so ausgedorrt, als wenn sie vom Feuer versengt wåren, Darauf folgte wieder ein großes Stern ben, sowohl unter Menschen, als unter den Kühen, Schaafen und Schweinen, und eine große Hungersnoth in den mehresten Sächsischen Gegenden.

Das Jahr darauf 995 war, wo möglich, noch trauriger für Sachsen, als das vorhergehende. Denn bey den sogenann ten Osterlüden d. i. Ostphalen oder Ostfachsen, in der Gegend von Magdeburg, in der Altmark, im Braunschweigischen und Lüneburgischer, brach eine so erschreckliche Pest aus, daß nicht nut Häuser, sondern auch sehr viele Dörfer fast ganz ausstar ben. Da nun noch die schwere Hungersnoch und die unaufs hörlichen Einfälle und Verwüstungen der Wenden dazu kamen; so ward das Elend in diesen Gegenden immer größer, und man fahe es an ass schwere göttliche Strafgerichte.

Otto fiel zwar auch in diesem Jahre mit einer Armee in Wendenland oder Slavien ein, verwüstete besonders das Land der Obotriten in dem jeßigen Mecklenburg, und zerstörte große und kleine Srådte; konnte aber doch die Wenden auf keine Weis se zur Ruhe bringen, ob ihm gleich auch die Herzoge von Böh, men und Polen Hülfsarmeen durch ihre Söhne zuführen ließen.

Er

Er mußte sich vielmehr endlich, da er wegen der großen Noth in Sachsen daraus nicht ausdrücklich unterstüßt werden konnte, unverrichteter Sache, jedoch ohne Verlust, nach Sachsen zurückziehen, und die Wenden seßten nach wie vor ihre Einfälle und Verheerungen in Sachsen fort.

Nachher hielt der junge Otto in Magdeburg eine Vers fammlung der Stånde oder einen Reichstag, und legte dafelbft die Streitigkeiten bey, welche zwischen dem Bischof von Regens burg und dem Herzog Heinrich von Bayern lange obgewaltet hatten. Bald nachher starb dieser Heinrich unvermuthet in Gans dersheim, nachdem er sein Land noch zulegt sehr gut regiert, und mehrmalen, selbst noch auf dem Todbette, die innigste Neue über feine ehemals gegen den jungen Kaiser, auf fremdes Unstifteh bewiesene, Widersetzlichkeit bezeugt hatte. Sein Sohn, der nachherige Kaiser Heinrich der zweyte, folgte ihm in Bayern *).

Im Frühjahre 996 brachte Otto es endlich zu einem kurg daurenden Frieden zwischen den Sachsen und Wenden, indem er gern seinen schon längst vorgehabten Zug nach Italien antre ten wollte. Hier erhob er bey der damaligen Erledigung des Päbstlichen Stuhls seinen Vetter Bruno, einen Sohn Herzogs Otto von Kärnthen, unter den Namen Gregor des sten zur Päbstlichen Würde. Dieser krönte ihn dann am 21ten Moy 996 im 15ten Jahre seines Alters zum Römischen Kaiser, **).›

Er eilte aber noch in diesem Jahre nach Deutschland zus rück, indem die Wenden abermals ihrer angebohrnen Treulosig keit nach, den Frieden gebrochen, und das Sächsische Gebiet perwüstet hatten. Der wider sie mit Recht äußerst aufgebrachte

junge

Ditmar p. 351, 352. Chronogr. Saxo p. 202-204. Annalifta Saxo p. 356. 358. 360. Chron. Quedlinb, p. 282. Magd. Schöppen - Chronit, p. 101. 102.

**) Ditmar p. 353. Chronogr. Saxo p. 205. Annalifta Sal xo p. 363.

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