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jeder Vorwand zu einem offenen Angriffe fehlte, so suchte man das glückliche Land zu revolutioniren, um dann angeblich vermittelnd einschreiten zu können. Lange schon waren die französischen Gesandten bemüht gewesen, Unruhstifter zu ermuntern und Unzufriedenheit mit den bestehenden Verfassungen zu erz zeugen oder zu nåhren; ihr Werk schien am Schlusse des Jahres 1797 größtentheils gelungen, da auf mehreren Punkten, namentlich aber in dem Waadtlande, revolutionaire Bewegungen ausbrachen, worauf eine Abtheilung der italiånischen Armee an die Grenze desselben rückte, während etwa gleichzeitig einige tausend Mann der Rheinarmee den der Eidgenossenschaft angehörenden östlichen Theil des Bisthums Basel beseßten.

Behufs des Friedensschlusses zwischen dem deutschen Reiche und der Republik, trat_am_9ten December 1797 zu Rastadt ein Congreß zusammen, und seßte seine unfruchtbaren Arbeiten auch dann noch fort, als bald nachher das Reichsgebiet auf die gröblichste Weise verlegt wurde. Das Wiener Cabinet hatte nämlich in den geheimen Artikeln des Traktats von Campo Formio in die Abtretung des größten Theils vom linken Rheinufer gewilligt, und sich durch eine, am 1ften December 1797 zu Rastadt geschlossene Convention verpflichtet, bis zum 20ften December die Festungen: Mannheim, Philipsburg, Ehrenbreitenstein, Ulm, Ingolstadt und Würzburg ihren Landesherren zurückzugeben, bis zum 25sten December sein

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Heer (mit Ausnahme des Reichscontingents, welches hinter dem Lech stehen bleiben sollte) in die Erbstaaten zurückzuziehen, und bis zum 30ften December Mainz zu räumen. Noch ehe dies erfolgt war, überschritt der Convention gemåß, ein französisches Corps den Rhein, und schloß Mainz auf beiden Flußufern ein. Die Festung, in welcher sich nur einige tausend Mann churmainzische Truppen befanden, wurde schon am 30ften December durch Capitulation übergeben, der Brückenkopf von Mannheim am 25sten Januar 1798 durch gewaltsamen Angriff genommen, da der pfälzische Befehlshaber die Uebergabe verweigerte; Ehrenbreitenstein von wenigen churtrierschen Truppen befest, schlossen die Republikaner eng ein, um den starken Platz durch Mangel zu zwingen *).

*) Recueil des Traités IV. 298-309. Moniteur l'an VII. p. 713.

II. Kriegsereignisse in der Schweiz.

1. Kampf in der westlichen
Schweiz

Einrücken französischer Truppen in das Waadtland. Revoltirung desselben. Stärke und Aufstellung der Schweizer. Gefechte bei Lengnau, in der Gegend von Solothurn und bei Reiben. `Gefechte bei Frauenbrunnen, Jågisdorf und im Grauholze. Unterwerfung von Bern und Freiburg. Gefechte bei Neueneck.

Ssbald sich ein erträglicher Vorwand gefunden hatte, überschritt das achtzehntausend Mann starke französische Corps, welches an die Grenze des Waadtlandes gerückt war, am 28sten Januar 1798 dieselbe; der größere Theil der schon lange bearbeiteten Einwohner erhob sich gegen die Berner Herrschaft, und beschloß eine selbstständige Republik die lemanische bilden. General Brune, der in der ersten Hälfte des

zu

Februar den Oberbefehl übernahm, rückte bis an die Grenze des Cantons Freiburg vor, suchte aber noch immer die Gegner durch Unterhandlungen hinzuhalten, weil ein Corps von sechszehn Bataillonen, achtzehn Escadrons unter General Schauenburg zum Angriff von Norden her bestimmt, sich eben erst dem Bisthum Basel nåherte.

Vereinigt und mit rascher Thatkraft handelnd, håtten die Eidgenoffen wahrscheinlich jetzt noch den Feind vertrieben; allein man verlor die Zeit mit Verhandlungen, welche zu keinem Beschlusse führten, und andrerseits hatte der Geist der Revolution schon solche Fortschritte gemacht, daß nicht alle Cantone ihre Contingente zur allgemeinen Vertheidigung sendeten. Hiernach war nur auf 19,000 Berner und etwa 7000 Mann aus andern Cantonen zu rechnen, von welchen aber viele entweder gar nicht eintrafen oder wenigstens keinen Theil am Kampfe nahmen; daß diese Streitmacht mit geringen Ausnahmen nur aus Milizen, ohne alle Kriegserfahrung bestand, braucht kaum erinnert zu werden. General Erlach, in der Mitte des Februar zum Oberbefehlshaber ernannt, theilte die verwendbaren zwanzigtausend Mann in drei Divisionen, deren erste (12 Bat., 4 Comp., 2 Esc.) zwischen Freiburg und dem Murtner See stand, und die Hdhen zwischen diesem und dem Neuenburger See durch ein Detaschement beseßte; die zweite Division von 11 Bat., 6 Comp., 1 Esc. befand sich am südli

chen

chen Ufer des Bieler-See's, und hinter der Aar bis Büren; die dritte von 7 Bat., 3 Comp., 1 Esc. stand rechts von dieser bis Solothurn, war aber größtentheils in Posten auf dem linken Ufer der Aar vereinzelt *).

Nachdem der Oberanführer am 26sten Februar den großen Rath zu Bern vermocht hatte, ihm unbeschränkte Vollmacht zu Angriffsunternehmungen zu ertheilen, wurde eine Disposition entworfen, nach welcher am 2ten Mårz nicht weniger als zwölf Colonnen gleichzeitig beide französische Corps auf ihrer ganzen Linie und theilweise im Rücken anfallen sollten. Jene Vollmacht war indessen kaum ertheilt, als der große Rath sich abermals in Unterhandlungen einließ, und die Forderung des Generals Brune: die bisherige Regierung aufzulösen, die Milizen zu entwaffnen und die Bundestruppen zu entfernen, zum Ultimatum erhielt; zur Erklärung darüber war eine Frist von sechs und dreißig Stunden bewilliget, welche am 1sten Mårz Abends zehn Uhr ablief. Der Befehl an Erlach, vorläufig sich der Feindseligkeiten zu enthalten, ging im Hauptquartier zu Arberg am 1sten Mårz ein, wo

*) Moniteur p. 553. 570. Wieland Geschichte der Kriegsbegebenheiten in Helvetien und Rhåtien 11. 6—11. 56. 3schokke's ausgewählte Schriften VI. 59-64, 122-130. Mallet du Pan Essai historique sur la déstruction de la ligue et de la liberté helvétiques p. 185-195. 204–256. 260-262. Gouvion St. Cyr. Mémoires IV. 209–214. 332-344 Jomini X. 285. 286. 295–312.

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