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gescheitert, dem Mangel an Muth dieser selben Krieger war hauptsächlich der unglückliche Erfolg beizumessen; man denke fich jest im ersten Augenblick nach diesem fürchterlichen Resultate die Niedergeschlagenheit des Heeres! Hierzu kam, daß mit Entbehrungen aller Art Erschöpfung und Krankheiten täglich in furchtbarer Progression zunahmen; daß in Folge dieses Zustandes selbst die unerbittliche Wuth des verfolgenden Feindes den verderblichsten Nachtheil schlechter Disciplin, das Trainiren auf dem Marsche, nicht mehr verhindern konnte, und allein durch dieses Uebel die Armee mit jedem Tage um Hunderte und Tausende vermindert ward; daß endlich, als höchstes Unglück, Elend und Hoffnungslosigkeit nun selbst in den meisten Führern jene nie gebeugte Seelenspannkraft niederdrückte, welche man als die Grundursache fast aller Großthaten der Vendéeinsurrection betrachten muß. In diesem Zustande, ohne allen Zweck, und lediglich weil die Brücke über den Loir bei Durtal von den Republikanern abgebrochen war, sette sich die Armee am 5ten 24 M. 8. la Morgens von la Suette nach Beaugé in Marsch. *) Die Erschöpfung gebot in diesem Orte Halt zu machen; erschien der Feind, so mußte man hoffen, daß bei angebornem Muthe, in der dringenden Noth, das Leben zu

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Suette.

*) Auf diesem Marsch starb Royrand an den Wunden, die er bei Laval erhalten hatte. Madame la Roche Jacq. II. 88.

vertheidigen, der schwer verwundete Löwe dem, welcher ihn anfiel, vielleicht doch noch furchtbar werden könne.

Westermann war am 5ten Nachmittags von Angers aufgebrochen; er fand die Spur der Royalisten, indem er Hunderte von Nachzüglern niederhieb, und schon am 6ten eröffnete er ein lebhaftes Artilleriefeuer auf Beaugé. 5 M. 8. Angers Bald rückte la Roche Jacquelein mit überlegener Anzahl der schwachen Abtheilung entgegen und zwang sie nach kurzem Gefecht wieder bis la Suette zurückzuweichen, wo erst in der folgenden Nacht die Division Müller zu ihr stieß. Als Westermann am 7ten wieder vor Beaugé erschien, fand er den Ort geräumt; der Kriegsrath der Insurgenten hatte bei der Unmöglichkeit, mit der Armee, wie sie jest war, noch den Loireübergang zu erzwingen, endlich den Entschluß gefaßt, das Heer wieder gegen Norden zurück, und zwar über la Fleche nach le Mans zu führen. Indeß auch dieser Entschluß gewährte keine andere Aussicht zur Rettung, als daß die schon mehrfach getäuschte Hoffnung auf allgemeine Theilnahme der Landleute in der Provinz Maine und der benachbarten Bretagne vielleicht doch noch erfüllt werden könnte.

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Nahe bei Beaugé auf der Straße nach la Fleche la Fleche 24 M. n. Beaugé. stieß Westermann auf die Arriergarde der Vendéer. Sie wich bald den lebhaften Angriffen des unermüdlichen Generals, und schon nåherte sich ihr rückgehendes Feuer der Hauptmasse, als diese die unerwartete und so doppelt fürchterliche Entdeckung machte, daß auch die Brücke über den Loir vor la Flèche abgebrochen sei, und zugleich eine

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feindliche Abtheilung hinter dem ́nicht zu durchwatenden Fluß dem Heere entgegenstehe. Es waren etwa 900 Mann, welche General Chabot, Befehlshaber in le Mans, während der Belagerung von Angers nach la Fleche geführt hatte. *) Schnell entschlossen in der dringenden Lage, befiehlt la Roche Jacquelein auf der einen Seite die Arriergarde unter Piron so kräftig zu unterstügen, daß sie den verfolgenden Feind aufhalten könne, anderseits die Tête der Armee solle durch ein lebhaftes Feuer die Republikaner in la Fleche beschäftigen; er selbst eilte an der Spike von 300 Reitern, die eben so viel Fußsoldaten hinter sich aufs Pferd nahmen, nach einer Mühle

Stunden oberhalb am Flusse und fand dort eine Furth, durch die das Detachement glücklich auf das andere Ufer kam. Als er sich gegen Abend mit demselben vor la Fleche zeigte, verließen die Republikaner den Ort, und eilten ohne fernern Widerstand zu leisten, auf der Straße nach le Mans zurück; die Brücke ward schleunig wieder hergestellt, und la Roche nahm an demselben Abend noch in Person an dem Gefechte der Arriergarde Theil, welches zulegt ebenfalls mit dem Rückzuge Westermanns endigte. Dieser beklagt sich bitter, daß ihn Müller durch

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Frau von la Roche Jacquelein giebt die Stärke dieses Detachements zu drei bis viertausend Mann an, was gewiß unrichtig ist, da dasselbe erft Behufs der Vertheidigung von le Mans durch schnell aufgebotene Nationalgarden auf 2000 Mann gebracht wurde.

unnöthiges Haltmachen in Beaugé der ganzen Macht des Feindes gegenüber im Stich gelassen habe.

Am andern Morgen, noch ehe der ganze Troß der Insurgenten über die Brücke hatte kommen können, griff Westermann ihre Urriergarde aufs neue an. Er wurde diesmal durch eine Brigade der Division Müller unterstüst; indeß la Roche Jacquelein warf sich ihm wieder an der Spike aller Vendéekrieger, welche noch Muth und Kräfte zeigten, mit solcher Unerschrockenheit entgegen, daß nach einem hartnäckigen Gefecht die Republikaner, wie Tags vorher, gegen Beaugé zurückweichen mußten. Ohne allen Verlust vollbrachten hierauf die Insurgenten den Uebergang und brachen die Brücke hinter sich ab. Bei Gelegenheit dieses Treffens findet man zum erstenmale, daß la Roche Jacquelein Officieren seiner Armee den Vorwurf der Feigheit gemacht haben soll, und zwar weil außer Allard und Beaugé nur Wenige an dem wichtigen Gefecht hatten Theil nehmen wollen; der größte Theil blieb während desselben ruhig in la Fleche hinter dem schüßenden Loir. *)

Der Rückzug der Royalisten über den Loir hob die Ungewißheit Marceau's über ihre Absichten, so daß er nun alle Colonnen seines Heeres gegen Beaugé und

*) Moniteur p. 324. 326. 602. Madame la Roche
Jacq. II. 86-91. Guerres des Vendéens II. 419–423.
Westermann p. 409-413., Benaben II. 37-40.
Beauchamp. II. 91–95.

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von da concentrirt zur unmittelbaren Verfolgung des nach Norden entweichenden Feindes dirigiren konnte. Er stand im Begriff, die Armee, zu Umgehung der Stellung bei la Fleche, von Beaugé nach Durtal zu führen, als am 10ten Morgens die Nachricht einlief, la Fleche sei geräumt und die ganze Masse der Gegner in vollem Rückzuge gegen le Mans. Westermann stellte noch an demselben Tage die verlassene Brücke wieder her und folgte 24 M. 8. la bis Foultourte, das ganze übrige Heer segte sich ebenfalls über la Fleche nach dieser Richtung in Marsch. *)

Fleche.

n. la Fleche.

Die Vendéer waren am 10ten December so eilig fortgerückt, daß sie gegen Abend an der Brücke Pontlieu Le Mans 5 M. über den Huisne, Meile von le Mans eintrafen. Man fand den Posten durch die Abtheilung Chabots besest, allein da die Brücke nicht abgebrochen war, erzwang la Roche Jacquelein den Uebergang im ersten Angriffe, und noch in derselben Nacht rückte das Heer in le Mans ein. Erschöpfung und Elend aller Art hatten jezt eine solche Höhe erreicht, daß die Führer dem fliehenden Haufen in dieser bedeutenden Stadt **) voller Hülfsmittel auf jede Gefahr einige Tage zur Erholung

*) Madame la Roche Jacq. II. 91. Guerres des Vendéens II. 423. Benaben II. 44-46. Westermann p. 409–413.

**) Nach Necker Sur l'administration des Finances. de la France I. 295. hatte die sehr weitläufige Stadt le Mans vor der Revolution ungefähr 13,500 Einwohner.

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